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Paratexte in der englischen Erzählprosa des 18. Jahrhunderts

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KAPITEL 4 A TALE OF A TUB (1704/10)<br />

4.3 DIE ZUEIGNUNGEN<br />

folgen<strong>der</strong>maßen charakterisiert wird:<br />

I do here make bold to present Your Highness with a faithful abstract, drawn<br />

from the universal body of all arts and sciences, <strong>in</strong>tended wholly for your<br />

service and <strong>in</strong>struction. [. . . ] I [do not] doubt <strong>in</strong> the least but Your Highness<br />

will peruse it [. . . ] carefully, and make [. . . ] consi<strong>der</strong>able improvements [. . . ].<br />

[S. 17]<br />

Gleichzeitig wird dadurch als Textkommentar e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> zentralen Themen <strong>in</strong> den<br />

abuses <strong>in</strong> learn<strong>in</strong>g vorweggenommen, nämlich <strong>der</strong> Streit zwischen ancients und mo<strong>der</strong>ns<br />

über die Grundfrage nach <strong>der</strong> Orientierung an <strong>der</strong> überlegenen Antike o<strong>der</strong> am<br />

fortschrittlichen“ Überbietungsgestus <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne. Die unaufrichtige Zurschaustellung<br />

e<strong>in</strong>er nie zustandekommenden symbolischen <strong>in</strong>tellektuellen Beziehung ist <strong>der</strong><br />

”<br />

eigentliche Zweck <strong>der</strong> Zueignung, doch die fehlende Verwurzelung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geschichte<br />

läßt die Werke <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>ns gerade nicht überdauern: die personifizierte Zeit (als<br />

Tutor <strong>des</strong> Pr<strong>in</strong>zen) radiert sie aus, ungeachtet <strong>der</strong> unterwürfigen Petition <strong>des</strong> mo<strong>der</strong>nen“<br />

Schriftstellerverbands an Ihre Hoheit (und damit den Leser) mit Bitte um ”<br />

aufmerksame und tiefgehende Lektüre. Die fehlende Traditionsanb<strong>in</strong>dung als Credo<br />

<strong>der</strong> mo<strong>der</strong>ns wird ihnen letztlich zum Verhängnis, sie werden unmittelbar durch ihre<br />

noch mo<strong>der</strong>neren“ Nachfolger ersetzt. Dabei ist die Geschichtslosigkeit <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>ns,<br />

<strong>der</strong>en empirische Hauptvertreter <strong>in</strong> ihrer ganzen Bandbreite (von Dryden bis<br />

”<br />

zu Richard Bentley und William Wotton) namentlich als Bürgen für die Wahrhaftigkeit<br />

<strong>des</strong> hack genannt werden, schon <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gedächtnislosigkeit ihres Stellvertreters<br />

ausgedrückt: “I can only avow <strong>in</strong> general to Your Highness, that we do abound <strong>in</strong><br />

learn<strong>in</strong>g and wit; but to fix upon particulars, is a task too slippery for my slen<strong>der</strong><br />

abilities” (S. 16).<br />

In <strong>der</strong> Gesamtsicht auf die beiden Zueignungen wird e<strong>in</strong> satirisches Pr<strong>in</strong>zip deutlich,<br />

das auch <strong>in</strong> bezug auf spätere <strong>Paratexte</strong> noch von Interesse se<strong>in</strong> wird: die <strong>Paratexte</strong>lemente<br />

werden trotz ihrer formalen Traditionsanknüpfung und breiten textuellen<br />

Entfaltung selbst den grundlegenden kanonisierten Aufgaben kaum gerecht, da sie<br />

funktional satiredienlich bereits <strong>der</strong> modellhaften Darstellung verschiedenster gesellschaftlicher<br />

(v. a. literarischer und wissenschaftlicher) Defizite e<strong>in</strong>verleibt s<strong>in</strong>d.<br />

Die Satire auf die abuses <strong>in</strong> learn<strong>in</strong>g beg<strong>in</strong>nt also schon vor den digressions hier im<br />

paratextuellen E<strong>in</strong>leitungsapparat. Gerade durch diese Funktionalisierung verlieren<br />

die <strong>Paratexte</strong> ihre traditionelle pragmatische Funktion und s<strong>in</strong>d bereits weitgehend<br />

textualisiert, d. h. sehr nahe an den Text herangerückt und haben dieselbe Lebensdauer.<br />

Durch den Kontrast zwischen Form und Inhalt stehen freilich die geordneten<br />

traditionsanb<strong>in</strong>denden Titel <strong>der</strong> <strong>Paratexte</strong> selbst aber <strong>in</strong> ironischem Kontrast zum<br />

Inhalt, ihre traditionell e<strong>in</strong>deutig festgelegte <strong>des</strong>kriptive Funktion wird gerade nicht<br />

mehr erfüllt. Die ”<br />

<strong>Paratexte</strong>“ können als <strong>in</strong>tegrierter und <strong>in</strong>tegrativer Teil <strong>der</strong> Satire<br />

also auch ke<strong>in</strong>eswegs vom Text abgetrennt werden. Ihre Lektüre ist daher auch<br />

nicht fakultativ, da sie bereits re<strong>in</strong> formal den zum Verständnis <strong>der</strong> universellen Satire<br />

notwendigen Rahmen für das Tale und die Digressions schaffen. Ihnen kommt<br />

dabei die Aufgabe zu, die Sprecher– und Hörerrollen e<strong>in</strong>zuführen und zu konsti-<br />

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