Dokument 1.pdf - Hochschulschriftenserver der Universität Trier
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über seine Identität mit dem Judenverfolger Rindfleisch Bescheid, auch die Bürger von<br />
Koblenz kannten sein Doppelleben und warum nicht auch diejenigen <strong>der</strong> Stadt Speyer?<br />
Aber dennoch bestand ein weitreichendes Interesse, die Identität des Rindfleisch offiziell<br />
geheim zu halten, König Adolf ließ in seiner Notlage seinen Reichslandvogt in <strong>der</strong> Rolle<br />
des Rindfleisch gewähren, da seinem politischen Hauptgegner, Erzbischof Gerhard von<br />
Mainz , Schaden zugefügt würde.- Bekanntlich hatte sich auch König Rudolf in diesem<br />
Sinne zu den Judenverfolgungen des Jahres 1276 geäußert. 111 - Als erklärter Feind des<br />
Erzbischofs setzte Johann von Rinberg seine Aktionen gegen die Juden auch als<br />
königlicher Ministeriale unter einem ihm zugelegten Deckmantel fort, wobei insbeson<strong>der</strong>e<br />
die Würzburger Verfolgung seine ansonsten hinter dem vorgeschobenen politischen<br />
Motiv verborgene Judenfeindschaft hervorkehrt.<br />
Einen Hinweis auf eine nicht weiter bestimmbare Nähe zu den judenfeindlichen<br />
Dominikanern mag man in seiner Koblenzer Nie<strong>der</strong>lassung erblicken, er wohnt in <strong>der</strong><br />
Georgsgasse , in <strong>der</strong> Nachbarschaft <strong>der</strong> Dominikanerinnenkirche St.Martin. 112 "Grün<strong>der</strong><br />
und Gifter <strong>der</strong> Kirche des Franziskanerklosters in Koblenz"war Hermann, <strong>der</strong> Vater <strong>der</strong><br />
beiden Brü<strong>der</strong> Hermann und Heinrich von Helfenstein, <strong>der</strong>en quasi familiäre Nähe zu<br />
Johann von Rinberg 1304 bezeugt ist. 113 Von daher zeichnen sich Verbindungslinien ab.<br />
Auch <strong>der</strong> Autor <strong>der</strong> Sammlung <strong>der</strong> "Historiae memorabiles" war "ein im<br />
Oberrheingebiet bzw. Elsaß ansässiger Dominikaner gewesen". 114 Kleinschmidt weist auf<br />
"das Übergewicht einer ordensinternen Kommunikation" hinsichtlich des<br />
"Berichtsgutes" hin, wobei auch "Angehörige <strong>der</strong> adligen Sozialgruppe<br />
Informationsträger für die Dominikaner gewesen sein müssen". "Eine Reihe von<br />
Vermerken" in den einzelnen Geschichten geben Auskunft über <strong>der</strong>en Gewährsleute, so<br />
stammt <strong>der</strong> Bericht über den vom König zum Schutz <strong>der</strong> Juden entsandten "dominus de<br />
Rinsperg" von einem "frater Albertus ordinis Predicatorum". Auch "Rudolphus de<br />
Argentina ordinis Predicatorum prior Spirensis" steuerte eine Geschichte bei, die ihm ein<br />
Ritter erzählt hätte, als er noch Prior in Colmar war. 115 Diesem Prior und Zeitgenossen<br />
Johanns von Rinberg dürften die Aktivitäten des Speyerer Reichslandvogtes nicht<br />
verborgen geblieben sein. Der Grund, warum die Colmarer Quellen die wahre Identität<br />
__________________________________<br />
111 S.o. S.32.<br />
112 Hierzu <strong>der</strong> Plan "Koblenz im Mittelalter" bei FRITZ MICHEL: Die Geschichte <strong>der</strong> Stadt Koblenz im<br />
Mittelalter, Trautheim / Mainz 1963.<br />
113 MICHEL: S.17. - S.o. S.33 mit Anm.38. In weiteren Urkunden sind sie gemeinsam anzutreffen: 1303 VI 12,<br />
datum <strong>Trier</strong>: Als Exekutoren <strong>der</strong> Lehensauftragung <strong>der</strong> Burg Sommerau durch Johann Walram von <strong>Trier</strong> an<br />
Erzbischof Dieter fungieren Johann Herr von Rinberg (Rimberg), Schultheiß zu <strong>Trier</strong>, Hermann Herr zu<br />
Helfenstein und Peter von Eich, Schultheiß zu Koblenz (LHKo, Best.1A, Nr.231); 1304 X 10, actum<br />
Münstermaifeld: Friedensschluß zwischen Richard von Daun / Johann Praudom mit <strong>der</strong> Stadt <strong>Trier</strong>. Unter den<br />
"fideiussores" befinden sich die Ritter Johann von "Rynberg" sowie die Brü<strong>der</strong> Hermann und Heinrich von<br />
Helfenstein (StadtA <strong>Trier</strong>, Ms.1409/2076,4 0 , S.1062-1065, hier S.106 2vo.). - Beide Familien müssen sich schon von<br />
Mainz her bekannt gewesen sein, denn hier gab es auch ein "Haus Helfenstein" in <strong>der</strong> Gravengasse, auf das <strong>der</strong><br />
Cantor des St.Johannstifts 1315 mehrere Legate zugunsten des Stifts anwies. (STA Darmstadt, Abt.A2, Mainz<br />
1315.). Zu den Beziehungen <strong>der</strong> Familie von Lahnstein-Ehrenbreitstein-von Helfenstein zum Erzstift Mainz siehe<br />
weiter HELLMUTH GENSICKE: Ministerialität zwischen Odenwald und Westerwald, in: Geschichtliche<br />
Landeskunde. Ministerialitäten im Mittelrheinraum, (Geschichtliche Landeskunde, Bd.17), Wiesbaden 1978, S.86.<br />
114 KLEINSCHMIDT: S.13. Die Autorenschaft des Rudolf von Schlettstadt sei anzunehmen, aber nicht<br />
gesichert. Laut einer Mitteilung von Dr. Christoph Cluse, <strong>Universität</strong> <strong>Trier</strong>,w ar <strong>der</strong> Autor ein Colmarer<br />
Dominikaner.<br />
115 A.a.O., S.15.<br />
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