Dokument 1.pdf - Hochschulschriftenserver der Universität Trier
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Patrizier- und Großhändlerfamilie führt wie Conrad Rindfleisch von Frankfurt drei<br />
Rosen im Siegel bzw. im Wappen in <strong>der</strong> Anordnung 2:1, die Familie von Holzhausen. 42 In<br />
<strong>der</strong> Tat wird in einer Urkunde vom 25.1.1286 ein "Conradus" als Angehöriger <strong>der</strong><br />
Familie von Holzhausen anläßlich einer familiären Erbschaftsregelung geführt. 43 1316<br />
stellt die Familie folglich beide Bürgermeister <strong>der</strong> Stadt, 44 Conrad nennt sich hier "von<br />
Ryntfleysch". Ob er dieses Cognomen bereits 1286 führt, bleibt offen, erst 1295 findet<br />
sich <strong>der</strong> erste Beleg seines neuen Namens (s.o.).<br />
Der Rückschluß aus <strong>der</strong> Rindfleisch-Verfolgung des Jahres 1298 erlaubt die These, daß<br />
Johann von Rinberg auf ein „bewährtes“ Vorbild zurückgriff, einen von <strong>der</strong> Forschung<br />
noch nicht aufgespürten Vorläufer, er die Parole aufgriff, mit <strong>der</strong> schon sein<br />
Stellvertreter zu einem früheren Zeitpunkt gegen die Juden vorgegangen war. Kurz nach<br />
seiner Ernennung zum Reichslandvogt durch König Adolf 45 wählte sich <strong>der</strong> neue<br />
Reichslandvogt seinen Stellvertreter, 46 einen namentlich ausgewiesenen Judenverfolger!<br />
Beide müssen sich vorher persönlich gekannt haben. Geht man wie<strong>der</strong>um von <strong>der</strong><br />
Wahrscheinlichkeit <strong>der</strong> Identität seines Stellvertreters mit dem Frankfurter Conrad<br />
Rindfleisch aus, setzt die Namengebung voraus, daß letzterer erster seines Namens in <strong>der</strong><br />
Reichsstadt Frankfurt gewesen sein muß, die 1298 während des Thronstreites auf <strong>der</strong><br />
Seite König Adolfs stand 47 und von daher politisches Einvernehmen mit einem Vertreter<br />
<strong>der</strong> führenden Patrizierfamilien gegeben war. Kriegk irrt sich zwar, wenn er schreibt:<br />
"Manche uns befremdende Namen, wie in Frankfurt Rindfuß und Rindfleisch, dürften<br />
wohl von Häusernamen herzuleiten sein, obgleich in Frankfurt kein Haus zum<br />
Rindfleisch, son<strong>der</strong>n nur eines zum Rindfuß vorkommt“. 48 Im Jahre 1315 (IX 15) reiht<br />
__________________________________________<br />
42 Siehe HANS KÖRNER: Frankfurter Patrizier. Historisch-Genealogisches Handbuch <strong>der</strong> adeligen Ganerbschaft<br />
des Hauses Alten-Limpurg zu Frankfurt am Main, München 1971; zur Familie von Holzhausen siehe S. 1-25<br />
u.Tafel XVII.<br />
Der erste des Namens, "Heinrich gen.v. Holzhausen (+1259) ist seit 1255 als Schöffe in Frankfurt urkundlich<br />
nachweisbar. Das Geschlecht war führend im Patriziat und im Rat von Frankfurt. Etwa 70mal waren über 30<br />
Angehörige des Geschlechts Bürgermeister, sehr viele Ratsherren und Schöffen, einige Stadtschultheißen. Bis zum<br />
Ende des 15. Jahrhun<strong>der</strong>ts beteiligte sich die Familie am Großhandel."(A.a.O., S.1).<br />
4 3 BOEHMER / LAU: Bd.1, Nr.506.<br />
44 S.o. Anm.40.<br />
45 Nach seiner Wahl setzte König Adolf die habsburgischen Landvögte ab und ersetzte sie durch eigene Kandidaten.<br />
(TEUSCH: S.31.). Im Speyergau ersetzte er Friedrich von Leiningen, <strong>der</strong> nach dem Sieg Herzog Albrechts wie<strong>der</strong><br />
die frühere Stellung zurückerhielt. (HANS NIESE: Die Verwaltung des Reichsgutes im 13. Jahrhun<strong>der</strong>t. Ein<br />
Beitrag zur deutschen Verfassungsgeschichte, Aalen 1969, S.303.).<br />
46 Vgl. 1286 XII 7 Speyer: "Kg.Rudolf ´verkündigt dem rath zu Augsburg dass er dem Otto diener (minister also<br />
amman?) von Ulm seinem vogt zu Augsburg macht gegeben habe einen untervogt zu bestellen´." (JOH.<br />
FRIEDRICH BÖHMER: Regesta Imperii..., (Bd.4), 1246-1313, Stuttgart 1844, Nr.905.).<br />
Für König Adolf lag kein Grund vor, seinen neuen Vogt zu bevormunden, im Gegenteil, er ernannte einen<br />
entschiedenen Gegner des Mainzer Erzbischofs, den er dessen Zugriff durch die Ernennung zum Reichslandvogt<br />
entzogen hatte, <strong>der</strong> dann gemeinsam mit seinem Stellvertreter bereits vor 1294 energisch mit dem Hebel <strong>der</strong><br />
Revendikation gegen den habsburgtreuen Adel des Oberrheingebietes vorging , auch gegen den Grafen von<br />
Zweibrücken, einem Gegner des Königs, dem er am 11.5.1296 auf Befehl des Königs das Rheinfahr bei<br />
Philippsburg verbietet, "welches <strong>der</strong> Graf Heinrich von Zweibrücken ohne Erlaubnis aufgerichtet<br />
hatte".(TEUSCH: S.59f., Anm.1.).<br />
47 LUDWIG ETTMÜLLER (Hg.): Die beiden ältesten deutschen Jahrbücher <strong>der</strong> Stadt Zürich…, Zürich 1844, S.61.<br />
48 KRIEGK: Deutsches Bürgerthum, S.208.<br />
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