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16. Januar 1998 <strong>und</strong> 22. Juni 2001 vom türkischen Verfassungsgericht. Dessen<br />

ungeachtet entstanden aus dem geistigen Nachlaß der verbotenen Tugendpartei<br />

zwei neue Parteien, die <strong>als</strong> gemäßigt-islamisch beschriebene Partei für Gerechtigkeit<br />

<strong>und</strong> Entwicklung (Adalet ve Kalkinma Partisi / AKP) <strong>und</strong> die Partei der<br />

Glückseligkeit (Saadet Partisi / SP), die in der Türkei weiterhin die Abschaffung<br />

des Laizismus <strong>und</strong> die Errichtung einer islamischen Lebens- <strong>und</strong> Gesellschaftsordnung<br />

im Sinne einer universalen <strong>und</strong> allumfassenden Ordnung anstrebt.<br />

Während die Saadet Partisi sich ideologisch strikt an ihren verbotenen Vorgängerparteien<br />

MSP, RP <strong>und</strong> FP orientiert, nimmt die AKP für sich in Anspruch,<br />

islamisches Gedankengut mit der Demokratie versöhnen zu wollen <strong>und</strong> den<br />

zentralen Zielen der Ideologie der Nationalen Sicht abgeschworen zu haben.<br />

Genau das zieht aber ein Teil der türkischen Medien <strong>und</strong> der türkischen Öffentlichkeit<br />

in Zweifel. Immer wieder ist in bestimmten Zeitungen – darunter auch<br />

Massenblätter – im Hinblick auf die AKP <strong>und</strong> ihre führenden Vertreter von takkiye<br />

die Rede, <strong>als</strong>o von der Muslimen in Notlagen erlaubten Verleugnung der<br />

wahren Absichten. Zumindest bei zwei Gesetzgebungsvorhaben, die im Jahr<br />

2004 ganz oder teilweise gescheitert sind, gab es nach Ansicht jener, die der<br />

AKP takkiye unterstellen, Anhaltspunkte für die wahren Absichten der AKP-<br />

Regierung:<br />

Im Mai 2004 verabschiedete das türkische Parlament mit 254 Stimmen der regierenden<br />

AKP bei vier Gegenstimmen die Reform des Türkischen Hochschulrates<br />

(YÖK) – die Abgeordneten der oppositionellen Republikanischen Volkspartei<br />

(Cumhuriyet Halk Partisi / CHP) hatten schon vor der Abstimmung demonstrativ<br />

den Plenarsaal verlassen. Einer der umstrittensten Punkte der Reform war die<br />

Neureglung des Hochschulzugangs für Absolventen aller Berufsfachschulen –<br />

u.a. auch der Imam- <strong>und</strong> Predigerschulen (Imam-Hatip-Schulen) – womit die<br />

bisherige Benachteiligung gegenüber den Absolventen der Gymnasien aufgehoben<br />

werden sollte. Kritiker werteten dies <strong>als</strong> Gefahr einer Unterwanderung des<br />

laizistischen Systems, da die religiösen Schulen lediglich zur Ausbildung von<br />

Imamen <strong>und</strong> Predigern gegründet worden seien. Einige wollten gar nicht glauben,<br />

daß die Streitkräfteführung diese offene Herausforderung ohne nachhaltige<br />

Reaktion hinnehmen würde. Das Veto des laizistischen Staatspräsidenten Ahmet<br />

Necdet Sezer u.a. gegen die genannte Gesetzesregelung führte schließlich dazu,<br />

daß die AKP-Regierung den Gesetzentwurf zurückzog <strong>und</strong> – bis auf weiteres –<br />

in der Schublade verschwinden ließ.<br />

Größeres Aufsehen bei uns hat die Diskussion um den Ehebruchsparagraphen im<br />

neuen Türkischen Strafgesetzbuch erregt, das am 26. September 2004 – allerdings<br />

ohne den Ehebruchsparagraphen – in Kraft trat. Ehebruch war in der Türkei<br />

bis zur Aufhebung der entsprechenden Regelungen durch das türkische Ve r-<br />

fassungsgericht strafbewehrt. Der Entwurf des neuen Strafgesetzbuches sah nun<br />

die Wiedereinführung eines entsprechenden Paragraphen vor, was von AKPkritischen<br />

Kommentatoren <strong>als</strong> neuerlicher Hinweis auf die wahren Absichten der<br />

AKP gewertet wurde.<br />

Kommentatoren, die selbst im Hinblick auf die AKP nicht an Verschwörungstheorien<br />

glauben, meinen allerdings, sowohl der erwähnte <strong>und</strong> durchaus bedeu-<br />

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