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Dokument 1.pdf - Hochschulschriftenserver der Universität Trier

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Daß die Judenverfolgung nicht auf die alleinige Initiative des Rindfleisch zurückzuführen<br />

ist, klingt auch in <strong>der</strong> "Continuatio Weichardi de Polhaim" an: 13) Es kam zu spontanen<br />

Zusammenrottungen, Rindfleisch war dabei unter an<strong>der</strong>en, man wählte ihn im Anschluß<br />

an die Zusammenrottungen zum "princeps“ aller Judenverfolger, womit sozusagen die<br />

Einheitsphase begann.(...Et ob hoc omnes Judei in Herbipoli, Nuerenberch, Rotenburch<br />

et etiam per totam Franconiam per insultum populi, et quosdam qui se in magna<br />

multitudine collegerant, et quendam qui Rintflaisch dicebatur, quem pro principe<br />

elegerant...incendio sunt cremati.).<br />

Zwei Phasen <strong>der</strong> Verfolgung auf Ortsebene unterscheiden die "Annales Halesbrunnenses<br />

Maiores". 14)<br />

1.Verfolgungen in den kleineren Ortschaften Frankens (...et primo circa regionem in<br />

parvis opidis,...),<br />

2.danach in den größeren Städten Würzburg, Nürnberg, Rothenburg usw. bis hin zur<br />

"civitas Amberg" (...deinde in Herbipoli, Nuremberg, Rotenburg et ceteris usque in<br />

civitatem Amberg...).<br />

Hier wie dort wurden die Juden (innerhalb dieser Ortschaften) in Burgen und befestigten<br />

Gebäuden angegriffen und getötet. (Barbarie ipsos Iudeos in castris et edificiis<br />

munitissimis obpugnantes, cede et incendio cogunt proprio interire.).<br />

Eine regionale Phaseneinteilung findet sich in einer Chronik <strong>der</strong> Stadt Augsburg: 15<br />

1.Die Judenverfolgung durch Rindfleisch erfolgte zunächst "in Franconiam et Norico",<br />

2."et postquam quoque ad Rhenum".<br />

An den Anfang als dem Urheber <strong>der</strong> Verfolgung stellt die "Continuatio Florianensis" 16)<br />

einen Bürger Röttingens, einen Fleischverkäufer, <strong>der</strong> um sich herum das gemeine Volk<br />

dieser Ortschaft versammelte, um die Juden zu bestrafen, weil diese in dem hier<br />

"Roeting" genannten Städtchen mit dem Leib des Herrn "grave maleficium" getrieben<br />

hätten.<br />

Im Anschluß an die lokal begrenzte Anfangsphase liefen ihm viele Menschen zu Fuß und<br />

zu Pferde zu, und er wurde <strong>der</strong>en "capitaneus", woraufhin er in einer zweiten<br />

Verfolgungsphase vor Würzburg, Nürnberg und an<strong>der</strong>e große Städte und "oppida" zog<br />

und <strong>der</strong>en Bürger zwang, ihm die Juden zum Verbrennen auszuliefern.<br />

Den Verfolgungsbeginn in Röttingen vermelden auch die lateinische Königsaaler Chronik<br />

des Peter von Zittau 17 sowie das Nürnberger Memorbuch für den 20.4.1298 18 .<br />

_____________________________<br />

13 MGHSS 9, S.814f.<br />

14 MGHSS 24, S.46.<br />

15 StadtA Augsburg, Chronik Nr.14/I.<br />

16 MGHSS 9, S.751.<br />

17 BONDY / DWORSKY: S.40; JOHANN LOSERTH (Hg.): Die Königsaaler Geschichts-Quellen, (Fontes<br />

Rerum Austriacarum, Bd.8), Wien 1875, S.137: "Repentino namque semel quodam clamoris impetu in<br />

oppido Rotil dicto populum concitavit,…"<br />

18 Siehe KLEINSCHMIDT: S.60, Anm. - Den Anlaß <strong>der</strong> Verfolgung in Röttingen am 6.4. vermelden zwei<br />

Chronisten. (perfidissimi Iudei sacrum corporem Christi in nocte sancta pasche emptum a custode<br />

ecclesie in civitate Franconie que Rotingin dicitur per diversas civitates et castella aliis Iudeis<br />

distribuerunt...). (Sifridi presbyteri de Balnhusin historia...,a.a.O.; gleicher Wortlaut bei Nidanus,<br />

a.a.O.).<br />

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