Dokument 1.pdf - Hochschulschriftenserver der Universität Trier
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hernie<strong>der</strong> und verursachten zahlreiche Brände. 122 Der Hintergrund <strong>der</strong> Geschichte dürfte<br />
folgen<strong>der</strong> sein: Schon <strong>der</strong> Hinweis auf den Colmarer Ritter Rustarius weist auf die<br />
Region des Rheinlandes als Schauplatz des angeblichen Geschehens hin. Die<br />
Erdbebenzone des Rheingrabens sichert die Erkenntnis ab. Am 24.9.1289 fand hier ein<br />
Erdbeben <strong>der</strong> Stärke 7 statt, 1298 allerdings eines nur in Norddeutschland. 123 Für 1296<br />
verzeichnen die "Gesta Trevirorum" ein immenses Hochwasser <strong>der</strong> Mosel, 124 folglich<br />
auch an <strong>der</strong> Mündung zu Koblenz und im angrenzenden Rheingebiet, und für 1298<br />
notieren sie die Erscheinung von Kometen am Himmel 125 . Der Ritter Rustarius faßt dieses<br />
den Zeitgenossen <strong>der</strong> Region präsente Bedrohungspotential <strong>der</strong> Reihe nach in einen<br />
engen zeitlichen und kausalen Kontext zusammen.<br />
Der Ort "Reinsperg" konnte bisher nicht identifiziert werden. 126 Kleinschmidt fragt sich,<br />
ob Regensburg gemeint sein könnte, und weiter: "Inwieweit die lokal nicht zu<br />
identifizierende Burg Rheinsberg in Frage kommt, <strong>der</strong>en Belagerung und Entsetzung für<br />
1301 die Annal.Colmar.maior. berichten (R i n s p e r c h e ...) muß offen bleiben." 127 Die<br />
hier gemeinte Burg Rheinsberg kommt mit Sicherheit nicht in Frage, denn, wie oben<br />
bereits erläutert, wurde 1301 nicht eine Burg Rheinsberg belagert, son<strong>der</strong>n Burg<br />
Rheineck. 128 Burg Rheinberg, die Stammburg Johanns von Rinberg, scheidet ebenfalls als<br />
Möglichkeit aus, denn dieser Burg fehlt die namengebende Siedlung. Um eine regelrechte<br />
"civitas" dürfte es sich freilich angesichts <strong>der</strong> bisher vergeblichen Suche nach dem Ort<br />
wohl kaum handeln. Auch muß mit Modifikations- bzw.Variationsmöglichkeiten des<br />
Namens "Reinsperg" gerechnet werden, wie bereits an dem zentralen Namen <strong>der</strong> Familie<br />
Rinberg ersichtlich wurde (Rinberg, Rimburg, Ryberg, Rinsberg, Reinsberg, Rheinberg,<br />
Rintberg,...). Burg Rheinberg bei Braubach kann ebenfalls nicht gemeint gewesen sein,<br />
denn diese Burg wurde von dem Herrn <strong>der</strong> Burg, Graf Eberhard von Katzenelnbogen,<br />
noch am 29.Februar 1300 als " Burg Braubach " bezeichnet, als er den Ritter Friedrich<br />
von "Rinberch" hier zum Burgmann aufnahm, 129 ganz abgesehen davon, daß <strong>der</strong> Ort<br />
Braubach hieß und nicht Rheinberg.<br />
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122 Sequenti die terra prope civitatem rumpitur, aqua mire magnitudinis de ea progreditur et civitatem pro<br />
dimidietate plurimum perturbavit...Tertio vero die fulgura de celo aparuerunt et civitatem in locis<br />
pluribus incen<strong>der</strong>unt, ..."<br />
123 GÜNTER LEYDECKER: Erdbebenkatalog für die Bundesrepublik Deutschland mit Randgebieten für die<br />
Jahre 1000-1981, (Geologisches Jahrbuch, Reihe E, Geophysik, H.36), Hannover 1986, S.23.<br />
124 WYTTENBACH / MÜLLER (Hg.): Gesta Trevirorum, Bd.2, Augustae Trevirorum 1838, S.160<br />
(inundaverunt aquae Treviris, et flumen Mosellae elevatum est super muros Trevirenses in ripa Mosellae sitos, ita<br />
quod cellaria in medio civitatis sita aquis replerentur, ...).<br />
125 A.a.O., S.174 (De cometis, qui apparuerunt).<br />
126 KLEINSCHMIDT: S.55, Anm.35 ("Eine Identifizierung ist problematisch, da keinerlei lokale Anhaltspunkte<br />
gegeben sind..."); siehe auch LOTTER: Die Judenverfolgung, S.414.<br />
127 Ib.<br />
128 S.o. S.33.<br />
129 MENZEL / SAUER: Bd.1,3, Nr.1280; s.o .S.33f.<br />
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