Dokument 1.pdf - Hochschulschriftenserver der Universität Trier
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Eine Möglichkeit <strong>der</strong> Ortsidentifikation wäre abschließend zu diskutieren:<br />
Es gibt eine an <strong>der</strong> Peripherie <strong>der</strong> Stadt Koblenz auf <strong>der</strong> gegenüberliegenden Rheinseite<br />
unterhalb <strong>der</strong> Burg Ehrenbreitstein gelegene Siedlung mit Namen Nie<strong>der</strong>-Rinberg. Nur<br />
in einem einzigen Beleg – bezeichnen<strong>der</strong>weise datiert 1301 II 1 – findet sich diese<br />
Schreibform, 130 ansonsten wird <strong>der</strong> Ort seit dem Jahre 1200 immer Nie<strong>der</strong>(en)berg<br />
genannt. 131 Hermann von Helfenstein, Schultheiß von Koblenz in den Jahren 1294, 1297,<br />
1300 und 1301, 132 erwarb 1293 von Erzbischof Boemund das Gericht zu Nie<strong>der</strong>berg. "Ein<br />
Advocatus des Erzbischofs übte bislang die richterlichen Funktionen dort aus, welche<br />
nunmehr von denen des Meiers getrennt wurden. Zu dem Gerichte gehörten ausser<br />
Nie<strong>der</strong>berg noch Urbar, Molne, Erenbrechtstein und Sevenburne (Simmern). Fortan liessen<br />
die von Helfenstein durch einen beson<strong>der</strong>en Vogt,auch Untervogt genannt, ihre<br />
richterlichen Gerechtsame daselbst ausüben." 133 Diese Vogtei war hinfort ein Lehen <strong>der</strong><br />
<strong>Trier</strong>er Erzbischöfe. 1332 V 22 legt Wilhelm von Helfenstein einen Lehensrevers u.a.<br />
wegen <strong>der</strong> Vogtei Nie<strong>der</strong>berg gegenüber Erzbischof Balduin ab. 134<br />
Hinter dem zu den Stereotypen zählenden Motiv des von den Juden bestochenen<br />
Schultheißen 135 verbirgt sich ein gegen die nicht kooperationswilligen Landesherren bzw.<br />
den König gerichteter Vorwurf, als <strong>der</strong>en Amtmänner die Schultheißen gegen<br />
Aufstachelungen zu Judenverfolgungen vorgehen, sich zumindest verweigern. Wie bereits<br />
erwähnt, endete die Rindfleisch-Verfolgung 100 km von Koblenz entfernt, die<br />
Judenverfolgungen stießen an ihre herrschaftlich bedingten Grenzen, sei es 1298 o<strong>der</strong><br />
1299ff. Da Rinberg/Rindfleisch aus besagtem Grunde die Hände gebunden waren, 136<br />
übernahm <strong>der</strong> Agitator Rustarius seinen Part bzw. sprang in die hinterlassene Bresche,<br />
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130 JOHANN HEINRICH HENNES (Hg.): Codex diplomaticus Ordinis Sanctae Mariae Theutonicorum.<br />
Urkundenbuch des Deutschen Ordens, Bd.1, Mainz 1845, Nr.351 ( das den beiden Brü<strong>der</strong>n, den Rittern<br />
Hermann und Heinrich von Helfenstein gehörende Dorf - "in territorio nostro ville de Nye<strong>der</strong>rinberg");<br />
s.auch MICHEL: S.19f.<br />
131 Ca.1200: Verzeichnis <strong>der</strong> von Erzbischof Johann seinem Erzstift <strong>Trier</strong> erworbenen Güter, u.a.: "...curiam in<br />
Ni<strong>der</strong>nberg.." (BEYER / ELTESTER / GOERZ (Bearb.): Urkundenbuch zur Geschichte <strong>der</strong> Mittelrheinischen<br />
Territorien, Bd.2, Aalen 1974 (= Neudr.d. Ausg. Koblenz 1865), Nr.298; 1276 II 5: ein in <strong>der</strong> Pfarrei Nie<strong>der</strong>berg<br />
gelegenes Burglehen:"...sitis in territorio parochie de ni<strong>der</strong>enberch,...". ( ALBERT HARDT (Hg.): Urkundenbuch<br />
zur Geschichte <strong>der</strong> Mittelrheinischen Territorien, Bd.5, Wiesbaden 2007, Nr.533; 1280 VIII 31: das <strong>Trier</strong>er<br />
Kloster St.Matthias als Patron <strong>der</strong> Kirche zu Nie<strong>der</strong>berg ("...in ecclesia de ni<strong>der</strong>emberch prope Confluentiam...")<br />
(HARDT: Nr.1161.). Siehe auch MICHEL: S.20ff.<br />
132 MICHEL: S.23f.; TURNAU: S.338.<br />
133 A.a.O., S.20f.<br />
134 LHAKo, Best.1A, Nr.5608; GÜNTHER: Bd.3, S.185; FRITZ MICHEL: Die Geschichte <strong>der</strong> Stadt<br />
Koblenz im Mittelalter, Trautheim / Mainz 1963, S.147.<br />
135 S.o. S.42ff.<br />
136 Wegen <strong>der</strong> Priorität landesherrlicher Interessen kann man die Möglichkeit nicht von <strong>der</strong> Hand weisen ,<br />
daß bei Erzbischof Dieter von <strong>Trier</strong> auch die Überlegung eine Rolle gespielt haben kann, einen<br />
berüchtigten Judenverfolger zu neutralisieren. Dies erklärt freilich nicht, warum er, obwohl selbst dem<br />
Dominikanerorden angehörend (siehe TURNAU: S.826; 832f.), Johann von Rinberg zu seinen<br />
"Freunden" zählt. Zum Freund des Nassauer Grafenhauses und damit auch Erzbischof Dieters wurde<br />
Rinberg erst wegen seiner Befreiungsaktion (s.o.S.72).<br />
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