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Der Wert von Produktvielfalt: - Universität St.Gallen

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große Produktauswahl als attraktiv und anziehend empfunden haben, ist ihnen die<br />

Kaufentscheidung schwer gefallen und hat zu negativen Emotionen, wie<br />

empfundenem oder antizipiertem Regret, und dadurch zum teilweisen Verzicht auf die<br />

Kaufentscheidung geführt (siehe hierzu auch die Ausführungen zu den emotionalen<br />

Kosten <strong>von</strong> <strong>Produktvielfalt</strong>, Kapitel 2.3.2.3, S. 158ff.). Positive Emotionen im Vorfeld<br />

der Entscheidung und negative Emotionen während der Entscheidungsfindung<br />

schließen sich somit nicht aus. Zu diesem Ergebnis kommen auch Iyengar und<br />

Lepper (2002) und argumentieren „that people can indeed find choosing among<br />

too many alternatives to be both enjoyable and overwhelming“ (S. 1002). In<br />

diesem Abschnitt wird der Schwerpunkt der Betrachtung aber auf die (positiven)<br />

Emotionen gelegt, die im Vorfeld der Kaufentscheidung durch hohe<br />

<strong>Produktvielfalt</strong> entstehen, (zur Entstehung und Wirkung negativer Emotionen siehe<br />

Kapitel 2.3.2.2, S. 134ff. und Kapitel 2.3.2.3, S. 158ff.).<br />

Beginnt man die Überlegungen zu deren Ursachen damit, dass sich hedonistische<br />

Konsumaspekte, wie oben erläutert, durch „increased arousal, perceived freedom<br />

and/or fantasy fulfillment“ (Haytko/Baker 2004, S. 77) charakterisieren lassen, so<br />

besteht zwischen <strong>Produktvielfalt</strong> und Perceived Freedom ein offensichtlicher<br />

Zusammenhang: Je mehr Produkte dem Konsumenten zur Wahl stehen, desto größer<br />

ist seine Entscheidungsfreiheit. Reibstein, Youngblood und Fromkin (1975) konnten<br />

entsprechend zeigen, dass Konsumenten, die aus vier verschiedenen Produkten<br />

wählen, größere Entscheidungsfreiheit empfinden als diejenigen, die zwei Alternativen<br />

zur Wahl haben. Die Autoren schlussfolgern daraus, dass „an enlarged choice set<br />

leads to greater perceived decision freedom“ (Reibstein/Youngblood/Fromkin 1975,<br />

S. 435).<br />

Die Entstehung dieser positiven Emotion lässt sich auch mit Hilfe der<br />

Reaktanztheorie (Brehm 1980) erklären. Demnach ist ein Individuum bemüht, die<br />

subjektiv erlebte Entscheidungs- und Wahlfreiheit (vgl. Fischer/Wiswede 1997,<br />

S. 312) aufrechtzuerhalten oder wiederherzustellen (vgl. Brehm/Wicklund 1970, S. 6).<br />

Wird die Entscheidungsfreiheit eingeschränkt, kann dadurch ein motivationaler<br />

Erregungszustand entstehen, der als Reaktanz bezeichnet wird (vgl. Brehm 1980,<br />

S. 29). Kleine Sortimente, die den Entscheidungsspielraum des Kunden einengen,<br />

können deshalb Reaktanzeffekte hervorrufen (vgl. Silberer 1990, S. 390). Im<br />

Umkehrschluss bedeutet dies, dass Konsumenten, denen eine hohe Anzahl an<br />

Produkten zur Wahl steht, eine Erweiterung ihrer persönlichen Wahlfreiheiten<br />

empfinden. Dadurch kann eine Art „inverser Reaktanzeffekt“ entstehen, der mit<br />

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