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Der Wert von Produktvielfalt: - Universität St.Gallen

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Patient 2 entscheiden, als im Szenario mit zwei Patienten. Sie führen dieses Verhalten<br />

darauf zurück, dass es den Ärzten Schwierigkeiten bereitet hat, sich zwischen den<br />

beiden sehr ähnlichen Patienten 1 und 3 zu entscheiden und sie diesen Konflikt gelöst<br />

haben, indem sie sich für Patient 2 entschieden haben, der den beiden anderen sehr<br />

unähnlich war. Die Operation des zweiten Patienten kann der Arzt somit vor sich<br />

selbst und anderen leichter rechtfertigen (vgl. Redelmeier/Shafir 1995, S. 304) (siehe<br />

Abbildung 11, mittlere Grafik).<br />

Das dritte Experiment brachte vergleichbare Ergebnisse wie das erste hervor: In einem<br />

der ersten <strong>St</strong>udie ähnlichen Design wurden 41 Politiker befragt, wie sie hinsichtlich<br />

der Schließung eines Krankenhauses entscheiden würden, wenn entweder ein oder<br />

zwei Krankenhäuser zur Wahl stünden. In beiden Fällen konnten die Politiker die<br />

Entscheidung „verweigern“ und angeben, dass sie keine Empfehlung aussprechen<br />

wollen, ob bzw. welches Haus geschlossen werden soll (Default Option). Auch hier<br />

hat sich gezeigt, dass mehr Personen die Entscheidung ablehnen und keine<br />

Empfehlung abgeben, wenn zwei Optionen anstatt einer verfügbar sind (64% vs. 26%,<br />

p < 0,05) (vgl. S. 304). <strong>Der</strong> rechte Teil <strong>von</strong> Abbildung 11 stellt die Ergebnisse grafisch<br />

dar.<br />

Die Untersuchungen <strong>von</strong> Redelmeier und Shafir sind für diese Arbeit besonders<br />

interessant, da sie ein Entscheidungsproblem zum Gegenstand hatten, das mit<br />

weitreichenden Konsequenzen verbunden ist. Es ist deshalb da<strong>von</strong> auszugehen, dass<br />

die Person entsprechend versucht, eine möglichst gute Entscheidung zu treffen, indem<br />

sie Zeit und Energie aufwendet, um die Optionen miteinander zu vergleichen und<br />

deren Vor- und Nachteile gegeneinander abzuwägen. Damit fällt diese Art der<br />

Entscheidung in die hier betrachtete Kategorie der echten bzw. kognitiven<br />

Kaufentscheidungen (siehe 37ff.). Die Ergebnisse der Experimente haben gezeigt, dass<br />

durch Hinzufügen einer attraktiven Alternative ein Konflikt verursacht wird, der das<br />

Entscheidungsverhalten der Testpersonen verändert: Diese haben den Konflikt gelöst,<br />

indem sie den „Weg des geringsten Widerstands“ gegangen sind und sich für den<br />

<strong>St</strong>atus quo oder eine klar unterscheidbare Alternative entschieden haben.<br />

Interpretiert man die Alternativen einer Entscheidung als Äste eines Entscheidungsbaums,<br />

lassen sich die obigen Ergebnisse damit erklären, dass der Entscheider bei<br />

einem Konflikt den Ast auswählt, der eine einfachere oder leichter zu begründende<br />

Lösung des Entscheidungskonflikts darstellt, als die anderen Äste. Überträgt man dies<br />

auf Kaufsituationen, so kann man vermuten, dass ein Konsument bei einer großen<br />

Anzahl an etwa gleich attraktiven Alternativen eher zum Nicht-Kauf tendiert und<br />

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