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are Wunsch nach „sofort“. Hat nicht genau das einen Politiker bewogen, „blühende<br />
Landschaften“ zu versprechen mit der Konsequenz eines entsprechend<br />
hohen, aber unerfüllbaren Erwartungshorizonts? Ein Blick auf die deutsche Wiedervereinigung<br />
macht deutlich, daß 15 Jahre mit Sicherheit nicht genügen. Der<br />
Schriftsteller Erich Loest sagte in einem Interview 11 : „Das dauert sehr lange, bis<br />
das in Fleisch <strong>und</strong> Blut übergeht. Das ist bei weitem nicht so geschehen. Dagegen<br />
haben die Leute sehr schnell, geradezu minutenschnell begriffen, was das<br />
heißt: Reisefreiheit. Dieser (Einigungs-) Prozeß wird nicht vollzogen sein in 25<br />
Jahren, wie ich einmal hoffte, sondern noch viel länger dauern.“ Nach dem Ende<br />
des zweiten Weltkriegs haben wir in Westdeutschland r<strong>und</strong> 40 Jahre gebraucht,<br />
bis wir wirtschaftlich stark waren. Der Criticus 12 schreibt (S. 5): „Die Alexander<br />
von Humboldt-Stiftung hat mehr <strong>als</strong> 50 Jahre gebraucht, um jene internationale<br />
Gemeinschaft zu werden, <strong>als</strong> die sie sich heute in 130 Nationen der Erde darstellt,<br />
eine Gemeinschaft, die sich <strong>als</strong> Familie fühlt, ... Könnte ihr Erfolgsrezept<br />
nicht auch ein Rezept für das an Sympathie <strong>und</strong> Zuneigung notleidende Europa<br />
sein?“ Und, wenn Kinder mancher Einwanderer selbst in der dritten Generation<br />
noch nicht genügend deutsch sprechen, legt das nahe, daß die natürliche Zeitspanne<br />
quantitativ mindestens eine, wenn nicht sogar zwei Generationen beträgt.<br />
Welcher Politiker – auch in der EU – hat den Mut, den Menschen das <strong>und</strong> damit<br />
die Wahrheit zu sagen <strong>und</strong> deutlich zu machen, daß gute Entwicklungen Zeit<br />
benötigen? Dadurch ließen sich viele Enttäuschungen der Bürger vermeiden. Bei<br />
sehr komplizierten Systemen kennt man zunächst die „Zeitkonstanten“ nicht.<br />
Um sie zu bestimmen, setzt man in der Physik das „System“ einer kleinen Störung<br />
aus, einer geringen „Kraftwirkung“, <strong>und</strong> beobachtet, wie das System darauf<br />
reagiert. Auf diese Weise gelingen Aussagen über das zeitliche Verhalten von<br />
Systemen, die sich einer Berechnung entziehen. Im praktischen Leben hat uns<br />
die Erfahrung gelehrt, daß bei Abläufen, die den Menschen betreffen, Zeiträume<br />
von mindestens einer Generation richtig sind.<br />
Es ist bekannt, daß die physikalischen Potentiale Kräfte verursachen, welche<br />
Systeme bewegen können, die ohne Dämpfung häufig Oszillationen ausgesetzt<br />
sind. Bei allen Meßgeräten wird Dämpfung angewandt, damit ein Zeigerausschlag<br />
sich rasch „einpendelt“. Eine Tsunami-Welle läßt sich leider nicht dämpfen.<br />
Die Konsequenzen sind bekannt. Beim Auto sorgen Stoßdämpfer an der<br />
Radaufhängung für angenehmes, ruhiges <strong>und</strong> zusätzlich sichereres Fahren.<br />
Dämpfung ist nicht einfach Bremsung, sondern sorgt für allmähliche Angleichung<br />
<strong>und</strong> Beruhigung. Sie hat <strong>als</strong>o entscheidende Vorteile. Trotzdem glauben<br />
viele Menschen, darauf verzichten zu können.<br />
Subventionen gedämpft ändern<br />
Kann man Dämpfung auch auf wirtschaftliche Systeme anwenden? Warum<br />
nicht? Als Beispiele könnten Subventionen, Eigenheimzulagen oder Kilometerpauschalen<br />
dienen. Wenn man solche Unterstützungsmaßnahmen nicht plötzlich<br />
an- oder abschaltet oder in größeren Sprüngen ändert, sondern durch einfache<br />
Regeln dafür sorgt, daß sie über eine angemessene, meist die natürliche Zeit-<br />
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