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Paratexte in der englischen Erzählprosa des 18. Jahrhunderts

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KAPITEL 2 GRUNDLAGEN DES PARATEXTS<br />

2.2 CHARAKTERISTIKA<br />

2.2 Charakteristika<br />

Genette geht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Buch größtenteils ahistorisch vor, se<strong>in</strong> Ziel ist nach e<strong>in</strong>er umfassenden<br />

Bestandsaufnahme <strong>der</strong> Entwurf e<strong>in</strong>er Typologie <strong>der</strong> Ersche<strong>in</strong>ungsformen<br />

<strong>der</strong> verschiedenen paratextuellen Elemente, die er durch e<strong>in</strong>e große Anzahl literarisch<br />

breitgefächerter Beispiele stützt. Er kommt zu dem Schluß, daß <strong>Paratexte</strong> im<br />

Umfeld e<strong>in</strong>es Texts we<strong>der</strong> gleichmäßig noch systematisch auftreten und ihre Mittel,<br />

Formen und Wege abhängig s<strong>in</strong>d und sich verän<strong>der</strong>n je nach Epochen, Kulturen, Autoren,<br />

Werken und sogar den e<strong>in</strong>zelnen Werkausgaben. Da <strong>der</strong> Paratext also stark<br />

variieren kann (vgl. etwa die Peritexte <strong>der</strong> Verlage: Titelseiten neuerer Ausgaben<br />

vs. Orig<strong>in</strong>altitelseiten, Lebenslauf <strong>des</strong> Autors, E<strong>in</strong>leitungen etc.), beschränkt sich<br />

diese Untersuchung hauptsächlich auf vom Autor beabsichtigte und verantwortete<br />

peritextuelle Elemente, die zum<strong>in</strong><strong>des</strong>t größtenteils unabhängig von E<strong>in</strong>zelausgaben<br />

s<strong>in</strong>d 7 , v. a. aber weil sie für die literaturwissenschaftliche Untersuchung am Text die<br />

wichtigeren Elemente s<strong>in</strong>d.<br />

E<strong>in</strong> wesentliches Charakteristikum <strong>des</strong> Paratexts ist se<strong>in</strong>e flexible, auf se<strong>in</strong>e jeweilige<br />

Funktion zugeschnittene Gestaltung <strong>der</strong> Präsentation <strong>des</strong> eigentlichen Texts.<br />

In dieser Funktion, also als bewußt gewähltes und e<strong>in</strong>gesetztes ”<br />

Zubehör“, das vom<br />

Text se<strong>in</strong>en eigentlichen funktionalen S<strong>in</strong>n erhält, ist nach Genette das Auftreten<br />

o<strong>der</strong> Fehlen paratextueller Elemente begründet. Das Vorhandense<strong>in</strong> paratextueller<br />

Mitteilungen ist demzufolge ke<strong>in</strong>eswegs immer verb<strong>in</strong>dlich. We<strong>der</strong> die Nennung <strong>des</strong><br />

Autorennamens noch das Auftauchen von Zueignung o<strong>der</strong> Vorwort ist obligatorisch.<br />

Zusätzlich ist es dem Leser durchaus freigestellt, <strong>in</strong>wiefern er bestimmte paratextuelle<br />

Elemente rezipiert. Niemand verpflichtet den Leser, etwa das Vorwort o<strong>der</strong> die<br />

Zueignung zu lesen, o<strong>der</strong> die Anmerkungen im Text wirklich nachzuschlagen. Bestimmte<br />

<strong>Paratexte</strong> wie<strong>der</strong>um s<strong>in</strong>d gezielt an bestimmte Leser(gruppen) adressiert.<br />

Um dieser Vielfalt von Möglichkeiten Herr zu werden, stellt Genette für se<strong>in</strong>e Typologie<br />

e<strong>in</strong> Beschreibungs<strong>in</strong>ventar zur Klassifizierung paratextueller Mitteilungen<br />

auf.<br />

Insgesamt dienen fünf Kategorien <strong>der</strong> Def<strong>in</strong>ition bzw. Beschreibung <strong>des</strong> Status<br />

paratextueller Mitteilungen, <strong>in</strong>dem nach <strong>der</strong>en räumlichen, zeitlichen, stofflichen,<br />

pragmatischen und funktionalen Eigenschaften gefragt wird. Dabei s<strong>in</strong>d die ersten<br />

vier Charakteristika immer <strong>in</strong> bezug zur Funktion zu sehen, d. h. daß die Stellung<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Ort (Frage: wo?), das Auf– o<strong>der</strong> Abtreten und die Lebensdauer (wann?),<br />

die verbale o<strong>der</strong> nicht–verbale Existenzweise (wie?) e<strong>in</strong>es paratextuellen Elements<br />

und die Eigenschaften se<strong>in</strong>er Kommunikations<strong>in</strong>stanz (von wem? an wen?) stets von<br />

den Funktionen abhängen (wozu?), die h<strong>in</strong>ter se<strong>in</strong>er Botschaft stecken. 8<br />

7 Die Elemente <strong>des</strong> öffentlichen und privaten Epitextes, i. e. die Äußerungen <strong>des</strong> Autors zum<br />

Werk soweit vorhanden, können im Rahmen <strong>der</strong> Analyse dieser Arbeit nur punktuell berücksichtigt<br />

werden.<br />

8 Vgl. für den folgenden Abriß [28] Genette, S. 12–20 und passim.<br />

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