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Angebrannter Sand

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Fehlerbeschreibungen: <strong>Angebrannter</strong> <strong>Sand</strong><br />

11 Fehlerbeschreibungen: <strong>Angebrannter</strong> <strong>Sand</strong><br />

<strong>Angebrannter</strong> <strong>Sand</strong><br />

Entscheidungshilfe ➝ S. 124<br />

<strong>Sand</strong>steuerung ➝ S. 176<br />

Beschreibung der Merkmale<br />

Dünne <strong>Sand</strong>schalen, die fest am Gußstück haften. Der Fehler tritt<br />

verstärkt bei dickwandigen Gußstücken und hohen Gießtemperaturen<br />

auf.<br />

Vorkommen des Fehlers<br />

Besonders bei dickwandigen Gußstücken, aber auch in Anschnittnähe<br />

und bei hohen Gießtemperaturen sintert der Formstoff infolge<br />

zu geringer Feuerbeständigkeit als dünne <strong>Sand</strong>schale am<br />

Gußstück fest. Durch die Neigung des flüssigen Metalls, in die<br />

<strong>Sand</strong>poren einzudringen, klammert sich die gebildete Schale an<br />

der Gußoberfläche fest und ist selbst beim Strahlputzen kaum zu<br />

entfernen, sondern sie muß meistens abgeschliffen werden.<br />

Erläuterungen<br />

Die Temperaturbelastung des Formstoffs ist so hoch, daß ein<br />

Sintern der Bentonit- und Silikatanteile im <strong>Sand</strong> auftritt. Auch<br />

stets vorliegende Eisenoxide bilden mit den niedrig schmelzenden<br />

Silikaten Eisensilikate, die den Sinterpunkt des <strong>Sand</strong>es<br />

weiter herabsetzten. Da durch Sintern und Schmelzen von Verunreinigungen<br />

im Formsand das flüssige Eisen schneller penetrieren<br />

kann, haben diese Schichten häufig durch penetriertes Eisen eine<br />

feste Haftung auf der Gußoberfläche.<br />

Mögliche Ursachen<br />

Tongebundener Formsand<br />

• zu geringer Gehalt an Glanzkohlenstoffbildner<br />

• zu hohe Anteile an niedrigschmelzenden Stoffen<br />

• zu hohe Oolithisierung<br />

Formanlage<br />

• ungleichmäßige Verdichtung der Form<br />

Anschnitt- und Gießtechnik<br />

• ungleichmäßige Verteilung der einlaufenden Metallmengen<br />

und dadurch örtliche Überhitzung<br />

• zu hohe Gießtemperatur<br />

Abhilfen<br />

Tongebundene Formstoffe<br />

• Erhöhen des Anteils an Glanzkohlenstoffbildner. Dadurch<br />

erhöht sich die Koksmenge und auch die Menge an Glanzkohlenstoff,<br />

die eine gewisse Trennung Form / Metall ergibt.<br />

• reinere Quarzsande verwenden, evtl. Neusand zugeben.<br />

Staubanteile reduzieren. Evtl. Bentonitmenge reduzieren.<br />

• Oolithisierung durch Neusandzusatz reduzieren<br />

Formanlage<br />

• Für gleichmäßige Verdichtung sorgen, evtl. Wärmeabfuhr<br />

der Formen erhöhen<br />

Abb. 1:<br />

Abb. 2:<br />

<strong>Sand</strong>körner auf der Oberfläche eines Gußteils aus GGL bei unzureichender Glanzkohlenstoffbildung.<br />

Vergrößerung: 10 mm Bild = 0,08 mm<br />

Dünnwandiges Gußteil aus GGL mit festhaftender <strong>Sand</strong>schicht.<br />

Vergrößerung: 10 mm Bild = 8,1 mm<br />

Anschnitt und Gießtechnik<br />

• Einlaufende Metallmengen vergleichmäßigen<br />

• Gießgeschwindigkeit reduzieren<br />

• Gießtemperatur absenken


12 Fehlerbeschreibungen: <strong>Angebrannter</strong> <strong>Sand</strong><br />

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Fehlerbeschreibungen: <strong>Angebrannter</strong> <strong>Sand</strong><br />

Hintergrundinformationen<br />

Literatur<br />

Anhaftende <strong>Sand</strong>schichten bilden sich vor allem bei einem zu<br />

geringen Glanzkohlenstoffbildungsvermögen des Formsandes.<br />

Der Gehalt an Glanzkohlenstoff im Formsand soll bei der Herstellung<br />

von Teilen aus GGL zwischen 0,2 – 0,6 %, nach anderen<br />

Autoren bei 0,2 – 0,4 % liegen. 1 Gemessen wird wegen der<br />

Schwierigkeit der exakten Bestimmung des Glanzkohlenstoffes<br />

im Formsand der »aktive Kohlenstoffgehalt«, der zwischen<br />

0,35 – 0,65 % liegen sollte.<br />

Treten <strong>Sand</strong>anhaftungen auf, kann durch Einstellen eines höheren<br />

Gehaltes oder Einsatz eines Glanzkohlenstoffbildners mit<br />

höherer »Aktivität« der Fehler behoben werden.<br />

Eine hohe Koksbildung reduziert ebenfalls die Bildung anhaftender<br />

<strong>Sand</strong>schalen, aber nicht so stark wie die Erhöhung der Glanzkohlenstoffbildung.<br />

Wichtig ist es, die Verunreinigungen im Formsand zu begrenzen.<br />

So können Verunreinigungen von Silikaten und Oxiden zu<br />

einem Mehrverbrauch an Glanzkohlenstoffbildner durch Oxidation<br />

führen. 2 Auch das Absenken der Sinterpunkte des <strong>Sand</strong>es<br />

erhöht bei gleichzeitigem Eindringen von Metall in die anhaftende<br />

Schicht die Gefahr von Anbrennungen.<br />

Ebenfalls ist verstärktes Anbrennen von <strong>Sand</strong>en auf Gußteilen<br />

aus GGL bei höher oolithisierten Formsanden beobachtet worden.<br />

Deswegen wird empfohlen, dem umlaufenden Formsand entsprechenden<br />

Neusand zuzusetzen. Nach unseren Erfahrungswerten<br />

soll die Zusatzmenge 100 kg Neusand / t flüssiges Eisen<br />

nicht wesentlich überschreiten.<br />

Russische Autoren berichten in einer Arbeit, daß beim Gießen<br />

von GS in wasserglasgebundene Formen bei einer Erhöhung der<br />

Oberflächenspannung durch Zusätze das Anbrennen drastisch<br />

reduziert wird.<br />

Ein Anheben der AFS-Zahl durch Einsatz feineren Neusandes<br />

vermindert ebenfalls das Anhaften versinterter Schalen, da die<br />

Gußoberfläche glatter vorliegt.<br />

Die Formen sollten gut und gleichmäßig verdichtet sein. An<br />

Stellen geringerer Dichte ist die Gefahr des Metalleindringens und<br />

damit die Bildung festhaftender Schalen größer.<br />

1 Wirkung von Sorption und Glanzkohlenstoffbildung tongebundener<br />

Formstoffe auf Gußstückeigenschaften<br />

Institut für Gießereitechnik GmbH, Abschlußbericht zum<br />

AIF-Forschungsvorhaben Nr. 5405, April 1985<br />

2 Winterhalter, J.; Siefer, W.<br />

Zur Wirkung von Feinanteilen und Glanzkohlenstfoffbildnern<br />

im Formstoff auf die Gußstückeigenschaften<br />

Gießerei 74, 1987, S. 633 – 639<br />

Weitere Literatur<br />

➝ Grochalski, R.<br />

Gießereiformstoffe, 1955, S. 22<br />

➝ Disamatic-Application »Gußfehler«, S. 78 – 84<br />

➝ Berndt, H.<br />

Die Überwachung von Verschleißerscheinungen an einem<br />

<strong>Sand</strong>umlaufsystem<br />

Gießerei 55, 1968, S. 441 – 453<br />

➝ VDG-Merkblatt F 252,<br />

»Bestimmung der Anschnittelemente«<br />

➝ Holzmüller; Kucharcik<br />

Atlas der Anschnitt- und Speisertechnik für Gußeisen 2. Aufl.<br />

1975, S. 17<br />

➝ Boenisch, D.; Lorenz<br />

Modellversuche über das Formkastenfüllen von Naßgußsanden,<br />

Dissertation 1988, TH Aachen<br />

➝ Onillon, M.; Rebaudieres, J.<br />

Physikalische und chemische Vererzung bei Gußeisen<br />

Fonderie 31, 1976, S. 209 – 216 (franz.)<br />

➝ Paskeev, I.<br />

Untersuchungsverfahren zur Bildung von Anbrennungen an<br />

Gußstücken<br />

Litejnoe proizvodstvo 1977, S. 26 – 28 (russ.)<br />

➝ Aymard, J.-P.; Leger, M.-T.; Lageal, B.<br />

Metall-Formstoff-Reaktionen von Manganhartstahlguß<br />

(12 % Mn) und Chromstahlguß (13 bis 25 % Cr)<br />

Fonderie 31, 1976, S. 265 – 273 (franz.)<br />

➝ Ivanov, N. Ch.; Skljarova, V. N.<br />

Formstoffmischungen mit Dibutylphthalat zur Herstellung<br />

von penetrationsfreien Gußstücken aus Gußeisen<br />

Litejnoe proizvodstvo 1976, S.18 – 19 (russ.)<br />

➝ Sarma, A. K. D.<br />

Vererzen von Formsanden<br />

Indian Foundry J. 18, 1972, S. 167 – 170<br />

➝ Kleimann, W.<br />

Einsatz von Bentoniten und C-Trägern in modernen Formsanden.<br />

Giesserei-Erfahrungsaustausch 7, S. 315 – 320. 1997

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