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ten Glaubende diese charité gegen das Linsenmus (vgl. Gen 25.31) der solidarité<br />

eintauschen?<br />

Das Christentum <strong>als</strong> solches hängt an der Gr<strong>und</strong>wahrheit, daß Gott die Liebe ist.<br />

Ohne sie sind die Geheimnisse von Dreifaltigkeit <strong>und</strong> Erlösung völlig dunkel, ja<br />

abstrus. Im Horizont der Liebe gewinnen sie Umrisse <strong>und</strong> bewegen zur Anbetung.<br />

Denn <strong>als</strong> gegenseitiges Geschenk der Selbsthingabe ist Gott dreipersönlich:<br />

schrankenlose Kommunion der Beziehung zwischen Ich <strong>und</strong> Du; Liebe (griechisch<br />

agápe), die sich unablässig schenkt (Vater), die sich von Ewigkeit her in<br />

absoluter Gratuität empfängt (Sohn), die sich ohne Ende eint <strong>und</strong> unterscheidet<br />

(Heiliger Geist). Das Zueinander der drei Personen kennzeichnet ihre Liebe <strong>als</strong><br />

Kraft, die des anderen Nähe sucht <strong>und</strong> die Ketten der Einsamkeit des anderen<br />

bricht, um zu trösten <strong>und</strong> zu erlösen. Sie läßt sich herab <strong>und</strong> erniedrigt sich, indem<br />

sie dem Menschen nachgeht. Den christlichen Gott hält der unendliche<br />

Abstand zwischen göttlichem Schöpfer <strong>und</strong> sterblichem Geschöpf nicht ab, den<br />

trennenden Abgr<strong>und</strong> mit seiner allmächtigen Güte zu füllen. In dieser seiner<br />

„Menschwerdung hat er sich gewissermaßen mit jedem Menschen vereinigt“<br />

(Gaudium et spes 22), nahm freiwillig Leidensfähigkeit an <strong>und</strong> teilte das<br />

menschliche Los in seiner erbarmungswürdigen Niedrigkeit (vgl. Mk 15,34;<br />

Hebr 2,18; 4,15).<br />

Jesu Erdenweg ist vorgezeichnet vom himmlischen Vater, der unsere Erlösung<br />

will. Auf diesem Weg offenbart der Herr das Wesen <strong>und</strong> einzelne Züge der göttlichen<br />

Liebe.<br />

Jesus verkündet den Vater in den Evangelien <strong>als</strong> Quelle <strong>und</strong> Modell der Güte<br />

zwischen den Menschen: Er nährt die Vögel des Himmels (vgl. Mt 6,26); er<br />

weiß, was wir brauchen (vgl. ebd. 32); er gibt, um was wir ihn bitten; er läßt uns<br />

finden, was wir suchen; er öffnet, wenn wir anklopfen (vgl. ebd. 7,7). Die biblischen<br />

Pastoralbriefe ziehen das Fazit <strong>und</strong> formulieren, daß in Christus „die Güte<br />

<strong>und</strong> Menschenfre<strong>und</strong>lichkeit Gottes, unseres Retters“ (Tit 3,4), in die Welt gekommen<br />

ist. Er sei in eine Welt gekommen, in der der Mensch selbstsüchtig aller<br />

Art von Laster nachgehe. In dieser Welt wird er zum Neuanfang. Er leitet das<br />

Zeitalter eines anderen Wandelns <strong>und</strong> Handelns ein.<br />

Der Sohn sucht die totale Gemeinschaft mit seinen irdischen Brüdern <strong>und</strong><br />

Schwestern. Seine Nähe zu uns ist vorbehaltlos <strong>und</strong> seine Sensibilität für uns alle<br />

unverkürzt. Dennoch reflektiert er nicht einfachhin, wie sich Menschen lieben.<br />

Denn menschliche Liebe tut generell nicht den ersten Schritt; sie ist sek<strong>und</strong>är:<br />

Das menschliche Herz wandelt erotische Anziehung nur im nachhinein in Zuneigung.<br />

Christi Liebe stammt hingegen von oben, von dem „einen Gott, dem Vater<br />

… auf den hin wir leben“ (1 Kor 8,6). Sein <strong>und</strong> Handeln des ewigen Sohnes<br />

entspringen nicht dem eigenen Ich, sondern der Liebe, die der Vater für ihn hat.<br />

Christi Form der Liebe widerstrebt aller Selbstgenügsamkeit. Sie entläßt nicht in<br />

die Autonomie oder gar in die Isolierung. Sie ist „verdankt“; sie realisiert umfassend<br />

die Sohnschaft: demütiges Empfangen <strong>und</strong> dankbarer Jubel. – Folglich<br />

entlastet sie den Engagierten in seinem Einsatz <strong>und</strong> drängt ihn in die Gemeinschaft<br />

mit Christus, dem eigentlich Liebenden. So lieben wir, „weil er uns zuerst<br />

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