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Paratexte in der englischen Erzählprosa des 18. Jahrhunderts

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KAPITEL 3 TOM JONES (1749)<br />

3.5 DIE VORWORTE<br />

Text ablösbaren Reflexionen <strong>des</strong> Autors, son<strong>der</strong>n <strong>in</strong>tegrative Bestandteile von Field<strong>in</strong>gs<br />

Romankonzeption, als solche sie schon teilweise aus Joseph Andrews bekannt<br />

waren.<br />

Dabei haben die etappenweise plazierten Vorwort–Kapitel, die durch den vielfältigen<br />

textuell <strong>in</strong>tegrierten Paratext noch zusätzlich unterstützt werden, zwei wesentliche<br />

theoretische Funktionen: 1. es kann dadurch sichergestellt werden, daß<br />

e<strong>in</strong>e mögliche ”<br />

schlechte“ Lektüre nicht das Ausmaß e<strong>in</strong>er wirklichen Kommunikationsstörung<br />

erreicht und 2. es ist dabei e<strong>in</strong>e viel detailliertere und erschöpfen<strong>der</strong>e<br />

Rezeptionssteuerung möglich, da das wie auch immer konkretisierte Gelesene als<br />

geme<strong>in</strong>same Basis von Leser und auktorialem Erzähler (im Gegensatz zum traditionellen<br />

Vorwort) immer vorausgesetzt, sodann, falls nötig, auf <strong>der</strong> sekundären Ebene<br />

analysiert, kommentiert und (argumentativ) richtiggestellt werden kann und <strong>in</strong> dieser<br />

jetzt modifizierten Form sofort wie<strong>der</strong> als H<strong>in</strong>tergrund für die folgende Lektüre<br />

dient (ständiges “read<strong>in</strong>g” und “re–read<strong>in</strong>g”). Die B<strong>in</strong>nenvorworte s<strong>in</strong>d daher ideal<br />

für pro– und retrospektive Kommentare geeignet, sie s<strong>in</strong>d zumeist ”<br />

nachträgliches“<br />

orig<strong>in</strong>ales Vor– und Nachwort <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em. Nach <strong>der</strong> funktionalen Arbeitsteiligkeit von<br />

Vorwortteil <strong>der</strong> Widmungsepistel und den B<strong>in</strong>nenvorworten, steht jetzt die Sicherstellung<br />

e<strong>in</strong>er ”<br />

guten Lektüre“ <strong>des</strong> Texts durch e<strong>in</strong>– bzw. ausleitende Information<br />

und Lektüresteuerung im Vor<strong>der</strong>grund. Die <strong>in</strong>tegrierten Vorwortkapitel übernehmen<br />

dabei recht unterschiedliche Vor– und Nachwortfunktionen, abhängig davon,<br />

wie stark sie jeweils unmittelbar textuell bezogen s<strong>in</strong>d. Funktional lassen sich dabei<br />

folgende fünf Haupttypen unterscheiden, die freilich nie <strong>in</strong> Re<strong>in</strong>form existieren 51 .<br />

3.5.2.1 E<strong>in</strong>– und Ausleitungs–Vorworte<br />

Das E<strong>in</strong>leitungskapitel “The Introduction to the Work, or Bill of Fare to the Feast”<br />

(I, 1 [S. 51–53]) entspricht noch weitgehend e<strong>in</strong>em traditionellen orig<strong>in</strong>alen auktorialen<br />

Vorwort, es erfüllt von Beg<strong>in</strong>n an die wichtigsten paratextuellen Funktionen<br />

für den Text: <strong>in</strong> <strong>der</strong> zentralen Metapher <strong>des</strong> Erzählers als Gastgeber/Chefkoch bei<br />

e<strong>in</strong>em öffentlichen Essen, zu dem <strong>der</strong> Leser als willkommener, zahlen<strong>der</strong> Gast e<strong>in</strong>geladen<br />

ist, stellt <strong>der</strong> self–conscious narrator zunächst den charakteristisch engen<br />

Kontakt zum Leser, o<strong>der</strong> richtiger, verschiedenen, postulierten Rollenlesern (“sensible<br />

rea<strong>der</strong>”, “learned rea<strong>der</strong>” etc.) her und <strong>in</strong>szeniert zugleich meta–paratextuell das<br />

Überschreiten <strong>der</strong> Schwelle <strong>in</strong> die fiktionale Welt <strong>des</strong> Texts via <strong>Paratexte</strong>. Die rhetorische<br />

Überzeugungsstrategie stellt jetzt die Aufrichtigkeit <strong>des</strong> Gastgebers, <strong>der</strong> sich<br />

selbst (aber ke<strong>in</strong>eswegs unbescheiden) als “honest and well–mean<strong>in</strong>g host” charakterisiert,<br />

als beson<strong>der</strong>es Qualitätsmerkmal heraus, wobei an die schon im Vorwortteil<br />

<strong>der</strong> Widmungsepistel beantwortete Frage, warum zu lesen sei, angeschlossen wird.<br />

Das B<strong>in</strong>nenvorwort soll danach, zur Vermeidung von Enttäuschungen, Entschei-<br />

51 E<strong>in</strong>e sehr detaillierte Analyse <strong>der</strong> Relationen <strong>der</strong> Vorworte zum Text, auf die hier teilweise<br />

Bezug genommen wird, sowie e<strong>in</strong>en Überblick über die kritische Rezeption <strong>der</strong> B<strong>in</strong>nenvorworte<br />

liefert [19] Chibka, S. 23–45. Vgl. auch [14] Michael Bliss: “Field<strong>in</strong>g’s Bill of Fare <strong>in</strong> Tom Jones”.<br />

In: English Literary History 30, 1963, S. 236–243 und [33] F. Kaplan: “Field<strong>in</strong>g’s Novel About<br />

Novels: The ‘Prefaces’ and the ‘Plot’ of Tom Jones”. In: Studies <strong>in</strong> English Literature 1500–1900<br />

XIII, 1973, S. 535–549.<br />

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