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MLL – nur eine Abkürzung? - Wasd.urz.uni-magdeburg.de

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Ein Jahr Arbeit in <strong>de</strong>n Strahlentherapien<br />

Deutschlands lag nun wie<strong>de</strong>r hinter uns.<br />

Am 7. und 8. November 2008 trafen wir<br />

uns zum 5.MTRA-Workshop im ZENIT-<br />

Forschungsgebäu<strong>de</strong> in Mag<strong>de</strong>burg. Es<br />

stan<strong>de</strong>n Gynäkologische Tumoren auf <strong>de</strong>r<br />

Themenliste. Um 14 Uhr war <strong>de</strong>r Tagungsraum<br />

gut gefüllt. Konferenzleiterin Sabine<br />

Hartwig, leiten<strong>de</strong> MTRA <strong>de</strong>r Klinik für<br />

Strahlentherapie, begrüßte alle Teilnehmer<br />

und stimmte nach <strong>de</strong>n Grußworten von<br />

Herrn Prof. Ga<strong>de</strong>mann alle auf die bevorstehen<strong>de</strong>n<br />

Wortbeiträge ein. 13 sehr vielversprechen<strong>de</strong><br />

Vorträge, die auch für uns<br />

sehr persönlich von großem Interesse<br />

waren, lagen vor uns.<br />

Risiko durch Impfung min<strong>de</strong>rn<br />

Frau Dr. Perlitz (Hal<strong>de</strong>nsleben) brachte<br />

uns die neuen Forschungsergebnisse, die<br />

die erste Impfung gegen <strong>de</strong>n Krebs ermöglichen,<br />

nahe: Die Erkenntnis, dass ein<br />

55nm großer Virus für <strong>eine</strong> <strong>de</strong>r häufigen<br />

gynäkologischen Tumoren verantwortlich<br />

ist und durch genitalen Schleimhautkontakt<br />

zu <strong>eine</strong>r lokalen Infektion führen<br />

kann, die wie<strong>de</strong>rum die Voraussetzung für<br />

ein Zervix-Karzinom sein kann. Dank dieser<br />

Erkenntnis können wir Mädchen im<br />

Alter zwischen 16 und 18 Jahren mit <strong>eine</strong>r<br />

Impfserie vor <strong>eine</strong>r <strong>de</strong>r schwersten Krankheiten<br />

bewahren. Natürlich sollte man<br />

auch an die Überträger <strong>de</strong>s HPV-Virus, die<br />

Jungen, <strong>de</strong>nken. Auch sie sollten <strong>eine</strong>r<br />

Impfung unterzogen wer<strong>de</strong>n, um das Risiko<br />

<strong>de</strong>r Übertragung zu minimieren.<br />

HPV steht für Human Papilloma Virus. Die<br />

Nachweisverfahren <strong>de</strong>s VIRUS wur<strong>de</strong>n<br />

sehr anschaulich beschrieben. Ein weiteres<br />

Problem ist die Früherkennung, da selbst in<br />

Deutschland <strong>nur</strong> 50% <strong>de</strong>r Frauen davon<br />

Gebrauch machen <strong>–</strong> lei<strong>de</strong>r. Dazu muss man<br />

wissen, dass die Vorstufe dieser Krebserkrankung,<br />

die CIN-Läsionen, mit Erfolg<br />

behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n können. Einige Fragen,<br />

die die Impfung betreffen, blieben noch<br />

unbeantwortet, zum Beispiel nach <strong>de</strong>r Höhe<br />

<strong>de</strong>r notwendigen Antikörperkonzentrationen,<br />

nach <strong>de</strong>r Schutzdauer, <strong>de</strong>r Wirksamkeit<br />

bei bereits aufgetretenen Infektionen,<br />

wie wirkt die Impfung bei Jungen und so<br />

5. MTRA-Workshop in Mag<strong>de</strong>burg<br />

<strong>MLL</strong> <strong>–</strong> <strong>nur</strong> <strong>eine</strong> <strong>Abkürzung</strong>?<br />

weiter. Die Frage aus <strong>de</strong>m Publikum nach<br />

bekannten To<strong>de</strong>sfällen im Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>r Impfung konnte ein<strong>de</strong>utig verneint<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Tabuthemen?<br />

Um Harninkontinenz nach gynäkologischen<br />

Operationen ging es in <strong>de</strong>m zweiten<br />

Vortrag von Frau Dr. Hosang (OÄ <strong>de</strong>r Universitätsfrauenklinik<br />

Mag<strong>de</strong>burg). Das<br />

größte Problem besteht in <strong>de</strong>r großen<br />

Hemmschwelle, die Patientinnen bei <strong>de</strong>r<br />

Thematik haben. Nur 4 von 10 Patientinnen<br />

lassen sich behan<strong>de</strong>ln und konsultieren<br />

ihren Arzt. Es ist nicht von <strong>de</strong>r Hand zu<br />

weisen: Da wir in unserem Leben ca.153.000<br />

Mal die Toilette benutzen, können diese<br />

Probleme die Lebensqualität drastisch einschränken.<br />

Zu <strong>de</strong>n häufigsten Erscheinungen<br />

gehören <strong>de</strong>r ungewollte Urinverlust,<br />

die Blasenschwäche, die Belastungsinkontinenz<br />

(verursacht durch Niesen o<strong>de</strong>r<br />

Lachen) o<strong>de</strong>r die Dranginkontinenz (verursacht<br />

durch <strong>eine</strong> Nervenstörung <strong>de</strong>r Blasenmuskulatur).<br />

Hier wur<strong>de</strong> eindrucksvoll<br />

geschil<strong>de</strong>rt, wie wichtig ein Gespräch mit<br />

<strong>de</strong>n Patienten ist. Die wichtigste Voraussetzung<br />

für <strong>eine</strong> komplexe Diagnostik ist die<br />

Fähigkeit <strong>de</strong>s Arztes bzw. <strong>de</strong>s Medizinischen<br />

Personals zuzuhören, weil man diese<br />

Probleme <strong>nur</strong> durch ein Vertrauensverhältnis<br />

zwischen allen Beteiligten klären und so<br />

<strong>de</strong>n Patientinnen <strong>eine</strong> optimale Therapie<br />

ange<strong>de</strong>ihen lassen kann. Diese Therapie<br />

kann in Form <strong>eine</strong>s Blasentrainings, <strong>eine</strong>r<br />

spannungsfreien Schlinge, pharmakologisch<br />

o<strong>de</strong>r über die Behandlung durch<br />

<strong>eine</strong>n Neurourologen erfolgen. Für <strong>de</strong>n<br />

Therapieerfolg ist <strong>eine</strong> komplexe Diagnostik<br />

erfor<strong>de</strong>rlich. Die Spätreaktionen in<br />

Folge <strong>eine</strong>r gynäkologischen Operation<br />

wirken bis 40 Jahre nach.<br />

Tumorschmerzen<br />

„Tumorschmerzen <strong>–</strong> ein update“. Unter<br />

diesem Titel stand <strong>de</strong>r Vortrag von Frau Dr.<br />

Harnisch aus <strong>de</strong>m Klinikum Mag<strong>de</strong>burg.<br />

Ihr Rückblick in die Geschichte, als man<br />

noch glaubte, dass Schmerzen von Dämonen<br />

und Schlangen verursacht wür<strong>de</strong>n, hat<br />

sich Dank <strong>de</strong>r Wissenschaft und <strong>de</strong>r Aufklärung<br />

grundlegend gewan<strong>de</strong>lt. Wir können<br />

davon ausgehen, dass ein mangeln<strong>de</strong>s<br />

Sinnes- und Gefühlserlebnis nicht immer<br />

organische Ursachen haben muss. Und<br />

gera<strong>de</strong> diese Kenntnis ist es, die uns animieren<br />

sollte, <strong>de</strong>m Patienten bzw. <strong>de</strong>r Patientin<br />

genau zuzuhören. Schmerzen, Angst<br />

und Depressionen haben <strong>eine</strong>n großen Einfluss<br />

auf unsere Lebensqualität. Sie können<br />

physischer, psychischer Ursache sein<br />

und sogar aus <strong>de</strong>m sozialen Umfeld herrühren.<br />

Deshalb nimmt die Schmerztherapie<br />

<strong>eine</strong>n nicht unerheblichen Platz in <strong>de</strong>r<br />

Onkologie ein. Zur Verbesserung <strong>de</strong>r<br />

Schmerzsituation <strong>de</strong>r Patienten sollte man<br />

alle Möglichkeiten nutzen, die sich bieten.<br />

Hierzu gehören unter an<strong>de</strong>rem die Physiotherapie,<br />

die medikamentöse Schmerztherapie<br />

(z. Bsp. mit opioidfreien Analgetika<br />

bis hin zu starken Opioi<strong>de</strong>n) und Nervenblocka<strong>de</strong>n.<br />

Auf je<strong>de</strong>n Fall sollte man hier<br />

das Alter und die Vorlieben <strong>de</strong>r Patienten<br />

berücksichtigen. Patientendokumentation<br />

mit Tagebüchern sind ein gutes Mittel, um<br />

<strong>de</strong>n Teufelskreis Schmerz zu durchbrechen.<br />

Hier sind wir gefor<strong>de</strong>rt und sollten<br />

genügend Aufmerksamkeit zeigen und<br />

nicht im schmerzvollen Umfeld ertrinken.<br />

Ein kl<strong>eine</strong>s Gefühl <strong>de</strong>r Geborgenheit und<br />

Fürsorge ohne Bevormundung ist ein großer<br />

Schritt in Richtung Therapieerfolg.<br />

Und dieses Gefühl kostet kein Geld. Neben<br />

<strong>de</strong>n oben genannten Dingen gehört natürlich<br />

auch <strong>eine</strong> gute Strahlentherapie zu <strong>de</strong>n<br />

Dingen, die wir <strong>de</strong>n Patienten ange<strong>de</strong>ihen<br />

lassen können. Zu <strong>de</strong>n Konzepten <strong>de</strong>r<br />

Strahlentherapie bei gynäkologischen<br />

Tumoren sprach Herr PD Dr. Hei<strong>de</strong>r aus<br />

Halle. So erfuhren wir, dass Ovarial-<br />

Tumore primär operiert wer<strong>de</strong>n und dann<br />

mit <strong>eine</strong>r Chemotherapie behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n<br />

können. Die Möglichkeit <strong>eine</strong>s Abdominal-<br />

Ba<strong>de</strong>s bis 20 Gy (Toleranz <strong>de</strong>r strahlensensiblen<br />

Organe) kann diskutiert wer<strong>de</strong>n,<br />

sollte aber <strong>de</strong>r palliativen Strahlentherapie<br />

bei Rezidivbestrahlungen vorbehalten bleiben.<br />

Das Korpus-Karzinom wird strahlentherapeutisch<br />

mit <strong>eine</strong>r 4-Fel<strong>de</strong>rtechnik unter<br />

Schonung <strong>de</strong>r Region, die durch die Brachytherapie<br />

aufgesättigt wird, behan<strong>de</strong>lt.<br />

Diese Aussparungen erfolgen durch Blöcke<br />

o<strong>de</strong>r MLC-Leafs. Primär ist beim<br />

Cervix-Karzinom die Operation indiziert,<br />

adjuvante Radio-Chemo-Therapie erfolgt<br />

bei Stadium I b/c. Bei Inoperabilität sollte<br />

<strong>eine</strong> primäre Strahlentherapie erfolgen.<br />

Auch Schmerzen lassen sich strahlentherapeutisch<br />

behan<strong>de</strong>ln. Im Vortrag wur<strong>de</strong><br />

auch das Vulva-Karzinom nicht vergessen.<br />

Die Früherkennung ist auch hier die<br />

beste Möglichkeit, alle therapeutischen<br />

Mittel ausnutzen zu können, die Bestrahlungstechniken<br />

von <strong>de</strong>r manuellen Kontakttherapie,<br />

die mit hohen Belastungen<br />

Universitätsklinikum intern 01/09<br />

Universitätsklinikum intern 1/2009 13


Universitätsklinikum intern 01/09<br />

für <strong>de</strong>n Patienten (Anfor<strong>de</strong>rungen physischer<br />

Natur-lange Liegezeiten in <strong>eine</strong>r<br />

Zwangsposition) und <strong>de</strong>n Therapeuten<br />

(hohe Dosisbelastungen) einherging bis<br />

zur mo<strong>de</strong>rnen ferngesteuerten Brachy-<br />

Therapie. Nicht zu vergessen ist auch <strong>de</strong>r<br />

Wan<strong>de</strong>l in <strong>de</strong>r perkutanen Therapie vom<br />

Telekobald zur intensitätsmodulierten<br />

Bestrahlung an mo<strong>de</strong>rnen Linearbeschle<strong>uni</strong>gern.<br />

Beson<strong>de</strong>rheiten in <strong>de</strong>r<br />

Bestrahlungsplanung<br />

Nach <strong>de</strong>r Pause, befassten wir uns mit <strong>de</strong>r<br />

Bestrahlungsplanung. Der Vortrag von<br />

Herrn Ludvik, <strong>de</strong>r als Medizinphysiker in<br />

<strong>eine</strong>r Gemeinschaftspraxis in Halle arbeitet,<br />

beschäftigte sich mit <strong>de</strong>r Planung und<br />

Durchführung <strong>de</strong>r Strahlentherapie. Schon<br />

das Planungs-CT erfor<strong>de</strong>rt die Berücksichtigung<br />

<strong>eine</strong>r Vielzahl von Faktoren, die<br />

nicht zuletzt <strong>de</strong>n Therapieerfolg bestimmen.<br />

Als Beispiel hierfür nannte er sehr<br />

übergewichtige Patientinnen. Die Dosisverteilung<br />

bezieht sich in die oberflächlichen<br />

Bereiche, so dass die Dosisbelastung<br />

<strong>de</strong>r Haut über 100% betragen kann. Auch<br />

Pilzinfektionen und an<strong>de</strong>re Komplikationen<br />

sind möglich und können zum Abbruch<br />

<strong>de</strong>r Therapie führen. Eine Dosisabschätzung<br />

an Blase und Darm bei <strong>de</strong>r Brachy-<br />

Therapie ist ein weiteres Problem. Frau<br />

Lippert (MTRA) aus <strong>de</strong>m Klinikum in<br />

Hanau schil<strong>de</strong>rte uns, wie in ihrem Haus<br />

die Planungs- CT‘s mit Kontrastmittel<br />

gefahren wer<strong>de</strong>n. Hierbei wird großer Wert<br />

auf die Reproduzierbarkeit, die Möglichkeiten<br />

<strong>de</strong>s Patienten und die Bestrahlungstechnik<br />

gelegt. Als Optimum wird die<br />

Rückenlage mit <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>r Brust,<br />

in <strong>eine</strong>r Kopfschale und <strong>eine</strong>m Knie- und<br />

Fußkissen angesehen. Die optimale Patientenlagerung<br />

ist natürlich auch ein Thema,<br />

mit <strong>de</strong>m sich die Industrie beschäftigt, wie<br />

uns Herr Dr. Ing. Salewski, Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>r Fa. Reuther Medizintechnik GmbH<br />

& Co.KG in s<strong>eine</strong>m Vortrag bestätigte. Es<br />

geht um die Entwicklung gut durchdachter<br />

und einfachhandzuhabener Hilfsmittel für<br />

die Spezifika <strong>de</strong>r Strahlentherapie.<br />

Am zweiten Tagungstag eröffnete Herr<br />

Prof. Kiricuta aus Limburg die Vortragsreihe<br />

mit <strong>de</strong>m lymphatischen System. Die<br />

genaue Diagnostik <strong>de</strong>s Lymphknotenstatus<br />

ist die Basis für <strong>eine</strong> optimale Therapie <strong>de</strong>r<br />

Patienten. Für je<strong>de</strong> Tumorlokalisation gibt<br />

es Lymphknoten. Ein PET-CT zeigt befallene<br />

Zellen, gibt damit Aufschluss über das<br />

Risikogebiet und ist Basis für <strong>eine</strong> individuell<br />

angepasste Therapie. Es gibt mehr als<br />

25 Lymphknoten für das Becken. Es ist<br />

von großer Be<strong>de</strong>utung, <strong>eine</strong> gemeinsame<br />

Sprache zwischen Chirurgen, Radiologen,<br />

Pathologen und Strahlentherapeuten zu<br />

entwickeln, die <strong>eine</strong> optimale Therapie<br />

ermöglicht. Seit 1999 hat sich die Beschreibung<br />

<strong>de</strong>r Zielvolumen <strong>de</strong>utlich verbessert,<br />

aber lei<strong>de</strong>r entstehen immer noch die gleichen<br />

Feldkonfigurationen wie vor 40 Jahren.<br />

Das zeigt ganz <strong>de</strong>utlich <strong>–</strong> hier muss<br />

man miteinan<strong>de</strong>r re<strong>de</strong>n und han<strong>de</strong>ln. Spätestens<br />

nach diesem Vortrag wusste je<strong>de</strong>r<br />

um die Be<strong>de</strong>utung <strong>eine</strong>s Wächterlymphknotens.<br />

Im Vortrag wur<strong>de</strong>n nicht <strong>nur</strong><br />

medizinische, son<strong>de</strong>rn auch wirtschaftliche<br />

Aspekte dargelegt.<br />

Expertensymposium<br />

Im nächsten Vortrag ging es um die Thematik:<br />

Operation <strong>–</strong> Strahlentherapie <strong>–</strong> Chemotherapie<br />

in <strong>de</strong>r Primärtherapie <strong>de</strong>s Zervix-Karzinoms:<br />

Was, wann und zu welchem<br />

Preis? Wobei es Herrn PD Dr. Claßen<br />

aus Karlsruhe nicht um <strong>de</strong>n Preis in Euro<br />

ging. In <strong>de</strong>n Frühstadien, erfuhren wir, sind<br />

die Therapieformen gleichwertig und über<br />

ihre Nebenwirkungen gibt es randomisierte<br />

Studien. Die Einteilung erfolgt in akute<br />

und chronische Nebenwirkungen. Junge<br />

Frauen profitieren von <strong>de</strong>r operativen<br />

Metho<strong>de</strong>, da die ovariale Belastung wesentlich<br />

geringer ist als bei <strong>de</strong>r Strahlentherapie.<br />

Die kombinierte Radio-Chemotherapie<br />

bringt <strong>de</strong>utliche Vorteile für das Überleben,<br />

hat jedoch Nebenwirkungen an Darm,<br />

Blase und Nieren zur Folge. Die Lokalrezidivrate<br />

bei Chemotherapien ist wesentlich<br />

geringer und <strong>eine</strong> Metastasierung erfolgt<br />

später.<br />

Vertrauensverhältnis aufbauen<br />

Im Anschluss berichtete Frau PD Dr. Höller<br />

(Neuköln), die uns durch ihren Vortrag<br />

zum Datenschutz aus <strong>de</strong>m Vorjahr bekannt<br />

war, über die Behandlung <strong>de</strong>r Nebenwirkungen<br />

<strong>de</strong>r Strahlentherapie. Wie<strong>de</strong>rholt<br />

fielen die Begriffe <strong>de</strong>r akuten und späten<br />

(chronischen) Nebenwirkungen, beson<strong>de</strong>rs<br />

wur<strong>de</strong> auf Entzündungen, eingeschränkte<br />

Funktion und Nekrosen im Darmbereich<br />

hingewiesen. Lei<strong>de</strong>r gibt es für diese<br />

Erscheinungen k<strong>eine</strong> Prophylaxe. Therapeutisch<br />

ist <strong>eine</strong> Diät (fettarm, ballaststoffarm,<br />

glutaminreich und wenig Milchprodukten)<br />

zu verabreichen. Entzündungshemmen<strong>de</strong><br />

Mittel sind kontraindiziert. Das<br />

Beschwer<strong>de</strong>bild <strong>de</strong>r Patienten wird vom<br />

Personal meistens unterschätzt, hierbei<br />

kommt <strong>de</strong>m Vertauensverhältnis Patient <strong>–</strong><br />

Arzt <strong>eine</strong> sehr große Be<strong>de</strong>utung zu. Wer<br />

spricht schon freiwillig über Rektum und<br />

Blase…? Auch Sitzbä<strong>de</strong>r und Pu<strong>de</strong>r gehören<br />

<strong>de</strong>r Vergangenheit an. Dagegen sind<br />

Duschen und Verbän<strong>de</strong> aus Alginaten för<strong>de</strong>rlich.<br />

Vielen Dank für diesen sehr praxisorientierten<br />

Vortrag.<br />

Sexualität und Krebs <strong>–</strong> schwer verständlich<br />

<strong>–</strong> warum? Unabhängig vom Alter und<br />

Krankheitsbild gehört die Sexualität zu<br />

unserem Leben. Wieviel Feingefühl und<br />

Verständnis dabei erfor<strong>de</strong>rlich ist, beschrieb<br />

uns sehr kompetent Frau Stuhr (Psychologin<br />

in <strong>de</strong>r Beratungsstelle für Tumorpatienten<br />

und Angehörige in Leipzig und<br />

Zwickau). Unsere Patienten haben viele<br />

Probleme, die ihre Sexualität beeinflussen.<br />

Da wären Inkontinenz, körperliches Selbstbefin<strong>de</strong>n<br />

(bin ich noch <strong>eine</strong> Frau?) und<br />

nicht zuletzt ist das subjektive Selbstbefin<strong>de</strong>n<br />

zu nennen. Diese Probleme wer<strong>de</strong>n<br />

selten angesprochen, so dass hier das Zuhören<br />

und das Erkennen von Signalen wichtig<br />

sind. Erst wenn die Neugier und Ent<strong>de</strong>ckungsfreu<strong>de</strong><br />

nach Geduld und Trauer<br />

geweckt sind, wissen wir, dass Krebs und<br />

Sexualität sich nicht ausschließen. Zum<br />

Abschluss ihres Vortrags fand Frau Stuhr<br />

Worte, die ich <strong>nur</strong> wie<strong>de</strong>rholen kann:<br />

„Schön ist alles, was wir mit Liebe empfin<strong>de</strong>n!“<br />

<strong>–</strong> wie wahr.<br />

Gesprächsführung<br />

Allen ist in <strong>de</strong>n Vorträgen aufgefallen, dass<br />

wir uns sehr individuellen Problemen stellen<br />

müssen. Frau Berndt aus Halle, ebenfalls<br />

Psychologin wie ihre Vorrednerin,<br />

machte, so glaube ich zumin<strong>de</strong>st, auf <strong>eine</strong><br />

oft verdrängte Thematik aufmerksam <strong>–</strong> die<br />

Gesprächsführung. Wir haben zu wenig<br />

Zeit, zu viele Informationen und auch persönliche<br />

Probleme. Alles das kennt man.<br />

Nur zur Erinnerung <strong>eine</strong> kl<strong>eine</strong> Situation:<br />

Ein Patient kommt zur zweiten Bestrahlung:<br />

• Wie<strong>de</strong>r kein Handtuch mit!<br />

• Vorher <strong>eine</strong> halbe Stun<strong>de</strong> Ausfall am<br />

Beschle<strong>uni</strong>ger!<br />

• Holen wir das wie<strong>de</strong>r auf?<br />

• Wir arbeiten länger, wer holt mein Kind<br />

ab?<br />

Dem gegenüber die Situation aus Patientensicht:<br />

• Ich war <strong>eine</strong> halbe Stun<strong>de</strong> vorher da, <strong>de</strong>r<br />

Taxifahrer wartet!<br />

• Wo war doch gleich die Kabine?<br />

• Was sollte ich ausziehen?<br />

• Wur<strong>de</strong> ich aufgerufen?<br />

• Gestern waren das aber an<strong>de</strong>re<br />

MTRA‘s!<br />

• Wie konnte ich das Handtuch vergessen…?<br />

• Bloß still liegen!<br />

• Habe ich was falsch gemacht <strong>–</strong> soll ich<br />

fragen o<strong>de</strong>r liegen bleiben?<br />

In dieser Situation hilft k<strong>eine</strong> Hektik, son<strong>de</strong>rn<br />

ein kl<strong>eine</strong>s vertrautes Lächeln. Für<br />

14<br />

Universitätsklinikum intern 1/2009


uns ist die Situation nicht NEU. Die Strahlentherapie<br />

und die damit verbun<strong>de</strong>n<br />

Gespräche sollten in <strong>eine</strong>r geschützten<br />

Atmosphäre unter Einbeziehung von<br />

Bezugspersonen (Ehepartner) und ohne<br />

Informationsüberflutung stattfin<strong>de</strong>n.<br />

Im letzten Vortrag <strong>de</strong>s diesjährigen Workshops<br />

sprach Herr Professor Wolf zum<br />

Thema „Auf <strong>de</strong>r Suche nach <strong>de</strong>r Seele.<br />

Was fin<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Hirnforscher?“. Für mich<br />

noch einmal ein abschließen<strong>de</strong>r Höhepunkt<br />

<strong>de</strong>r Veranstaltung. Aber <strong>eine</strong> Aufgabe<br />

habe ich abschließend noch zu erfüllen,<br />

nämlich aufzuklären, was die <strong>Abkürzung</strong><br />

<strong>MLL</strong> aus <strong>de</strong>r Überschrift be<strong>de</strong>utet? Ganz<br />

einfach, wir arbeiten jetzt ein Jahr mit Lust<br />

und Lei<strong>de</strong>nschaft, um uns nächs tes Jahr<br />

mit noch „Mehr Lust und Lei<strong>de</strong>nschaft“<br />

wie<strong>de</strong>r zu treffen.<br />

Mein Dank im Namen aller Teilnehmer<br />

geht an Frau Hartwig und ihre zahlreichen<br />

und fleißigen Helfer, die es ermöglichen,<br />

diese Veranstaltung mit so viel Erfolg<br />

durchzuführen. Insbeson<strong>de</strong>re möchte ich<br />

in diesem Jahr die Referenten hervorheben.<br />

Bitte macht weiter so, ich freue mich<br />

schon wie viele an<strong>de</strong>re auf das nächste<br />

Mal.<br />

Ute Ruhnow

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