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die Figur des Unternehmers (<strong>als</strong> Manager, Eigentümer <strong>und</strong> Arbeitgeber). Zunehmend<br />
verhärtet sich das Vorurteil, ein moralischer Unternehmer sei wie ein<br />
hölzernes Eisen, eine contradictio in adjecto. Dabei gerät er in den Schatten<br />
eines Ganoventums, das sich nicht einmal der entsprechenden „Ehre“ rühmen<br />
darf.<br />
Einem Unternehmer spricht man eher eine rücksichtslose, nicht von moralischen<br />
Skrupeln geplagte Persönlichkeit zu, eine Wolfsnatur, die sich im Dschungel des<br />
Wettbewerbs behaupten muß <strong>und</strong> deren vorherrschendes Organ der Ellenbogen<br />
ist. Auch das Erfolgsstreben nach Marktbeherrschung <strong>und</strong> die zunehmende Härte<br />
im globalen Wettbewerb zählen zum Repertoire der Kritik. Die Moralkritik ist zu<br />
einer gefährlichen Waffe geworden, mit der man Konkurrenten erledigen kann.<br />
Im Visier des Verdachtes, meist unmoralisch zu handeln, stehen „die da oben“,<br />
die vermeintlich Reichen <strong>und</strong> Mächtigen. Daraus leiten „die da unten“ die Berechtigung<br />
ab, es ihnen gleichzutun. Frei nach Schiller: Der brave Mann denkt an<br />
sich, selbst zuletzt.<br />
Das öffentlich reproduzierte Unternehmerbild spiegelt nicht selten ein Zerrbild<br />
von Habgier <strong>und</strong> Profitsucht, von Laster <strong>und</strong> Korruption. Die entsprechenden<br />
Skandale schädigen das moralische Ansehen des Managements wie das Vertrauen<br />
in „die Wirtschaft“ überhaupt. Darüber hinaus werden Unternehmer für alles<br />
mögliche verantwortlich gemacht, für die Arbeitslosigkeit, die Umweltverschmutzung<br />
<strong>und</strong> sogar für das Elend der Dritten Welt. Die moralisierende, von<br />
Sachkenntnis oft ungetrübte Kritik entspringt meist einer partikulären Gruppenmoral,<br />
die mit rigorosen Forderungen <strong>und</strong> Anklagen auftritt.<br />
Allerdings ist der Unternehmer nicht der autonome Macher der Wirtschaft, für<br />
den er vielfach gehalten wird. Er ist abhängig von naturalen <strong>und</strong> kulturellen<br />
Vorgegebenheiten, von Angebot <strong>und</strong> Nachfrage im globalen Markt, von nationalen<br />
<strong>und</strong> internationalen Konkurrenten, Lieferanten, Kapitalgebern <strong>und</strong> Banken,<br />
von Mitarbeitern, Betriebsräten <strong>und</strong> Gewerkschaften, von der technischen Entwicklung<br />
- <strong>und</strong> nicht zuletzt vom Staat <strong>und</strong> den übernationalen Instanzen, die<br />
nicht selten massiv intervenieren.<br />
Die Moralkritik ist nicht nur negativ zu bewerten, denn sie bietet den Kritisierten<br />
die Chance, sich öffentlich zu rechtfertigen für das, was sie tun <strong>und</strong> lassen, nach<br />
welchen Wertmaßstäben sie sinnvoll handeln - innerhalb einer Wirtschaftsordnung,<br />
deren moralische <strong>und</strong> rechtliche Regeln sie selber mitbestimmen können.<br />
Mit der Ausflucht in die Ausdehnung <strong>und</strong> Verschärfung des Strafrechts ist es<br />
nicht getan. Sie kommt allen teuer zu stehen. Billiger, d.h. gerechter wäre eine<br />
Besinnung auf die Zehn Gebote. Und auf die klassischen Tugenden. Diese gelten<br />
für Unternehmer wie für alle, die nicht <strong>als</strong> Ganoven gelten wollen.<br />
Moral ist nicht immer gratis zu haben. Sie kostet oft Selbstüberwindung <strong>und</strong><br />
Zeit, manchmal auch Geld. Sie ist ein Zeichen von Souveränität <strong>und</strong> Stärke <strong>und</strong><br />
unterstreicht die Glaubwürdigkeit des Unternehmers. Diese Investition in das<br />
Vertrauenskapital eines Unternehmens zahlt sich - nicht zuletzt - in seinem wirtschaftlichen<br />
Erfolg aus.<br />
Wolfgang Ockenfels<br />
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