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Der Wert von Produktvielfalt: - Universität St.Gallen

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2.1.2 Donald A. Redelmeier und Eldar Shafir (1995): Medical Decision Making<br />

in Situations That Offer Multiple Alternatives.<br />

Die <strong>St</strong>udie <strong>von</strong> Redelmeier und Shafir (1995) war eine der ersten – wenn nicht die<br />

erste –, die in einem medizinischen Umfeld die Hypothese getestet hat „(...) whether<br />

situations involving multiple options can paradoxically influence people to choose an<br />

option that would have been declined if fewer options were available“<br />

(Redelmeier/Shafir 1995, S. 302). Eine Besonderheit ist hierbei, dass Entscheidungen<br />

im medizinischen Bereich vergleichsweise schwer zu treffen sind, da sie aufgrund<br />

ihrer Komplexität und Dringlichkeit fehleranfällig sind und Fehlentscheidungen<br />

gleichzeitig weitreichende und teilweise irreparable Folgen für den Patienten haben<br />

(vgl. S. 302). Wesentliche Fragestellung dieser Untersuchung war der Einfluss der<br />

Alternativenzahl auf die Entscheidungswahrscheinlichkeit für die Beibehaltung des<br />

<strong>St</strong>atus quo oder für die Wahl einer vorgegebenen Option.<br />

In ihrem ersten Experiment untersuchten die Autoren, ob sich Ärzte hinsichtlich der<br />

Behandlung eines Patienten mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für die<br />

Beibehaltung des <strong>St</strong>atus quo entscheiden, wenn mehrere anstatt nur wenige alternative<br />

Behandlungsoptionen möglich sind. In einer zweiten <strong>St</strong>udie wurden Politiker vor ein<br />

ähnliches Entscheidungsproblem gestellt: Hierbei wurde untersucht, ob sich die<br />

Gesetzgeber eher für den <strong>St</strong>atus quo entscheiden, wenn ein politisches Problem<br />

hinsichtlich der Schließung medizinischer Einrichtungen mehrere anstatt nur wenige<br />

alternative Lösungen hat. Ziel der dritten Untersuchung war schließlich festzustellen,<br />

ob die Wahl einer bestimmten Alternative <strong>von</strong> der Anzahl und der Ähnlichkeit der<br />

anderen Optionen abhängt.<br />

Die Autoren stützen ihre Hypothese, dass die Präferenz <strong>von</strong> Entscheidern für die<br />

Beibehaltung des <strong>St</strong>atus quo mit steigender Alternativenzahl zunimmt, auf die<br />

Konflikttheorie. Demnach versuchen Personen Konflikte zu lösen, die durch die<br />

gleichzeitige Verfügbarkeit mehrerer ähnlich attraktiver Alternativen entstehen, indem<br />

sie entweder beim <strong>St</strong>atus quo bleiben oder eine Alternative wählen, die quasi den<br />

„Weg des geringsten Widerstands“ darstellt. Dadurch können sie eine explizite<br />

Lösung des Konflikts der konkurrierenden Alternativen vermeiden.<br />

Zur Überprüfung der Hypothese haben die Autoren in einem ersten Experiment 287<br />

Ärzte befragt, wie sie einen Patienten, dessen Krankheitsbild detailliert im Fragebogen<br />

beschrieben war, behandeln würden. <strong>Der</strong> Hälfte der Ärzte standen hierzu zwei<br />

alternative Behandlungsformen zur Auswahl, die andere Hälfte konnte zwischen drei<br />

Optionen wählen. Die erste Gruppe konnte entweder den bereits mit dem Patienten<br />

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