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Schon 1999 hat Kohler 7 (S. 72) festgestellt: „Selbst wenn ein Land ... zu den<br />
Gewinnern ... gehört, werden einzelne Gruppen innerhalb dieses Landes mitunter<br />
zu den Verlierern zählen.“ Zählt vielleicht der B<strong>und</strong>esfinanzminister zu den<br />
größten Verlierern? Für die alten EU15 Länder bedeutet die „Osterweiterung“<br />
eine Herausforderung. Die bei uns in die Arbeitslosigkeit entlassenen Menschen<br />
müssen nun vom Staat, d. h. durch die Steuern der arbeitenden Bevölkerung<br />
unterstützt werden. Frenkel <strong>und</strong> Menkhoff 23 (S. 262) fordern dazu eine „ordnungspolitische<br />
Rahmensetzung“, die das Risiko ausschließt, daß Gewinne privatisiert<br />
werden <strong>und</strong> Verluste von der Gemeinschaft getragen werden müssen.<br />
Darum ist es wichtig, daß jeder Staat dafür sorgt, daß die Verluste derjenigen,<br />
die ohne Verschulden durch Maßnahmen wie die EU -Erweiterung Benachteiligung<br />
erfahren, adäquat ausgeglichen werden. Dieses Problem spricht auch Kohler<br />
5 an (S. 139). Haben die Entscheidungsträger der EU darüber nachgedacht?<br />
Sollte man das Wort von Markus Schöneberger 24 - „Ganz offensichtlich wurde<br />
versäumt, im Rahmen der EU-Beitrittsverhandlungen auch Schutzklauseln <strong>und</strong><br />
Übergangsfristen zu vereinbaren“ - ignorieren oder einsehen, daß auch <strong>hier</strong> die<br />
Notwendigkeit von Dämpfung angesprochen wird? Welche EU-Wirtschafts -<br />
politik fördert die europäische Zusammenarbeit am besten?<br />
Ein flüchtiger Blick in die Zukunft<br />
Falls sehr bald die Balkanstaaten Rumänien <strong>und</strong> Bulgarien <strong>als</strong> Mitglieder in die<br />
EU aufgenommen werden, wird sich nach den Daten des CIA Factbook 25 die<br />
nach dem ersten Szenario berechenbare Herausforderung, die durch die Osterweiterung<br />
entstanden ist, auf einen Faktor 1,32 vergrößern. Mit der Aufnahme<br />
der Türkei in die EU würde sie – ganz abgesehen von den kulturellen Diskrepanzen<br />
– auf den Faktor 1,92 anwachsen. Eine Aufnahme der Ukraine in die EU<br />
würde eine Steigerung der bereits existierenden <strong>und</strong> sich noch entwickelnden<br />
Herausforderung auf den Faktor 2,27 bewirken. Die Aufnahme der restlichen<br />
Balkanstaaten: Kroatien, Serbien mit Montenegro, Bosnien-Herzegowina, Mazedonien<br />
<strong>und</strong> Albanien bedeutet dann eine weitere Steigerung der Herausforderung<br />
der EU15 auf den Faktor 2,43, was dann für das erste Szenario einem jährlichen<br />
„Transfer“ von ~ 2770 Mrd. Euro in die seit 2004 in die EU aufgenommenen<br />
Länder entsprechen würde.<br />
Wie plant die EU -Führung in Kenntnis der Entwicklung der deutschen Wiedervereinigung<br />
diese Aufgabe zu bewältigen? Die Mißachtung natürlicher Zeitkonstanten<br />
bedingt bei den neuen Mitgliedstaaten eine überhitzte Entwicklung <strong>und</strong><br />
mit Sicherheit eine schwere Enttäuschung der verführerischen Erwartungshaltung.<br />
Und für die alten Länder ist sie überwiegend sehr schmerzlich. Gedämpftes<br />
Wachstum könnte in angemessener Zeit allen EU -Ländern eine konvergente<br />
Evolution ermöglichen. Noch besser ist es zukünftig, an der EU interessierten<br />
Ländern über eine privilegierte Partnerschaft einen Weg zu bereiten, der eine<br />
pragmatische Anbindung an die EU <strong>und</strong> je nach der Entwicklung des jeweiligen<br />
Landes später sogar eine volle Mitgliedschaft ermöglicht. Besitzt die EU genügend<br />
Sinn- <strong>und</strong> Sachkomp etenz, Besonnenheit <strong>und</strong> Geduld?<br />
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