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4. Diskussion<br />
routinemäßigen Reinigung als Nachteil angesehen. Dabei darf man jedoch nicht vergessen, daß auch<br />
eine Desinfektionsmittellösung kontaminiert wer<strong>de</strong>n und zu einer Verbrei<strong>tu</strong>ng von Keimen führen<br />
kann [4, 29, 60, 66, 69] und daß die von <strong>de</strong>n Herstellern angegebenen Standzeiten nur für solche<br />
Lösungen gelten, in die kein Schmutz eingetragen wird, die also nicht mit potentiell erregerhaltigem<br />
Material kontaminiert wer<strong>de</strong>n.<br />
Abgesehen davon sollte schon allein aus ästhetischen Grün<strong>de</strong>n darauf verzichtet wer<strong>de</strong>n, ein<br />
möglicherweise mit Sekreten und Exkreten verschmutztes Wisch<strong>tu</strong>ch in einer<br />
Desinfektionsmittellösung auszuwaschen und dann sowohl Wisch<strong>tu</strong>ch als auch Lösung<br />
weiterzuverwen<strong>de</strong>n. So ist wohl auch bei Desinfektionsmittellösungen entwe<strong>de</strong>r eine Aufberei<strong>tu</strong>ng<br />
<strong>de</strong>r Wischtücher durch Waschen o<strong>de</strong>r die Verwendung von Einmalwischtüchern erfor<strong>de</strong>rlich [51].<br />
Da die benötigte Reinigungslösung vor je<strong>de</strong>r routinemäßigen Reinigung, also in <strong>de</strong>r Regel zweimal am<br />
Tag o<strong>de</strong>r ein Mal pro Schicht, angesetzt wird, kann man nicht von einem erhöhten Aufwand durch<br />
ein häufiger als bei <strong>de</strong>r Desinfektion erfor<strong>de</strong>rliches Ansetzen <strong>de</strong>r Gebrauchslösung sprechen.<br />
Ein Mehraufwand entsteht allerdings dadurch, daß Isolierzimmer von Patienten mit multiresistenten<br />
Keimen wie MRSA 44 o<strong>de</strong>r VRE 45 bei <strong>de</strong>r routinemäßigen Reinigung ausgelassen und statt <strong>de</strong>ssen<br />
routinemäßig mit Flächen<strong>de</strong>sinfektionsmittel <strong>de</strong>kontaminiert wer<strong>de</strong>n. Dies liegt trotz aller Vorteile <strong>de</strong>r<br />
routinemäßigen Reinigung darin begrün<strong>de</strong>t, daß die Keime durch die Reinigung größtenteils nicht<br />
direkt abgetötet wer<strong>de</strong>n. Die sofortige Abtö<strong>tu</strong>ng wird jedoch angesichts <strong>de</strong>r Probleme mit<br />
multiresistenten Keimen meist als erfor<strong>de</strong>rlich angesehen, um eine Ausbrei<strong>tu</strong>ng dieser Keime mit<br />
größtmöglicher Sicherheit ausschließen zu können. Mit einer mechanischen Entfernung dieser Keime<br />
von <strong>de</strong>n Patienten-nahen Flächen gibt man sich daher bei <strong>de</strong>n multiresistenten Problemkeimen nicht<br />
zufrie<strong>de</strong>n.<br />
Ein möglicher Nachteil <strong>de</strong>r Desinfektion gegenüber <strong>de</strong>r Reinigung besteht in <strong>de</strong>m Verdacht, daß<br />
Desinfektionsmittel bei Bakterien zu einer Zunahme von Antibiotika-Resistenzen führen können [29].<br />
Dies wur<strong>de</strong> bisher für einige Desinfektionsmittelwirkstoffe und Testkeime belegt [55, 70, 74].<br />
Obwohl die Datenlage in diesem Zusammenhang nicht ausreicht, um eine generelle Aussage zu<br />
machen, könnte <strong>de</strong>r bewußte Umgang mit Desinfektionsmitteln nach <strong>de</strong>m Motto „So viel wie nötig,<br />
44 MRSA = Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus<br />
45 VRE = Vancomycin-resistenter Enterococcus