Dokument 1.pdf - Hochschulschriftenserver der Universität Trier
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Mit dem Friedensdiktat von Aschaffenburg fand <strong>der</strong> Konflikt zwischen dem Rheingrafen<br />
als dem Oberhaupt <strong>der</strong> ministerialischen Opposition und dem Erzbischof sein Ende. Der<br />
Rheingraf wurde aus dem Rheingau verdrängt, den er nur noch mit erzbischöflicher<br />
Erlaubnis betreten durfte. Sein "Wirkungskreis...verlagerte sich in den Naheraum". 58<br />
Mit <strong>der</strong> Verdrängung des Rheingrafen war auch die eigenständige Machtposition des<br />
Rheingauer Adels 1279/1281 "gebrochen worden; die Ministerialenburgen - so<br />
Rüdesheim - kamen als O f f e n h ä u s e r unter die Kontrolle des Erzstifts." 59<br />
Die Opposition <strong>der</strong> rheingauischen Ministerialität wäre demnach zusammengebrochen,<br />
den Rittern von Rinberg bliebe letztlich nur die Flucht. Aber, wie Witte feststellt, sei "<strong>der</strong><br />
rheingauische Adel höchstens vorübergehend in die volle Landsässigkeit<br />
zurückgezwungen" worden. 60<br />
Eine Aktualisierung des politischen Motivs einer Judenverfolgung in den Kreisen <strong>der</strong><br />
ritterlichen Ministerialität - um dem Erzbischof zu schaden, wie dies König Rudolf<br />
formulierte - im Rahmen erneuerter Auseinan<strong>der</strong>setzungen wäre somit je<strong>der</strong>zeit wie<strong>der</strong><br />
möglich. Die Idee, eine Judenverfolgung zu initiieren und <strong>der</strong>en Exekution dann<br />
vornehmlich dem Mob zu überlassen, um hinterher jede Schuld am Massaker von sich<br />
weisen zu können, hat, wie gezeigt, schon 1275/76 eine Rolle gespielt. Jetzt, nach dem Sieg<br />
des Erzbischofs, würden sich die Agitatoren noch bedeckter halten müssen.<br />
Als die Juden 1275 in Lorch verfolgt wurden, gerieten gleichzeitig auch die Mainzer<br />
Juden in Gefahr, wie aus <strong>der</strong> gescheiterten Sühnevereinbarung vom 25.1.1276<br />
hervorgeht. 61 Für diese Gleichzeitigkeit zeichnet sich zweifellos das politische Motiv<br />
verantwortlich, das Bündnis zwischen den oppositionellen Ministerialen und den Mainzer<br />
Bürgern, das in <strong>der</strong> zitierten Sühnevereinbarung angeprangert wird, 62 zumal auch<br />
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58 CHRIST: Rheingau, in: Handbuch, Bd.2, S.228.<br />
59 A.a.O., S.229.<br />
60 WITTE: Rheingau, S.35, zit.n.: CHRIST: Rheingau, S.229, Anm.61.<br />
61 Preterea dicimus et pronunciamus, quod Judei Maguntini in omni statu et condicione manere debent, prout in<br />
litteris.. domini archiepiscopi ipsis concessis continetur salvo tamen hoc, quod in aliquis eorum excesserit seu<br />
deliquerit, coram iudice ipsius archiepiscopi in Maguntia vel coram ipso domino archiepiscopo, si ipse maluerit,<br />
satisfaciet secundum iura et consuetudines civitatis Maguntine, prout hactenus fieri est consuetum. (MENZEL /<br />
SAUER: A.a.O., Bd.1,2, Nr.898, S.529.).<br />
62 Porro quia propter iuramenta ministerialium et civium Maguntinorum ad invicem facta multe discordie<br />
presumuntur exorte, nos ipsa iuramenta et ipsorum effectus et obligaciones ipsa consequentes taliter ad manus<br />
nostras recipimus, quod nullus occasione dictorum iuramentorum alium pro subsidio sibi faciendo presumat seu<br />
audeat commovere, alias contrarium faciens erit composicionis huiusmodi violator,donec de ipsis ordinaverimus,<br />
prout honori domini archiepiscopi vi<strong>der</strong>imus expedire et ministerialibus ac civibus Maguntinis caverimus, prout<br />
eorum honestati expediens fuerit et saluti. (A.a.O., S.529f.).<br />
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