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Ausgabe Juni / Juli 3/2013 - Stadtverband Essen

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6 DER GRÜNE BOTE 3 / <strong>2013</strong><br />

Blindschleichen vertilgen<br />

viele Nacktschnecken<br />

Wer huscht über die Wiese und verschwindet im Gebüsch –<br />

Wurm oder Schlange?<br />

Das Tier ist keines von beiden. Der metallisch glänzende Frühlingsbote<br />

ist die scheue Blindschleiche, ein bei uns weit verbreitetes<br />

Kriechtier. Wegen ihres schlangenähnlichen Aussehens<br />

und ihrer schlängelnden Fortbewegung wird sie leider<br />

auch heute noch unsinnigerweise verfolgt und oftmals sogar<br />

mit Stockschlägen getötet. Blindschleichen sind aber keine<br />

Schlangen, sondern beinlose Echsen! Sie sind keinesfalls<br />

giftig, für den Menschen völlig ungefährlich und gehören zu<br />

den ganzjährig besonders geschützten Tieren. Ihr bevorzugter<br />

Lebensraum sind dicht bewachsene, buschreiche Orte mit<br />

feuchtem Boden und mit Schatten. Sie leben sehr versteckt,<br />

meist eingegraben in weichem Untergrund oder unter Steinen,<br />

Laub, Baumstämmen sowie in Totholz- und Komposthaufen<br />

oder Grasbüscheln in Gärten.<br />

Blindschleichen werden häufig erst in der Dämmerung aktiv.<br />

Ab und zu nehmen sie aber auch am Tage Sonnenbäder<br />

und sind somit durchaus beobachtbar. Sie tanken die Sonnenenergie<br />

allerdings immer nur in der Nähe eines sicheren<br />

Schlupfwinkels. Die bis zu 50 cm langen Blindschleichen sind<br />

keineswegs blind, sie können mit ihren kleinen Augen sehr gut<br />

sehen. Ihr runder, schlangenartiger Körper ist von einer glänzenden,<br />

aber trockenen Haut umgeben. Die Männchen sehen<br />

einheitlich kupfer-, gold- oder bronzefarben aus, die Weibchen<br />

dagegen haben einen Mittelstreifen auf dem Rücken und<br />

sind an den Flanken dunkel. Wie alle Echsen besitzen auch<br />

sie die Fähigkeit zur Selbstverstümmelung, d. h. sie können<br />

bei Gefahr den Schwanz abwerfen. Dieser wächst dann aber<br />

nur stummelförmig und kurz nach. Da der Schwanz nach der<br />

Abtrennung aber noch ein Weilchen zappelt, ist dieses Ablenkungsmanöver<br />

die Rettung für viele Schleichen: Feinde stürzen<br />

sich auf den Schwanzrest und das Reptil entkommt!<br />

Wie kann man eine Blindschleiche von einer Schlange unterscheiden?<br />

Ganz einfach: Bei Blindschleichen ist der Kopf nicht<br />

durch einen Hals vom Körper abgesetzt, bei Schlangen ist ein<br />

deutlich abgesetzter Kopf erkennbar. Die Haut der Blindschleiche<br />

ist glatt, die der Schlange rau. Echsen haben bewegliche<br />

Augenlider und können somit „blinzeln“, bei Schlangen sind<br />

die Lider mit einer durchsichtigen Haut verwachsen. Blindschleichen<br />

fressen nur lebende Nahrung. Langsame Kleintiere<br />

wie Regenwürmer, glatte Raupen, Tausendfüßler und<br />

Insektenlarven stehen auf der Speisekarte. Nacktschnecken<br />

werden besonders gern und zahlreich verzehrt. Da die Blindschleiche<br />

somit viele Schädlinge vertilgt, zählt sie zu den sehr<br />

nützlichen Tieren. Blindschleichen legen keine Eier, die wie bei<br />

anderen Echsen von der Sonne ausgebrütet werden, sondern<br />

bringen ihre Jungtiere lebend auf die Welt.<br />

Die wechselwarmen Tiere unterliegen in unserem Klima mit<br />

seinen großen Temperaturschwankungen stark dem Rhythmus<br />

der Tages- und insbesondere der Jahreszeiten. Ihre Körpertemperatur<br />

ist deshalb etwa so hoch wie die Umgebungstemperatur.<br />

Im Herbst, meist Ende Oktober, suchen sie Orte<br />

auf, an denen sie die niedrigen Temperaturen überleben können.<br />

Die Blindschleichen suchen sich dann frostfreie Schlupfwinkel<br />

und verkriechen sich in Wurzelhöhlen, Erdlöchern oder<br />

verlassenen Tierbauten, welche ungefähr 70 cm unter der Erdoberfläche<br />

liegen. Mit dem Eintritt von kälteren Temperaturen<br />

verkriechen sie sich endgültig und fallen in die Winter- bzw.<br />

Kältestarre.

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