Dokument 1.pdf - Hochschulschriftenserver der Universität Trier
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Das Datum <strong>der</strong> Verfolgung in Weißensee, <strong>der</strong> 25.3.1303, wird in erzählenden Quellen<br />
pauschal bestätigt: "ante festum Paschatis" 9 bzw. "circa festum paschae" 10 . Ostern fiel<br />
1303 auf den 7.4., die vorgelagerte Passionszeit zwischen dem fünften Fastensonntag, dem<br />
Passionsonntag und Karsamstag datiert vom 24.3. - 6.4.1303. Die Judenverfolgung fand<br />
demnach genau zu Beginn <strong>der</strong> Passionszeit statt, ein Umstand, <strong>der</strong> bereits zur<br />
Erforschung des Tatmotivs überleitet.<br />
In die Fußstapfen ihrer Vorfahren tretend hätten die gottlosen Juden den Sohn eines<br />
Burgmannes zu Weißensee ergriffen und ihn heimlich einen schrecklichen Tod erleiden<br />
lassen. Sie hätten ihn in einem Weinberghäuschen nahe <strong>der</strong> Stadt an seinem eigenen<br />
Gürtel aufgehängt, so als ob er sich selbst erhängt hätte. Drei Tage später sei er dort<br />
gefunden und in die Stadt überführt worden, wo an ihm vom "Herrn" viele Wun<strong>der</strong><br />
vollzogen wurden. Wegen dieser Vorkommnisse seien alle Juden in <strong>der</strong> Stadt getötet<br />
worden. 11<br />
In dem Martyrium des Knaben Konrad wird <strong>der</strong> Märtyrertod von Jesus ein zweitesmal<br />
durchlitten! Der o<strong>der</strong> die Mör<strong>der</strong> legten eine Spur, um zu den Juden Weißensees<br />
hinzuführen!<br />
Der ermordete Jüngling wurde von dem o<strong>der</strong> den Tätern entsprechend präpariert -<br />
Marterspuren am Körper, die durch die Kleidung verdeckt werden sollten 12 , Wunden<br />
unter den Finger- und Zehnägeln, die mit Mehlteig bestrichen und geschlossen worden<br />
waren, um sie zu verbergen 13 - daß <strong>der</strong> Verdacht sofort auf die Juden als Täter fallen<br />
_______________________________________<br />
9 BURCARDUS GOTTHELFF. STRUVIUS (Hg.): Rerum germanicarum scriptores...,Ratisbonae 1726, S.1053;<br />
Siffridi presbyteri Misnensis epitomes libri II, liber primus, in: Illustrium veterum scriptorum, qui rerum a<br />
Germanis per multas aetates gestarum historias vel annales posteris reliquerunt, tomus unus,..., ex bibliotheca<br />
Joannis Pistorii Nidani, Francofurti 1583, S.703.<br />
10 ALBERTUS MIRAEUS (Hg.): Rerum toto orbe gestarum a Christo nato ad nostra tempora, Antverpia 1608, S.306.<br />
11 Eodem anno (= 1303) impii iudei sequentes vestigia patrum suorum, cuiusdam castrensis filium in Wizzense<br />
comprehendentes secrete morte miserabili occi<strong>der</strong>unt. Quem in tugurio cuiusdam vinee prope dictam civitatem in<br />
proprio cingulo suspen<strong>der</strong>unt, quasi se suis manibus suffocasset. Qui post triduum ibidem inventus et in civitatem<br />
reductus multis miraculis a Domino insignitur; pro qua re omnes Judei in eadem civitate sunt occisi....(Cronica<br />
S.Petri Erfordensis Mo<strong>der</strong>na, S.435; THIELE: S.108f.; Quellen zur älteren Geschichte des Städtewesens in<br />
Mitteldeutschland, hg.v. Institut für Deutsche Landes- und Volksgeschichte an <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> Leipzig, (Quellen zur<br />
Mitteldeutschen Landes- und Volksgeschichte, H.1), Weimar 1949, S.227f.; Cronica Reinhardsbrunnensis, in:<br />
MGHSS, Bd.30,1, 1964, S.644; Annales Reinhardsbrunnenses, (Thüringische Geschichtsquellen, Bd.1), Jena 1854,<br />
S.283; BRUNO STÜBEL (Hg.): Chronicon Sampetrinum, in: Erfurter Denkmäler, Halle 1870, S.142f. - Der gleiche<br />
Wortlaut in mittelhochdeutscher Version: HOLDER-EGGER: Chronici Saxonici Continuatio Erfordensis, in:<br />
Monumenta Erphesfurtensia saec.XII.XIII.XIV., (MGHSRG, Bd.42, Hannoverae et Lipsiae 1899, S.323; Sächsische<br />
Weltchronik, Thüringische Fortsetzung, in: Deutsche Chroniken und an<strong>der</strong>e Geschichtsbücher des Mittelalters,<br />
Bd.2, (MGH, Scriptores qui vernacula lingua usi sunt), S.309.<br />
12 ...multis cruciatibus affligentes, & fectis omnibus nervis & venis totum sanguinem eius elicientes,...(Nidanus,a.a.O;<br />
Struvius,a.a.O.).<br />
13 ...sub singulis unguibus digitorum, & manuum, & pedum, cicatrices vulnerum videbantur: quae farina pasta,<br />
obturata & oblita erant: ut oculis intuentium facilius fraudarentur. ( IO. BURCHARDUS MENCKENIUS (Hg.):<br />
Scriptores Rerum Germanicarum praecipue Saxonicarum, ...,Bd.2, Lipsiae 1728, Sp.945.).<br />
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