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Dokument 1.pdf - Hochschulschriftenserver der Universität Trier

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59<br />

Campagne in einer "königsnahen Landschaft" 23 am 20.4. in Röttingen zu einem<br />

Zeitpunkt, als sich <strong>der</strong> König mit seinem Heer anschickt,sein Lager bei Kenzingen<br />

aufzuschlagen (23.4.). Am 10.4.hielt sich Adolf nach dem Abmarsch aus Ulm in Haslach<br />

an <strong>der</strong> Kinzig auf und zwar "in castris" 24 ca.einen halben Tagesmarsch von Kenzingen<br />

entfernt.<br />

Inwieweit die Seuche die Strategie des Königs beeinflußt hat, läßt sich kaum näher fassen.<br />

Hatte er sich aus diesem Grunde nach Ulm zurückgezogen und Herzog Albrecht<br />

passieren lassen, hatte er sich u.a. auch deshalb im Lager bei Kenzingen so zögerlich<br />

verhalten? Die Kenntnis des Seuchenbefalls läßt jedenfalls darauf rückschließen, daß<br />

"Rindfleisch" dem königlichen Heer nahe gestanden hat. Dies mag als ein erstes Indiz zu<br />

seiner Identifizierung betrachtet werden. Bekräftigt wird die Einschätzung infolge <strong>der</strong><br />

Bekanntschaft des "Rindfleisch" mit Kraft von Hohenlohe, dem Herrn von Röttingen,<br />

<strong>der</strong> sich mit dessen Hilfe seiner Schulden bei den Juden entledigte. 25 Mit Gottfried von<br />

Hohenlohe-Brauneck kämpfte ein Mitglied <strong>der</strong> Familie auf Seiten des Königs in <strong>der</strong><br />

Schlacht bei Göllheim "mit großem Ruhm". 26 Des weiteren wird die These bekräftigt<br />

durch den Verlauf <strong>der</strong> Judenverfolgung. Gemäß den "Gesta Trevirorum" ging einer<br />

militanten Volkserhebung zunächst eine Adelsbewegung gegen die Juden in Schwaben<br />

mit Wut und Wehklagen voraus wegen schwerem begangenem Unrecht, dann, weil sie<br />

den Sohn eines mächtigen Adligen erdrosselt hätten. Bei <strong>der</strong> sich anschließenden<br />

Volkserhebung wählte man einen "Reyntfleiss" genannten Edelmann zum Anführer. 27<br />

Rindfleisch war nicht <strong>der</strong> einzige Verursacher <strong>der</strong> Judenverfolgung, 28 aber das einfache<br />

Volk wählte jemanden zu seinem Anführer, dessen Parole nicht nur in den Kreisen des<br />

königstreuen Adels und <strong>der</strong> Reichsministerialität Anklang fand - Vergiftung des Heeres -,<br />

son<strong>der</strong>n zugleich auch in seinen Kreisen Verständnis und Zuspruch erfuhr, zumal sich die<br />

Seuche nicht auf das Heer beschränkte son<strong>der</strong>n sich ausweitete. 29<br />

Rindfleisch kam nach Franken, berichten die "Annales Colmarienses", 30 d.h.er kam über<br />

Schwaben hierher bevor er in Röttingen am 20.4. anlangte. Er suchte gezielt die<br />

"königsnahe Landschaft" nördlich des Operationsgebietes des königlichen Heeres auf, wo<br />

er mit seiner Parole <strong>der</strong> Vergiftung des königlichen Heeres durch von Juden geliefertes<br />

_____________________________________<br />

23 PETER MORAW: Franken als königsnahe Landschaft im späten Mittelalter, in: Blätter für deutsche<br />

Landesgeschichte, Bd.112, 1976, S.123ff.; BERNHARD DIESTELKAMP: Bürgerunruhen vor dem spätmittelalterlichen<br />

Königsgericht, in: ALBRECHT CORDES / JOACHIM RÜCKERT / REINER SCHULZE (Hg.): Stadt-<br />

Gemeinde-Genossenschaft. Festschrift für Gerhard Dilcher zum 70. Geburtstag, 2003, S.101 ("die königsnahe Region<br />

südlich <strong>der</strong> Mainlinie" des 13./14.Jahrhun<strong>der</strong>ts).<br />

24 J.F. BÖHMER: Regesta Imperii VI. Die Regesten des Kaiserreiches unter Rudolf, Adolf, Albrecht, Heinrich VII.<br />

1273-1313, Abt.2,3, bearb .v. VINCENZ SAMANEK, Innsbruck 1933-1948, Nr.963f.<br />

25 S.o. S.23.<br />

26 SCHMID: S.32; s.auch SCHLIEPHAKE: Bd.3,7, S.469.<br />

27 S.o. S.19.<br />

28 Auch die "Continuatio Weichardi de Polhaim" weisen darauf hin (s.o.S.20).<br />

29 Bei SCHMID: S.29-32, findet sich eine Aufzählung <strong>der</strong> adligen Herren Schwabens und Frankens, die auf <strong>der</strong> Seite<br />

König Adolfs fochten. - Die Behauptung, die Juden hätten den Sohn eines Adligen ermordet, fand beim einfachen<br />

Volk offenbar weniger Anklang, so auch in Weissensee 1303. Hier fädelte man neben <strong>der</strong> Ermordung des Sohnes<br />

eines adligen Burgmannes alternativ die Ermordung des Sohnes eines Bürgers, eines Fleischhauers, ein. (siehe<br />

TURNAU: S.952.).<br />

30 S.o.S. 11, Anm.4 ("Veniens in Franconiam carnifex Rintfleisch").<br />

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