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Dokument 1.pdf - Hochschulschriftenserver der Universität Trier

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Ministerialen kontrollierte Burgen konnten sich die anschließend verfolgten Juden des<br />

Erzbistums jedenfalls nicht gerettet haben - die "Gesta Trevirorum" nennen nur Burgen<br />

<strong>der</strong> "nobiles", in die sich Juden hätten flüchten können. 109<br />

Bedingt durch die erzwungene "Programmän<strong>der</strong>ung" inszenierte man nun in Bacharach<br />

eine dreitägige Untersuchung des Falles, die Leiche Werners wurde öffentlich aufgebahrt<br />

und es erschien die Magd aus Oberwesel, die angeblich als Augenzeugin des Verbrechens<br />

ihre Beschuldigungen gegen die Juden vorbrachte. 110 "Wer für diese Einflüsterungen" -<br />

die vorgebrachten Behauptungen <strong>der</strong> Magd,"bei Werners Mör<strong>der</strong>n habe es sich um<br />

christenfeindliche Juden aus Oberwesel gehandelt, die an dem Jungen die<br />

Karfreitagspassion nachvollzogen hätten" - "in erster Linie verantwortlich war und<br />

damit als eigentlicher Schöpfer <strong>der</strong> Wernerlegende zu gelten hat: diese zentrale Frage<br />

wird wohl für immer unbeantwortet bleiben müssen", meint Mentgen. 111 Nun, die<br />

Drahtzieher waren Mainzer Ministerialen, Angehörige des Salhofes Lorch! Dafür spricht<br />

alleine schon <strong>der</strong> Umstand, daß es sie als "Transporteure" des "Guten Werner" nach<br />

Mainz hin zieht, obwohl Oberwesel doch eine im Erzbistum <strong>Trier</strong> gelegene Reichsstadt<br />

war!<br />

Die Täterschaft <strong>der</strong> oppositionellen Ministerialen schließt keineswegs die Überlegungen<br />

aus, die Ziwes zu den treibenden Kräften <strong>der</strong> Verfolgungen in den Rheinlanden<br />

vorgetragen hat, im Gegenteil, die Ministerialen waren die Urheber, die Strategen <strong>der</strong><br />

Verfolgung, die geistigen Brandstifter, die sich <strong>der</strong> Handlanger zu bedienen wußten, die<br />

sie mit "passenden" Blutbeschuldigungsverleumdungen motivierten. Ziwes verweist auf<br />

die "enge(n) Zusammenhänge zwischen Weinanbau, Weinhandel und <strong>der</strong><br />

Verfolgugswelle von 1287 bis 1289. Immerhin entdeckte man bei <strong>der</strong> Öffnung des<br />

Wernergrabes im Jahre 1426 unter den verschiedenen Grabbeigaben ein p u t a t o r ium,<br />

also ein Winzermesser, mit dem <strong>der</strong> Knabe seinen Lebensunterhalt verdient haben<br />

soll." 112 Auch "eine Art Hacke mit langem Stil" neben einer Holzwanne ist auf einer<br />

Miniatur <strong>der</strong> <strong>Trier</strong>er Handschrift <strong>der</strong> Bacharacher Akten von 1426-1429 abgebildet - "in<br />

Verbindung mit <strong>der</strong> Holzwanne ein deutlicher Hinweis auf die Ausschachtungstätigkeit,<br />

mit <strong>der</strong> Werner nicht lange vor seinem Tode beschäftigt gewesen sein soll" 113 und zwar in<br />

einem Keller bei einem Juden von Oberwesel. 114 Wozu Werner Erde aushub, wird nicht<br />

hinzugefügt und wird auch nicht von Ziwes erklärt, schlüsselt sich aber neben dem<br />

an<strong>der</strong>en Utensil des Rebmessers auf: Weinkeltern wurden zur besseren Standfestigkeit<br />

teilweise eingegraben.<br />

___________________________________<br />

109 "...Tantum illi qui se in castris et municionibus nobilium recipere poterant ab huiusmodi peste vix<br />

tuebantur,"...(zit.n.: ZIWES: S.231.).<br />

110 Hierzu PAULY: S.279f.; MENTGEN: S.161;166f.<br />

Das hiesige Gericht unterstand dem Erzstift Köln, unter dem Vorsitz eines kölnischen "Saalschultheißen",<br />

<strong>der</strong> auch die Hoch- bzw. Blutgerichtsbarkeit ausübte. (Bacharach, in: ERICH KEYSER :<br />

Städtebuch Rheinland-Pfalz und Saarland, (Deutsches Städtebuch, Bd.43: Südwestdeutschland.<br />

Rheinland-Pfalz und Saarland), 1964, S.64.).<br />

111 MENTGEN: S.172f.<br />

112 Studien, S.233.<br />

113 MENTGEN: S.164.<br />

114 A.a.O., S.160; Christ, S.19.<br />

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