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Dokument 1.pdf - Hochschulschriftenserver der Universität Trier

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Was mag dieses "positive Verhältnis" 25 zwischen Stadtrat und den Juden <strong>der</strong> Stadt <strong>der</strong>art<br />

relativiert haben, womit die für eine Quellenkritik 26 zentrale Frage nach <strong>der</strong><br />

Kontextualisierung aufgeworfen wird.<br />

Als Erklärung bieten sich vorangegangene politische Ereignisse an, <strong>der</strong> sogenannte<br />

"Zollkrieg" König Albrechts von Habsburg gegen die rheinischen Kurfürsten in den<br />

Jahren 1301/2, unter ihnen <strong>der</strong> Pfalzgraf bei Rhein, Herzog von Oberbayern. Zwei<br />

Augsburger Juden hatten Herzog Rudolf ein Darlehen gewährt, möglicherweise 1301<br />

während <strong>der</strong> kriegerischen Auseinan<strong>der</strong>setzungen zwischen König und Herzog. Augsburg<br />

kämpfte dabei auf Seiten des Königs gegen den Herzog. 27 Diese erst 1304 bekannt<br />

gewordene offenbar als illoyal gegenüber <strong>der</strong> Stadtgemeinde und dem König empfundene<br />

Handlung 28 - die Juden Augsburgs führten ein Siegel mit dem kaiserlichen Adler 29 - gab<br />

wahrscheinlich den Anlaß zu den o.g. Sanktionen als Kollektivstrafe 30 . Die Stadt straft<br />

ihre Juden in ihrem und des Königs Namen, wirtschaftet die Strafsumme offenbar aber<br />

nur in die eigene Kasse!<br />

Vermutlich blieb den jüdischen Kreditgebern kaum eine an<strong>der</strong>e Wahl gegenüber einem<br />

wichtige Handelswege kontrollierenden Landesherrn, worauf die Geheimhaltung des<br />

Vorgangs hinweist.<br />

________________________<br />

25 A. HAVERKAMP: Concivilitas,a.a.O.<br />

26 Laut Mitteilung aus dem Stadtarchiv Augsburg (Kerstin Lengger) vom 6.11.2012 "liegen uns zu den Verfassern<br />

und dem Entstehungszusammenhang <strong>der</strong> beiden Chroniken Nr.23 und 27. nur relativ wenig Informationen vor", so<br />

wurde Chronik Nr.23 bis 1576 fortgeführt und Chronik Nr.27 bis 1697.<br />

Die große Auslöse- bzw. Strafsumme von 22000,- Florenen spricht nicht gegen eine Historizität <strong>der</strong> Quellenaussage,<br />

wenn man mit <strong>der</strong> Strafsumme von 12000,- Florenen vergleicht, die alleine <strong>der</strong> Jude Mengin von <strong>Trier</strong> am 21. 10.<br />

1397 zu entrichten hatte. (LHAKo, 1 C 9, S.312ff., Nr.314. - Diesen Hinweis verdanke ich Dr. Friedhelm Burgard,<br />

<strong>Universität</strong> <strong>Trier</strong>.).<br />

27 Die Kampfhandlungen begannen im schwäbisch-bayrischen Raum schon im Anschluß an den Kurverein zu<br />

Heimbach ( 1300 X 14 ) und endeten am 20.7.1301 mit <strong>der</strong> Unterwerfung Herzog Rudolfs von (Ober-) Bayern. (<br />

Siehe VOLKER TURNAU: Unruhehäufungen und ihre Zusammenhänge in Städten des Reiches zu Beginn des 14.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts, < 1300 - 1305>, Diss. phil. <strong>Trier</strong> 2004, Born / Luxemburg 2007, S.693ff. ). - Die beiden Juden "Jüdlin und Lamb gehörten zudem einem Konsortium an, bestehend aus den<br />

beiden Juden und drei Christen, das 1300 Herzog Rudolf I. von Oberbayern den Verkauf <strong>der</strong> Festung Rattenberg<br />

mit 1200 Augsburger Mark diskontierte." ( Germania Judaica, Bd.2,1, hg.v. ZVI AVNERI, Tübingen 1968, S.34.)..<br />

28 Am 20.1.1304 erweisen die bayrischen Herzöge Rudolf I. und sein 1301 noch min<strong>der</strong>jährige Bru<strong>der</strong> Ludwig den<br />

Bürgern von München die Gnade, daß sie von letztvergangenem "perthentag" ( 6. Januar ) an sechs Jahre lang<br />

steuerfrei sein sollen, weil diese sie von den 4000 Pfund Augsburger Pfenningen gelöst haben, die sie genannten<br />

Augsburger Juden schuldeten. ( JOHANN FRIEDRICH BÖHMER: Wittelsbachische Regesten von <strong>der</strong> Erwerbung<br />

des Herzogthums Baiern 1180 bis zu dessen erster Wie<strong>der</strong>vereinigung 1340, ..., Stuttgart 1854, S.56; Germania<br />

Judaica, Bd.2,1, S.34.).<br />

29 A. HAVERKAMP: "Concivilitas", a.a.O.<br />

30 Siehe TURNAU: S.117.<br />

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