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Dokument 1.pdf - Hochschulschriftenserver der Universität Trier

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Städte geladen - zu einer Reichsversammlung nach Paris (12.April 1302). Hier vertrat<br />

Pierre Flotte, <strong>der</strong> sein Schreiben ´Deum time`vorlas, sehr geschickt die Sache des Königs<br />

mit solchem Erfolg, daß sich die Stände hinter den König stellten und im Schreiben nach<br />

Rom gegen die Haltung des Papstes protestierten." 23 Die in <strong>der</strong> Schöppenchronik<br />

angesprochene Verbrennung <strong>der</strong> päpstlichen Bulle "Ausculta fili" geschah in einem<br />

feierlichen Akt bei Anwesenheit des Königs und des Hochadels im Februar 1302. 24<br />

Auch in die Annalen des Tholomeus von Lucca ging ebenso wie in die Magdeburger<br />

Schöppenchronik die gefälschte, auf Anordnung König Philipps in Umlauf gebrachte<br />

Version <strong>der</strong> Bulle ein. 25 Beide Texte sind inhaltlich identisch. Hervorzuheben ist<br />

insbeson<strong>der</strong>e, daß Tholomeus von Lucca die Vorgänge allesamt in das Jahr 1302 verlegt,<br />

was insofern einleuchtet, als die Propagandaversion <strong>der</strong> Bulle erst 1302 verbreitet wurde<br />

und ihre öffentliche Verbrennung ohnehin erst im Februar 1302 stattfand.<br />

Unmittelbar im Anschluß an die Nachricht von <strong>der</strong> Vertreibung <strong>der</strong> Juden fährt <strong>der</strong><br />

Chronist <strong>der</strong> Schöppenchronik fort: "Dar na in deme 1304 jar makede koning Philippus<br />

von Frankriken ein sprake jegen den pawes" und notiert danach zum Jahre 1305: "In<br />

dem 1305 jare makede de pawes ein concilium und kundigede to banne koning Philippus<br />

van Frankriken und wiede koning Albrechte van Osterriken, den he vor vorstot wolde<br />

hebben."<br />

Im Frühjahr 1304 sandte König Philipp Boten an den neuen Papst Benedikt XI. ab, "die<br />

ihm ein Glückwunschschreiben zu seiner Ernennung überbrachten und die ermächtigt<br />

waren, die Absolution des Königs entgegenzunehmen (Nicht zu erbitten!), falls er aus<br />

irgendwelchen Gründen einer Exkommunikation verfallen sei." Benedikt XI. war sofort<br />

zum Frieden bereit. Durch die Bulle ´Tunc navis Petri`vom 25. März 1304 löste er den<br />

König und seine Familie feierlich vom Bann,"wenn er einem solchen verfallen sein<br />

sollte". 26 Das Verhältnis zwischen französischem König und Papst entspannte sich ab<br />

1304, nachdem Papst Bonifaz ja im Jahr zuvor verstorben war! Mit "<strong>der</strong> Sprache gegen<br />

den Papst" ist die erstmals am 12.3.1303 während einer noch geheimen Sitzung des<br />

Staatsrates von Nogaret vorgetragene Anklage gegen Papst Bonifaz gemeint, <strong>der</strong> als<br />

Ketzer auf einem allgemeinen einzuberufenden Konzil verurteilt, abgesetzt und durch<br />

einen an<strong>der</strong>en Papst ersetzt werden sollte. Der König stimmte dem Vorgehen zu. "Mitte<br />

Juni (1303) wurde vom König wie<strong>der</strong>um eine Versammlung in den Louvre berufen, an<br />

<strong>der</strong> zahlreiche Bischöfe und Äbte sowie weltliche Große teilnahmen. In dieser vertrat<br />

Wilhelm von Plasian, ein Freund und Gesinnungsgenosse des Wilhelm von Nogaret, die<br />

Anklage gegen den Papst. Er bat den König um Berufung eines allgemeinen Konzils, vor<br />

_________________________________________<br />

23 Ib.<br />

24 EDGARD BOUTARIC: La France sous Philippe le Bel, Genève 1975, S.107; Histoire du différend<br />

d´entre le pape Boniface VIII. et Philippes le Bel roy de France, (Paris 1655), S.79ff.<br />

25 Eodem anno dominus Bonifatius transmisit licteras cum bulla ad perpetuam rei memoriam regi Francie, in quibus<br />

mandabat eidem, quod volebat, cum ipse (esset) dominus temporalium et spiritualium mundi, quod recognosceret<br />

regnum ab ipso, et contrarium tenere iudicabat hereticum. Quas litteras rex recipiens de consilio suorum<br />

magistrorum coram multitudine populi fecit comburi. (MGHSSRerGerm, NS Bd.8, S.239 mit den Anmerkungen 1<br />

und 2).<br />

26 SEPPELT: S.57.<br />

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