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Dokument 1.pdf - Hochschulschriftenserver der Universität Trier

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des Rindfleisch nicht preisgeben, die Seuche während <strong>der</strong> Feldzüge König Adolfs und<br />

seines Wi<strong>der</strong>sachers Herzog Albrechts nicht den Juden anlasten und so die Spur zur<br />

Enttarnung des angeblichen "Metzgers" Rindfleisch gelegt hätten, ist ein politischer:<br />

Colmar stand auf <strong>der</strong> Seite des Königs und verproviantierte das königliche Heer, 116 das<br />

Dominikanerkloster <strong>der</strong> Stadt hatte von Adolfs Heer nichts zu befürchten, im<br />

Unterschied zu den dem Bischof von Straßburg unterstehenden Klöstern 117 .<br />

In den "Historiae memorabiles" manifestieren sich die "antijüdischen Tendenzen" unter<br />

den Mendikanten 118 bzw. hier <strong>der</strong> Dominikaner, aber es mußte zugleich Rücksicht auf<br />

den König genommen werden, dessen "Kammerknechte" die Juden schließlich waren, ja<br />

sogar "Judenhaß", 119 wie er z.B. in c.10 <strong>der</strong> "Historiae memorabiles" mit einem Aufruf<br />

zur Judenverfolgung manifest wird: 120 Ein Ritter namens Rustarius - dieser Ritter<br />

stammte aus Colmar, ein Anhänger "<strong>der</strong> ersten Stunde" König Adolfs von Nassau 121 - soll<br />

von dieser Begebenheit erstmals berichtet haben (Istud primo miles nobilis et potens<br />

Rustarius nomine retulit,...): In einem Ort namens "Reinsperg" durchbohrt ein Jude eine<br />

Hostie mit einem Messer, wird dabei vom Pförtner (portarius seu vigil castri) <strong>der</strong><br />

oberhalb des Judenhauses gelegenen Burg beobachtet, meldet dies dem Pfarrer <strong>der</strong> Stadt<br />

(ad vicarium civitatis). Beide berichteten diesen Vorfall dem Schultheißen, <strong>der</strong> den Juden<br />

samt seiner Familie zunächst gefangennahm und einkerkerte. (Judeum cum familia sua<br />

cepit et carceri reclusit.). Vom Juden mit Geld bestochen, ließ <strong>der</strong> Schultheiß seine<br />

Gefangenen wie<strong>der</strong> frei. Die Strafe hierfür ließ nicht lange auf sich warten: Am folgenden<br />

Tag bebte die Erde nahe <strong>der</strong> Stadt, gefolgt von einer großen Überschwemmung - die<br />

halbe Stadt wurde überflutet - Feuer fiel vom Himmel, Blitze fuhren am dritten Tag<br />

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116 S.o. S.55.- Das Aufgebot <strong>der</strong> Reichstadt Colmar verstärkte das königliche Heer vor Kenzingen.<br />

( JOSEPH BECKER: Geschichte <strong>der</strong> Reichslandvogtei im Elsass. Von ihrer Einrichtung bis zu ihrem<br />

Übergang an Frankreich. 1273-1648, Straßburg 1905, S.24.).<br />

117 Der während des kurzen Waffenstillstands vor Kenzingen ermordete Reichsmarschall Hildebrand von<br />

Pappenheim wurde nach Colmar überführt und von den dortigen Predigermönchen begraben. ( GUSTAV<br />

DROYSEN: Albrecht´s I. Bemühungen um die Nachfolge im Reich, 1862, S.68; SCHLIEPHAKE: Bd.3,1, S.255).<br />

- Eine Frau von Falkenstein flüchtete sich bei <strong>der</strong> Nachricht vom Anrücken des königlichen Heeres aus dem<br />

Kloster zum heiligen Kreuz und brachte sich "und ihres Gotteshauses Heiligthümer" bei den Predigern zu<br />

Colmar in Sicherheit. Dieses dem Bischof von Straßburg unterstehende Kloster "zum heiligen Kreuz" wurde<br />

anschließend vom königlichen Landvogt des Elsasses, Graf Diebold von Pfirt, zerstört; "ein an<strong>der</strong>es erfuhr<br />

gleiches Schicksal durch den König selbst". ( SCHLIEPHAKE: S.260f. )<br />

118 JÖRG R. MÜLLER: Judenverfolgungen und -vertreibungen, S.209.<br />

119 DERS.: E r e t z g e s e r a h - "Land <strong>der</strong> Verfolgung": Judenpogrome im regnum Teutonicum in <strong>der</strong><br />

Zeit von etwa 1280 bis 1350, in: CHRISTOPH CLUSE (Hg.): Europas Juden im Mittelalter. Beiträge<br />

des internationalen Symposiums in Speyer vom 20.-25. Oktober 2002, <strong>Trier</strong> 2004, S.266.<br />

120 KLEINSCHMIDT: S.55ff.<br />

121 Im Jahre 1293 riß <strong>der</strong> ehemalige Schultheiß die Macht in Colmar an sich, übergab die Stadt gegen den Willen<br />

des Königs an Anselm von Rappolstein (regi se opposuit et Columbariam Anselmo de Rappolstein tradidit) und<br />

vertrieb alle Bewohner, die den Eid auf den Rappoltsteiner verweigerten, unter ihnen: "Dominos milites de<br />

Nortgassen, Ilczich et dominum Ruostarium (Anm: zum Rust gens nobilis Colmariensis...) civitatem exire<br />

compulit et res eorum confiscavit." (Chronicon Colmariense, in: MGHSS 17, S.254; 258. - Zur Vorgeschichte <strong>der</strong><br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung im Jahre 1280 siehe Annales Colmarienses Maiores, in: Ib., S.206.). KLEINSCHMIDT ( S.57,<br />

Anm.37) erkennt in diesem "Angehörigen des Colmarer Ministerialengeschlechtes Rust, .. für den hier in Frage<br />

kommenden Zeitpunkt (1298)" den Cunzmann (Cunzo) Rustarius.<br />

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