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Paratexte in der englischen Erzählprosa des 18. Jahrhunderts

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KAPITEL 3 TOM JONES (1749)<br />

3.2 DER TITELAPPARAT<br />

Titelcode<br />

Titelsen<strong>der</strong><br />

Medium<br />

Titel<br />

Medium✲<br />

Titelempfänger<br />

❄<br />

Textcode<br />

Textsen<strong>der</strong><br />

Medium<br />

Text<br />

Medium✲<br />

❄<br />

Textreferens<br />

Textempfänger<br />

Abbildung 3.1: Das Kommunikationsmodell <strong>des</strong> Titels nach Arnold Rothe<br />

Funktion [optional, aber eigentlich unvermeidlich]),<br />

◦ die konnotative Funktion <strong>des</strong> Titels (optional, aber schw<strong>in</strong>gt ebenfalls immer mit)<br />

und, daran anschließend,<br />

◦ die funktionsgebundene Bee<strong>in</strong>flussung (Stimmung) <strong>des</strong> angestrebten Publikums<br />

(Verführungsfunktion <strong>des</strong> Titels für den Rezipienten [positiv, z. B. Werbung {Leseanreiz},<br />

Zitierfähigkeit, E<strong>in</strong>prägsamkeit, negativ {Negation <strong>der</strong> Erwartung}<br />

o<strong>der</strong> nicht ausgeprägt]).<br />

Arnold Rothe betont, daß sich Titel und Text gegenseitig und nahezu gleichzeitig<br />

bee<strong>in</strong>flussen, also <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em dialektischen Verhältnis zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong> stehen: <strong>der</strong> Titel<br />

macht e<strong>in</strong>e wie auch immer geartete Aussage über den Text (Bestätigung, Negation,<br />

Symmetrie, Kontrast etc.) und fungiert somit als metasprachliches Zeichen.<br />

Se<strong>in</strong>e Bedeutung für den Erzähltext konstituiert sich dadurch, daß <strong>der</strong> Leser durch<br />

die vom Titel geweckte Erwartung bei se<strong>in</strong>er Lektüre das Angebot an Bedeutungen<br />

mehr o<strong>der</strong> weniger zwangsläufig auf diesen bezieht (als Folge <strong>der</strong> durch den<br />

Titel gesetzten Rezeptionsbed<strong>in</strong>gungen) und se<strong>in</strong>e Lektüre nach <strong>der</strong> Relation dieses<br />

Vergleichs überdenkt, modifiziert, vom Vergleich gänzlich ablöst, bestätigt f<strong>in</strong>det<br />

etc. E<strong>in</strong> kurzer Paratext wie <strong>der</strong> Titel kann demgemäß den viel längeren Text <strong>des</strong><br />

Erzähltextes nicht unwesentlich bee<strong>in</strong>flussen. 16 Die beson<strong>der</strong>e Referenzfunktion <strong>des</strong><br />

Titels für den Text wird anhand von Abbildung 3.1 (S. 19) 17 deutlich.<br />

Die Identifikationsfunktion ist dabei durch die Beziehung Titel −→ [. . . ] Text<br />

dargestellt, die <strong>des</strong>kriptive Funktion durch die Fortführung Titel −→ [. . . ] Textreferens“.<br />

Da <strong>der</strong> Leser also aufgrund <strong>der</strong> konventionellen Paratextverwendung die ”<br />

Kongruenz“ von Titel und Wesen <strong>des</strong> Texts erwartet, sucht er im Idealfall ausgehend<br />

vom Titel im Text nach dem Textreferens für den Titel, <strong>der</strong> diesen als dem<br />

”<br />

Text angemessen verifiziert.<br />

16 Diese Bee<strong>in</strong>flussung ist freilich bei kürzeren Texten, wie etwa lyrischen Gedichten, noch viel<br />

stärker ausgeprägt. Vgl. [48] Rothe, S. 2 und 8.<br />

17 In [48] Rothe, S. 169. Dabei markiert <strong>der</strong> nicht umrandete Bereich die paratextuelle, <strong>der</strong><br />

umrandete Bereich die textuelle Ebene.<br />

19

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