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Dokument 1.pdf - Hochschulschriftenserver der Universität Trier

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sich Conrad Rindfleisch nämlich selbst in einer Aufzählung von Schöffen ein als<br />

"Conradus dictus zume Rintfleize". 49 Namengebend war hier allerdings, wie bereits<br />

hinreichend erläutert, nicht das Haus, son<strong>der</strong>n umgekehrt die Person des Conrad<br />

Rindfleisch. 50 Es gab also keine weiteren Träger dieses Namens vor ihm, die sich nach<br />

einem Haus "zume Rintfleize" genannt haben könnten! Kriegk weist auf Namenswechsel<br />

hin - so nannte sich ein Frankfurter Geschlecht "von Lichtenstein", dessen ursprünglicher<br />

Name "schurge" war, eine an<strong>der</strong>e Familie,"<strong>der</strong>en eigentlicher Name unbekannt ist,<br />

nannte sich nach den beiden ihr gehörenden Häusern". Nicht wenige Familien, selbst<br />

solche von edeler Herkunft, gaben den Namen ihres Geschlechtes ganz auf, und nannten<br />

sich nach ihrem Wohnort, d.h.nach <strong>der</strong> Burg, dem Dorfe o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Stadt, in welcher sie<br />

wohnten, o<strong>der</strong> auch nach dem von ihnen erkauften Wohnhause. Dabei geschah es denn<br />

wohl, daß <strong>der</strong> ursprüngliche Familiennamen entwe<strong>der</strong> für die Nachwelt ganz unterging,<br />

wie in Frankfurt z.B. bei denen zum Hohenhaus, zum Kranich und im Steinhaus, o<strong>der</strong><br />

daß <strong>der</strong>selbe wenigstens für immer aufhörte geführt zu werden." 51<br />

Der ursprüngliche Name des Conrad Rindfleisch, <strong>der</strong>jenige seiner Familie, ist inzwischen<br />

bekannt. Einigermaßen mit Befremden muß man zur Kenntnis nehmen, daß Personen<br />

einen Namen akzeptierten o<strong>der</strong> sich gar selbst zulegten, <strong>der</strong> sich einer Feindschaft<br />

rühmte, sei es als "Bauernfeind", als "Judenfeind" 52 - o<strong>der</strong> speziell als "Rindfleisch". Er<br />

war beileibe kein Metzger, son<strong>der</strong>n Angehöriger einer Großhändlerfamilie. Kein<br />

Patrizier würde einen Namen akzeptieren, <strong>der</strong> ihn sozial deklassiert, ihn zum "Metzger"<br />

macht, nein, die Bedeutung des Namens "Rindfleisch" war in Frankfurt und Umgebung<br />

und wohl auch überregional wegen <strong>der</strong> weitreichenden Handelsbeziehungen <strong>der</strong><br />

Großhändlerfamilie von Holzhausen bekannt, er kennzeichnete einen Judenverfolger, <strong>der</strong><br />

sich vor 1295 anläßlich einer Seuche mit <strong>der</strong> Beschuldigung profiliert hatte, die Juden<br />

hätten gezielt verdorbenes o<strong>der</strong> vergiftetes Rindfleisch an die Christen verkauft! Den<br />

Edelmann von Rinberch kennzeichnete man jetzt ebenfalls mit dem Namen Rindfleisch<br />

als Judenverfolger, <strong>der</strong> gegen die Juden mit <strong>der</strong> Beschuldigung <strong>der</strong> Rindfleischvergiftung<br />

vorgegangen war. Welcher Judenverfolgung Conrads Auftritt zuzuordnen ist, bleibt<br />

lei<strong>der</strong> ungeklärt. 53<br />

_______________________________________<br />

49 BOEHMER / LAU: Bd.2, Nr.29.<br />

50 Anläßlich <strong>der</strong> Stiftung und Dotierung zweier Vikarien in <strong>der</strong> St. Leonhards-Kirche zu Frankfurt durch Conrad<br />

Rindfleisch und seine Ehefrau Cunigundis, in <strong>der</strong> beide ihre Grabstätte vor dem Altar gewählt haben, werden<br />

mehrere ihnen gehörende Häuser berücksichtigt : das "Landecken" genannte Haus, zwei Häuser in <strong>der</strong><br />

Penitentiergasse, das Haus in <strong>der</strong> "Hellergazzen", das "Hendelere" genannte Haus und, an erster Stelle genannt,<br />

ihr Wohnhaus (domum sita ex opposito hospicii nostri habitabilis), das offenbar identisch ist mit dem Haus "zume<br />

Rintfleize". (BOEHMER / LAU: Bd.2, Nr.431: 1332 II 21.).<br />

51 KRIEGK: Deutsches Bürgerthum, S.201; 205f.<br />

52 DERS: S.209; 211.<br />

53 Nach 1233 werden für Frankfurt "neun .. bekannte Pogrome" registriert. ( FRITZ BACKHAUS : "Und<br />

gross war bei <strong>der</strong> Tochter Jehudas Jammer und Klage". Die Ermordung <strong>der</strong> Frankfurter Juden im Jahre 1241,<br />

Sigmaringen 1995, S.81.). - Natürlich muß nicht unbedingt Frankfurt selbst <strong>der</strong> Schauplatz dieser betreffenden<br />

Judenverfolgung gewesen sein.<br />

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