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Dokument 1.pdf - Hochschulschriftenserver der Universität Trier

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In Anbetracht <strong>der</strong> von den „Gesta Trevirorum“ angeführten Quellengruppe, die den<br />

Anführer <strong>der</strong> Judenverfolgung als Edelmann namens Rindfleisch bezeichnet 54 und <strong>der</strong><br />

kurmainzisch-Erfurter Quelle, die den Namen dieses Edelmannes kennt, ihn „de<br />

Rinberch“ nennt 55 , was die These einer durch weitere Ermittlungen befestigten Identität<br />

mit dem Reichslandvogt Johann von Rinberg von vornherein nahe legte, lassen sich<br />

Identität und Itinerar des Edelmannes Rindfleisch/ de Rinberch/Johann von Rinberg nun<br />

folgen<strong>der</strong>maßen bestätigen und präzisieren:<br />

Im Anschluß an die "Stabübergabe" im Speyergau zwischen ihm und seinem<br />

Stellvertreter Conrad Rindfleisch brach Johann von Rinberg nach Schwaben und<br />

Franken auf, wo man ihm wegen seiner gegen die Juden gerichteten und sowohl beim<br />

Adel 56 als auch beim nie<strong>der</strong>en Volk erfolgreichen Agitation den Beinamen "Rindfleisch"<br />

gab. Als er Röttingen erreichte, wurden hier am 20.April 21 Juden ermordet. 57<br />

Strategische Gründe gaben den Ausschlag, warum er sich ausgerechnet Röttingen als<br />

Zielvorgabe wählte: Würzburg war das eigentliche Ziel. 58 Röttingen stand ihm ohnehin<br />

offen wegen <strong>der</strong> Bekanntschaft mit dem Stadtherrn Kraft von Hohenlohe-Weikersheim,<br />

<strong>der</strong> ebenfalls seine Juden innerhalb seines sonstigen Territoriums, so auch in<br />

Weikersheim, verfolgen ließ aber einen Angriff auf Würzburg aus bekannten Gründen<br />

sich nicht erlauben konnte. 59 Dies überließ er seinem Standesgenossen Johann von<br />

Rinberg/Rindfleisch. 60 Jedoch mißlang <strong>der</strong> erste Versuch Rindfleischs nach dem 20.4.und<br />

vor dem 25.5. 61 Die Gründe hierfür sind einsichtig: Hier in Würzburg und <strong>der</strong> gesamten<br />

Diözese Würzburg waren die Juden nicht dem Erzbischof von Mainz son<strong>der</strong>n von<br />

Heinrich Raspe dem hiesigen Bischof seit 1247 unterstellt, wenngleich das Reich sich seine<br />

Rechte vorbehielt. 1288 versprachen auch die Ratsherren und die Bürgerschaft <strong>der</strong> Stadt<br />

den Juden ihren Schutz gegen Zahlung von 1500 Mark Silber und leisteten darauf einen<br />

Eid. 62 Aus <strong>der</strong> Urkunde von 1288 "ergibt sich...mit Sicherheit, einmal, dass we<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

____________________________________<br />

54 S.o. S.11 mit Anm.3.<br />

55 Ib. mit Anm 1.<br />

56 Aus welchen Gründen LOTTER den Adel in Schutz nimmt, bleibt letztlich unerklärlich ("Da ein Großteil des<br />

fränkischen Adels zunächst auf Adolfs Seite am Krieg teilnahm,..., war er nicht imstande, <strong>der</strong> Aufruhrbewegung<br />

entgegenzutreten und die Juden zu schützen." . Z.B.verblieb Kraft von Hohenlohe-<br />

Weikersheim in seiner Herrschaft während Gottfried von Hohenlohe-Brauneck als Bannerträger König Adolfs an<br />

<strong>der</strong> Schlacht bei Göllheim teilnahm. (S.o. S.60). In den zeitgenössischen "Historiae memorabiles" findet sich in<br />

c.14 die Notiz: "Cum carnifex Rindflaisch in tota Franconia officium suum iussu et consensu superiorum contra<br />

Judeos exerceret et persequeretur strenue et sine omni misericordia nulli parcens, ..." ( ERICH KLEINSCHMIDT<br />

: Rudolf von Schlettstadt, Historiae Memorabiles. Zur Dominikanerliteratur und Kulturgeschichte des 13.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts, Köln / Wien 1974, S.61.).<br />

57 Le Memorbuch de Mayence, in: Revue des Etudes Juives, Bd.4, 1882, S.11.<br />

58 S.o. S. 23f.<br />

59 Vgl.o.S. 23f.<br />

60 Als Erklärung, warum Kraft von Hohenlohe seine Juden in Röttingen aussparte, gibt LOTTER an, er habe<br />

"seinem Untertan Rintfleisch bei <strong>der</strong> Verfolgung <strong>der</strong> Juden freie Hand" gelassen (Die Judenverfolgung, S.403.). -<br />

Johann von Rinberg / Rindfleisch war aber mitnichten sein "Untertan".<br />

61 S.o. S.24.<br />

62 AWIGDOR MOSZEK SZULWAS: Die Juden in Würzburg während des Mittelalters, Diss.phil. Berlin, Berlin<br />

1934, S.30-36; W. FÜßLEIN: Das Ringen um die bürgerliche Freiheit im mittelalterlichen Würzburg des 13.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts, in: HZ, Bd.134, 1926, S.282f. (Abdruck <strong>der</strong> Urkunde von 1288 März 1 mit Kommentar).<br />

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