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Dokument 1.pdf - Hochschulschriftenserver der Universität Trier

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von Sachsen, fanden. 39 Die Judenverfolger selbst bzw. <strong>der</strong>en Vertreter hatten jetzt festen<br />

Fuß im Stadtregiment gefaßt! Da von einer, wenn überhaupt, eher marginalen<br />

Beteiligung von "communes" <strong>der</strong> Altstadt am Überfall auf das Judendorf auszugehen ist,<br />

müssen an<strong>der</strong>e o<strong>der</strong> zusätzliche Bindungen zwischen den Innungen <strong>der</strong> Alt- und Neustadt<br />

eine Rolle gespielt haben. Sicherlich um ihr Gewicht in <strong>der</strong> Stadt wie<strong>der</strong> zu vergrößern,<br />

nachdem die nie<strong>der</strong>en Innungen 1330 die paritätische Ratsbesetzung erzwungen und die<br />

Konstabler in die Defensive gedrängt hatten, schlossen sich die Tuchmacher <strong>der</strong> Altstadt<br />

und <strong>der</strong> Neustadt 1332 zu einer gemeinsamen Innung zusammen. 40 1302 hatten die<br />

kleinen Innungen erst einen Teilerfolg errungen, sodaß eine solche Vereinigung zwischen<br />

den Handwerkerzünften <strong>der</strong> Alt- und Neustadt unter dem Zwang <strong>der</strong> politischen<br />

Verhältnisse schon zu Beginn des 14. Jahrhun<strong>der</strong>ts vermutet werden darf. Ein politischer<br />

Schulterschluß <strong>der</strong> Handwerkerschaft <strong>der</strong> Alt- und Neustadt lag allemal vor, ersichtlich<br />

an <strong>der</strong> stillen Solidarität des von den nie<strong>der</strong>en Innungen durchsetzten altstädtischen<br />

Magistrats. Insofern liegt auch die Schlußfolgerung nahe, die auf einen Putschversuch<br />

hinauslaufenden Unruhen des Jahres 1301 hätten in <strong>der</strong> Neustadt ihren Ausgang<br />

genommen und zwar zunächst als Judenverfolgung. Anschließend war dann versucht<br />

worden, in die Altstadt einzudringen, um auch hier über die Juden herzufallen, um sich<br />

mit den hiesigen kleinen Innungen zu vereinigen, was aber an den Gegenmaßnahmen <strong>der</strong><br />

Konstabler und des Erzbischofs scheiterte. In diesem Kontext dürfte die Altstadtmauer<br />

vor <strong>der</strong> Neustadt und/o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Graben zwischen Alt- und Neustadt eine Rolle gespielt<br />

haben, <strong>der</strong> freilich auch erst im Nachhinein als Reaktion auf jene Vorgänge angelegt<br />

worden sein konnte.<br />

In Punkt eins des Klagekataloges von 1309 (s.o.) finden sich zwei Vorwürfe des<br />

Erzbischofs vereint, die durchaus auch im Zusammenhang eines Unruheverlaufes stehen:<br />

Die Bürger sollten das Pfandgeld, das sie bei den Juden aufgenommen bzw. erhalten<br />

hatten, zurückerstatten und sie sollten Genugtuung leisten wegen des dem König<br />

gezahlten Schoßes. 41 Über das Pfandgeld im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Plün<strong>der</strong>ung des<br />

Judendorfes konnte bereits Klarheit erzielt werden. Der an<strong>der</strong>e Klagepunkt bezieht sich<br />

auf eine Steuererhebung im Anschluß an den politischen Umschwung des Jahres 1302. 42<br />

Zwar wurde <strong>der</strong> Königsschoß schon öfter erhoben und er spielte auch bei den Unruhen<br />

1293/4 eine Rolle, 43 aber hier ist eine ganz bestimmte Steuererhebung angesprochen.<br />

Nicht die Erhebung des Schoßes generell, son<strong>der</strong>n nur diese eine Steuererhebung hatte<br />

für Ärger gesorgt. Die 1309 verwendete Formulierung "unse vorfarn"(s.o.) ist als<br />

Singularform zu begreifen und meint den Vorgänger Erzbischof Burchards II., Burchard<br />

I., <strong>der</strong> selbst nach dem politischen Umschwung an die Seite König Albrechts von<br />

Habsburg noch in Opposition zu verharren schien o<strong>der</strong> auch nur auf eine Entschädigung<br />

durch die Bürger aus war, weil eines seiner Mitspracherechte mißachtet worden war. Die<br />

________________________________________<br />

39 Hierzu TURNAU: U.a. S.501-505.<br />

40 ERNST ILGENSTEIN: Handels- und Gewerbegeschichte <strong>der</strong> Stadt Magdeburg im Mittelalter bis zum Beginn<br />

<strong>der</strong> Zunftherrschaft (1330), in: Geschichtsblätter für Stadt und Land Magdeburg, Bd.44, 1909, S.50.<br />

41 To dem ersten umb des koninges schot, dat sie van sik geantwordt hadden ane unse vorfarn willen, unde umb dat<br />

gelt, dat sy van unsen joden genomen hadden.<br />

42 Zu diesem "politischen Umschwung" siehe TURNAU: S.504f.<br />

43 A.a.O.: S.499.<br />

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