28.12.2013 Aufrufe

Der Wert von Produktvielfalt: - Universität St.Gallen

Der Wert von Produktvielfalt: - Universität St.Gallen

Der Wert von Produktvielfalt: - Universität St.Gallen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

So argumentiert er z. B., dass die Annahme geordneter Präferenzen hinsichtlich aller<br />

mit einem bestimmten Ressourceneinsatz erzielbarer Optionen sowohl vollständige<br />

Informationen über alle Optionen, als auch die Möglichkeit zur Verarbeitung dieser<br />

Informationen durch den Konsumenten voraussetzt (vgl. Schwartz 2000, S. 81ff.).<br />

Schwartz kommt deshalb zu folgendem Schluss:<br />

„The idea that people are rational choosers is on the one hand too rich, by<br />

giving people credit for more calculation and flexibility than they possess, and<br />

on the other hand too impoverished, by failing to appreciate a range of<br />

influences on decision making that are not themselves amenable to rational<br />

calculation“ (Schwarz 2000, S. 83).<br />

<strong>Der</strong> Autor betont weiterhin, dass sich zu hohe Vielfalt nicht nur negativ auf den<br />

Kaufprozess, sondern auch auf die affektiven Reaktionen nach dem Kauf auswirken<br />

kann. Kaufentscheidungen hinterlassen bei Konsumenten dann ein „dissatisfied<br />

feeling that they might have done better“ (S. 84).<br />

Um seine Theorie empirisch zu untermauern, greift Schwartz auf die Theorie der<br />

Learned Helplessness zurück (vgl. Schwartz 2000, S. 85). Diese besagt, dass<br />

<strong>St</strong>euerbarkeit (Control) und Autonomie (Autonomy) des eigenen Handelns wichtige<br />

Voraussetzungen für die mentale Gesundheit sind (z. B. Abramson/Metalsky/Alloy<br />

1989; Peterson/Maier/Seligmann 1993; zitiert nach Schwartz 2000, S. 85). Fehlen<br />

diese, können dadurch unter bestimmten Umständen Depressionen entstehen. Im<br />

Umkehrschluss, so Schwartz, bedeutet dies, „that having control over significant<br />

things in one’s life is important to preventing clinical depression“ (S. 85).<br />

Dieser Theorie folgend, ist es nach Schwartz verwunderlich, dass sich in den USA,<br />

dem sprichwörtlichen „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ mit fast unbegrenzten<br />

Wahlmöglichkeiten, die Anzahl der an Depressionen leidenden Personen seit der<br />

Jahrhundertwende in etwa verzehnfacht hat (vgl. Schwartz 2000, S. 85). <strong>Der</strong> Autor<br />

führt diese Entwicklung auf drei Gründe zurück (vgl. Schwartz 2000, S. 85f.):<br />

Erstens hat die zunehmende (Wahl)freiheit zu übertriebenen und unrealistischen<br />

Erwartungen geführt, die stets <strong>von</strong> Perfektion ausgehen. Individuen haben diesen<br />

hohen Anspruch insbesondere auch gegen sich selbst. In diesem Zusammenhang hat<br />

die Individualisierung der (amerikanischen) Gesellschaft, die Schwarz als zweiten<br />

Grund anführt, dazu beigetragen, dass eine Person die Schuld für – unvermeidbares –<br />

suboptimales Verhalten in erster Linie bei sich selbst sucht. Drittens hat die Betonung<br />

<strong>von</strong> Autonomie und eigener <strong>St</strong>euerung zur Abnahme der Zugehörigkeit und Bindung<br />

85

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!