Dokument 1.pdf - Hochschulschriftenserver der Universität Trier
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65<br />
königliche noch <strong>der</strong> bischöflich-landesherrliche Schutz ausreichte, um die Juden vor<br />
plötzlichen Ausbrüchen <strong>der</strong> Volkswut zu schirmen, die wohl schon in einzelnen<br />
Symptomen sich bekundete, dann, daß die tatsächliche Macht in <strong>der</strong> Stadt bei <strong>der</strong><br />
Bürgerschaft,nicht beim Bischof lag...Wieviel Wert die Judenschaft gerade auf die<br />
Haltung des Rates legte, beweist auch ein Verkaufsvertrag vom folgenden Jahr, den <strong>der</strong><br />
Judenmeister Kobelin an <strong>der</strong> Spitze <strong>der</strong> 12 jüdischen Vertreter mit einem Würzburger<br />
Bürger schließt und außer vom Bischof und Domkapitel auch von <strong>der</strong> Bürgerschaft<br />
besiegeln läßt,1289 Nov.25." 63 Allerdings kann von einer Gemeinsamkeit im Judenschutz<br />
zwischen Bischof und <strong>der</strong> durch den Rat vertretenen Bürgerschaft wegen <strong>der</strong><br />
Dauerkonflikte zwischen Bischof Mangold (1287-1303) und seinen Stiftsherren einerseits<br />
und <strong>der</strong> Bürgerschaft an<strong>der</strong>erseits nur theoretisch ausgegangen werden. Auf Drängen<br />
von Geistlichkeit und Laien hatte Bischof Mangold das Ungeld fallen gelassen, als<br />
Gegenleistung dafür vergeblich die Aufhebung <strong>der</strong> Zünfte gefor<strong>der</strong>t und am 23.Januar<br />
1297 über die Führungspersönlichkeiten <strong>der</strong> Bürger den Bann und über die Stadt das<br />
Interdikt wegen schwerer Übergriffe gegen die in Würzburg bestehenden Höfe <strong>der</strong><br />
auswärtigen Klöster verhängt, "das sie standhaft zwei Jahre lang tragen". 64<br />
Johann von Rinberg/Rindfleisch scheiterte zunächst vor Würzburg, die Bürger öffneten<br />
ihm nicht die Tore. Beigetragen hat sicherlich auch die rezente Politik König Adolfs, <strong>der</strong><br />
sich im Sommer 1296 mit dem Bischof gegen die Würzburger Bürger verbündet hatte. 65<br />
Unter diesen Umständen verfing die Beschuldigung <strong>der</strong> Vergiftung des königlichen<br />
Heeres durch die Juden nicht - schon anläßlich <strong>der</strong> Judenverfolgung in Röttingen war<br />
nicht von vergiftetem Rindfleisch die Rede son<strong>der</strong>n davon, "daß die Juden eine Hostie<br />
gestohlen und geschändet hätten". 66 Auch die Identität Rindfleischs mit dem<br />
Reichslandvogt König Adolfs namens Johann von Rinberg dürfte in <strong>der</strong> Stadt bereits zu<br />
diesem Zeitpunkt bekannt gewesen sein, spätestens jedoch am 23.Juli des Jahres, "als die<br />
Verfolgung auch in Würzburg ausbrach. Mehr als 900 Menschen - 800 Würzburger und<br />
100 Fremde - fielen ihr zum Opfer." 67<br />
Johann von Rinberg/Rindfleisch kehrte aus Franken und Schwaben zum Heer<br />
König Adolfs zurück. Spätestens am 22.6.dürfte er sich "in castris apud Spiram" bei<br />
König Adolf befunden und sich an den Kämpfen im Bereich seiner Vogtei beteiligt<br />
haben, 68 bevor er dann in <strong>der</strong> Schlacht bei Göllheim am 2.Juli in die Gefangenschaft<br />
Herzog Albrechts geriet, <strong>der</strong> erstmals am 23./24.Juni zum Gegenkönig gewählt worden<br />
war und <strong>der</strong> dann ein zweitesmal offiziell am 27.Juli gekrönt wurde. Die zeitgenössisch<br />
verfaßten "Historiae memorabiles" (Autor: <strong>der</strong> Dominikanermönch Rudolf von<br />
Schlettstadt?) berichten nun unter c.14, König Albrecht hätte einen "dominum de<br />
Rinsperg" nach Franken gesendet, um die dortigen Juden zu schützen, nachdem diese<br />
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63 FÜßLEIN: S.283, Anm.1; 288f., Anm.1.<br />
64 A.a.O.: S.288f., Anm.1.<br />
65 Ib.<br />
66 SZULWAS: S.37.<br />
67 A.a.O.: S.38.<br />
68 S.o. S.54.<br />
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