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Dokument 1.pdf - Hochschulschriftenserver der Universität Trier

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Dem Erzbischof sollte durch die Ermordung seiner Juden Schaden zugefügt werden, wie<br />

von König Rudolf von Habsburg im Juli 1276 bekundet, als <strong>der</strong> König "zu wie<strong>der</strong>holten<br />

Male in die Schlichtungsverhandlungen zwischen dem Erzbischof und dessen<br />

Gegenspielern, dem Rheingrafen Siegfried, dem Truchsessen Siegfried von Rheinberg,<br />

erzstiftischen Ministerialen und <strong>der</strong> Mainzer Bürgerschaft, eingriff." 33 Auf diese Weise<br />

politisch zielbewußt handelnd, konnte auch die Judenverfolgung in Lorch zu den<br />

Kriegshandlungen gegen den Erzbischof gezählt werden. Die eigentlich Verantwortlichen<br />

für die Judenverfolgung in Lorch, die sich freilich im Hintergrund hielten, können nur<br />

die politisch zielbewußt handelnden sozial gehobenen Kreise <strong>der</strong> Bewohner Lorchs<br />

gewesen sein, eben die oppositionellen Ministerialen des erzbischöflichen Salhofes, die<br />

sich u.a. gemeinsam mit weiteren Standesgenossen "contra dominum archiepiscopum<br />

erexerunt", wie es in <strong>der</strong> Urkunde vom 25.1.1276 heißt. Allerdings fällt die Ermordung<br />

<strong>der</strong> Juden aus dem Rahmen <strong>der</strong> sonstigen 1275 und 1276 faßbaren politisch bedingten<br />

Konfliktfälle, die als "Auseinan<strong>der</strong>setzungen des Erzbischofs mit Rheingraf Siegfried und<br />

seinen Anhängern um die Landeshoheit im Rheingau" zusammenzufassen sind 34 und bei<br />

denen außer dem Judenmord - bisher jedenfalls - niemand getötet wurde. Das zweifellos<br />

anzuerkennende politische Motiv alleine reicht nicht aus, um die physische Vernichtung<br />

<strong>der</strong> Juden zu erklären, weitere Motive einer Judenfeindschaft traten jedenfalls hinzu.<br />

"Der Ausgleichsversuch des Jahres 1276 blieb erfolglos. 1279 fiel die Entscheidung<br />

zugunsten des Mainzer Erzbischofs; <strong>der</strong> Sieg bei Gensingen machte den Rheingrafen<br />

Siegfried und seinen Sohn Werner zu Gefangenen seines Gegners. In den drei folgenden<br />

Jahren wurde auch <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>stand <strong>der</strong> rheingauischen Ministerialen gebrochen und ihre<br />

Burgen genommen," 35 unter diesen auch die Burg Rheinberg an <strong>der</strong> Wisper, von <strong>der</strong> aus<br />

die Rheingrafen die Vogtei über den Rheingau (comecia) ausgeübt hatten und nach <strong>der</strong><br />

sich die Truchsessen von Rheinberg/Rinberg benannten, die seit 1226 neben den<br />

Rheingrafen faßbar sind 36 und die mit ihrem zwischen 1209 und 1227 nachweisbaren<br />

Stammvater Rudolf von Alzei in die Rheingrafenfamilie eingeheiratet hatten 37 .<br />

Daß auch die Burg Rheinberg im Wispertal in den Kriegen zwischen 1279 und 1281<br />

zerstört worden sein muß, geht aus einer Urkunde vom 26.3.1304 hervor, die einen<br />

Wendepunkt in den zuvor von Feindschaft geprägten Beziehungen zwischen Johann von<br />

Rinberg und dem Mainzer Erzbischof markiert und wohl auf den Einfluß Erzbischof<br />

___________________________<br />

33 1276 VII 6 – SAUER: Nass.UB I,2, Nr.905, S.537: (...) illos,qui venerabilem Maguntinum archiepiscopum principem<br />

nostrum Karissimum in occisione et lesione quorundam Judeorum suorum in Lorichen offen<strong>der</strong>ant<br />

- (zit.n:.FRANZ-JOSEPH ZIWES: Studien zur Geschichte <strong>der</strong> Juden im mittleren Rheingebiet während des hohen<br />

und späten Mittelalters, (Forschungen zur Geschichte <strong>der</strong> Juden, Abt.A: Abhandlungen,Bd.1), Hannover 1995,<br />

S.227f.); VOLK: S.753.<br />

34 VOLK: S.753.<br />

35 MANFRED STIMMING: Die Entstehung des weltlichen Territoriums des Erzbistums Mainz, (Quellen und<br />

Forschungen zur Hessischen Geschichte, Bd.3), Darmstadt 1915, S.99.<br />

36 VOLK: S.145.<br />

37 BODMANN: S.337f.; CHRISTIAN VON STRAMBERG: Denkwürdiger und nützlicher Rheinischer<br />

Antiquarius..., Abt.2, Bd.5, Coblenz 1856, S.243.<br />

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