28.12.2013 Aufrufe

Paratexte in der englischen Erzählprosa des 18. Jahrhunderts

Paratexte in der englischen Erzählprosa des 18. Jahrhunderts

Paratexte in der englischen Erzählprosa des 18. Jahrhunderts

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Kapitel 2<br />

Grundlagen <strong>des</strong> Paratexts<br />

2.1 Begriff und Funktion<br />

E<strong>in</strong> (literarisches) Werk setzt sich nach Genette stets aus den zwei Bestandteilen<br />

Text und Paratext zusammen. 1 In dieser Komb<strong>in</strong>ation e<strong>in</strong>es zumeist längeren Texts<br />

und oft mehrerer, verbaler o<strong>der</strong> nicht–verbaler Ergänzungen zum Text, die ihn gleichzeitig<br />

begrenzen und e<strong>in</strong>rahmen, wird das Werk <strong>in</strong> Buchform veröffentlicht. Drucktechnik,<br />

die Materialität <strong>des</strong> Mediums und die Schriftlichkeit <strong>des</strong> Diskurses s<strong>in</strong>d hier<br />

wichtige Bedeutungsgrößen für den Paratext. 2 Der Paratext umfaßt also die meist<br />

kürzeren, den Text umgebenden bzw. ergänzenden o<strong>der</strong> vervollständigenden ”<br />

Begleittexte“<br />

( ”<br />

Begleitschutz“), die den Text dem Leser präsentieren und entwe<strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

das veröffentlichte Werk e<strong>in</strong>gehen, die sog. Peritexte (Autorenname, Titel, Motto,<br />

Vorwort, Zueignung, Anmerkungen, Kapitelüberschriften etc.), o<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>des</strong>sen Umfeld<br />

entstehen, die sog. Epitexte (öffentliche o<strong>der</strong> private, vom Autor stammende<br />

o<strong>der</strong> legitimierte Äußerungen und Kommentare zum Text, wie Interviews, Tagebuche<strong>in</strong>träge,<br />

Briefwechsel über das Werk etc.), die somit zum<strong>in</strong><strong>des</strong>t ursprünglich<br />

außerhalb <strong>des</strong> Texts angesiedelt waren.<br />

<strong>Paratexte</strong> stellen e<strong>in</strong>e durchlässige ” Übergangszone“ zwischen Text und Nicht–<br />

Text dar, die zunächst den E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> den Text erleichtern sollen. Sie markieren folglich<br />

ke<strong>in</strong>e feste Grenze, son<strong>der</strong>n ”<br />

Schwellen“ 3 <strong>der</strong> Transaktion zwischen Innen (dem<br />

Text) und Außen (dem Diskurs <strong>der</strong> Welt über den Text). Die Inszenierung <strong>des</strong> Überschreitens<br />

<strong>der</strong> Schwelle zwischen realer (empirischer) Welt und <strong>der</strong> fiktionalen Welt<br />

<strong>des</strong> Texts (die potentiell <strong>in</strong> beide Richtungen möglich ist) f<strong>in</strong>det somit hauptsächlich<br />

über paratextuelle Elemente statt (Brücken– und Kontextualisierungsfunktion). Unterstrichen<br />

wird das durch häufige Verweise auf konkrete lebensweltliche Situationen<br />

o<strong>der</strong> Anspielungen auf die Leserrealität <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bestimmten soziohistorischen Kontext.<br />

Der Paratext ist nach Genette gleichzeitig geeigneter Schauplatz für e<strong>in</strong>e Pragmatik<br />

und e<strong>in</strong>e Strategie, die e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>wirken auf die Öffentlichkeit zur Rezeptions-<br />

1 Vgl. für den folgenden Abriß auch [28] Genette, S. 9–12 und passim.<br />

2 Vgl. [28] Genette, S. 11f.<br />

3 Der französische Orig<strong>in</strong>altitel von Genettes Werk lautet Seuils (1987).<br />

9

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!