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Dokument 1.pdf - Hochschulschriftenserver der Universität Trier

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ihn aus <strong>der</strong> Gefangenschaft (unter Bedingungen) frühzeitig zu entlassen, aufdaß er seinen<br />

Einfluß geltend macht, um die Verfolger zur Aufgabe zu bewegen, mag durchaus<br />

einleuchten, aber <strong>der</strong> König hatte sich in <strong>der</strong> Person Rinbergs gewaltig geirrt, wenn er<br />

meinte, einen Saulus zum Paulus bekehren zu können. Stattdessen hat er, wie das<br />

Sprichwort treffend formuliert, "den Bock zum Gärtner gemacht", und dies ging<br />

folgen<strong>der</strong>maßen vonstatten:<br />

Zur speziellen Mission vorzeitig aus <strong>der</strong> Gefangenschaft entlassen, in die er am 2.Juli<br />

geraten war, - die meisten Gefangenen wurden erst nach Albrechts Königswahl am 27.<br />

Juli entlassen 83 -, sammelte Johann von Rinberg, um seine Aufgabe des Judenschutzes<br />

wahrnehmen zu können, eine ihm ergebene Kriegsmannschaft um sich - wohl seine<br />

ebenfalls dienstentbundene Mannschaft des Speyergaues, darunter möglicherweise sogar<br />

Conrad Rindfleisch. Dann brach er auf. Sein erster Zielort - ausgerechnet Würzburg -<br />

läßt keinen Zweifel an seinen wirklichen Motiven offen: Judenfeindschaft und Revanche<br />

für die Abfuhr vor den Mauern <strong>der</strong> Stadt kurz nach dem 20.4., als die Bürger ihm als<br />

Rindfleisch und Anführer <strong>der</strong> Judenverfolger den Einzug in ihre Stadt verwehrten und<br />

ihn so zum schmählichen Abzug zwangen. Die Stadt hatte sich also durchaus als fähig<br />

erwiesen,ihre Juden vor den Scharen des Rindfleisch zu schützen, und sie wäre es jetzt<br />

immer noch, aber Johann von Rinberg begehrte nun Einlaß nicht als <strong>der</strong> Judenverfolger<br />

"Rindfleisch" son<strong>der</strong>n als Abgesandter des neuen Königs mit dem Auftrag des Schutzes<br />

<strong>der</strong> Juden vor den noch herumziehenden Scharen <strong>der</strong> Verfolger. Man ließ ihn mit seiner<br />

Mannschaft einrücken, wo er sich zunächst angeblich mit seinen Verwandten und<br />

an<strong>der</strong>en Territorialherren beriet, wie man die Juden gemäß dem Willen des Königs aus<br />

Todesgefahr retten könne. 84 Die Wende kam, als er danach eine "tristega" 85 ersteigen<br />

wollte, er hinabstürzte, sich verletzte und von vielen bereits für tot gehalten wurde. 86<br />

Man rief bereits einen Beichtvater herbei. "Frater Albertus vom Würzburger<br />

Dominikanerorden kam herbei, stellte ihm Wie<strong>der</strong>genesung in Aussicht, falls er seine<br />

Sünden bereue, was dann auch geschah. Rinberg fühlt nun, wie seine Lebensgeister<br />

zurückkehren (et statim convalescenciam membrorum se sensisse retulit), aber zur<br />

endgültigen Heilung bedurfte es eines spezifischen Geständnisses, eines Gelübdes und <strong>der</strong><br />

Absolution durch diesen Dominikanerpriester: Heimlich, an einem "locum secretum",<br />

gesteht Rinberg seinem Beichtvater Ungeheuerliches: Er hätte einen Auftrag König<br />

Albrechts angenommen, <strong>der</strong> nicht mit Jesus Christus und dem christlichen Glauben<br />

vereinbar sei, nämlich entgegen seinem eigenen Sinnen und Gewissen die Juden zu<br />

schützen, woraufhin ihn frater Albert zur Umkehr und zu gottgefälligen Taten<br />

auffor<strong>der</strong>t, was Rinberg seinem Beichtvater versprach, woraufhin die Absolution erfolgte<br />

_______________________________________________________<br />

83 S.o.S.15.<br />

84 Dominus iste in Herbipolim perrexit, ut cum consanguineis suis et aliis dominis terre deliberaret, quomodo Judeos<br />

ad voluntatem regis a mortis periculo liberaret. (KLEINSCHMIDT: S.61f.). - Rinberg war folglich in Würzburg<br />

sehr gut bekannt.<br />

85 Hier wohl in <strong>der</strong> Bedeutung von "Gerüst eines Wachtturmes","Wehrturm" ( J.F. NIERMEYER / C. VAN DE<br />

KIEFT: Mediae Latinitatis Lexicon Minus, Leiden 2002, S.1364.).<br />

86 KLEINSCHMIDT: S.61f.<br />

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