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Dokument 1.pdf - Hochschulschriftenserver der Universität Trier

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5. Die Judenverfolgung des Jahres 1298 -<br />

"König Rindfleisch"/Johann von Rinberg<br />

Die wegen ihrer Rheinbrücke strategisch bedeutsame Stadt Breisach litt sehr unter den<br />

wie<strong>der</strong>holten Durchzügen und Einquartierungen des königlichen Heeres. 1 Es wird<br />

berichtet, daß die Städte Breisach und Colmar nicht mehr vermocht hätten, das Heer<br />

König Adolfs mit ausreichenden Lebensmitteln zu versorgen. 2 Eine Seuche wurde sehr<br />

wahrscheinlich durch die Soldateska eingeschleppt und verbreitet. 3 Die Annales<br />

Colmarienses vermelden, daß <strong>der</strong> Breisacher Pfarrgeistliche an einem Tage 32 Menschen<br />

das Abendmahl gab, d.h.die letzte Wegzehrung, 10 Personen die letzte Ölung und 7<br />

"unter Thränen" bestattete."Es herrschte eine große Sterblichkeit und <strong>der</strong> Genuß von<br />

Rindfleisch wurde untersagt." 4<br />

Folgt man dem im vorigen Kapitel skizzierten Itinerar des Königs und seines Heeres, das<br />

ein erstesmal einige Tage vor dem 23. April und ein letztesmal kurz vor dem 22. Juni 1298<br />

Breisach durchzog und die dortige Rheinbrücke überquerte 5 - unberücksichtigt bleiben<br />

hierbei wie<strong>der</strong>um die sonstigen Truppenverschiebungen und Zuzüge ohne Beisein des<br />

Königs - , dann dürfte <strong>der</strong> Seuchenbefall in die Zeit vor dem 23. April zu datieren sein.<br />

Schon beim Anmarsch nach Kenzingen und im Lager vor <strong>der</strong> Stadt grassierte demnach<br />

die Seuche im königlichen Heer und beeinflußte sicherlich auch die Strategie des Königs.<br />

Auf die erfolgreiche Absetzbewegung Herzog Albrechts, die Untätigkeit des Königs bis<br />

Ende Mai, auf sein "merkwürdiges Verhalten" Ende Mai bis Mitte Juni, das ihm "als<br />

schwerer militärischer Fehler" angekreidet wurde, weil er sich "in einen abseitigen<br />

Territorialkampf ... einließ, ...", fällt nun ein neues Licht, desgleichen auch auf den<br />

Beginn <strong>der</strong> Judenverfolgung in jenen Tagen des April 1298.<br />

Offenbar hatte die Seuche auch das Gebiet Straßburgs erreicht, 6 was nachträglich in<br />

einem Statut des 5.Straßburger Stadtrechtes vom Frühjahr 1303 seinen Nie<strong>der</strong>schlag<br />

fand. Den Metzgern <strong>der</strong> Stadt wurde verboten,"den Vieverkäufern ´uber Ryn o<strong>der</strong> us<br />

______________________________________<br />

1 P. ROSMANN / FAUSTIN ENS: Geschichte <strong>der</strong> Stadt Breisach, Freiburg i.Br.1851, S.192. - Ein erster Durchzug<br />

durch Breisach mit Überquerung <strong>der</strong> Rheinbrücke erfolgte einige Tage vor dem 23. April, <strong>der</strong> letzte Durchzug<br />

kurz vor dem 22. Juni 1298 (s.o., S.51ff.). Unberücksichtigt bleiben hierbei sonstige Truppenverschiebungen und<br />

Zuzüge ohne Beisein des Königs.<br />

2 Im Chronicon Colmariense findet sich folgende Nachricht: "Regis exercitus penuriam panis interdum paciebatur,<br />

quia civitas Brisacensis et Columbariensis pistare panem sufficientem exercitui non valebat." (zit.n.: WINTER:<br />

S.555.). 16 Wagen mit Lebensmitteln, von Colmar und Breisach kommend, welche die Herren von Bergheim und<br />

Kageneck dem königlichen Heer zuführen wollten, wurden überfallen und die beiden Herren zu Gefangenen<br />

gemacht. (SCHMID: S.74f., Anm.1.).<br />

3 Siehe ROSMANN / ENS: A.a.O.<br />

4 HERMANN PABST (Hg.): Annalen und Chronik von Kolmar, (Die Geschichtsschreiber <strong>der</strong> deutschen Vorzeit,<br />

Bd.7), Berlin 1867, S.79; ROSMANN / ENS: A.a.O.. - "Mortalitas magna extitit et comestio boum prohibebatur.<br />

Plebanus Brisacensis uno die homines trigintaduos communicavit, decem inunxit, septem flebiliter sepelivit."<br />

(Annales Colmarienses, in :BOEHMER: Fontes, Bd.2, S.36.).<br />

5 S.o.S.51ff.<br />

6 Die Colmarer Quellen formulieren allgemein, nicht alleine auf Breisach bezogen.<br />

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