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Dokument 1.pdf - Hochschulschriftenserver der Universität Trier

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zu verzehren 15 .<br />

Das Rind war ein "erlaubtes Tier", dessen Fleisch nicht nur die Juden verzehren son<strong>der</strong>n<br />

mit dem sie auch unter Bedingungen Handel treiben durften. Die jüdischen Fleischer<br />

zählten zu den von Juden ausgeübten Berufen,"die nicht nur auf das jüdische Publikum<br />

ausgerichtet waren, die auch,o<strong>der</strong> wenigstens zum Teil, für den allgemeinen Markt<br />

produzierten." 16 In Breslau beklagten sich Ende des 13.Jahrhun<strong>der</strong>ts "die christlichen<br />

Fleischer, daß die Juden sie ruinierten, was nur bedeuten kann, daß die Juden die ihnen<br />

verbotenen Teile" - z.B.von Ochsen, die rituell für untauglich befunden wurden - "an<br />

Christen verkauften". 17 "Auffallend scharfe Bestimmungen" zum jüdischen<br />

Fleischhandel in Nürnberg und München "hatten ihren Grund wohl in dem weit<br />

verbreiteten Mißtrauen gegenüber dem jüdischen Fleischhandel. Man wies auf die Stelle<br />

aus dem Alten Testament im fünften Buch Mose, Kap.14,Vers 21, hin, nach <strong>der</strong> den<br />

Juden erlaubt wäre, Aas an Fremde, also auch an Christen zu verkaufen." 18<br />

Die Behauptung, daß Juden verdorbenes o<strong>der</strong> vergiftetes Rindfleisch aus Bosheit an<br />

Christen verkauften, lag also sehr nahe. Das Heer König Adolfs, das an<br />

Lebensmittelknappheit litt, 19 wurde von den königstreuen Städten <strong>der</strong> Gegenden,welche<br />

<strong>der</strong> Krieg überzog, verproviantiert; <strong>der</strong> König "verdankte ihnen die Verpflegung seines<br />

Heeres". 20 Es ist davon auszugehen, daß auch Juden dieser Städte unter den Lieferanten<br />

anzutreffen waren, 21 <strong>der</strong> Beschuldigung <strong>der</strong> Fleischvergiftung durch die Juden daher das<br />

Mäntelchen <strong>der</strong> Glaubwürdigkeit umgehängt werden konnte.<br />

Die im Oberrheingebiet ausgebrochene Seuche diente als Vorwand, um eine<br />

Judenverfolgung einzuleiten. Jemand, den man hinfort "Rindfleisch" nannte, machte<br />

sich die Vergiftungsbeschuldigung zu eigen und hetzte zunächst in Franken gegen die<br />

Juden als den angeblichen Verursachern dieser Seuche. 22 Rindfleisch startet seine<br />

__________________________________<br />

15 Seit dem 13.Jahrhun<strong>der</strong>t gibt es das Motiv <strong>der</strong> "Judensau". Die Juden werden wegen ihrer vermeintlichen Bosheit<br />

gegenüber den Schweinefleisch verzehrenden Christen in eine ekelerregende Beziehung zu den Schweinen<br />

versetzt. Bei Judenverfolgungen zwang man die Juden verschiedentlich, Schweinefleisch zu essen. In Basel mußte<br />

<strong>der</strong> Jude, <strong>der</strong> vor Gericht, sei es als Kläger, Beklagter o<strong>der</strong> Zeuge auftrat, den Judeneid leisten, wobei er auf einer<br />

"suwe hut"(Schweinshaut) stehen mußte. (THEODOR NORDEMANN: Zur Geschichte <strong>der</strong> Juden in Basel,<br />

(Basel) 1955, S.17.).<br />

16 MICHAEL TOCH: Geldleiher und sonst nichts? Zur wirtschaftlichen Tätigkeit <strong>der</strong> Juden im deutschen<br />

Sprachraum des Spätmittelalters, in: Tel Aviver Jahrbuch für deutsche Geschichte, Bd.22: Zur Sozial- und<br />

Begriffsgeschichte des Mittelalters, Tel Aviv 1993, S.125.<br />

17 "Breslau", in: Germania Judaica, Bd.II,1: Von 1238 bis zur Mitte des 14.Jahrhun<strong>der</strong>ts, hg.v.ZVI AVNERI,<br />

Tübingen 1968, S.128f.<br />

18 MICHELFELDER: S.243.<br />

19 S.o. S.55.<br />

20 SCHLIEPHAKE: Bd.3, S.470.<br />

21 Vgl.o. Straßburg, das allerdings auf Seiten Herzog Albrechts stand.<br />

22 PABST: Annalen und Chronik von Kolmar, S.79 ("Nach Franken kam ein Henker Namens Rindtfleisch, das<br />

heißt Fleisch des Ochsen, <strong>der</strong> die Juden fing, tödtete und ihre Habe mit Gewalt raubte, und es war nicht...zu<br />

hin<strong>der</strong>n.").<br />

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