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608 MENÜ EFFEKTE Die "vintage"-Betriebsart simuliert ein Schaltungsdesign aus der Zeit, in der VCAs noch nicht oder nur unzureichend implementiert werden konnten. Stattdessen wurde häufig ein FET (field-effect transistor) als steuerbarer Widerstand verwendet. Dieser bildete zusammen mit einem festen Widerstand am Schaltungseingang einen sogenannten Spannungsteiler, d.h. eine Widerstandsänderung am FET (hervorgerufen durch eine Spannungsänderung an dessen "gate"-Eingang) hatte eine Dämpfung des Eingangssignals zur Folge. Zur Ansteuerung des FET dient hierbei eine recht einfache Detektorschaltung, die ihr Signal allerdings aus dem Ausgang des Kompressors (also hinter dem gesamten Regelkreis) bezieht. Diese Feedbackschleife sorgte bei damaligen Designs für eine Stabilisierung der Arbeitsparameter und ist einer der entscheidenden Faktoren für die oft zitierte weiche und musikalische Kompression von Vertretern dieser Bauart wie etwa dem Urei 1176 oder 1178. Der Regelkreis sieht förmlich sein bisheriges Werk und schwingt sich geradezu auf das Signal ein. Der eigentliche Nachteil - die eingestellten Zeitparameter attack und release sind geringfügig programmabhängig – ist bei einigen Anwendungen sogar von Vorteil, z.B. bei Gesang, Bass und sogar Drums (z.B. Subgruppe, Ambience-Mics). Hier sollten Sie einzig und allein Ihrem Ohr vertrauen. Bedingt durch die Feedback-Regelung ist die zu erwartende Pegelreduzierung normalerweise geringer als z.B. bei VCA-Geräten mit Vorwärtsdetektion, i.d.R. nur max. 20dB. Somit findet sich in der Feedback-Schleife fast immer ein Aufholverstärker. Der "drive"-Regler des am-track regelt hier die Feedback-Verstärkung. Diese kann mitunter so hoch sein, dass bei einem ohnehin lauten Eingangssignal der Detektor übersteuert wird und dadurch Signalspitzen verschluckt werden. Gleichzeitig wird die Regelung intensiver, da nun auch leisere Signale die Ansprechschwelle erreichen. Diesen Umstand können Sie je nach Anwendungsfall kreativ einsetzen und eine komplexe Verdichtung des Signals herbeiführen, die wegen der durchschlüpfenden Transienten und dem Loslassen bei hohem "drive"-Pegel nicht übermäßig nach Dynamikkompression klingt. Das angesprochene Loslassen des Signals - im technischen Terminus eine Reduktion der Ratio - wird zudem auch vom Herzstück der Schaltung provoziert: dem FET. Durch das nichtlineare Verhalten dieses Elements erfolgt die Pegelreduzierung insgesamt als Funktion

MENÜ EFFEKTE 609 seiner Arbeitskennlinie. Der FET bildet quasi einen Teil des Einganswiderstands der Kompressorschaltung. In der Folge bildet die Eingangs-/Ausgangskennlinie bei viel "drive" kein Plateau, wie es üblicherweise bei einer Kennlinie mit hoher Ratio oder gar Limiting zu sehen wäre. Ein gesättigter FET kann seinem angetragenen Job nicht mehr erfüllen, nämlich seinen Ausgang niederohmig zu halten. Erneut passieren Signalspitzen unbeschadet die gesamte Schaltung, aber der Durchschnittspegel kann eine starke Kompression erfahren. Die Regelung erscheint im technischen Sinne unvollkommen, klingt aber je nach Anwendung angenehm offen und luftig. Die gesamte Detektion ist in der virtuellen am-track-Schaltung frequenzabhängig, die Höhen werden automatisch weniger stark komprimiert, so dass selbst Extremeinstellungen weniger flach und leblos klingen. Mit Tiefbässen sieht es ähnlich aus. Sie werden in einer guten Abhörsituation bemerken, dass bei starker Kompression das Signal noch Schubkraft besitzt, die andernfalls durch ein schnelles Folgen der Hüllkurve möglicherweise verloren ginge. Der "vintage"-Modus hat noch ein weiters Feature zu bieten: im Signalweg befindet sich am Ausgang des Kompressors eine Emulation eines Aufholverstärkers mit Übertragern. Diese tragen zu einigen - wenn auch subtilen - nichtlinearen Verzerrungen bei hohen Pegeln bei, allerdings stark frequenzabhängig. Parameter der Kompression VCA-Modus Mit dieser Betriebsart verfügen Sie über den üblichen Parametersatz von Dynamikkompressoren: • threshold: Die Ansprechschwelle, oberhalb derer die Dynamikreduktion einsetzt. • Kontrollieren Sie gegebenenfalls die Threshold-Anzeige (thr): Erreicht das Eingangssignal den eingestellten Threshold, so bewegt sich der blaue Strich um die Pfeilsymbole. Wandert dieser Strich nach oben, befindet sich der Schwellwert unterhalb des Durchschnittspegels - die Kompression ist aktiv. Sinkt der Strich hingegen unterhalb der Pfeilmarkierung, so ist das Eingangssignal zu leise, um den Schwellwert zu erreichen - es findet keine Kompression statt. • ratio: Ein Verhältniswert (1:n), der angibt, um welchen Faktor das Signal bei Erreichen des Threshold-Wertes reduziert wird. Beispiel: setzen Sie "threshold" auf -20dB, "ratio" auf 1:4; ein Eingangssignal von -10dB wird nur noch eine Verstärkung von 2,5dB erfahren (10dB : 4 = 2,5dB) • attack: Die Ansprechzeit, die bestimmt, wie lange die Regelung benötigt, um die Pegelreduzierung auszuführen. Kurze Attackzeiten fangen Pegelspitzen ab, längere lassen sie ungehindert durch - die Kompression setzt erst danach ein . • release: Die Zeit, die Sie der Schaltung geben, den normalen Verstärkungsfaktor wieder zu erreichen. Hinweis zu Attack & Release: Generell werden kurze Attacks verwendet, um moderat zu verdichten und den Einschwingvorgang leiser zu machen; längere Zeiten bieten sich an, um den Biss' eines Instruments bei größerer Verdichtung zu erhalten oder den Sound ohnehin 'knackiger' zu gestalten. Bei schwierigeren Quellen wie z.B. eine sehr dynamische Vocalspur (z.B. in einer Ballade) bietet es sich an, mit längerem Attack zu arbeiten, damit

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Die "vintage"-Betriebsart simuliert ein Schaltungsdesign aus der Zeit, in der VCAs noch<br />

nicht oder nur unzureichend implementiert werden konnten. Stattdessen wurde häufig ein<br />

FET (field-effect transistor) als steuerbarer Widerstand verwendet. Dieser bildete zusammen<br />

mit einem festen Widerstand am Schaltungseingang einen sogenannten Spannungsteiler,<br />

d.h. eine Widerstandsänderung am FET (hervorgerufen durch eine Spannungsänderung an<br />

dessen "gate"-Eingang) hatte eine Dämpfung des Eingangssignals zur Folge. Zur<br />

Ansteuerung des FET dient hierbei eine recht einfache Detektorschaltung, die ihr Signal<br />

allerdings aus dem Ausgang des Kompressors (also hinter dem gesamten Regelkreis)<br />

bezieht. Diese Feedbackschleife sorgte bei damaligen Designs für eine Stabilisierung der<br />

Arbeitsparameter und ist einer der entscheidenden Faktoren für die oft zitierte weiche und<br />

musikalische Kompression von Vertretern dieser Bauart wie etwa dem Urei 1176 oder<br />

1178. Der Regelkreis sieht förmlich sein bisheriges Werk und schwingt sich geradezu auf<br />

das Signal ein.<br />

Der eigentliche Nachteil - die eingestellten Zeitparameter attack und release sind<br />

geringfügig programmabhängig – ist bei einigen Anwendungen sogar von Vorteil, z.B. bei<br />

Gesang, Bass und sogar Drums (z.B. Subgruppe, Ambience-Mics). Hier sollten Sie einzig<br />

und allein Ihrem Ohr vertrauen.<br />

Bedingt durch die Feedback-Regelung ist die zu erwartende Pegelreduzierung<br />

normalerweise geringer als z.B. bei VCA-Geräten mit Vorwärtsdetektion, i.d.R. nur max.<br />

20dB. Somit findet sich in der Feedback-Schleife fast immer ein Aufholverstärker. Der<br />

"drive"-Regler des am-track regelt hier die Feedback-Verstärkung. Diese kann mitunter so<br />

hoch sein, dass bei einem ohnehin lauten Eingangssignal der Detektor übersteuert wird<br />

und dadurch Signalspitzen verschluckt werden. Gleichzeitig wird die Regelung intensiver,<br />

da nun auch leisere Signale die Ansprechschwelle erreichen. Diesen Umstand können Sie<br />

je nach Anwendungsfall kreativ einsetzen und eine komplexe Verdichtung des Signals<br />

herbeiführen, die wegen der durchschlüpfenden Transienten und dem Loslassen bei<br />

hohem "drive"-Pegel nicht übermäßig nach Dynamikkompression klingt.<br />

Das angesprochene Loslassen des Signals - im technischen Terminus eine Reduktion der<br />

Ratio - wird zudem auch vom Herzstück der Schaltung provoziert: dem FET. Durch das<br />

nichtlineare Verhalten dieses Elements erfolgt die Pegelreduzierung insgesamt als Funktion

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