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Physik EI01 Schwingungen Seite<br />

SCHWINGUNGEN, WELLEN, OPTIK<br />

1 SCHWINGUNGEN<br />

Einführung<br />

Handversuch: Federpendel auslenken und loslassen.<br />

(Dynamische) Charakterisierung des Federpendels:<br />

• stabile Ruhelage<br />

• rücktreibende Kraft bei Auslenkung aus der Ruhelage<br />

11_Schwingungen_Einführung_BA.doc - 1/13<br />

• Trägheit der Masse führt bei der Rückkehr in die Ruhelage zu<br />

einem Überschwingen.<br />

D<br />

m<br />

(Energetische) Charakterisierung des Federpendels<br />

Im schwingenden Zustand wiederholen sich die Bewegungszustände.<br />

Bei der maximalen Auslenkung besitzt das Pendel nur die pot. Energie der<br />

Federspannung. Beim Nulldurchgang besitzt das Pendel nur die kin. Energie<br />

der bewegten Masse.<br />

Damit haben wir die kennzeichnenden Eigenschaften eines<br />

schwingungsfähigen Systems gefunden:<br />

Definition: Schwingungsfähiges System<br />

Jeder bewegliche "Körper" (Masse, Ladung, etc.), der durch rücktreibende Kräfte an<br />

eine stabile Gleichgewichtslage gebunden ist, stellt ein schwingungsfähiges System dar.<br />

Eine Schwingung ist eine periodische Zustandsänderung, bei der Energie zwischen zwei<br />

Energiereservoiren ausgetauscht wird.<br />

(Hier: potentielle Energie der Feder ⇔ kinetische Energie der Masse)<br />

Periodische Zustandsänderung<br />

(Energieaustausch)<br />

Ein schwingungsfähiges<br />

Element (Oszillator)<br />

<strong>⇓</strong><br />

Schwingung<br />

Viele gekoppelte schwingungsfähige<br />

Elemente<br />

<strong>⇓</strong><br />

Welle<br />

D<br />

m<br />

D<br />

m<br />

K<br />

Kennzeichen: Energie der Schwingung<br />

breitet sich entlang der Federkette aus.


Physik EI01 Schwingungen Seite<br />

1.1 Der Harmonische Oszillator (freie, ungedämpfte Schwingung)<br />

11_Schwingungen_Einführung_BA.doc - 2/13<br />

Periodische Bewegung<br />

Nach einem Zeitintervall T (Periodendauer) wiederholt sich ein bestimmter Bewegungszustand<br />

in gleicher (ungedämpfte Schwingung) oder ähnlicher (gedämpfte Schwingung) Form.<br />

Beispiel für eine periodische Beregung:<br />

Ψ(t): physikalische Größe<br />

Ψ(t)<br />

T<br />

(Auslenkung, Ladung, Spannung etc. )<br />

t<br />

Ψ() t = Ψ( t+ T) = Ψ( t+ 2 T) = ...<br />

T: Periodendauer<br />

Wichtigster Spezialfall einer periodischen Bewegung:<br />

Harmonische Schwingung - der Schwingungsvorgang läßt sich mit einer einfachen Sinus- bzw.<br />

Kosinusfunktion beschreiben. (Wir werden sehen, dass sich eine harmonische Schwingung immer<br />

dann ergibt, wenn die rücktreibende Kraft einem linearen Kraftgesetz gehorcht).<br />

Kinematik der harmonischen Schwingung<br />

Nach obiger Definition ist eine Kreisbewegung mit der Winkelgeschwindigkeit ω = 2π/T = const<br />

eine Schwingung mit der Periode T (→ zirkulare Schwingung).<br />

Eine lineare Schwingung, d.h. eine Bewegung auf einer geraden Bahn ergibt sich durch Projektion auf<br />

die x- oder y-Achse.<br />

y<br />

y<br />

r<br />

r<br />

ϕ<br />

x<br />

0<br />

T/2 T<br />

(π) (2π)<br />

t<br />

(ϕ)<br />

π<br />

r<br />

x<br />

Projektion auf y-Achse:<br />

y( ϕ) = rsinϕ<br />

yt () = rsinω<br />

t<br />

ϕ<br />

2π<br />

Projektion auf x-Achse:<br />

x ( ϕ)<br />

= r cosϕ<br />

x( t)<br />

= r cosωt


Physik EI01 Schwingungen Seite<br />

11_Schwingungen_Einführung_BA.doc - 3/13<br />

Weg- Zeitgesetz der harmonischen Schwingung<br />

st () = s$ sinω<br />

t<br />

mit: s = Amplitude<br />

ωt = ϕ = Phase (entspricht dem Dreh winkel,<br />

bzw. dem Bogen auf dem Einheitskreis)<br />

ω = Kreisfrequenz, [ω] = rad/s<br />

f = Frequenz<br />

t = Zeit<br />

2π<br />

Wegen: ω = = 2πf<br />

äquivalente Schreibweise<br />

T<br />

st () = 2π<br />

s$ sin(<br />

T t ) = s $ sin( 2π<br />

ft )<br />

Geschwindigkeit<br />

ds<br />

vt ()=<br />

dt<br />

vt () = s$ ω cosω<br />

t<br />

mit vmax = s$ ω = v$<br />

r<br />

0<br />

0<br />

s(t)<br />

v(t)<br />

T/2 T<br />

T/2 T<br />

t<br />

t<br />

Beschleunigung<br />

2<br />

dv d s<br />

a ( t)<br />

= =<br />

dt<br />

2<br />

dt<br />

2 2<br />

at () =− s$ ω sin ωt=−ω<br />

st ( )<br />

a(t)<br />

t<br />

mit amax = s$ ω 2 = a$<br />

T/2 T<br />

Allgemeine Form einer harm. Schwingung<br />

st () = s$ sin( ωt+<br />

ϕ 0 )<br />

ϕ 0 = Phase für t = 0<br />

(Nullphasenwinkel)<br />

s(t)<br />

t


Physik EI01 Schwingungen Seite<br />

1.1.1 Das Federpendel (Dynamik des harmonischen Oszillators)<br />

11_Schwingungen_Einführung_BA.doc - 4/13<br />

Bewegung einer trägen Masse um eine stabile Ruhelage, wobei die rücktreibende Kraft dem<br />

linearen Kraftgesetz gehorcht.<br />

stabile Ruhelage<br />

D<br />

m<br />

Bei Auslenkung aus der Ruhelage tritt<br />

eine rücktreibende Kraft auf, die bei<br />

kleinen Auslenkungen dem<br />

Hookschen Gesetz folgt:<br />

F Rück<br />

F Rück = −Dx<br />

D = Federkonstante<br />

x<br />

Annahme: Reibungsfreie Unterlage und masselose Feder<br />

Die Anwendung des Newtonschen Aktionsprinzips (2. Newton Gesetz) führt auf die<br />

Bewegungsgleichung der freien, ungedämpften Schwingung.<br />

m&&<br />

x t)<br />

= ∑ F<br />

mx &&(<br />

t)<br />

= −Dx<br />

( ang.<br />

m & x + Dx = 0 Bewegungsgleichung (Differentialgleichung) der harmonischen Schwingung<br />

homogene, lineare DGL 2. Ordnung mit konstanten Koeffizienten<br />

- homogen: DGL wird Null, wenn Variable oder ihre Ableitungen Null sind<br />

- linear: keine Produkte oder Potenzen von x, dx/dt usw.<br />

- 2. Ordnung: höchste Ableitung ist die 2. Ableitung<br />

- konstante Koeffizienten: Koeffizienten (m, D) sind konstant<br />

Lösung der DGL:<br />

Lösungsansatz: vielfach durch Raten und Ausprobieren<br />

x(<br />

t)<br />

= xˆ<br />

sin( ω0t<br />

+ ϕ)<br />

x&<br />

( t)<br />

= xˆ<br />

ω cos( ω t + ϕ)<br />

&& x(<br />

t)<br />

= −xˆ<br />

ω<br />

2<br />

0<br />

sin( ω t + ϕ)<br />

Einsetzen in DGL:<br />

2 D<br />

( −ω<br />

+ ) ⋅ xˆ<br />

⋅sin(<br />

ω0t<br />

+ ϕ)<br />

m<br />

0 =<br />

0<br />

0<br />

2<br />

ω 0<br />

D<br />

=<br />

m<br />

Kreisfrequenz der freien ungedämpften Schwingung<br />

ω 0 ist unabhängig von der Amplitude<br />

(wesentliches Kennzeichen der harmonischen Schwingung)<br />

2<br />

0 =<br />

& x<br />

+ ω x 0 DGL in “Normalform“


Physik EI01 Schwingungen Seite<br />

11_Schwingungen_Einführung_BA.doc - 5/13<br />

Das Weg-Zeitgesetz lautet also:<br />

x ( t)<br />

= xˆ sin( ω 0t<br />

+ ϕ)<br />

Die Lösung enthält noch zwei freie Parameter, die Amplitude xˆ und den Nullphasenwinkel ϕ !<br />

Diese erhält man aus zwei zusätzlichen Informationen, den sog. Anfangsbedingungen oder<br />

Anregungsbedingungen x(t = 0) = x 0 und v(t = 0) = v 0 .<br />

Beispiel: Masse wird aus der Ruhelage ausgelenkt und zur Zeit t = 0 angestoßen.<br />

(Dabei wird dem System potentielle und kinetische Energie zugeführt)<br />

1. Anregungsbedingung: x ( t = 0) = x0<br />

2. Anregungsbedingung: x &( t = 0) = v0<br />

x ( 0) = x0 = xˆ<br />

sin( ϕ)<br />

x & t)<br />

= v = ˆ xω cos( ) ⇒<br />

( 0 0 ϕ<br />

2<br />

2<br />

2<br />

x 0 = xˆ<br />

sin ( ϕ)<br />

2 2 2<br />

0 0 ϕ<br />

v = ( ˆ xω ) cos ( ) ⇒<br />

ω0x<br />

tan( ϕ ) =<br />

v<br />

x ˆ = x +<br />

0<br />

v<br />

0<br />

2 0 2<br />

0 ( )<br />

ω0<br />

Die Messung der Federkonstante durch Messung der Schwingungsdauer bzw. Frequenz des<br />

entsprechenden Federpendels ist viel genauer als die statische Kraft-Messmethode (F = Dx).<br />

Diese Methode ist auch im atomaren Bereich anwendbar.<br />

1.1.2 Mathematisches Pendel (Fadenpendel)<br />

Punktförmige Masse m ist an einem masselosen Faden der Länge l aufgehängt.<br />

Bei Auslenkungen aus der Ruhelage entsteht eine rücktreibende Kraft.<br />

Rücktreibende Kraft (schwere Masse):<br />

FRück<br />

= −mS<br />

g sinϕ<br />

x = lϕ<br />

ϕ<br />

Newton (träge Masse):<br />

mT<br />

& x<br />

= −mS<br />

g sinϕ<br />

ml & ϕ = −mg sinϕ<br />

g<br />

& ϕ<br />

+ sin ϕ = 0 Nichtlineare DGL !<br />

l<br />

m<br />

F Rück<br />

F rad<br />

Linearisierung für kleine Auslenkungen: sinϕ = ϕ<br />

F = mg<br />

g<br />

& ϕ<br />

+ ϕ = 0 l<br />

2 g<br />

ω 0 = oder<br />

l<br />

T<br />

= 2π<br />

l<br />

g<br />

Schwingungsdauer ist unabhängig von der Masse !<br />

T<br />

2<br />

g<br />

Sekundenpendel: T = 2s ⇒ l = = 0,994 m<br />

2<br />


Physik EI01 Schwingungen Seite<br />

1.1.3 Drehpendel<br />

11_Schwingungen_Einführung_BA.doc - 6/13<br />

Beim Drehpendel läuft die Drehachse A durch den Massenmittelpunkt eines starren Körpers.<br />

Die Ruhelage wird durch eine an der Drehachse befestigte Feder definiert.<br />

Rücktreibendes Moment:<br />

M Rück = −D*ϕ<br />

D* = Winkelrichtgröße<br />

rücktreibendesMoment<br />

D * =<br />

Drehwinkel<br />

Dynamisches Grundgesetz der Rotation<br />

J α = M Rück<br />

J & ϕ = −D*ϕ<br />

A<br />

ϕ<br />

r<br />

m<br />

Ruhelage<br />

D*<br />

& ϕ + ϕ = 0<br />

J<br />

2<br />

ω 0 =<br />

D*<br />

J<br />

Analogie: Translation - Rotation<br />

m → J<br />

a → α<br />

F → M<br />

D → D*<br />

Anwendung des Torsionspendels:<br />

Bestimmung des Trägheitsmoments von starren Körpern<br />

a) Symmetrischer starren Körper mit bekanntem J 0<br />

wird in Drehschwingungen versetzt.<br />

T 0 wird gemessen (D* bestimmbar).<br />

D*<br />

2π<br />

ω<br />

0<br />

= =<br />

J T<br />

0<br />

0<br />

Draht D*<br />

J 0<br />

b) Starrer Körper mit unbekanntem J x wird am Draht<br />

aufgehängt und schwingt um Schwerpunktsachse.<br />

T x wird gemessen<br />

D* 2π<br />

ω x = =<br />

J x Tx<br />

Division der beiden Gleichungen ergibt<br />

2<br />

J T<br />

Tx<br />

J x = J 0<br />

J<br />

T<br />

x x<br />

=<br />

0 T 0<br />

2<br />

0<br />

D*<br />

SP<br />

J x


Physik EI01 Schwingungen Seite<br />

1.1.4 Physisches Pendel (körperliches Pendel)<br />

Ein physisches Pendel ist ein beliebig geformter Körper, der um eine raumfeste Achse A<br />

schwingen kann.<br />

r r r<br />

Rücktreibendes Moment ( M = × F ):<br />

M Rück = −mgssinϕ<br />

( M Rück = D*⋅ϕ<br />

)<br />

Dynamisches Grundgesetz der Rotation<br />

J Aα<br />

= M Rück<br />

A<br />

s<br />

SP<br />

J A & ϕ = −mgs sinϕ<br />

Linearisierung für kleine Auslenkwinkel ϕ<br />

und J A = J S + ms 2 (Steinerscher Satz)<br />

mg<br />

mgs<br />

& ϕ + ϕ = 0 Bewegungsgleichung des physischen Pendels<br />

2<br />

J + ms<br />

S<br />

11_Schwingungen_Einführung_BA.doc - 7/13<br />

T<br />

Ph<br />

= 2π<br />

2<br />

J S + ms<br />

mgs<br />

ω<br />

0<br />

=<br />

J<br />

mgs<br />

S +<br />

ms<br />

2<br />

Reduzierte Pendellänge<br />

Ein entsprechendes Fadenpendel mit der gleichen Schwingungsdauer muss eine<br />

Fadenlänge von l r haben.<br />

T<br />

l<br />

r<br />

M<br />

= 2π<br />

lr<br />

g<br />

2<br />

J S + ms<br />

= Reduzierte Pendellänge<br />

ms<br />

Reversionspendel<br />

Eine Schwingung um eine zu A parallele Achse A’, im senkrechten Abstand l r , besitzt die gleiche<br />

Schwingungsdauer wie die Schwingung um die Achse A. Der Punkt im Abstand l r von A (durch den<br />

Schwerpunkt SP) heißt Schwingungsmittelpunkt oder Stoßmittelpunkt.<br />

s ' = lr − s<br />

J A ' J S + ms'<br />

T ' Ph = 2π<br />

= 2π<br />

mgs'<br />

mgs'<br />

2<br />

= 2π<br />

J<br />

S<br />

+ m<br />

mg(<br />

J + ms<br />

2<br />

(<br />

S<br />

ms<br />

J + ms<br />

2<br />

S<br />

ms<br />

− s)<br />

− s)<br />

2<br />

= T<br />

PH<br />

Mit dem Reversionspendel lässt sich die<br />

Gravitationskonstante g sehr genau bestimmen.<br />

(g = 9,80723129 in München)<br />

A<br />

s<br />

SP<br />

l r - s<br />

A’


Physik EI01 Schwingungen Seite<br />

11_Schwingungen_Einführung_BA.doc - 8/13<br />

1.1.5 Energie des harmonischen Oszillators<br />

Eine einfache Umformung der Bewegungsgleichung des Federpendels führt auf den Energiesatz.<br />

2<br />

d x<br />

m + Dx = 0<br />

2<br />

dt<br />

dv<br />

m + Dx = 0<br />

Multiplikation mit v liefert<br />

dt<br />

dv dx<br />

mv + Dx = 0<br />

dt dt<br />

d ⎛ m 2 ⎞ d ⎛ D 2 ⎞<br />

d ⎛ m 2 D 2 ⎞<br />

⎜ v ⎟ + ⎜ x ⎟ = 0 oder ⎜ v + x ⎟ = 0<br />

dt ⎝ 2 ⎠ dt ⎝ 2 ⎠<br />

dt ⎝ 2 2 ⎠<br />

Die letzte Gleichung ist gleichbedeutend mit dem Energieerhaltungssatz.<br />

Die Summe aus kinetischer Energie und potentieller Energie ist konstant.<br />

m 2 D 2<br />

W ges = v + x = const<br />

2 2<br />

Federpendel:<br />

x(<br />

t)<br />

xˆ sin( ω t)<br />

= 0<br />

2<br />

D = mω 0<br />

0 0<br />

v(<br />

t)<br />

= ω xˆ cos( ω t)<br />

W pot<br />

W kin<br />

D 2 D 2 2 mω<br />

( ) ˆ<br />

0 2<br />

= x t = x sin ( ω 0t)<br />

= xˆ<br />

sin<br />

2 2<br />

2<br />

m 2 m 2 2 2 D 2<br />

= v ( t)<br />

= ω 0 xˆ<br />

cos ( ω0t)<br />

= xˆ<br />

cos<br />

2 2<br />

2<br />

2<br />

2<br />

2<br />

( ω t)<br />

0<br />

( ω t)<br />

m 2 D 2<br />

W ges = vˆ<br />

= xˆ<br />

= const<br />

2 2<br />

Ein schwingungsfähiges System wandelt periodisch<br />

kinetische Energie in potentielle Energie um und umgekehrt.<br />

0<br />

x(t)<br />

W kin , W pot<br />

t<br />

t<br />

Die obige Ableitung der Energieerhaltung zeigt auch:<br />

In manchen Fällen ist es einfacher, die Bewegungsgleichung nicht mit dem Newtonschen<br />

Aktionsprinzip aufzustellen, sondern durch Ableitung des Energiesatzes.<br />

(in der theor. Mechanik ⇒ Lagrangegleichungen)<br />

Zusammenfassung<br />

• Harmonische Schwingungen treten immer beim linearem Kraftgesetz auf.<br />

• Sehr häufig in der Natur, da bei Störungen (z.B. elastischer Verformung) die rücktreibende<br />

Kraft immer proportional zur Auslenkung ist.<br />

• Anregung: a) auslenken → loslassen → W pot zuführen<br />

a) anstoßen → W kin zuführen<br />

a) auslenken und anstoßen → W pot + W kin zuführen


Physik EI01 Schwingungen Seite<br />

1.2 Freie, gedämpfte Schwingung<br />

11_Schwingungen_Einführung_BA.doc - 9/13<br />

Reale Schwingungen sind immer mit Reibungsverlusten verbunden. Die Schwingungsenergie<br />

wird durch Reibung verbraucht, d.h. Dissipation in Wärme.<br />

Da die potentielle Energie proportional zur Amplitude ist, nimmt die Amplitude ab.<br />

Beispiel: Reibung einer Kugel in einer Flüssigkeit<br />

“Schwingfall “Aperiodischer Grenzfall“ “Kriechfall“<br />

kleine Dämpfung<br />

große Dämpfung<br />

1.2.1 Geschwindigkeitsproportionale (viskose) Reibung<br />

Die Bewegungsgleichung (Differentialgleichung) erhält<br />

ein zusätzliches geschwindigkeitsproportionales<br />

Reibungsglied.<br />

F<br />

F<br />

Reib<br />

= −bx&<br />

= rx&<br />

(z.B. Stokesreibung)<br />

Reib −6πη<br />

b = Reibungskoeffizient<br />

v<br />

F Reib<br />

D<br />

Die Bewegungsgleichung lautet dann<br />

F = −Dx<br />

− bx&<br />

ang<br />

m & x<br />

= −Dx<br />

− bx&<br />

D b<br />

& x<br />

+ x + x&<br />

= 0<br />

m m<br />

F Reib<br />

v<br />

m<br />

x<br />

2 D b<br />

Mit den Abkürzungen ω 0 = und δ = erhält man die allgemeine Bewegungsgleichung<br />

m 2m<br />

2<br />

0 =<br />

& x<br />

+ 2δ&<br />

x + ω x 0 Bewegungsgleichung der viskos gedämpften Schwingung<br />

b<br />

δ =<br />

Abklingkonstante oder Dämpfungskonstante<br />

2m


Physik EI01 Schwingungen Seite<br />

Fallunterscheidungen:<br />

2<br />

2<br />

11_Schwingungen_Einführung_BA.doc - 10/13<br />

1. Fall: δ −ω0<br />

< 0 oder δ < ω0<br />

schwache Dämpfung gedämpfte Schwingung<br />

2<br />

2<br />

2. Fall: δ −ω0<br />

> 0 oder δ > ω0<br />

starke Dämpfung Kriechfall<br />

2<br />

2<br />

3. Fall: δ −ω0<br />

= 0 oder δ = ω0<br />

mittlere Dämpfung aperiodischer Grenzfall<br />

1. Fall: Schwingfall (schwache Dämpfung δ < ω0<br />

)<br />

Die Lösung der DGL ist:<br />

−δt<br />

x( t)<br />

= xe ˆ cos( ω t + ϕ)<br />

d<br />

x(t)<br />

wobei für die Frequenz gilt:<br />

ω<br />

2 2<br />

d = ω 0 −δ<br />

.<br />

t<br />

• Man erhält eine exponentiell gedämpfte Schwingung.<br />

• Die Frequenz der gedämpften Schwingung ist kleiner als die der ungedämpften Schwingung.<br />

Sie wird mit steigender Dämpfung immer kleiner.<br />

Die reellen Konstanten xˆ und ϕ werden aus den Anfangsbedingungen bestimmt.<br />

Häufig verwendet man den Dämpfungsgrad D.<br />

δ = D<br />

d = ω0 2<br />

ω 1 − D<br />

0<br />

ω ( = 1/ heißt Abklingzeit)<br />

Logarithmisches Dekrement<br />

Die Dämpfungskonstante lässt sich durch Vergleich zweier aufeinanderfolgender Amplituden im<br />

zeitlichen Abstand T d = 2/ d , leicht bestimmen. Der zeitliche Abstand zwischen zwei<br />

Amplitudenmaxima beträgt eine Schwingungsdauer T d = 2/ d . Man erhält:<br />

xˆ(<br />

t + Td<br />

) e<br />

=<br />

xˆ(<br />

t)<br />

e<br />

xˆ n + 1 −δT = e d<br />

xˆ<br />

n<br />

−δ<br />

( t+<br />

T )<br />

−δt<br />

d<br />

cos( ωd<br />

( t + Td<br />

)) −δT<br />

= e<br />

cos( ωdt)<br />

d<br />

oder<br />

Das Produkt T d bezeichnet man als logarithmisches Dekrement .<br />

xˆ<br />

n<br />

Λ = δ ⋅Td<br />

= ln<br />

xˆ<br />

n+<br />

1<br />

Λ = 1 bedeutet Amplitudenabfall auf 1/e innerhalb einer Periode.<br />

1/Λ ergibt die Anzahl der Perioden, bis die Amplitude auf 1/e abgeklungen ist.


Physik EI01 Schwingungen Seite<br />

2. Fall: Kriechfall (starke Dämpfung δ > ω0<br />

)<br />

11_Schwingungen_Einführung_BA.doc - 11/13<br />

Die allgemeine Lösung ergibt sich als Linearkombination von zwei exponentiell abfallenden<br />

Funktionen.<br />

x(t)<br />

x(<br />

t)<br />

= Ae ˆ<br />

( −δ<br />

−<br />

2 2<br />

δ −ω<br />

) t<br />

0<br />

+ Be ˆ<br />

( −δ<br />

+<br />

2 2<br />

δ −ω<br />

) t<br />

0<br />

Die “Schwingung“ besteht je nach<br />

Anregungsbedingung aus einem langsamen<br />

exponentiellen Abfall bzw. einer einzigen<br />

Auslenkung.<br />

t<br />

3. Fall: Aperiodischer Grenzfall ( δ = ω0<br />

)<br />

Die allgemeine Lösung lautet für δ = ω0<br />

:<br />

x t)<br />

=<br />

−δt<br />

( c + c t) e<br />

( 1 2<br />

x(t)<br />

Aperiodisch gedämpfte Schwingung<br />

Die “Schwingung“ besteht wie im Kriechfall aus einer<br />

einzigen Auslenkung mit einem exponentiellen Abfall.<br />

Sie strebt jedoch schneller gegen den Nullpunkt als im<br />

Kriechfall.<br />

t<br />

Darin liegt die Bedeutung der aperiodischen Dämpfung in der Technik.<br />

Die aperiodische Dämpfung ermöglicht die schnellste<br />

Dämpfung von unerwünschten Schwingungen.<br />

• Federung in Fahrzeugen<br />

• Messwerke in elektrischen Instrumenten<br />

• Tastkopf am Oszillographen


Physik EI01 Schwingungen Seite<br />

1.2.2 Konstante Reibungskraft<br />

11_Schwingungen_Einführung_BA.doc - 12/13<br />

Die Reibungskraft ist konstant und abhängig von der Geschwindigkeitsrichtung v .<br />

Bezeichnungen dafür sind:<br />

- trockene Reibung<br />

- Gleit- oder Rollreibung<br />

- äußere Reibung<br />

- Coulomb Dämpfung<br />

Da die Reibungskraft eine nichtkonservative Kraft ist (keine Funktion des Ortes - besitzt kein<br />

Potential), muss die Bewegung jeweils in Halbperioden zerlegt werden, wo sich die Masse m nach<br />

rechts bzw. nach links bewegt.<br />

D<br />

F Feder<br />

F Reibung<br />

v<br />

F Feder<br />

v<br />

F Reibung<br />

m<br />

x<br />

x<br />

1. Fall: Bewegung nach rechts( x& > 0 )<br />

r<br />

FReib<br />

= −F R<br />

m&<br />

x<br />

= ∑ Fang = −Dx<br />

− F R<br />

m&<br />

x&+<br />

Dx = −<br />

F R<br />

2. Fall: Bewegung nach links ( x& < 0 )<br />

r<br />

F Reib = +F R<br />

m & x<br />

= ∑ Fang = −Dx<br />

+ F R<br />

m & x&+<br />

Dx = +<br />

F R<br />

Lösung der DGL: allgemeine Lösung der homogenen DGL plus eine spezielle Lösung<br />

der inhomogenen DGL (siehe Federpendel im Schwerefeld)<br />

FR<br />

x( t)<br />

= xˆ sin( ω 0t<br />

+ ϕ)<br />

−<br />

D<br />

FR<br />

x( t)<br />

= xˆ sin( ω 0t<br />

+ ϕ)<br />

+<br />

D<br />

Die Gesamtschwingung setzt sich aus harmonischen Halbperioden um die<br />

Gleichgewichtslagen +F R /D und -F R /D zusammen.<br />

Die Schwingungsamplitude nimmt pro Halbperiode um 2F R /D ab.<br />

Die Frequenz bleibt konstant und ist ω 0 .<br />

x(t)<br />

t<br />

Aufgabe: Zeigen Sie, dass die Schwingung immer mit einer vollen Halbperiode endet !


Physik EI01 Schwingungen Seite<br />

11_Schwingungen_Einführung_BA.doc - 13<br />

FREIE, VISKOS GEDÄMPFTE SCHWINGUNG<br />

2<br />

0 =<br />

& x<br />

+ 2δ&<br />

x + ω x 0 Bewegungsgleichung<br />

b<br />

δ = Abklingkonstante<br />

2m<br />

2<br />

ω 0<br />

D<br />

=<br />

m<br />

Schwache Dämpfung:<br />

δ < ω 0<br />

Starke Dämpfung:<br />

δ > ω 0<br />

Aperiodischer Grenzfall<br />

δ = ω 0<br />

−δt<br />

x( t)<br />

= xe ˆ cos( ω t + ϕ)<br />

d<br />

x(<br />

t)<br />

= Ae ˆ<br />

( −δ<br />

−<br />

2 2<br />

δ −ω<br />

) t<br />

0<br />

+ Be ˆ<br />

( −δ<br />

+<br />

2 2<br />

δ −ω<br />

) t<br />

0<br />

x(<br />

t)<br />

−δt<br />

( c + c t) e<br />

= 1 2<br />

ω<br />

2 2<br />

d = ω 0 −δ<br />

.<br />

x(t)<br />

Die “Schwingung“ besteht je nach<br />

Anregungsbedingung aus einem langsamen<br />

exponentiellen Abfall bzw. einer einzigen<br />

Auslenkung.<br />

Die “Schwingung“ besteht wie im Kriechfall<br />

aus einer einzigen Auslenkung mit einem<br />

exponentiellen Abfall. Sie strebt jedoch<br />

schneller gegen den Nullpunkt als im<br />

Kriechfall<br />

x(t)<br />

x(t)<br />

t<br />

t<br />

t<br />

logarithmisches Dekrement:.<br />

xˆ<br />

n<br />

Λ = δ ⋅Td<br />

= ln<br />

xˆ<br />

n+<br />

1<br />

Bedingung für Nulldurchgang:<br />

2 2<br />

0 < ( −δ<br />

− δ −ω0<br />

)<br />

x&<br />

( t = 0) = v<br />

x<br />

0<br />

Bedingung für Nulldurchgang:<br />

v < −δ<br />

0 x 0

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