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Dokument 1.pdf - Hochschulschriftenserver der Universität Trier

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6. Zusammenfassung<br />

Das Judenschutzprivileg Karls d. Gr. setzte voraus, daß den Juden eine die<br />

Königsherrschaft bzw. den Staat stützende Funktion zugedacht war. Damit vollzog <strong>der</strong><br />

Kaiser eine Wende um 180 0 gegenüber den antiken Herrschern, die in den Juden eine<br />

Gefahr für ihren zentralisierten Einheitsstaat erblickt hatten.<br />

Unter dem Dach des von Kaiser Karl begründeten Judenschutzes lebte das traditionelle<br />

politische Motiv einer sich in zahlreichen Repressionen bis hin zu Verfolgungen und<br />

Vertreibungen äußernden Judenfeindschaft im nordalpinen Raum weiter, modifiziert<br />

infolge geän<strong>der</strong>ter Voraussetzungen. Die Juden fanden sich hinfort in einem politischen<br />

Spannungsfeld zwischen Judenschutz und Anfeindung eingebunden und zwar innerhalb<br />

eines sich horizontal zunächst bipolar (Rivalität Kaiser/König - Papst), dann auch<br />

multipolar ausweitenden Herrschaftsbereiches mit zum Teil rivalitätsbedingten<br />

Übergriffen bis hin zu Verfolgungen.- Wegen <strong>der</strong> Beteiligung an<strong>der</strong>er Gewalten neben<br />

dem König an <strong>der</strong> Herrschaft über die Juden und damit an <strong>der</strong> Ausübung des<br />

Judenschutzes wurden die Juden oftmals Leidtragende separater materieller und<br />

politischer Konflikte, weil sie politisch als Stütze konkurrieren<strong>der</strong> bzw. einan<strong>der</strong><br />

verfeindeter Herrschaftsträger wahrgenommen wurden, womit eine <strong>der</strong> Modifikationen<br />

des traditionellen Motivs faßbar wird - die Gefährdung eigener Herrschaftspositionen<br />

durch den politischen Wi<strong>der</strong>sacher.<br />

Folgt man dem Ritter und Ministerialen Johann von Rinberg als Leitfigur - 1298 wird er<br />

dann definitiv zur Hauptfigur -, erschließt sich ein neuer bisher in <strong>der</strong> Forschung<br />

vernachlässigter Täterkreis - die Rolle <strong>der</strong> Ministerialen bei Judenverfolgungen gerät in<br />

den Focus <strong>der</strong> Aufmerksamkeit und nicht <strong>der</strong> Mob, die blind wütende, die Juden mit o<strong>der</strong><br />

ohne pseudoreligiösem Bezug kriminalisierende und lynchende Masse, son<strong>der</strong>n vielmehr<br />

die Frage nach den Drahtziehern bzw. Strippenziehern im Hintergrund, den<br />

Hintermännern <strong>der</strong> stereotyp wie<strong>der</strong>kehrenden Standardbeschuldigungen (Brunnenvergiftung,<br />

Hostienfrevel, Ritualmord,...).<br />

Der im Rheingau gelegene Salhof Lorch entpuppte sich als das Zentrum ministerialischer<br />

Opposition unter Führung des Rheingrafen gegen den Ausbau <strong>der</strong> Landesherrschaft des<br />

Mainzer Erzbischofs. Hier in Lorch selbst veranlaßten die Ministerialen während eines<br />

"Krieges" gegen den Erzbischof Werner von Mainz ihre erste Judenverfolgung im Jahre<br />

1274/5, worin auch die Familie <strong>der</strong> Rinbergs involviert war. In den Verhandlungen eines<br />

Schiedsgerichts wird die von den Ministerialen eingeschlagene Taktik erkennbar, ihre<br />

Verantwortung und Mitschuld zu verschleiern und die Schuld ausschließlich den<br />

eigentlichen Judenschlägern anzulasten, was freilich nicht ganz gelingt, da <strong>der</strong> Erzbischof<br />

auf vollem Schadenersatz bestand, den die ärmeren Judenschläger selbst nicht zu leisten<br />

vermochten.<br />

Mit dem Sieg des Erzbischofs 1279 in <strong>der</strong> Schlacht bei Gensingen gegen die<br />

Ministerialität unter Führung des Rheingrafen und seinem Sieg auch in <strong>der</strong> sich<br />

anschließenden "Sponheimer Fehde" des Jahres 1281 kam die Wende auch für die<br />

Truchsessenfamilie von Rinberg. Ihre und des Rheingrafen Burg Rheinberg im Wispertal<br />

wurde 1281 erobert und zerstört und das Truchsessenamt ihnen entzogen. Sigfrid von<br />

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