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Tote Hosen laut und still Geschichten von Verkäufern - Draußen

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01 | 09<br />

2,00<br />

Straßenmagazin für Münster <strong>und</strong> Umland 1 Euro für den Verkäufer www.muenster.org/draussen<br />

<strong>Tote</strong> <strong>Hosen</strong> <strong>laut</strong> <strong>und</strong> <strong>still</strong><br />

<strong>Geschichten</strong> <strong>von</strong> <strong>Verkäufern</strong>


Editorial<br />

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Liebe Leserinnen<br />

<strong>und</strong> Leser,<br />

liebe Fre<strong>und</strong>e<br />

<strong>von</strong> ~<br />

Liegt der Schwerpunkt unserer Berichterstattung generell „in<br />

den sozialen Brennpunkten“, dann gehen wir mit der Verkäuferausgabe<br />

in Einzelberichten noch näher heran an das Schicksal<br />

einzelner allein stehender Wohnungsloser. Wir wollen damit<br />

immer wieder ins Bewusstsein rufen, dass das Los dieser<br />

Menschen nicht das Schicksal einer besonderen Bevölkerungsgruppe<br />

ist, wie viele immer noch meinen, der ungelernten<br />

Arbeiter, sondern dass es Akademiker, Künstler, Geschäftsleute,<br />

Menschen aus allen Bevölkerungsschichten treffen kann.<br />

Wir wollen damit immer wieder auch einen Beitrag zum Verständnis<br />

der Lebenssituation allein stehender Wohnungsloser<br />

leisten <strong>und</strong> wir wollen uns mit Ihnen darüber freuen, dass es<br />

immer noch tatkräftige Hilfe für Einzelne in besonders schwierigen<br />

Lebenssituationen gibt; wenn man im Weihnachtsmonat<br />

an eines unserer Verkäuferpärchen ein Kinderzimmer verschenkt,<br />

dann ist das ein Beweis dafür, dass christliche<br />

Nächstenliebe in der Diskussion über Managergehälter <strong>und</strong><br />

Konjunkturprogramme nicht unter die Räder gekommen ist.<br />

Danke Ihnen allen, die Sie die ~ mit Spenden, aufmunternden<br />

Telefonaten <strong>und</strong> E-Mails seit unserem Hilferuf im<br />

Oktober prächtig mit Rückenwind versehen haben; wir haben<br />

uns dafür am 22., 23. <strong>und</strong> 24. Dezember in der Ludgeristraße<br />

mit einer kräftigen Gratis-Hühnerbrühe bei Ihnen aufrichtig<br />

bedankt unter dem Motto: „Wir löffeln die Suppe gemeinsam<br />

aus!“ Und noch etwas: Sie haben uns nicht nur großzügig<br />

Geld gespendet <strong>und</strong> gut zugeredet, auch der Verkauf unserer<br />

Zeitung ist um einiges angestiegen. Auch da waren Ihre<br />

Rückmeldungen umwerfend. Wenn das so bleibt, haben wir<br />

das rettende Ufer erreicht!<br />

Danke,<br />

Ihr<br />

Horst Gärtner<br />

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2


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Hier liegen Sie richtig!<br />

3


26 Jahre <strong>und</strong> kein bisschen leise<br />

Nach Abstinenzzeit füllen die <strong>Hosen</strong> wieder alle Hallen<br />

Die wilden Anfangsjahre<br />

Ein Bad in der Menge<br />

Andi gibt ´ne Zugabe<br />

Mittelstürmer Campino<br />

Machmal<strong>laut</strong>er<br />

In aller Stille<br />

Schönen Gruß, auf Wiederseh´n<br />

4


Impressum<br />

Inhalt<br />

Herausgeber<br />

„~“ e.V.<br />

Berliner Platz 8<br />

48143 Münster<br />

Redaktion<br />

Sigi Nasner (V.i.S.d.P.)<br />

Tel.: 0251 / 4909118<br />

Streetwork<br />

Sabrina Kipp<br />

draussen-kipp@hotmail.com<br />

Internetseite<br />

das-kreativ.net<br />

www.muenster.org/draussen<br />

E-Mail-Adresse<br />

draussen-redaktion@live.de<br />

An dieser Ausgabe haben mitgearbeitet<br />

Manuela Borgschulte, Detlef Brocks, Heinz<br />

Dalmühle, Neema Dalmühle, Ruth Fischer,<br />

Isabell Fuchs, Horst Gärtner, Michael Heß,<br />

Sabrina Kipp, Eduard Lüning, Sigi Nasner,<br />

Annette Poethke, Alfred Richter, Carsten<br />

Scheiper, Michael Schmitz, Klaus Tempel, Jenny<br />

Zimmermann<br />

Fotos<br />

Meike Brautmeier, Heinz Dalmühle, Inge<br />

Friedag JKP, Sabrina Kipp, Sigi Nasner<br />

Titelfoto<br />

Dieter Eikelpoth<br />

Gestaltungskonzept<br />

Lisa Schwarz/Christian Büning<br />

Layout, Titelgestaltung<br />

Isabell Fuchs<br />

Heinz Dalmühle<br />

das-kreativ.net<br />

Auflage 10.000<br />

Druck<br />

Borgsmüller Druck<br />

unterstützt durch<br />

Siverdes-Stiftung<br />

Christian Büning<br />

(entwarf den Solidaritätsbutton)<br />

6<br />

9<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

16<br />

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20<br />

21<br />

22<br />

23<br />

24<br />

Von „tote Hose“ keine Spur<br />

Campinos Punker wieder unterwegs<br />

Kalenderblätter<br />

Neue Perspektiven für Jugendliche<br />

Meine schönsten Erlebnisse<br />

Alfred plaudert aus dem Nähkästchen<br />

In Münster gestrandet<br />

Von kalter Platte zur warmen Wohnung<br />

Team „Saubere Stadt“<br />

Ein „Saubermann“ packt aus<br />

Neue Verkäuferin mit Kunstverstand<br />

<strong>Tote</strong> Hummeln <strong>und</strong> Barfuß im Morgentau<br />

Waschtag<br />

Verliebt in seine Waschmaschine<br />

Ein Leben für die Toleranz<br />

Kollek oder Hindenburg<br />

Tierfre<strong>und</strong>e suchen Paten<br />

Unterstützung für Handorfer Tierheim erwünscht<br />

Im Herzen der Stadt<br />

Treffpunktleiterin Patricia Gallagher im Gespräch<br />

Ludger: Roch’n’Roller mit Hifitick<br />

Musik bewegt sein Leben<br />

Schlechte Nachricht aus Düsseldorf<br />

Bedürftige wieder abgezockt<br />

Neues aus dem Familienrecht<br />

Adam bleibt unterhaltspflichtig<br />

Kurz <strong>und</strong> Knapp<br />

Spender <strong>und</strong> Gewinner<br />

Fontshop, Berlin (spendierte<br />

die Satzschrift FF Fago)<br />

Bankverbindung<br />

Sparkasse Münster<br />

Konto-Nr. 33 878<br />

BLZ 400 501 50<br />

Wir danken allen Spendern!<br />

5


Interview | Text: Sabrina Kipp <strong>und</strong> Sigi Nasner| Fotos: JKP, Sigi Nasner<br />

Von „tote Hose“ keine Spur<br />

Interview mit Gitarrist Breiti<br />

6<br />

Glaubt man den Worten <strong>von</strong> Campino,<br />

dem Frontmann der <strong>Tote</strong>n <strong>Hosen</strong>, so<br />

ist es reiner Zufall, dass die Band ihren<br />

Durchbruch geschafft hat. Eigentlich<br />

hatten sie das Lied „Hier kommt<br />

Alex“, das sie schließlich berühmt<br />

machte, schon auf den Müll geworfen,<br />

weil sie es zu langsam <strong>und</strong> zu rockig<br />

fanden, erzählt der Sänger während<br />

des Auftritts in der Dortm<strong>und</strong>er Westfalenhalle.<br />

Nur ihrem Manager Trini<br />

Trimpop, der den kommerziellen Wert<br />

des Stücks erkannte, verdankt es die<br />

Band, dass sie heute für viele die beste<br />

deutsche Punkband ist. In den letzten<br />

Jahren war es ein wenig ruhiger<br />

um die Punkrocker geworden, da sie<br />

anderen Projekten nachgingen <strong>und</strong> im<br />

zurückliegenden Jahr eine Pause einlegten.<br />

Mit ihrem neuen Album „In<br />

aller Stille“, das alles andere als <strong>still</strong><br />

ist, sind die <strong>Hosen</strong>, wie sie liebevoll<br />

<strong>von</strong> ihren Fans genannt werden, zur<br />

Zeit aber wieder unterwegs. Mit ihrer<br />

vor kurzem gestarteten „Machma<strong>laut</strong>er-Tour“<br />

füllen sie wie früher die<br />

Konzertsäle <strong>und</strong> beweisen eindrucksvoll<br />

ihr Können. Die draußen! hatte<br />

die Gelegenheit den Gitarristen Breiti<br />

vor dem Zusatzkonzert in Dortm<strong>und</strong> zu<br />

einem Interview zu treffen.<br />

_~: Kennst du die Straßenzeitung<br />

„fifty-fifty“ aus Düsseldorf?<br />

Breiti: Logisch kenn ich die. Ich verfolge<br />

das regelmäßig, auch was Asphalt e.V.<br />

macht. Ich finde das sehr gut <strong>und</strong> unterstützenswert.<br />

Dementsprechend mache<br />

ich das dann auch.<br />

~ Das heißt, du kaufst regelmäßig<br />

die Zeitungen?<br />

Breiti: Ich kaufe die Zeitung <strong>und</strong> versuche<br />

denen jährlich mit einem gewissen<br />

Betrag behilflich zu sein. Ich bin zwar<br />

nicht Mitglied bei denen oder so, aber<br />

ich weiß das. Von Pro Asyl zum Beispiel.<br />

Spenden sind schön, aber wenn die sich<br />

jedes Jahr auf eine feste Summe verlassen<br />

können, dann ist das natürlich extrem<br />

hilfreich, weil sie dann besser kalkulieren<br />

können. Außerdem kann man<br />

ja auch mal was machen, was direkt vor<br />

der Haustür stattfindet.<br />

~ Ihr seid viel in der Welt rumgekommen.<br />

Wo hast du die größte Armut<br />

gesehen?<br />

Breiti: Ich möchte jetzt keine Rangliste<br />

machen, aber ich habe früher sehr viel<br />

Zeit in Brasilien verbracht <strong>und</strong> da springen<br />

dir die Unterschiede zwischen Arm<br />

<strong>und</strong> Reich täglich ins Auge. Verb<strong>und</strong>en<br />

mit dem größeren Kulturschock war es<br />

in Indien für mich vielleicht noch bedrückender.<br />

Weil es da noch mehr Leute<br />

gibt als in Brasilien, die gar nichts haben<br />

<strong>und</strong> wirklich unter schlimmsten Bedingungen<br />

leben. Wobei, das habe ich<br />

auch oft gesehen in vielen Ländern, zum<br />

Beispiel auch in den afrikanischen<br />

Townships, was die Leute da für eine<br />

Kreativität an den Tag legen. Die, die gar<br />

nichts haben, bemühen sich, aus ihrer<br />

Minihütte noch was Nettes zu machen.<br />

Die lassen sich nicht unterkriegen, auch<br />

nicht <strong>von</strong> schlimmsten Lebensbedingungen.<br />

Das hat mich sehr beeindruckt.<br />

~ Das Gegenteil? Wo war die<br />

größte Dekadenz?<br />

Breiti: Persönlich mitbekommen habe<br />

ich das in Paraguay. Da habe ich mal<br />

Leute aus der sogenannten Oberschicht<br />

getroffen. Die hatten wirklich so eine<br />

zynische <strong>und</strong> menschenverachtende<br />

Einstellung gegenüber allen anderen die<br />

nicht soviel Kohle hatten. Das war sehr<br />

erschreckend! So extrem hätte ich mir<br />

das nicht vorstellen können.<br />

~ Was sagst du zur Weltwirtschaftskrise?<br />

Breiti: Ich finde das war alles abzusehen.<br />

Wie das gelaufen ist, war unglaublich<br />

pervers. Dass sich der Staat oder die<br />

Staaten aus der Kontrollfunktion zurückgezogen<br />

haben, dass war ein großer<br />

Fehler. Auch wenn die Politiker, die man<br />

jetzt auch als Aufsichtsräte <strong>und</strong> Kontrollorgane<br />

eingesetzt hat, meiner Meinung<br />

nach - zumindest teilweise,- die<br />

absolute Fehlbesetzung sind. Aber es<br />

muss irgendeine demokratische Kontrolle<br />

geben für das Wirtschaftsleben.<br />

Ganz klar, sonst wird immer wieder das<br />

passieren, was jetzt passiert. Die Leute<br />

sagen: Zum Glück ist der Sozialismus tot.<br />

Klar hat der Sozialismus nicht funktioniert,<br />

aber der Kapitalismus funktioniert<br />

auch nur für höchstens ein Fünftel der<br />

Weltbevölkerung <strong>und</strong> zerstört unsere Lebensgr<strong>und</strong>lagen.<br />

Da muss es doch irgend<br />

etwas dazwischen geben.<br />

~ Wird das Rettungspaket ausreichen?<br />

Breiti: Das sind ja erst mal nur Summen<br />

für die Zeitung. Diese 500 Milliarden war<br />

jetzt erst einmal, um eine Zahl zu sagen<br />

<strong>und</strong> Panik zu verhindern. In Wirklichkeit<br />

gibt es diese 500 Milliarden ja auch<br />

überhaupt gar nicht. Es ist schon grotesk<br />

zu sehen, wie viel Geld auf einmal da<br />

ist, um die Bayrische Landesbank zu retten.<br />

Wenn du dann aber mal redest<br />

über eine bessere Ausstattung für Kindergärten<br />

<strong>und</strong> Schulen oder Sprachunterricht<br />

für ausländische Jugendliche...<br />

Das Augenmerk liegt da auch in der Willensfrage<br />

<strong>und</strong> wenn der öffentliche Wille<br />

vielleicht nicht da ist in der Mehrheit<br />

der Bevölkerung, die dann dem entsprechend<br />

ihr Kreuzchen bei den Wahlen<br />

macht, dann ist <strong>und</strong> bleibt es eben<br />

ein mühsamer Prozess.<br />

~: Du bist also mit der jetzigen<br />

Regierung unter Angela Merkel eher unzufrieden?<br />

Breiti: Ich finde Angela Merkel extrem<br />

verlogen! Wenn man sich jetzt wieder<br />

die Kampagne gegen SPD <strong>und</strong> Linkspartei<br />

ansieht wegen der DDR Vergangenheit.<br />

Während die CDU das Vermögen<br />

<strong>und</strong> die Mitglieder der „Ost“-CDU, ohne<br />

mit der Wimper zu zucken übernommen<br />

hat. Warum die dafür nicht <strong>von</strong> den anderen<br />

Parteien <strong>und</strong> der Presse gnadenlos<br />

auseinander genommen werden,<br />

verstehe ich nicht. Dann redet Angela<br />

Merkel immer schön auf internationalen<br />

Konferenzen rum über Klimaschutz <strong>und</strong>


Die Roten Rosen<br />

so, aber wenn sie wieder zuhause ist,<br />

wird nichts da<strong>von</strong> umgesetzt. Ich weiß<br />

nicht, was die da soll. Außerdem hat sie<br />

sich mit für die Liberalisierung der<br />

Märkte eingesetzt. Ich könnte diese Liste<br />

endlos weiterführen. Als es auf einem<br />

CDU-Parteitag mal um Atomkraft ging,<br />

fiel Ihr als Physikerin, Ex-Umweltministerin,<br />

B<strong>und</strong>eskanzlerin <strong>und</strong> CDU Vorsitzende<br />

nichts weiter zu dem Thema ein<br />

als zu sagen: „Wer gegen Atomkraft ist,<br />

muss sagen, wie es sonst geht.“ Das erwarte<br />

ich doch <strong>von</strong> der, dass die einen<br />

Plan hat, wie es sonst geht! Und wenn<br />

es nach Angela Merkel gegangen wäre,<br />

hätte sich Deutschland am Irakkrieg beteiligt.<br />

Ich finde Angela Merkel unfähig<br />

<strong>und</strong> eine totale Fehlbesetzung!<br />

~: O.k., reden wir lieber über eine<br />

perfekte Besetzung. Wie würdest du<br />

deine Bandkollegen beschreiben?<br />

Breiti: Normalerweise mach ich so was<br />

nicht, aber ich kann es ja mal versuchen.<br />

Also Vom, unser Schlagzeuger, ist<br />

am Abend oft ein begnadeter Entertainer,<br />

der einen ganzen Bus oder Raum<br />

voller Leute auf die verschiedenste Art<br />

<strong>und</strong> Weise st<strong>und</strong>enlang unterhalten<br />

kann.. Andi ist ein extrem wertvoller<br />

Teamspieler, der ganz viele Aufgaben<br />

übernimmt <strong>und</strong> auch die gerne übernimmt,<br />

die sonst keiner machen will.<br />

Campino ist, wie ein Sänger so sein<br />

muss. Mittelstürmertyp! Da kannste<br />

nicht immer die Uhr nach stellen, aber<br />

wenn du <strong>von</strong> ihm irgendwas erwartest,<br />

dann kommt er wieder mit einem genialen<br />

Pass oder Torschuss um die Ecke <strong>und</strong><br />

haut irgendeinen Text rein, wo du denkst: Wo<br />

hat er das jetzt wieder her? Kuddel ist<br />

wahrscheinlich der musikalisch<br />

Begabteste <strong>von</strong> uns. Bei ihm ist der<br />

Vorteil: Außer Musik <strong>und</strong> Billard interessiert<br />

ihn an Beschäftigung nicht allzu<br />

viel. Das heißt, er sitzt immer mit einer<br />

Gitarre da. So einen in der Band zu<br />

haben, ist natürlich auch total wertvoll.<br />

~: Eure neue Platte „In aller<br />

Stille“ ist in Senden entstanden. Wie<br />

haben dir die Dorfbauernschaften bei<br />

Münster gefallen?<br />

Breiti: Da der Bauernhof, in dem das<br />

Studio untergebracht ist, etwas außerhalb<br />

in Ottmarsbocholt liegt, bin ich<br />

tatsächlich nur ein einziges Mal morgens<br />

um neun durch diesen Ort gegangen.<br />

Es hat mich jetzt nicht so animiert,<br />

dass ich da jetzt meine Ferien verbringen<br />

möchte.<br />

~: Welches neue Lied findest du<br />

am besten?<br />

Breiti: Mir gefallen mehrere Lieder auf<br />

der Platte <strong>und</strong> ich bin mir ziemlich sicher,<br />

dass mir einige Lieder auch noch in<br />

mehreren Jahren gefallen werden. Da<br />

gibt es verschiedene: Strom, Teil <strong>von</strong><br />

mir, Disko...<br />

~: Ist es nach einer längeren Pause<br />

wieder etwas besonderes auf Tour zu<br />

sein?<br />

Breiti: Es kommt dir immer wieder besonders<br />

vor. Da ist schon was besonderes<br />

entstanden über die Jahre. Da sind<br />

so viele Leute, die sich mit den Texten<br />

<strong>und</strong> der Musik auseinandersetzen. Die<br />

alles dann auch wirklich überzeugt mitsingen,<br />

oder rumspringen <strong>und</strong> mitmachen.<br />

Das ist eine sehr starke Wechselbeziehung.<br />

Was wir da abliefern, was<br />

bei den Leuten ankommt <strong>und</strong> was dann<br />

wieder zurückkommt. Es kommt dir immer<br />

wieder total intensiv vor <strong>und</strong> du<br />

denkst jedes Mal: Das ist die beste Tour,<br />

die wir jemals gespielt haben.<br />

~: Was habt ihr in der „<strong>Hosen</strong><br />

freien“ Zeit gemacht?<br />

Breiti: Wir haben im vorletzten Jahr<br />

eine Pause gemacht, damit jeder mal<br />

andere Leute kennen lernt, mit anderen<br />

Leuten was macht.<br />

~: Wart ihr euch „über“?<br />

Breiti: Nein, aber wenn du das so lange<br />

machst wie wir, inzwischen 26 Jahre,<br />

7


Interview | Fortsetzung<br />

Versteigerung | CD „In aller Stille“<br />

Tauschobjekt | Schlagzeug<br />

<strong>und</strong> immer nur mit den selben Leuten<br />

zu tun hast, dann kommst du in ganz<br />

viele automatische Abläufe rein. Da<br />

muss man hin <strong>und</strong> wieder mal zusehen,<br />

wie man die wieder aufbrechen kann.<br />

Es war prima, dass Campino die „Drei<br />

Groschen Oper“ machen konnte. Dadurch<br />

hat er noch mal eine andere Art<br />

<strong>und</strong> Weise gelernt, sich mit Texten auseinander<br />

zu setzen. Es war super, dass<br />

Kuddel mit „Blind“ in diesem Studio in<br />

Senden war. Dadurch haben wir den<br />

Produzenten kennen gelernt, mit dem<br />

wir dann das Album gemacht haben. Für<br />

mich war gut, dass ich viel Musik gemacht<br />

habe mit einem Fre<strong>und</strong> aus London.<br />

Da habe ich auch wieder viel dazu<br />

gelernt.<br />

~: Gibt es noch etwas, was du<br />

unbedingt noch mit der Band verwirklichen<br />

möchtest? Ein besonderer Traum?<br />

Ein Spielort oder eine Persönlichkeit, die<br />

du gerne kennen lernen würdest?<br />

Breiti: Nee, so eher nicht. Aber du willst<br />

immer, dass wir als Band in Form sind,<br />

dass jetzt zum Beispiel in den großen<br />

Hallen die Lightshow super aussieht. Das<br />

ist so ein persönlicher Ehrgeiz, du willst<br />

nicht irgendwas anbieten. Du musst zu<br />

den Liedern auf dem neuen Album stehen<br />

können, das Bild auf dem Cover<br />

muss gut sein <strong>und</strong> <strong>und</strong> <strong>und</strong>. Deshalb<br />

kümmern wir uns auch selber um alles,<br />

weil wir es ungern jemand anderem<br />

überlassen. Das ist jedes Mal wieder ein<br />

Wunsch <strong>und</strong> ein Traum, dass das alles<br />

gut wird. #<br />

Neue handsignierte<br />

<strong>Hosen</strong>-CD zu versteigern<br />

Punk ist wieder in aller M<strong>und</strong>e, seit<br />

Campino <strong>und</strong> seine Männer wieder aus<br />

der „Versenkung“ aufgetaucht sind <strong>und</strong><br />

mit ihrer Machma<strong>laut</strong>er-Tour in ganz<br />

Deutschland die <strong>von</strong> Menschenmassen<br />

überquellenden Konzerthallen rocken.<br />

Zusätzlich zu ihrer neuen CD, die es<br />

wirklich sich hat, haben sie als Höhepunkt<br />

ihres Comebacks eine LP-Sonderedition<br />

auf den Markt gebracht, auf<br />

dem sich alle Musiker mit ihren Autogrammen<br />

verewigt haben.<br />

_Die auf 2000 Exemplaren limitierte<br />

neue LP des deutschen Punk-Orchesters<br />

sind weg gegangen wie warme Semmeln.<br />

Die Nachfrage war einfach überwältigend<br />

<strong>und</strong> so waren die vorhandenen<br />

Bestände in kurzer Zeit vergriffen.<br />

Von der heiß begehrten Platte hätten<br />

die <strong>Tote</strong>n <strong>Hosen</strong> weitaus mehr an den<br />

Mann <strong>und</strong> die Frau bringen können.<br />

Sicher wäre der eine oder andere Fan<br />

dankbar für diese „<strong>still</strong>e“ Vinyl-Scheibe<br />

gewesen, auch ohne Signaturen der<br />

Bandmitglieder.<br />

_Aber wir wollen hier nicht rumheulen<br />

<strong>und</strong> schlechte Laune verbreiten. Das<br />

überlassen wir gerne unseren krisengeschüttelten<br />

Politikern. Nein! Wir bieten<br />

euch einen w<strong>und</strong>ervollen „<strong>laut</strong>en“<br />

Leckerbissen der besondern Art: die <strong>von</strong><br />

allen Bandmitgliedern extra für die<br />

~ handsignierte neue CD „In aller<br />

Stille“.<br />

Also bitte, bietet auf dieses außergewöhnliche<br />

Stück Deutschpunk, bis sich<br />

die Balken biegen. Auf das die Mama<br />

sagt: Heh, Machmaleiser!<br />

email: draussen-redaktion@live.de<br />

oder Tel.: 0251-4909118<br />

Tauschobjekt <strong>von</strong> den<br />

<strong>Tote</strong>n <strong>Hosen</strong> handsigniert!<br />

Ihr habt vergeblich versucht eine der<br />

2000 limitierten <strong>und</strong> handsignierten<br />

<strong>Hosen</strong> LPs „In aller Stille“ zu ergattern?<br />

Wir haben die Steigerung! Allerdings ist<br />

es bei uns mit Geld allein nicht getan,<br />

denn käuflich ist unser gutes Stück<br />

nicht! ...Phantasie <strong>und</strong> Einfallsreichtum<br />

sind gefragt! Seit März letzten Jahres<br />

versucht unser Straßenmagazin sich<br />

einen dringend benötigten Dienstwagen<br />

zu ertauschen: Eine ~ älteren<br />

Jahrgangs macht den Anfang. Aus der<br />

Zeitung wird eine Spieluhr. Diese findet<br />

einen Liebhaber, der sie gegen zwei<br />

kleine Kunstgegenstände tauscht. Die<br />

Kunst wird zum Rennrad, welches sich<br />

nur ganz kurz in unserem Besitz befindet.<br />

Bereits wenige Tage später sind wir<br />

stolze Besitzer eines Sonor-Schlagzeuges<br />

mit High-Head, Bass-Drum & Fußmaschine,<br />

zwei Hänge-Tom-Toms mit<br />

Ständer, ein Stand-Tom-Tom, eine<br />

Snare (Black Horse) sowie einem Beckenständer<br />

mit einem älteren, fast schon<br />

antiken Sonorbecken.<br />

_Dieses an sich schon tolle Schlagzeug<br />

haben wir nun zusätzlich für euch veredeln<br />

lassen. Kurzerhand haben wir das<br />

Becken zum Konzert der <strong>Tote</strong>n <strong>Hosen</strong><br />

mitgenommen <strong>und</strong> die Jungs darauf<br />

unterschreiben lassen! Ein Muss für<br />

jeden musikbegeisterten Fan. Stöbert<br />

doch mal in Garage, Keller oder<br />

Dachboden, bietet uns etwas Außergewöhnliches,<br />

eine Antiquität, eine Urlaubsreise<br />

oder etwas anderes Tolles,<br />

damit wir unserem Fahrzeug einen<br />

Schritt näher kommen!<br />

email: draussen-redaktion@live.de<br />

oder Tel.: 0251-4909118<br />

8


Bericht | Text | Foto: Sigi Nasner<br />

Kalenderblätter<br />

Schüler machen Sozialpolitik<br />

Im November ist - <strong>von</strong> der örtlichen<br />

Presse fast unbemerkt - ein Pilotprojekt<br />

gestartet, dessen Ziel es ist, Jugendliche<br />

aus ihrer politischen Teilnahmslosigkeit,<br />

die größtenteils durch<br />

äußere Zwänge verursacht wird, herauszuhelfen.<br />

Den jungen Menschen<br />

soll durch aktive Mitarbeit an öffentlichen<br />

politischen Prozessen die Möglichkeit<br />

eröffnet werden, sich zu souverän<br />

denkenden <strong>und</strong> handelnden<br />

Menschen zu entwickeln <strong>und</strong> somit zur<br />

Verbesserung der Situation im sozialpolitischen<br />

Bereich maßgeblich beizutragen.<br />

Dazu hat Ulrich Thon, seines<br />

Zeichens Jugenderzieher, Regisseur<br />

<strong>und</strong> Schauspieler, in Zusammenarbeit<br />

mit Mitglieder-Einrichtungen des Landesjugendrings<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

e.V. ein Konzept für dieses außergewöhnliche<br />

Projekt entwickelt. Sigi<br />

Nasner berichtet über die Gr<strong>und</strong>idee<br />

<strong>und</strong> die Ausführung der ersten Aktion.<br />

_Die meisten Bilder, die uns die Massenmedien<br />

präsentieren, sind ganz bewusst<br />

bearbeitet worden, bevor man<br />

sie der Öffentlichkeit zugänglich macht.<br />

Sie suggerieren der Bevölkerung ein<br />

verfälschtes, durch bösartige <strong>und</strong> negative<br />

Blickpunkte sehr übersteigertes<br />

Bild, das mit der Wirklichkeit nicht<br />

mehr viel zu tun hat. Durch diese<br />

manipulierte Darstellung der Realität<br />

sichern sich die vom Volk gewählten<br />

Politiker, die die Massenmedien kontrollieren,<br />

den nötigen Rückhalt in der<br />

Bevölkerung, um dann massiv gegen<br />

die Ursachen dieser krass dargestellten<br />

Bösartigkeit vorzugehen. Sie überfallen<br />

andere Länder, die angeblich eine<br />

Gefahr für die Sicherheit darstellen,<br />

nehmen dabei den Tod <strong>von</strong> vielen<br />

Unbeteiligten, dort lebenden Menschen<br />

in Kauf. Ganz nebenbei sichern sie sich<br />

die Bodenschätze der überfallenen<br />

Staaten.<br />

_Beispielhaft für diese Handlungsweise<br />

ist der Irakkonflikt. Nach dem Anschlag<br />

auf das World-Trade-Center waren<br />

viele Menschen <strong>von</strong> den immer wiederkehrenden<br />

Bildern der einstürzenden<br />

Türme traumatisiert. Politiker nahmen<br />

dieses Ereignis zum Anlass, um innerhalb<br />

der Bevölkerung eine gewaltige<br />

Massenangst vor dem Terrorismus schüren.<br />

Man behauptete, dass der Irak<br />

eine Brutstätte des Terrorismus sei <strong>und</strong><br />

außerdem dort Massenvernichtungswaffen<br />

produziert würden. Im Nachhinein<br />

stellte sich jedoch heraus, dass<br />

es im Irak keine Fabriken zur Herstellung<br />

<strong>von</strong> Massenvernichtungswaffen<br />

gibt. Und auch die Terrororganisation El<br />

Kaida machte dort erst <strong>von</strong> sich reden,<br />

nachdem das Land <strong>von</strong> den Amerikanern<br />

überfallen <strong>und</strong> besetzt worden<br />

war. Die Berichterstattung wurde <strong>von</strong><br />

amerikanischer Seite ganz bewusst verfälscht,<br />

um einen Überfall zu legitimieren.<br />

Die Menschen forderten Rache,<br />

Gerechtigkeit <strong>und</strong> Sicherheit. Erst danach<br />

war es für das kämpfende Heer<br />

der sich zur Weltpolizei aufspielenden<br />

Supermacht möglich, mit dem damit<br />

erzielten Rückhalt der Bevölkerung ihre<br />

nach außen heldenhaften, im Gr<strong>und</strong>e<br />

aber sehr verworfenen <strong>und</strong> niederen<br />

Interessen durchzusetzen. Ihnen ging<br />

es letztendlich aber ausschließlich um<br />

die führende Machtposition im Nahen<br />

Osten <strong>und</strong> die Bodenschätze.<br />

_Die Zuschauer werden durch den<br />

zwanghaften Konsum manipulierter,<br />

gewalttätiger Bilderfluten, der sich<br />

heutzutage kaum noch jemand entziehen<br />

kann, zu Komplizen gemacht.<br />

_Ob wir diese schlimmen Bilder, die<br />

uns die Medien vorspiegeln <strong>und</strong> nun<br />

gutheißen oder sie ablehnen, spielt<br />

dabei überhaupt keine Rolle.<br />

_Letztendlich sind <strong>und</strong> bleiben wir alle<br />

Voyeure <strong>und</strong> sind Teile einer gut geplanten<br />

<strong>und</strong> perfekt durchorganisierten<br />

Performance, die nur dazu dient, unsere<br />

Gedanken in die <strong>von</strong> den politisch<br />

Mächtigen vorher geplanten Richtungen<br />

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9


10<br />

Anzeige<br />

zu lenken. Stoppen lässt sich diese uns<br />

überflutende Bildgewalt genauso wenig,<br />

wie sich auch die ständig zunehmende<br />

Komplexität ihrer Frequenz<br />

nicht verändern lässt. Uns bleibt dabei<br />

nur zu lernen, damit umzugehen.<br />

_Bilder werden seit jeher <strong>von</strong> den Mächtigen<br />

zu Repräsentationszwecken genutzt,<br />

um ihr Handeln zu legitimieren<br />

<strong>und</strong> dem Volk die Möglichkeit zu geben<br />

zu entscheiden, wem sie die Macht geben<br />

möchten. Aber mit der zunehmenden<br />

Technisierung durch Fernsehen <strong>und</strong><br />

Internet ist es heutzutage für die Machthaber<br />

viel einfacher die Bevölkerung<br />

mit falschen Nachrichten zu versorgen<br />

<strong>und</strong> sie somit an der Nase herum zu<br />

führen.<br />

_Sind diese verfälschten, ständig das<br />

Böse darstellenden Bilder <strong>und</strong> die negative<br />

Berichterstattung für Erwachsene<br />

schon sehr schlimm, so sind sie für Kinder<br />

<strong>und</strong> Jugendliche, die sehr viel stärker<br />

da<strong>von</strong> beeinflusst <strong>und</strong> geprägt werden,<br />

oft verhängnisvoll. Viele <strong>von</strong> ihnen<br />

resignieren, verfallen in Apathie.<br />

Positive Perspektiven für die eigene Zukunft<br />

sind für solche Jugendlichen<br />

dann kaum noch vorstellbar. Eine verhängnisvolle<br />

Entwicklung, deren Auswirkungen<br />

sich im zunehmenden Kinder-<br />

<strong>und</strong> Jugendalkoholismus, der immer<br />

mehr um sich greifenden Jugendarbeitslosigkeit<br />

<strong>und</strong> Obdachlosigkeit<br />

<strong>und</strong> der ansteigenden Gewaltbereitschaft<br />

bei Jugendlichen <strong>und</strong> Kindern<br />

deutlich macht.<br />

_Für junge, in der Pubertät steckende<br />

Menschen, die leicht entflammbar sind,<br />

wenn es darum geht, in der Welt etwas<br />

zu verändern, ist die Frage, wem sie<br />

ihre Macht geben sollen, existenziell.<br />

Statt sie dahingehend zu schulen, wie<br />

sie einen Hartz IV-Antrag auszufüllen<br />

haben, so wie das mancherorts bereits<br />

in Schulen praktiziert wird, sollte man<br />

sie motivieren, am politischen Prozess<br />

teilzuhaben. Dem resignierenden Satz<br />

„Man kann ja doch nichts ändern an<br />

den politisch Geschehnissen“ sollte<br />

man mit motivierenden Gegenargumenten<br />

begegnen: Jeder, der sich<br />

gegen soziale Ungerechtigkeiten in<br />

einem herrschenden System wehren<br />

will, kann <strong>und</strong> darf das tun <strong>und</strong> ist mit<br />

legitimen Mitteln jederzeit <strong>und</strong> überall<br />

auch dazu berechtigt.<br />

_Der Theaterpädagoge Ulrich Thon hat<br />

deshalb in Zusammenarbeit mit Mitglieder-Einrichtungen<br />

des Landesjugendrings<br />

das beispielhafte Projekt<br />

„Kalenderblätter“ in Leben gerufen. Die<br />

Initiative basiert auf dem Wusch eine<br />

Auseinandersetzung anzubieten, die<br />

ein Jahr lang jeden Monat ein anderes<br />

Thema aufgreift. Mit zugänglichen <strong>und</strong><br />

erfahrbaren Bildern soll der negativen,<br />

<strong>von</strong> „böser“ Darstellung lebender Berichterstattung<br />

entgegengewirkt werden.<br />

Dabei soll eine Form gef<strong>und</strong>en<br />

werden, die für Erwachsene realistisch<br />

ist, auf zuschauende Kinder jedoch<br />

nicht traumatisierend wirkt.<br />

_Die Themenauswahl für die Kalenderblatt-Aktionen<br />

entstammt zahlreichen<br />

Gesprächen mit Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

an Schulen in Münster. Das Pilotprojekt<br />

in Münster soll darüber hinaus<br />

dazu anregen, dass es auch <strong>von</strong> Leuten<br />

in anderen Städten nachgeahmt wird.<br />

Dabei steht das gemeinsame soziale<br />

Handeln, Mitverantwortung für die Erschaffung<br />

einer lebenswerten Gesellschaft<br />

im Vordergr<strong>und</strong>. Nach der Devise:<br />

„Demokratie macht Spaß“. Demokratie,<br />

die nur auf dem Papier steht, ist nichts<br />

wert. Sie sollte, für alle sichtbar, wirksam<br />

gelebt werden.<br />

_Der Initiator Ulrich Thon hat im<br />

November auf der Suche nach interessierten<br />

Jugendlichen, die an der Aktion<br />

teilnehmen möchten, Schüler <strong>von</strong> der<br />

Waldorfschule <strong>und</strong> der Friedensschule<br />

zu einem Treffen eingeladen. Einh<strong>und</strong>ertfünfzig<br />

junge Menschen waren zu<br />

diesem Treffen erschienen, die sich mit<br />

regem Interesse <strong>und</strong> kritischen Fragen<br />

an der folgenden Diskussion beteiligten.<br />

Der immer stärker werdende,<br />

schon auf Kleinkinder ausgeübte Leistungsdruck<br />

auf der einen Seite <strong>und</strong> das<br />

schnelle Fallenlassen <strong>von</strong> solchen Kindern<br />

<strong>und</strong> Jugendlichen, die angeblich<br />

nicht den Anforderungen, die an sie<br />

gestellt werden gerecht, werden können,<br />

führt zu immer mehr um sich greifender<br />

Perspektivlosigkeit <strong>und</strong><br />

Resignation bei unseren Jugendlichen.<br />

Auch die politische Anteilnahme der<br />

jungen Menschen nimmt dadurch<br />

immer mehr ab. Einmal ausgegrenzt<br />

wird für viele <strong>von</strong> ihnen eine Rückkehr<br />

in die Normalität, wenn zudem schulische<br />

Leistungen zu wünschen übrig lassen<br />

<strong>und</strong> Berufserfahrungen nicht vorhanden<br />

sind, zu einer unüberwindbare<br />

Hürde. Deshalb sollte die erste Aktion<br />

das Ausgegrenzt - sein <strong>und</strong> die<br />

Obdachlosigkeit bei Jugendlichen zum<br />

Thema haben.<br />

_Unerwarteterweise fanden sich dann<br />

aber am Aktionstag, dem 15. November,<br />

entgegen der regen Beteiligung bei den<br />

Vorgesprächen, nur etwa ein Dutzend<br />

Schüler an der Lamberti-Kirche zum<br />

letzten Meeting ein. Ulrich Thon führt<br />

das unter anderem darauf zurück, dass<br />

für die Teilnahme an der Aktion eine<br />

intensive Auseinandersetzung mit dem<br />

Thema Jugendarbeitslosigkeit <strong>und</strong> Obdachlosigkeit<br />

erforderlich war, der sich<br />

die meisten jungen Menschen jedoch<br />

nicht stellen wollten. Außerdem sollten<br />

zu den erwartenden Gesprächen mit<br />

den Passanten keine Meinungen <strong>und</strong><br />

Antworten vorgegeben werden, damit<br />

die Gespräche authentisch bleiben. Das


schreckte wohl auch den einen oder<br />

die andere ab.<br />

_Das Ganze fand einem Samstagnachmittag<br />

zur besten Geschäftszeit statt.<br />

Und schließlich war es soweit. Die Teilnehmer<br />

<strong>und</strong> Teilnehmerinnen formierten<br />

sich zu Zweier <strong>und</strong> Dreiergruppen<br />

<strong>und</strong> platzierten sich auf mitgebrachten<br />

Decken oder Pappunterlagen vor den<br />

Geschäften auf der Ludgeristraße. Vor<br />

sich hin stellten sie ein gut sichtbares<br />

Pappschild mit der Aufschrift: „Bitte<br />

geben Sie uns nichts, wir leisten nichts<br />

für diese Gesellschaft!“.<br />

_Das war eine recht provozierende Art,<br />

Aufmerksamkeit auf sich <strong>und</strong> das Thema<br />

Obdachlosigkeit zu lenken, wie sich<br />

an den daraufhin folgenden Reaktionen<br />

ablesen lässt. Eine Teilnehmerin<br />

berichtet: „Es ist schon krass, wenn<br />

man so auf dem kalten Boden sitzt <strong>und</strong><br />

1000 Beine an einem vorbeirauschen.<br />

Eine Perspektive, die man nicht gewohnt<br />

ist. Das Gefühl war schrecklich.<br />

Und obwohl ich ganz hinter der Aktion<br />

stand <strong>und</strong> auf das Problem Jugendobdachlosigkeit<br />

aufmerksam machen<br />

wollte, hoffte ich, dass die Sache bald<br />

vorbei ist. Am Anfang haben wir noch<br />

viel getratscht <strong>und</strong> gelacht. Aber dann<br />

sind wir immer <strong>still</strong>er geworden. Die<br />

Reaktionen der Leute waren sehr unterschiedlich.<br />

Viele haben uns missverstanden<br />

<strong>und</strong> hielten uns für Gegner<br />

der Obdachlosen. Die mussten wir<br />

dann erst vom Gegenteil überzeigen.<br />

Einige warfen uns vor, dass wir statt da<br />

rum zu sitzen, doch etwas Nützlicheres<br />

für die Obdachlosen tun könnten. Viele<br />

schienen das Ganze aber überhaupt<br />

nicht zu verstehen. Sie grinsten verwirrt<br />

<strong>und</strong> teilweise belustigt, nachdem<br />

sie das Schild gelesen hatten <strong>und</strong> gingen<br />

dann kommentarlos weiter.“<br />

_Ein anderer Teilnehmer meint: „Ich<br />

hatte ein wirklich komisches Gefühl,<br />

da auf der Straße zu sitzen <strong>und</strong> so ein<br />

provokatives Schild vor uns stehen zu<br />

haben. Vor allem weil ich dass Gefühl<br />

hatte, viele Leute- überwiegend Jugendliche-<br />

haben den Spruch, der darauf<br />

steht, nicht verstanden. Die meisten<br />

sind einfach an uns vorbei gelaufen,<br />

haben gelacht oder komisch geguckt.<br />

Andere, die dachten wir demonstrierten<br />

gegen Obdachlose, kamen<br />

wütend auf uns zu. Das war recht<br />

unangenehm, denen mussten wir den<br />

Sinn der Aktion erst erklären. Ich denke<br />

aber, dass es die Leute schon zum<br />

Nachdenken gebracht hat. Und das war<br />

ja unsere Absicht.“<br />

_“Wir waren erschrocken, wie viele<br />

Menschen uns <strong>von</strong> oben herab angesehen<br />

haben. Manche haben sogar einen<br />

dummen Spruch losgelassen, was mich<br />

sehr verärgert hat. Ich kann mir vorstellen,<br />

wie schwer es für Leute ist, die<br />

auf das Geld anderer angewiesen sind,<br />

mit solchen Sprüchen klar zu kommen.<br />

Viele haben aber auch einfach gesagt,<br />

dass sie es gut finden, wie wir uns gegen<br />

die Jugendarbeitslosigkeit <strong>und</strong> -<br />

obdachlosigkeit einsetzen. Ich habe<br />

viele neue Eindrücke gesammelt <strong>und</strong><br />

konnte mich gut in die Lage <strong>von</strong> Leuten<br />

reinfühlen, die auf das Betteln angewiesen<br />

sind. Ich bin sicher, ich werde,<br />

ich werde in Zukunft Obdachlose mit<br />

anderen Augen sehen“, erzählt eine<br />

weitere Teilnehmerin.<br />

_Auch die Meinungen der Passanten<br />

waren recht unterschiedlich. Ein Mann<br />

sagte: „Ich finde das stark, dass da<br />

welche so etwas machen. Ich würde<br />

mir wüschen, dass unsere Kinder das<br />

auch machen.“<br />

_“Ich sehe das ein wenig anders“,<br />

meinte ein junger Mann aus dem Umland.<br />

‚“ich denke jeder, der ein Ausbildungsplatz<br />

oder Arbeitsstelle sucht,<br />

der findet auch etwas. Vom dem Land,<br />

wo ich herkomme, dort ist keiner ohne<br />

Arbeit.“<br />

_Ein Anderer sagte: „Es lädt ein zum<br />

Hingucken <strong>und</strong> Nachdenken, das finde<br />

ich eigentlich ganz gut.“<br />

_“Das Problem ist einfach, dass die Jugendlichen<br />

sich eher <strong>von</strong> der Familie<br />

entzweien, da überhaupt viel zu wenig<br />

miteinander geredet wird“, erzählt<br />

eine junge Frau.<br />

_“Ein Passant erklärt: „Ich bedauere<br />

schon, wenn jemand unverschuldet in<br />

eine solche Situation gerät. Da ist es<br />

wichtig, dass wir einen gut funktionierendes<br />

Sozialsystem haben, das solche<br />

Menschen auffängt. Wer Hilfe braucht,<br />

der muss Hilfe bekommen. Ein Problem<br />

habe ich als arbeitender Mensch der<br />

viel Steuern zahlt mit Leuten, die selbst<br />

verschuldet <strong>und</strong> aus Faulheit der Gesellschaft<br />

auf der Tasche liegen.“<br />

_“Es ist schon recht provokant<br />

gemacht, aber ich glaube nicht, dass<br />

diese jungen Leute nichts leisten. Ich<br />

habe eigene Kinder, die im gleichen<br />

Alter sind <strong>und</strong> die leisten in der Schule<br />

schon ganz schön was. Ich denke, die<br />

Leistung der Jugend wird oft verkannt“,<br />

meint ein Mann.<br />

_“Auch die Geschäftsinhaber reagierten<br />

sehr unterschiedlich“, erzählt Ulrich<br />

Thon, Leiter der Aktion. „Als sich im<br />

Eingang der Arkaden kleine, durchaus<br />

staunende Zuschauergruppen bildeten,<br />

wurden die Jugendlichen sehr fre<strong>und</strong>lich<br />

gebeten, sich um die Ecke auf die<br />

Straße zu setzen. Als eine andere Gruppe<br />

weitaus rüder vor einem anderen<br />

Geschäft gezwungen wurde den Platz<br />

zu räumen, bot unerwartet die <strong>von</strong> der<br />

Idee begeisterte Filialleiterin <strong>von</strong> Mc<br />

Donald Asyl vor ihrem Lokal an. Auch<br />

ein Modeladen bat nach eineinhalb<br />

St<strong>und</strong>en darum, doch mal die Straßenseite<br />

zu wechseln. Einzig die Geschäftsführung<br />

<strong>von</strong> Peek & Cloppenburg<br />

schien vollkommen überfordert mit der<br />

Situation. Sie wollten die Jugendlichen<br />

keinesfalls vor ihren Schaufenstern. Als<br />

sie erfuhren, dass die Aktion <strong>von</strong> den<br />

Behörden genehmigt ist, bestanden sie<br />

auf einen Meter Abstand zu ihren Fenstern.<br />

Nicht mal die rechtliche Aufklärung<br />

durch die hinzugezogene Polizei<br />

konnte die Kaufleute da<strong>von</strong> überzeugen,<br />

dass ihre Forderung völlig unberechtigt<br />

ist“, so Thon weiter.<br />

_“Wenn das erklärte Ziel war, Menschen<br />

unterschiedlichster Couleur <strong>und</strong><br />

Weltanschauung durch diese irritierende<br />

Aktion über das Thema der rasant<br />

ansteigenden Jugendarbeitslosigkeit<br />

<strong>und</strong> zum Teil daraus resultierenden<br />

Obdachlosigkeit ins Gespräch miteinander<br />

zu bringen, dann ist das in diesem<br />

Fall gelungen“, sagt Ulrich Thon<br />

abschließend. #<br />

11


Bericht | Text | Foto: Ruth Fischer | Alfred Richter<br />

Meine schönsten<br />

Erlebnisse<br />

Alfred Richter auf der Salzstraße<br />

12<br />

Seit 14 Jahren ist Alfred Richter jetzt<br />

Verkäufer bei der draußen!. Er hat in<br />

dieser Zeit eine Menge beim Zeitungsverkauf<br />

auf der Salzstraße erlebt. Bei<br />

seiner täglichen Arbeit bekommt er<br />

natürlich nicht nur positive, sondern<br />

manchmal auch negative Bemerkungen<br />

zu hören. Die positiven überwiegen<br />

zum Glück. Das absolut Schlimmste<br />

aber ist es, wenn ihn die Leute aggressiv<br />

beschimpfen. Das zieht ihn<br />

dann ziemlich runter. In folgenden<br />

Bericht erzählt Alfred über Ereignisse<br />

aus seinem Verkäuferleben, die zu<br />

denken geben, aber auch zum<br />

Schmunzeln anregen.<br />

_Höhepunkte der Aussagen sind: faule<br />

Sau, Sozialschmarotzer, Penner, arbeitsscheues<br />

Gesindel. Mehr möchte ich dazu<br />

nicht ausführen. Viel lieber möchte ich<br />

Sie an den lustigen Erlebnissen der letzten<br />

Jahre teilhaben lassen.<br />

_Da war einmal ein alter Herr mit Krükke.<br />

Er kommt auf mich zu <strong>und</strong> möchte<br />

eine Zeitung kaufen. Ich sage ihm den<br />

Preis <strong>und</strong> er bezahlt anstandslos 3,- Euro<br />

<strong>und</strong> fügt hinzu: „Rest ist für Sie!“ Ich<br />

spreche ihn konkret darauf an, warum<br />

er so schwach auf den Beinen ist. Er<br />

meint locker zu mir, er hätte in letzter<br />

Zeit Schwächeanfälle bekommen. Daraufhin<br />

hätte er seinen Hausarzt aufgesucht,<br />

der ihm riet: „Trinken Sie weniger<br />

Kaffee <strong>und</strong> halten Sie sich sexuell etwas<br />

zurück!“ Darauf meinte ich zu dem<br />

Herrn: „Das ist ja ein hartes Brot für<br />

Sie.“ Ich frage ihn spontan nach seinem<br />

Alter. Er erwiderte, er würde nächstes<br />

Jahr 88 werden. Lächelnd meint er dann<br />

ganz trocken: „Mit dem Kaffee, das<br />

kriege ich wohl hin, nur mit dem anderen,<br />

wie soll ich das meiner Frau erklären?“<br />

Ich bedanke mich <strong>und</strong> rate ihm<br />

das Teehaus nebenan aufzusuchen. Er<br />

bedankt sich schmunzelnd <strong>und</strong> geht<br />

weiter seines Weges.<br />

_Eines Samstags, wie jeden Monat,<br />

kommt eine Stammk<strong>und</strong>in mit ihrem<br />

Lebensgefährten vom Markt zu mir <strong>und</strong><br />

kauft die Zeitung. Ich begrüße sie herzlich<br />

wie immer mit Handkuss, woraufhin<br />

ihr Begleiter mich schräg <strong>von</strong> der Seite<br />

anguckt. Es war mehr ein lustiger<br />

Ausdruck <strong>von</strong> ihm, worauf ich sofort<br />

einlenke <strong>und</strong> bemerke, dass dieses nicht<br />

persönlich gemeint wäre. Nachdem ich<br />

das gesagt habe, guckt er mich genauso<br />

an wie vorher. Daraufhin meint die Dame,<br />

dass ich mich nicht weiter bemühen<br />

soll, mich mit ihm zu unterhalten, der<br />

Mann komme nämlich aus England. Das<br />

war natürlich das Zeichen für mich<br />

einen lustigen Kommentar hinzuzufügen:<br />

„Ich will hoffen, dass er kein<br />

Schotte ist“, sage ich. Das verneint sie<br />

<strong>und</strong> antwortet, er käme aus der Nähe<br />

<strong>von</strong> Hull. Darauf bemerke ich: „Da bin<br />

ich ja beruhigt.“ Sie erwidert: „Warum<br />

ist das denn so wichtig?“ Ich bemerke<br />

lächelnd: „Das sehe ich ja jetzt an dem<br />

Trinkgeld!“ Wie ein Orkan sprudelt es<br />

aus ihr heraus <strong>und</strong> sie fängt <strong>laut</strong>hals<br />

mitten im Berufsverkehr an zu lachen!<br />

Das ging ungefähr eine Minute so. Danach<br />

greift sie in ihre Tasche <strong>und</strong> gibt<br />

mir 2,50 Euro. Nachdem sie sich wieder<br />

gefangen hat, meint sie dann: „Das<br />

stimmt so. Jetzt sehen Sie ja, dass mein<br />

Fre<strong>und</strong> kein Schotte ist!“ Wir verabschieden<br />

uns <strong>und</strong> das Pärchen marschiert<br />

Richtung Karstadt.<br />

_Gerade mit meinem älteren „Personal“<br />

erlebe ich die härtesten Schoten. Eine<br />

ältere Dame, die außerhalb <strong>von</strong> Münster<br />

wohnt, kam vor kurzem zu mir <strong>und</strong><br />

freute sich mich wieder zu sehen. Ich<br />

hatte sie sofort wieder erkannt <strong>und</strong><br />

schlang sie in meine Arme. Worauf sie<br />

anfing zu juchzen <strong>und</strong> strahlend bemerkte:<br />

„Schön, dass es Sie noch gibt!“<br />

Ich erwiderte nur: „Dito! Diese Ausgabe<br />

ist diesmal wieder ganz hervorragend,<br />

ich bin nämlich auch drin.“ Daraufhin<br />

schaut mich die Dame verdutzt an <strong>und</strong><br />

fragt ganz entsetzt: „Wie, die Zeitung<br />

heißt nicht mehr draußen, sondern jetzt<br />

drinnen?“ „Nein, nein“, meine ich,“die<br />

Zeitung hat ihren Namen behalten, nur<br />

ich bin darin vertreten. Ich bin nämlich<br />

die Katze aus Kinderhaus!“ Daraufhin<br />

schaut sie mich mit großen Augen an<br />

<strong>und</strong> sagt ganz trocken: „Dann muss ich<br />

ja diesmal ein bisschen mehr drauflegen,<br />

damit Sie sich auch Katzenfutter<br />

holen können.“ Stillschweigend packt<br />

sie in ihr Portemonnaie, gibt mir einen<br />

5,- Euro-Schein <strong>und</strong> sagt: „Lass stecken,<br />

mein Junge, damit du auch satt wirst.“<br />

Ich bedanke mich bei ihr recht herzlich<br />

<strong>und</strong> werfe ein: „Dann kann ich mir ja<br />

gleich einen Sack Trockenfutter leisten.“<br />

Da die Dame anscheinend leichte Hörprobleme<br />

hat, sagt sie: „Haben Sie für<br />

den Transport genügend Stofftaschen<br />

dabei?“ Ich beruhige sie <strong>und</strong> sie<br />

schleicht dankend <strong>und</strong> lächelnd da<strong>von</strong><br />

mit den Worten: „Halt Dich wacker <strong>und</strong><br />

bleib ges<strong>und</strong> mein Junge. Bis zum nächsten<br />

Mal.“<br />

_So viele kleine <strong>und</strong> große <strong>Geschichten</strong>,<br />

so viele nette Gesten. Danke an die<br />

„Marzipan-Dame“. Wenn ich mal reich<br />

bin, kaufe ich Ihnen eine Villa in Lübeck!<br />

Danke an alle älteren Damen, die<br />

mich zu besonderen Anlässen großzügig<br />

bedenken! Besonderen Dank nach<br />

Telgte!<br />

_Danke an die Dame, die sich aufopfernd<br />

um Ihr Enkelkind kümmert! Dank<br />

auch an den Oberstudienrat, der gerne<br />

Obst, besonders Pampelmusen, isst <strong>und</strong><br />

eine angehende Geigenvirtuosin liebevoll<br />

umsorgt. Auch deine Frau ist bemerkenswert.<br />

Ihr seid schon ein tolles<br />

Team! Abschließend bedanke ich mich<br />

bei meinen bisherigen K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> bei<br />

denen, die es werden wollen! Da es keine<br />

Altersbegrenzung <strong>von</strong> unten nach<br />

oben gibt, ist es auch möglich ab Brutkastenalter<br />

die Zeitung käuflich <strong>und</strong>


Bericht | Text: Jenny Zimmermann | Foto: Sigi Nasner<br />

In Münster gestrandet<br />

Der kalten Straße entronnen<br />

täglich bei mir zu erwerben. Sollte jemand,<br />

egal wer, aufgr<strong>und</strong> der Geldknappheit<br />

nicht mehr in der Lage sein,<br />

sich die Zeitung zu leisten, so bin ich<br />

gerne bereit, demjenigen das aktuelle<br />

Exemplar zum Einkaufspreis zu überlassen.<br />

Aktuelle Kontoauszüge <strong>und</strong> abgelaufene<br />

Kreditkarten brauchen nicht auf<br />

der Salzstraße eingereicht werden! Von<br />

der Bezahlung in Form <strong>von</strong> Naturalien<br />

bitte ich Abstand zu nehmen. Begründung:<br />

Meine Lagerkapazität ist bis aufs<br />

Äußerste ausgeschöpft! Aufgr<strong>und</strong> des<br />

Ladenschlussgesetzes <strong>und</strong> da die Steuerfahnder<br />

mir im Nacken sitzen, bin ich<br />

gezwungen meine Bürozeiten nach unten<br />

herabzusetzen. Sollte mich mal jemand<br />

in der Zeit <strong>von</strong> montags bis samstags<br />

auf der Salzstraße vermissen, bin<br />

ich gerade dabei Überst<strong>und</strong>en abzubauen!<br />

Darin sind auch Mahlzeiten <strong>und</strong><br />

notwendige Toilettengänge inbegriffen.<br />

Da ich kein Meister bin, kann ich leider<br />

auch keine Lehrlinge ausbilden oder 1,-<br />

Euro-Jobber <strong>und</strong> Praktikantinnen sowie<br />

Aufpasser beschäftigen. Schönen Dank<br />

an alle, die mich kennen lernen wollen<br />

<strong>und</strong> verbleibe somit bis ich ordnungsgemäß<br />

in der ~-Gruft liege. Über<br />

dem Chefredakteur <strong>und</strong> unter der Dame,<br />

die hier alles möglich macht.<br />

Euer Alfredo<br />

#<br />

In der letzten Zeit ist der Verkäuferstamm der draußen! stetig angewachsen.<br />

Unter den neuen Verkäuferinnen <strong>und</strong> <strong>Verkäufern</strong> befinden sich auch Jenny <strong>und</strong><br />

Jerry, die auch auf dem Titel der Weihnachtsausgabe als Maria <strong>und</strong> König zu sehen<br />

sind. Sie haben bis vor kurzen noch Platte gemacht <strong>und</strong> daher draußen geschlafen.<br />

Jenny erzählt aus ihrem Leben auf der Straße <strong>und</strong> in der neuen Bleibe<br />

zusammen mit ihrem Fre<strong>und</strong> Jerry <strong>und</strong> ihrem tierischen Bewacher Spike.<br />

_Mein Fre<strong>und</strong> Jerry <strong>und</strong> ich sind ein Paar <strong>und</strong> erst vor etwa fünf Monaten in Münster<br />

gestrandet. Vorher haben wir mehrere Jahre in Köln auf der Straße gelebt. Wir<br />

sind nach Münster gekommen, weil wir noch mal <strong>von</strong> vorne anfangen wollten. In<br />

Köln waren wir zwar beide im Methadon-Programm, haben es aber nicht geschafft,<br />

die Finger vom Heroin zu lassen. Wenn die Szene direkt gegenüber der Methadon-<br />

Ambulanz liegt, man die Leute jahrelang kennt <strong>und</strong> <strong>von</strong> denen immer wieder eingeladen<br />

wird, kann man vielleicht zehnmal Nein sagen, aber beim elften Mal klappt<br />

es nicht mehr. Vor allem, wenn man dazu noch psychischen Druck hat. Außerdem<br />

ist Köln gegenüber Obdachlosen echt intolerant geworden. Wenn man abends in<br />

der Fußgängerzone seinen Schlafsack ausrollt, muss man damit rechnen, dass direkt<br />

das Ordnungsamt angerannt kommt. Kurzum: Uns hat da alles nur noch genervt.<br />

Hier in Münster sind wir direkt mit offenen Armen empfangen worden. Wir haben<br />

nette Leute kennen gelernt, die am Kanal Platte machten. Die haben uns einen<br />

Platz gezeigt, an dem wir unser Zelt aufbauen konnten <strong>und</strong> auch nicht ständig eine<br />

Platzwache braucht. Leider war der Platz weit weg <strong>von</strong> unserer Methadon-<br />

Ambulanz, so dass wir jeden Tag bei Wind <strong>und</strong> Wetter fast zwei St<strong>und</strong>en für den<br />

Weg hin <strong>und</strong> zurück gebraucht haben. Und natürlich muss man auch <strong>von</strong> irgendetwas<br />

leben. Und da wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht die ~ verkauft haben,<br />

waren wir auf´s Schnorren angewiesen. Anfangs lief das ziemlich schlecht. Duschen<br />

<strong>und</strong> Wäsche waschen konnten wir immer im HdW (Haus der Wohnungslosenhilfe).<br />

Dort kann man auch für wenig Geld frühstücken, kriegt für einen Euro eine warme<br />

Mahlzeit <strong>und</strong> kann seine Post dorthin schicken lassen. Allerdings gibt es unter den<br />

Bewohnern <strong>und</strong> Besuchern oft Stress, da die meisten Alkoholiker sind. Viele haben<br />

sich nicht unter Kontrolle <strong>und</strong> kriegen sich wegen Nichtigkeiten in die Haare. Deswegen<br />

musste schon oft der Krankenwagen kommen. Aus diesem Gr<strong>und</strong> gehen<br />

mein Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong> ich nicht gerne dahin. Wir gehören zu der Sorte Menschen, die<br />

unnötigen Streit vermeiden <strong>und</strong> gut gelaunt sein wollen. Mein Fre<strong>und</strong> hat zwar verschiedene<br />

Kampfsportarten gelernt <strong>und</strong> könnte sich durchaus durchsetzen, aber die<br />

eigentliche Kunst ist es, es erst gar nicht so weit kommen zu lassen. Wir gehen dann<br />

lieber in der Bahnhofsmission essen oder in den vielen Imbissbuden, die, wenn<br />

man höflich fragt, auch gerne mal einen Döner oder eine Pommes umsonst geben.<br />

Als ich die ersten paar Male um eine Kleinigkeit zu essen gebeten habe, war mir das<br />

natürlich ziemlich unangenehm <strong>und</strong> ich habe immer gewartet, bis die K<strong>und</strong>en weg<br />

waren. Aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran. Die meisten geben auch eher,<br />

wenn man sich selbstsicher <strong>und</strong> gut gelaunt gibt, als wenn man wie ein Mäuschen<br />

herumdrucksend vor ihnen steht. Das ist uns auch beim Verkaufen der ~ aufgefallen.<br />

Wenn wir gut gelaunt sind, verkaufen wir doppelt so viele Zeitungen, wie<br />

wenn es uns schlecht geht. Allerdings klappt es nicht immer, mit einem Lächeln auf<br />

die Menschen zu zugehen. Vor allem, wenn man mal wieder Kopfkino hat, weil<br />

man nicht weiß, wie es weitergehen soll oder wo man die nächste Nacht verbringen<br />

soll. Deshalb sind wir froh, dass wir vor kurzem ein kleines Zimmer bekommen<br />

haben. Das ist zwar nur 20 m 2 groß, aber wenigstens müssen wir nicht mehr in der<br />

Kälte schlafen. Als wir eine Zeit lang unter einer Art Pavillon auf dem LWL-Gelände<br />

geschlafen haben, konnten wir manchmal die klammen Finger nicht mehr<br />

bewegen. Wenn man nämlich die Platte aufbaut, kann man keine Handschuhe<br />

anlassen, weil sie dabei nur stören. Und nachts war es so kalt, dass man sich nicht<br />

einmal getraut hat, sich umzudrehen, damit die Kälte nicht wieder in den<br />

Schlafsack gekrochen kommt. Wenn wir im Zelt geschlafen haben, war es nicht ganz<br />

so schlimm, da es sich nach einer Zeit aufwärmt, vor allem, wenn man einen so<br />

großen H<strong>und</strong> wie unseren Spike hat, der viel Körperwärme abgibt. Spike ist ein<br />

Schäferh<strong>und</strong>-Kangal-Mischling. Er ist jetzt vier Jahre alt <strong>und</strong> unser bester Begleiter.<br />

Ihm ist es egal, ob wir Geld haben oder nicht, was wir machen oder wo wir gerade<br />

sind. #<br />

13


Bericht | Text: Klaus Tempel | Foto: Sigi Nasner<br />

Team „Saubere Stadt“<br />

Unterwegs auf Münsters Straßen<br />

14<br />

Die meisten Bürger in Münster kennen<br />

sie: Die Frauen <strong>und</strong> Männer in ihren<br />

gelben leuchtenden Anzügen, die mit<br />

ihren Greifzangen Münsters Straßenränder<br />

<strong>von</strong> weggeworfenen Zeugnissen unseres<br />

Wohlstands befreien. Klaus Tempel<br />

berichtet über den Tagesablauf <strong>und</strong><br />

die Arbeitsweise der Saubermänner<br />

<strong>und</strong> -frauen.<br />

Aus philosophischer Sicht bin ich natürlich<br />

bereit, eine Tonne ins Kalkül zu ziehen.<br />

Auch mein Vater sagte schon:<br />

Wenn du nichts für die Schule tust, dann<br />

kannst du Straßenfeger werden. Jetzt<br />

bin ich 50 Jahre alt, habe eine Greifzange<br />

in der rechten, eine Mülltonne in<br />

der linken Hand <strong>und</strong> eine Uniform in<br />

gelb. Ich bin beim „Team saubere<br />

Stadt“, für 1,5O Euro extra die anwesende<br />

St<strong>und</strong>e, halbtags, auch mal samstags.<br />

Innerhalb <strong>von</strong> 2 St<strong>und</strong>en hatte ich<br />

den Job, obwohl ich drei Büros konsultieren<br />

musste. Wenigstens die Hose<br />

passt. Ein Kollege sagte:“Brauchst dich<br />

nicht zu schämen, ich musste mich auch<br />

erst daran gewöhnen.“Es gibt über 20<br />

Routen oder Bezirke. Vom Nordplatz bis<br />

zum Anfang des Kappenberger Damms<br />

<strong>und</strong> <strong>von</strong> den Kliniken bis zum Kanal.<br />

Weiter entfernte Touren werden mit<br />

dem Auto angefahren. Die Touren stehen<br />

rosa gekennzeichnet am schwarzen<br />

Brett. 100 Meter vom Ludgerikreisel aus<br />

wird losgegangen, wenn es soweit ist.<br />

Drei gehen auf der rechten <strong>und</strong> drei gehen<br />

auf der linken Seite. Was der Erste<br />

übersieht, lässt der Zweite liegen, denn<br />

der Dritte soll auch was abkriegen. Nur<br />

so löst sich die Traube auf, die schnell<br />

entsteht beim Massenlauf. Hierbei finden<br />

wir die Sachen, die Menschen keinen<br />

Spaß mehr machen, wie zum Beispiel:<br />

Kaugummipapier, Radkappen,<br />

Taschentücher, Snackverpackungen,<br />

Flasche voll <strong>und</strong> Flasche leer, Bonbonpapier,<br />

Reklamebroschüren, Autoaufkaufkarten,<br />

Schnuller, Batterien, Dosen,<br />

Becher, Löffel, Gabeln, Sparbücher,<br />

Parkscheine, Bons, Ohrenstäbchen,<br />

Zigarettenschachteln, Kaffee-Umrührstäbchen,<br />

Bargeld, Deckel, Kronkorken,<br />

Verschlüsse, Paketbänder, Pornokassetten,<br />

Holzstäbchen, Bananenschalen,<br />

Fahrradteile, Büstenhalter,<br />

Handschuhe, Schirme, Zeitungen, Pommes<br />

rot- weiß, Tüten, Tampons, Lollistiele,<br />

Einkaufszettel, Radiergummis,<br />

Kondome, Strohhalme <strong>und</strong> Lottoscheine<br />

<strong>und</strong> vieles mehr. Manchmal steckt Müll<br />

auch in Hecken, ist schwer zu entdekken,<br />

manchmal am Straßenrand, da ist<br />

er jedem bekannt. Für Sperrmüll sind<br />

wir nicht zuständig. Besonders ältere<br />

Mitbürgerinnen <strong>und</strong> Mitbürger stehen<br />

unserer Arbeit verständnisvoll <strong>und</strong><br />

wohlwollend gegenüber. Kinder helfen<br />

gerne. Sie zeigen mir, wo noch etwas<br />

liegt. Den Anweisungen des Vorarbeiters<br />

ist Folge zu leisten: Nicht jeden Fissel<br />

aufheben! Sind wir nicht für zuständig!<br />

Links herum! Ruhig! Gleiche Höhe!<br />

Pause! Da wir Präsenz zeigen sollen,<br />

rauchen wir auch gerne an Kreuzungen<br />

<strong>und</strong> auf Kinderspielplätzen. Beim Pausemachen<br />

habe ich mir angewöhnt den<br />

Pausenplatz zu säubern, auch wenn wir<br />

nicht dafür zuständig sind. Die Tonne ist<br />

eine herkömmliche Mülltonne mit<br />

einem Loch im Deckel. Sie ist eigentlich<br />

für die Kurzstrecke vom Haus zur Straße<br />

gedacht, nicht für kilometerweites ziehen.<br />

Der Griff ist müllwagengerecht <strong>und</strong><br />

weil der Deckel klappert, liegt über dem<br />

Domplatz ein Hauch <strong>von</strong> Samba wenn<br />

wir aufkreuzen. Auch muss man aufpassen,<br />

dass man sich nicht selbst in die<br />

Hacken fährt. Eine Alternative ist die<br />

Ochsenkarre. Die ist leiser, aber breiter<br />

<strong>und</strong> wesentlich schwerer. Einmal in der<br />

Woche darf man die ziehen. Sie dient<br />

dazu, Besen <strong>und</strong> Schüppe mitzuführen<br />

um Glasscherben aufzufegen. Hier würden<br />

es auch Handfeger <strong>und</strong> Dreckschüppe<br />

tun. Stattdessen nimmt man<br />

zehn Kilogramm mehr mit auf die Reise.<br />

Wenn man dann die Karre <strong>von</strong> Überwasser<br />

zum Dom hochgezogen hat,<br />

kann man dem Herrn danken, dass man<br />

im Flachland lebt. Da kommt man gerne<br />

auch mal ins schwitzen. Einmal ist einer<br />

umgekippt. Der wurde vom Krankenwagen<br />

abgeholt. Dann muss der Vorarbeiter<br />

auch mal eine Tonne ziehen.<br />

Wegen des Wetters können die Touren<br />

auch mal kürzer werden. Allein für Pausen<br />

<strong>und</strong> Wartezeiten werden etwa eineinhalb<br />

St<strong>und</strong>en der Arbeitszeit verwendet.<br />

Von dieser Zeit fehlt mir etwas,<br />

damit ich ruhig, sorgfältig <strong>und</strong> umsichtig<br />

arbeiten kann. Wenn der Vorarbeiter<br />

sagt:“Jetzt nicht sammeln.“ Dann gehen<br />

wir einfach daran vorbei. Einmal<br />

haben wir zum Ende der Tour fünf Tonnen<br />

zusammengekippt in eine. Die war<br />

dann ohne Zusammendrücken dreiviertel<br />

voll. Bei Jüngeren ist die Fluktuation<br />

höher als bei Älteren. Oft kommen wir<br />

früher wieder zurück. Und wenn wir<br />

dann die Tonne geleert <strong>und</strong> weggestellt,<br />

die Hände gewaschen <strong>und</strong> uns umgezogen<br />

haben, warten wir oftmals noch<br />

eine halbe St<strong>und</strong>e auf Feierabend. Da<br />

steht man dann <strong>und</strong> kann nicht anders.<br />

Und am schwarzen Brett kann man fettgedruckt<br />

folgende Faustregel lesen:<br />

Ruhiges, sorgfältiges <strong>und</strong> umsichtiges<br />

Arbeiten geht vor Tempo! Obwohl der<br />

Job notwendig ist, kostet er Überwindung.<br />

Durch die ständige Anwesenheit<br />

des Vorarbeiters fühlt man sich unselbständig.<br />

Und wenn man dann noch <strong>von</strong><br />

Bürgern für diese Arbeitsweise verantwortlich<br />

gemacht wird, möchte man am<br />

liebsten sofort da<strong>von</strong> laufen <strong>und</strong> sich<br />

schleunigst einen anderen Job suchen.<br />

Oder ich mache mich einfach mit meiner<br />

Tonne selbstständig - auf Spendenbasis.<br />

Ich bin gelernter Industriekaufmann,<br />

im Besitz der allgemeinen Fachhochschulreife<br />

<strong>und</strong> habe einen Führerschein.<br />

Der Autor besitzt Erfahrungen in: der<br />

Landwirtschaft, bei der B<strong>und</strong>eswehr,<br />

im Holzbereich <strong>und</strong> der Philosophie,<br />

beim Film, der Pädagogik<br />

<strong>und</strong> der Kunst <strong>und</strong> hat eine Million<br />

Kilometer als Lastwagenfahrer auf<br />

dem Buckel. Er sucht dringend einen<br />

verträglichen Job. Kontakt bitte über<br />

die ~-Redaktion.


Neue Verkäuferin<br />

mit Kunstverstand<br />

Anzeigen<br />

Unterwegs auf Münsters Straßen<br />

Eine unserer neuen Verkäuferinnen heißt Birgit <strong>und</strong> verkauft<br />

die draußen! beim Aldi an der Friedrich-Ebert-Straße.<br />

Außerdem ist Birgit sehr kunstinteressiert <strong>und</strong> macht zur<br />

Zeit eine Umschulung zur Tischlerin. Verkäufer Detlef Brocks<br />

sprach mit dem Multitalent.<br />

~: Du interessierst dich für Kunst. Um welche Art <strong>von</strong><br />

Kunst handelt es sich dabei?<br />

Birgit: Der Kunst fühle ich mich seit vielen Jahren verb<strong>und</strong>en.<br />

Schon in der Schule habe ich gern gemalt <strong>und</strong> habe später<br />

dann noch das Holzschnitzen für mich entdeckt. Ich beschäftige<br />

mich oft mit der Natur. Daraus entstehen Stillleben, die<br />

ich mit alltäglichen Gegenständen kombiniere. So wirken<br />

meine Bilder etwas surreal.<br />

~: Du sprichst vom Holzschnitzen. Was schnitzt du denn so?<br />

Birgit: Mit Vorliebe Hände, da man sie in vielen verschiedenen<br />

Haltungen darstellen kann.<br />

~: Hast du deine Kunst schon einmal der Öffentlichkeit<br />

vorgestellt?<br />

Birgit: Seit zehn Jahren nehme ich an Ausstellungen am<br />

Haverkamp teil. Wenn du meinen Namen, mit Nachnamen<br />

heiße ich Borree, googelst, findest du eine Assemblage <strong>von</strong><br />

mir, die 2005 am Abendgymnasium der Stadt Münster ausgestellt<br />

wurde. Ich verkaufe auch Broschüren <strong>und</strong> selbst<br />

gemachte Bücher mit meinen Bildern.<br />

~: Deine letzte Ausgabe habe ich ja selbst im Schrank.<br />

Erzähle unseren Lesern doch bitte mehr darüber.<br />

Birgit: Ich hatte in der Vergangenheit immer wieder kreative<br />

Phasen, in denen ich ganze Bildergeschichten gemalt habe.<br />

Von Phase zu Phase wechselte auch der Malstil. So ist zum<br />

Beispiel im letzen Jahr die Geschichte <strong>von</strong> Fyffes entstanden.<br />

Fyffes ist eine Hummel, die ich tot auf der Straße gef<strong>und</strong>en<br />

habe. Die Bilder <strong>von</strong> Fyffes habe ich bei Sonnenschein auf<br />

dem Bürgersteig gemalt. So saß ich st<strong>und</strong>enlang mit meinem<br />

Zeichenblock da <strong>und</strong> genoss die ersten Sonnenstrahlen des<br />

Jahres mit der Hummel in der Hand. Ich studierte diese Tierchen<br />

<strong>und</strong> baute das in meine Bilder ein. Dann hatte ich eine<br />

Phase, in der ich Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Bekannte in sehr farbigen Bildern<br />

portraitiert habe. An einem Wochenende im Frühling<br />

2006 auf der Wagenburg ist das Bild „Barfuss im Morgentau“<br />

entstanden. Weihnachten 2006 haben wir im Triptychon, im<br />

Verein für Kunst <strong>und</strong> Kultur geplant, eine Künstlerzeitschrift<br />

zu drucken. Für das Deckblatt habe ich sechs Bilder entworfen,<br />

doch leider ist es bis jetzt nur bei der Planung geblieben.<br />

Das Projekt „Künstlerzeitschrift“ ist eher ein Traum. Aber das<br />

ist alles nur ein Teil da<strong>von</strong>. Mein Buch umfasst etwa 250 Bilder.<br />

~: Sehr interessant. Wie kann man an dieses Buch heranzukommen?<br />

Birgit: Ich muss zu dem Buch sagen, dass die Abbildungen<br />

schwarz/weiß <strong>und</strong> auf umweltfre<strong>und</strong>lichem Papier gedruckt<br />

sind. Bei Interesse, können sich die Leser an die Redaktion<br />

der „~“ wenden.<br />

~: Gut zu wissen. Dann wünsche ich dir, dass du deine<br />

Kunst noch vielen näher bringen kannst. Danke für das nette<br />

Gespräch.<br />

Tausend Fragen – eine Adresse<br />

Infos <strong>und</strong> Service im publikom – Stadtnetz für Münster<br />

www.muenster.de<br />

Portal für Münster <strong>und</strong> das Münsterland<br />

www.muenster.de/stadt<br />

Service <strong>und</strong> Infos der Stadtverwaltung<br />

Presse <strong>und</strong> Informationsamt<br />

www.muenster.de/stadtteile<br />

Stadtteil-Portale – <strong>von</strong> Amelsbüren bis Sprakel<br />

www.termine.muenster.org<br />

Münsters Veranstaltungskalender<br />

www.muenster.de/stadt/awm<br />

Abfall <strong>und</strong> Recycling, Entsorgungskalender<br />

www.muenster.de/stadt/skulpturen<br />

Prima Klima: Umwelttipps, Service, Beratung<br />

www.muenster.de/stadt/formulare<br />

Vordrucke online – das spart Zeit <strong>und</strong> Wege<br />

www.muenster.de/stadt/sozialamt<br />

Alles zum Recht auf Hilfe in vielen Lebenslagen<br />

15


Kurzgeschichte | Text: Eduard Lüning | Foto: Meike Brautmeier<br />

16<br />

Waschtag<br />

Unser Lyriker Eduard Lüning hat mal wieder zugeschlagen.<br />

Nachfolgend erzählt er uns eine Geschichte über die außergewöhnliche<br />

Liebe zu einer Industriewaschmaschine.<br />

_Toto fixierte sie. Liebte sie <strong>und</strong> war völlig verzückt. Entrückt.<br />

Ja, völlig verrückt. Seine Augen verschwammen <strong>und</strong> sie hypnotisierte<br />

ihn. Toto verfiel in Trance. Mit gläsernen Augen.<br />

_Er liebte diese Trommel <strong>und</strong> all ihre Bewegung. Genoss jede<br />

Umdrehung. Liebte ihren Gleichmut <strong>und</strong> ihr gurgelndes Plätschern.<br />

Und am Ende ihre wilde Wut, ihr ungestümes Temperament.<br />

Sie blieb ihm dennoch fremd <strong>und</strong> verborgen. Versiegelt<br />

<strong>und</strong> verschlüsselt. Er stieg da nicht mehr durch. Sie überforderte<br />

ihn <strong>und</strong> er verstand sie nicht.<br />

_Toto war Legastheniker <strong>und</strong> warf alles durcheinander: Klamotten,<br />

Schalter, Schrauben <strong>und</strong> Knöpfe. Nicht nur Buchstaben,<br />

nein, alles andere auch. Toto trat die Ordnung mit Füßen<br />

<strong>und</strong> strickte sich sein Durcheinander. Heillos <strong>und</strong> hoffnungslos.<br />

_Da stand er dann da vor seiner Trommel <strong>und</strong> stand wie `n<br />

Ochs´ vor `m Berg. Eisiges Schweigen. Die beiden hatten sich<br />

nichts zu sagen. Konnten einfach nicht miteinander. Und ohne<br />

erst recht nicht. Sie war nun mal ein wenig kompliziert.<br />

Eben eine 'Frau'! Ein Stück weit unberechenbar. Und man<br />

wusste nie, was am Ende bei all dem herauskam. Sie war halt<br />

eine Unbekannte, eine W<strong>und</strong>ertüte. Und Toto griff hinein <strong>und</strong><br />

fischte einen rosaroten Alptraum raus. Rosarote Wäscheträume!<br />

In XS!! Wäsche vom anderen Ufer. Angelaufen <strong>und</strong> eingelaufen!<br />

_Das sollte ihm nun nicht mehr passieren. Toto hatte vorgesorgt<br />

<strong>und</strong> lief nur noch in unwaschbaren Klamotten rum:<br />

Stiefel <strong>und</strong> Schuh´, Jacke wie Hose - Leder kompakt! Es gab<br />

nur noch Wäsche-Quartale. Wäschezeit zur Jahreszeit!<br />

Viermal. Viermal im Jahr!!<br />

_Toto stand vor einem Stapel T-Shirts. Erstickte in einem Berg<br />

verpinkelter Plinten <strong>und</strong> ertrank in einem Meer <strong>von</strong> stinkenden<br />

Strümpfen. Steife Strümpfe! Sie waren eine Gemeinheit,<br />

ein Attentat. Und ein Anschlag auf den Geruchssinn. Und erst<br />

seine Schweißmauken! Eine Kloake!! Zum Himmel stinkende<br />

Quanten. Lauter verschimmelte Füße. Schlimmer noch als<br />

jeder Verwesungsgestank! Dagegen konnte kein Tod der Welt<br />

anstinken!! Toto wechselte seine Strümpfe. Im Wochenrhythmus<br />

tat er das! Dazwischen zog er sie nicht aus. Eine Güllegrube!<br />

Die reine Seuche <strong>und</strong> ein Revival für die Pest! Und eine<br />

Bank für seinen Fußpilz.<br />

_Damit machte man sich nicht gerade Fre<strong>und</strong>e. Man machte<br />

sich Platz. Und um ihn herum wurde es leise <strong>und</strong> leer. Viel<br />

Leerlauf. Auch jetzt. Und Toto ging, ging über zu Plan B.<br />

_Erzählte wildfremden Menschen einen vom Krieg. Irgend<br />

so´n Stuss <strong>von</strong> wegen Lesebrille vergessen <strong>und</strong> verlegt... Wie<br />

auch immer. Das Mädel amüsierte sich köstlich, lächelte vielsagend<br />

<strong>und</strong> brachte sie zum Laufen. Sie setzte seine Liebe in<br />

Gang. Ein banales Unterfangen. Idiotensicher. Eigentlich...<br />

Toto lümmelte sich in seinen Klappstuhl. Und fing an zu gaffen.<br />

Begaffte <strong>und</strong> beglotzte sie. Und starrte gebannt in ihr Inneres:<br />

TV aus der Trommel. Wäsche-TV! Keine Ahnung, was die<br />

Knalltüte darin sah oder daran fand. Steine klopfen, Tüten<br />

kleben... Alles machte mehr Sinn. Selbst das Bahnstrecken-<br />

Nachtprogramm überzeugte! Gemessen an Totos totem Sender<br />

machte dieses monotone Rattern selbst noch Hitchcock Konkurrenz.<br />

_Toto ließ sich nicht beirren <strong>und</strong> starrte unentwegt. Fixierte<br />

sie mit stierem Blick. Und seine Birne kreiselte, kreiselte im<br />

Takt mit der Trommel. Dieses säuselnde Matschen, ein Wiegen<br />

<strong>und</strong> Wogen. Es seifte ihn ein. Und Toto offenbarte sich der<br />

Blick für alles Wesentliche: für seine Wäsche! Sie wog ihn in<br />

eine Art Dämmer. Seine Birne fiel vornüber <strong>und</strong> mit ausgefahrener<br />

Kauleiste hing er seinen Wäscheträumen nach...<br />

_Toto erwachte <strong>und</strong> die Trommel verstummte. Die beiden gingen<br />

<strong>und</strong> verließen den Salon: Toto <strong>und</strong> sein Seesack. Beide<br />

stiegen sie um <strong>und</strong> stiegen sie ein. In sein Taxi! Toto spannte<br />

ein paar Leinen. In <strong>laut</strong>er Querreihen. Von Tür zu Tür. Und<br />

hängte sie auf. Da baumelten sie nun: Schlüpfer <strong>und</strong><br />

Strümpfe! Und was nicht passte, passte woanders <strong>und</strong> kam in<br />

die Fenster. Mit der Kurbel fixiert.<br />

_Toto war eine depperte Natur. Leicht unterbelichtet <strong>und</strong> ausgestattet<br />

mit Geistesblitzen der besonderen Art. Ausgestattet<br />

mit einem Persilschein! Toto hatte Narrenfreiheit. Er war nun<br />

mal nicht ganz dicht. Und überwinterte mehr oder minder<br />

regelmäßig in der Ballerburg.<br />

_Mit seiner Pottfrisur erinnerte er an eine Mischung aus Dick<br />

<strong>und</strong> Doof <strong>und</strong> Mr. Bean. Eine Schießbudenfigur! Total meschugge.<br />

Völlig behämmert <strong>und</strong> einfach nur gaga. Und Toto<br />

rotzte auf´s Pedal <strong>und</strong> gab Gummi. Schlingerte <strong>und</strong> schleuderte.<br />

Das komplette Trockenprogramm! Knüppelte <strong>und</strong> beschleunigte.<br />

Und ging in die Eisen. Rotlicht zwang ihn in die<br />

Knie. Und bescherte ihm Ärger. Bescherte ihm K<strong>und</strong>schaft,<br />

Laufk<strong>und</strong>schaft. Jetzt, wo er sie einmal nicht gebrauchen<br />

konnte. Sie unterbrach sein Trockenprogramm.<br />

_Toto wünschte sie alle zum Teufel. Vergebens. Der Satan<br />

nahm schon Platz. Und lallte, lallte auf ihn ein. Der Deibel war<br />

betrunken <strong>und</strong> in einem Zustand zwischen Koma <strong>und</strong> Delir.<br />

Seine Alte übernahm das Kommando. Und die Olle war die<br />

Hölle. Eine Hölle auf vier Rädern!<br />

_Sie war Feuer <strong>und</strong> Flamme. Und das blöde Weib ging denn<br />

auch prompt in Flammen auf. Züngelte <strong>und</strong> zischte <strong>und</strong> ging<br />

gleich auf den Kutscher los. Schenkte ihm ein <strong>und</strong> scheuchte<br />

ihn rum. Und züngelte weiter. Kreiselte mit ihrer Fratze in seiner<br />

<strong>und</strong> nagelte los: „ Huugooo, guck dir mal den Affen an.<br />

Wie heißen die Wilden noch mal? Gooorillaas! Dass uns dieser<br />

nich´ noch vor die Bäume fährt. Da sind die Völker schließlich<br />

zuhause. Huuugoo! Hugo?“ Hugo war hinüber. Hugo war gar.<br />

Verdrehte die Döppen <strong>und</strong> kullerte weg. Und die Alte gab<br />

nicht nach. Krakeelte weiter <strong>und</strong> rief nach dem Teufel. Hugo<br />

muckte sich nicht. Hugo war hin.<br />

_Toto war nun an der Reihe <strong>und</strong> das Teufelsweib fing an zu<br />

kramen. Kramte eine zermatschte Banane hervor <strong>und</strong> fütterte<br />

ihren Affen: „King Kong, friiiss!“ Toto biss <strong>und</strong> biss die Zähne<br />

zusammen. Die Alte kugelte ihm in die Arme <strong>und</strong> verteilte ihre<br />

Banane. Beschmierte ihn <strong>und</strong> bekleckerte Hose, Hemd <strong>und</strong><br />

Gesicht. Sie will es nun wissen: „Sag schon, Wilder, sag endlich,<br />

wo kommst du her? Fahr mich in die Steinzeit!! Ich will<br />

wissen, wie du wohnst!“


Toto stieß an seine Grenzen <strong>und</strong> fiel vom Glauben ab. Bekam<br />

die Krise <strong>und</strong> die Alte bog sich. Bog sich vor Lachen <strong>und</strong> kringelte<br />

sich. Und zerdepperte ihn mit ihrem blechernen Lachen.<br />

Schepperte <strong>und</strong> zerdepperte ihr Glas. Ein verrücktes Mittelalter,<br />

diese Alte. Und alles klebte. Dank Appelschnaps! Die Plörre<br />

hielt den ganzen Laden zusammen.<br />

_Toto schäumte <strong>und</strong> scharrte mit den Hufen. Die Olle kullerte<br />

mit den Augen <strong>und</strong> starrte dumm aus der Wäsche. Gaffte ihn<br />

an <strong>und</strong> glotzte verwirrt: Gorilla oder Kamel? Sie grübelte <strong>und</strong><br />

einigte sich dann auf einen Kompromiss. Legte sich auf einen<br />

Esel fest <strong>und</strong> dem Esel wurde es zu bunt: „Heiland zack nochmal!“<br />

Toto löschte das Taxameter. So hatte das doch alles keinen<br />

Sinn. Nein nein, er rackerte doch nicht für taube Nüsse.<br />

Und es stand schließlich eine Menge Silber auf dem Spiel! Toto<br />

hakte nach: „Wo woll´n se denn nu´ hin, zur Hölle nochmal!“<br />

Die Alte gab Contra: „Das müssen Sie doch wissen“, schnatterte<br />

sie zurück. „Wer fährt denn hier? Sie oder ich?“<br />

_Toto war schwierige K<strong>und</strong>schaft gewöhnt. Mit dieser schmierte<br />

er heftig ab. So kam er nicht weiter. Er versuchte es mit<br />

einem billigen Trick: „Wohin woll´n se denn so ungefähr?“ Die<br />

Alte lallte los <strong>und</strong> wies ihm den Weg: „Dahin“, orakelte sie<br />

<strong>und</strong> wedelte mit dem Finger im Kreis. Sie zeigte überall <strong>und</strong> in<br />

alle Richtungen hin.<br />

_Toto zog die Notbremse: „Nein nein, so geht das nicht. So<br />

geht das nicht weiter. Ham se denn überhaupt noch Geld?“<br />

Das ließ sich die Drossel nicht zweimal fragen. Toto traf ins<br />

Schwarze. Die Alte kramte <strong>und</strong> kramte in ihren Taschen. Und<br />

hagelte mit den Talern! Schmiss mit der Kohle nur um sich.<br />

Und Toto wurde zum Motivator. Stichelte <strong>und</strong> stachelte <strong>und</strong><br />

warf den Hut in den Ring. Machte mächtig Stimmung <strong>und</strong><br />

konnte sich gleich doppelt freuen, denn der Teufel schmiss<br />

mit. Die Alte hatte ihn im Nacken <strong>und</strong> sie schmissen um die<br />

Wette. Schmissen, was die Patte so hergab. Der Deibel war<br />

spendabel <strong>und</strong> die Alte zog nach. Beide spielten sie Toto in<br />

die Hände. Und in den Hut! Taler <strong>und</strong> Scheine. Bis auf die<br />

letzte Note. Sterntaler-Nacht! Toto trieb sie in den Ruin. Irgendwann<br />

beruhigten sich dann die Gemüter. Mangels Masse!<br />

Die Bunken hatten ihr Pulver verschossen <strong>und</strong> waren blank.<br />

Blitzeblank! Diese Lackaffen.<br />

_Das Blatt hatte sich gewendet, ja gründlich geändert. Toto<br />

war nun am Drücker! Und ließ nicht mehr locker, ließ das Ruder<br />

nicht mehr los. Er zog nun andere Seiten auf. Seine Seiten!<br />

Verschärfte die Gangart <strong>und</strong> die Alte kullerte ihm über die<br />

Knie. Toto wurde zum Deibel! Und der Satan fuhr verteufelt<br />

gut. Schleuderte mit den beiden durch die Hölle <strong>und</strong> mitten<br />

durch das Feuer!<br />

_Gas <strong>und</strong> Bremse wechselten. In ständigem Stakkato! Toto<br />

schmiss den Knüppel nach vorn <strong>und</strong> prügelte auf den Schlitten<br />

ein. Nur <strong>laut</strong>er Crescendi! Ein Bilderbuch-Stunt!! Die Alte<br />

lernte das Fliegen. Bekam einen Gratis-Taxi-Innenflug! Bürstete<br />

die Ablage, putzte die Front <strong>und</strong> federte in die Polster<br />

zurück. Ihr pappte ein Schlüpfer im Gesicht. Und die Leiche<br />

dahinter stöhnte eine Etage tiefer. Unter Socken begraben.<br />

Den Höllenh<strong>und</strong>en wurde alles abverlangt. Ein ungleicher<br />

Kampf. Und das Pack baumelte mit dem Rücken zur Wand.<br />

Toto präparierte sie. Organisierte die Reste <strong>und</strong> präparierte ihr<br />

Gnadenbrot.<br />

_9. R<strong>und</strong>e! Neunmal im Kreis <strong>und</strong> neunmal um den Block!!<br />

Um den Pudding jagte er sie. R<strong>und</strong>e für R<strong>und</strong>e <strong>und</strong> mit jedem<br />

Mal `ne Nummer wilder. Toto ging dann über <strong>und</strong> ging auf´s<br />

Ganze. Er war in Galalaune. In Killerlaune!!<br />

Autor Eduard Lüning<br />

_Toto will ein angemessenes Ende. Ein anständiges Ende! Und<br />

drängt auf Abbruch. Nur nicht Sieger nach Punkten! Nahm<br />

nun jede Bordsteinkante mit <strong>und</strong> ließ kein Schlagloch aus.<br />

Toto demolierte die beiden. Im Zickzackkurs! Und will ein Ende,<br />

ein Ende durch Abbruch.<br />

_Die Alte hisste die Fahne. Kramte ein Taschentuch hervor <strong>und</strong><br />

wedelte. Wedelte <strong>und</strong> versackte. Und sackte zur Seite. Glänzendes<br />

Finish! Ein Bilderbuch-Knockout!!<br />

_Toto schmetterte in die Eisen. Ging in die Ramme <strong>und</strong> der<br />

Schlitten stand stramm. Pfiff <strong>und</strong> fauchte durch die Nacht. Die<br />

Alte rotierte. Und Toto half ihr auf die Sprünge. Auf die rustikale<br />

Art! Und das Weib flog aus der Schleuder. Ein Bilderbuch-<br />

Nachtflug!! Galante Bauchlandung! Der Schickermann segelte<br />

hinterher. Mit miserablen Haltungsnoten.<br />

_Beide fingen sie an zu würgen. Die Alte machte den Anfang<br />

<strong>und</strong> goss einen kräftigen Schwall über den Lack. Verteilte den<br />

Brei die Türseite entlang <strong>und</strong> legte noch `ne Dosis Kotter<br />

drauf. Hugo war dann endlich auch so weit. Und göbelte!<br />

Göbelte in einer Tour. Konsequent <strong>und</strong> intelligent. Mit Sinn<br />

<strong>und</strong> System. Sauber über den Holm. Picobello! Hut ab! Hugo<br />

reiherte wie ein Profi. Da machte ihm so schnell keiner was<br />

vor.<br />

_Die Sauerei hielt sich in Grenzen. Der Kotter zog seine Bahnen<br />

<strong>und</strong> zog sich in Schlieren. Hangelte sich in Prielen hinunter<br />

<strong>und</strong> kleckerte in die Gosse. Schade! Schade um den<br />

Schnaps. Und um all das schöne Bier. Es suppte als Rinnsal.<br />

Und schalte. Verschalte im Rinnstein.<br />

_Toto ließ die beiden Schluckspechte allein. Ließ sie weiterreihern<br />

<strong>und</strong> gab Gas. Soll´n sich doch andere um den Teufel<br />

scher´n. Und Toto genoss ihn. Er hatte ihn wieder. Den Himmel<br />

auf Erden. Und schwamm in höllisch viel Geld. Er würde<br />

heut´ ausgiebig lang putzen. Den Reibach rausputzen.<br />

_Die Blätter verfärbten sich <strong>und</strong> es wurde wieder mal Zeit. Die<br />

alte Liebe! Sie wartete schon. Auf eine geladene Trommel. Und<br />

ließ 60 Grade sein. Ein neues Quartal brach an. Wäscheträume<br />

reiften. Und mischten sich in den Herbst. #<br />

17


Bericht | Text: Michael Heß<br />

18<br />

Ein Leben für die Toleranz<br />

Warum nicht Teddy Kollek Platz?<br />

Hieße der Neuplatz noch so - Münster<br />

hätte ein Problem weniger. Aber seit<br />

1927 trägt das Areal den Namen <strong>von</strong><br />

Hitlers Steigbügelhalter <strong>und</strong> richtig<br />

glücklich ist heute kaum jemand mit<br />

diesem Namen. Endlos ist aber auch<br />

die Debatte über eine Änderung, denn<br />

beabsichtigte Alternativen müssen<br />

überzeugen. Einen weiteren Vorschlag<br />

macht nun draußen!-Autor Michael<br />

Heß.<br />

_Äußerlich haben sie nicht viel gemein,<br />

die westfälische Bischofsstadt in grüner<br />

Parklandschaft <strong>und</strong> die judäische Metropole<br />

in ockerfarbener Wüstenei. Zu<br />

verschieden sind die Geschichte, die<br />

Klimate, die Einwohner. Dennoch verbindet<br />

beide Städte ein Gedanke <strong>und</strong><br />

eine Person. Münster <strong>und</strong> Jerusalem<br />

stehen symptomatisch für die Notwendigkeit<br />

miteinander gelebter Toleranz in<br />

unruhigen Zeiten. Personifiziert durch<br />

einen der <strong>still</strong>en Großen des vergangenen<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts: Teddy Kollek.<br />

Anzeige<br />

Kein Gewerbegebiet<br />

in Amelsbüren!<br />

w w w.uwg-ms.de<br />

Unabhängige Wählergemeinschaft für Münster<br />

_Kollek war viele Jahre Bürgermeister<br />

einer besonderen Stadt: Jerusalem<br />

(arab. al-Quds, lat. Hierosolyma). Mit<br />

etwa 3.800 Jahren ist sie eine der ältesten<br />

Städte der Welt. Den Juden <strong>und</strong><br />

Christen gilt sie als heiligste Stadt, den<br />

Moslems nach Mekka <strong>und</strong> Medina als<br />

drittheiligste. Mit dem Tempelberg, der<br />

Erlöserkirche <strong>und</strong> dem Felsendom ist sie<br />

ein wirklicher Ort der in religiösem<br />

Wahn blutig geschriebenen Weltgeschichte.<br />

Judäische Stämme schlagen<br />

sich zuerst mit den Samaritern <strong>und</strong> später<br />

mit Persern <strong>und</strong> Römern. Mehrere<br />

Kreuzzüge haben die Stadt zum Ziel; der<br />

Preis sind ungezählte <strong>Tote</strong>. Noch später<br />

tummeln sich Sarazenen, Mameluken,<br />

Türken, Araber, selbst Kaiser Wilhelm II.<br />

<strong>und</strong> endlich wieder Juden im Landstrich,<br />

den sie alle als ihr „heiliges<br />

Land“ betrachten mit der Heiligen Stadt<br />

im Zentrum. Im Sechs-Tage-Krieg <strong>von</strong><br />

1967 <strong>und</strong> im Yom-Kippur-Krieg 1973 geht<br />

es unter anderem um die Kontrolle über<br />

Jerusalem. Doch dazwischen, die weitaus<br />

längere Zeit, das Zusammenleben<br />

der Völker, die wechselseitige Befruchtung<br />

ihrer Kulturen <strong>und</strong> Religionen. Die<br />

Probleme verschweigt Kollek nicht. Er<br />

spricht <strong>von</strong> der unendlichen Geduld, die<br />

nötig ist <strong>und</strong> die oftmals fehlt: „Jeder<br />

will seine eigene Schule, jeder will seine<br />

eigene Religion, jeder will seine eigenen<br />

Sitten haben. Was wir tun, ist jedem die<br />

Freiheit zu geben, so zu leben, wie er<br />

will.“ In Anspielung auf den deutschen<br />

Kardinal <strong>von</strong> Galen nennt man ihn den<br />

Löwen <strong>von</strong> Jerusalem, aber er ist eigentlich<br />

ein moderner „Nathan der Weise.“<br />

Dass die Wahrheit viele Facetten hat -<br />

seine Biografie mochte solche Einsichten<br />

befördert haben.<br />

_Teddy Kollek wird am 27. Mai 1911 im<br />

ungarischen Nagyvászony in der Nähe<br />

des Plattensees in eine zionistische Familie<br />

hinein geboren. Nach Jahren im<br />

nahen Wien damals eine zionistische<br />

Hochburg wandert die Familie 1935 nach<br />

Palästina aus. Der junge Kollek engagiert<br />

sich in der Kibbuzim-Bewegung<br />

<strong>und</strong> für die Rettung europäischer Juden.<br />

Nach dem Krieg arbeitet er in verschiedenen<br />

Funktionen im Umfeld des legendären<br />

israelischen Staatsgründers<br />

<strong>und</strong> Ministerpräsidenten David Ben<br />

Gurion. 1965 wird er für die sozialdemokratische<br />

Arbeiterpartei zum ersten Male<br />

zum Bürgermeister <strong>von</strong> Jerusalem gewählt.<br />

Das Amt behält Kollek 28 Jahre<br />

lang, seine Amtsführung gilt als sehr<br />

erfolgreich.<br />

_Entsprechend lang ist die Liste der<br />

weltweiten Ehrungen. Der 18-fache<br />

Ehrendoktor Kollek wird auch Ehrenbürger<br />

<strong>von</strong> Wien. Er erhält unter anderem<br />

die Rothschild-Medaille <strong>und</strong> den<br />

Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.<br />

Die US-amerikanische Freiheitsmedaille<br />

<strong>und</strong> der UN Human Rights<br />

Award werden im zuerkannt. Die 50-<br />

Schekel-Scheine der israelischen Notenbank<br />

ziert sein Portrait, die Teddy Kollek-Medaille<br />

ehrt heute besondere Verdienste<br />

um Jerusalem. In die lange Liste<br />

der Ehrungen reiht sich die „Stadt des<br />

Friedens <strong>und</strong> der Toleranz“ würdig ein.<br />

In einer bewegenden Feierst<strong>und</strong>e verleiht<br />

die Stadt Münster Teddy Kollek im<br />

September 1996 ihren renommierten<br />

Toleranzpreis.<br />

_Am 2. Januar 2007 verstirbt Teddy<br />

Kollek im Alter <strong>von</strong> 95 Jahren in Jerusalem.<br />

Außenminister Frank-Walter<br />

Steinmeier nennt ihn „einen leidenschaftlichen<br />

Streiter für Gerechtigkeit,<br />

dessen Mut, moralische Überzeugungskraft<br />

<strong>und</strong> beharrliches Eintreten für den<br />

friedlichen Dialog <strong>und</strong> das Zusammenleben<br />

<strong>von</strong> Juden, Muslimen <strong>und</strong> Christen<br />

in Jerusalem unvergessen bleiben“.<br />

Im fernen Münsterland wartet der größte<br />

Platz der Friedensstadt, die ihm ihren<br />

Toleranzpreis verlieh, auf einen würdigen<br />

Namen. #


Berichte | Texte: Manuela Borgschulte | Fotos:Inge Friedag<br />

Tierfre<strong>und</strong>e suchen Paten<br />

Helfen Sie unseren Schützlingen, werden Sie Pate<br />

oder verschenken Sie eine Patenschaft!<br />

Tierheim im<br />

neuen Gewand<br />

„Schwer vermittelbar“ - dieses Schicksal<br />

trifft leider viele Tiere. Die Gründe dafür<br />

können vielfältig sein: Oft spielt ihr Alter,<br />

ihr Ges<strong>und</strong>heitszustand oder ihr Verhalten<br />

eine Rolle. Wir, die Tierfre<strong>und</strong>e Münster,<br />

wollen auch diesen Tieren ein würdevolles<br />

<strong>und</strong> artgerechtes Leben ermöglichen.<br />

Unser ehrenamtlicher Einsatz<br />

<strong>und</strong> ein großes Herz für Tiere reichen<br />

dafür leider nicht aus, denn auch die<br />

Kosten müssen gedeckt werden. Durch<br />

die Übernahme einer Patenschaft können<br />

Sie uns in unserer Arbeit unterstützen.<br />

Damit finanzieren Sie nicht nur den<br />

Aufenthalt eines Tieres in unserem<br />

Tierheim mit, Sie tragen auch dazu bei,<br />

dass diese kleinen <strong>und</strong> großen besten<br />

Fre<strong>und</strong>e des Menschen nicht „vergessen“<br />

werden. Als kleine Anerkennung für Ihr<br />

Engagement erhalten Sie als Pate eine<br />

Urk<strong>und</strong>e. Vielleicht möchten Sie Ihr<br />

Patentier auch persönlich kennen lernen,<br />

es z.B. Gassi führen oder in anderer<br />

Weise begleiten?<br />

_Eine Tier-Patenschaft kostet je nach Tierart<br />

zwischen 30 <strong>und</strong> 90 Euro jährlich. Sie<br />

ist zeitlich unbefristet, kann aber jederzeit<br />

widerrufen werden. Um eine fortlaufende<br />

Versorgung der Tiere zu gewährleisten,<br />

kann ein Tier auch mehrere Paten<br />

haben. Sollte es vermittelt werden<br />

oder versterben, erlischt die Patenschaft<br />

<strong>und</strong> der Pate bekommt vom Tierschutzverein<br />

der Tierfre<strong>und</strong>e Münster ein neues<br />

Patentier vorgeschlagen. Der Pate kann<br />

dann selbst entscheiden, ob er dem Vorschlag<br />

folgt <strong>und</strong> einen weiteren Schützling<br />

des Vereins unterstützen möchte.<br />

Eine Patenschaft schließt die Vermittlung<br />

des Tieres nicht aus, auch erwirbt<br />

der Pate keine Rechte an dem Tier. Bitte<br />

haben Sie außerdem Verständnis dafür,<br />

dass wir bereits gezahlte Beträge nicht<br />

erstatten können.<br />

_Folgende Patenschaften können wir<br />

Ihnen anbieten:<br />

.30 Euro für ein Huhn<br />

.50 Euro für eine Katze<br />

.70 Euro für einen kleinen bis mittel<br />

großen H<strong>und</strong><br />

.90 Euro für einen großen H<strong>und</strong><br />

Selbstverständlich können Sie die Summen<br />

beliebig aufstocken.<br />

_Weiterhin besteht die Möglichkeit, eine<br />

Patenschaft für ein komplettes Gehege<br />

bzw. einen Raum zu übernehmen. Neben<br />

der Urk<strong>und</strong>e wird dann an „Ihrem“<br />

Gehege bzw. an „Ihrem“ Raum ein Schild<br />

mit Ihrem Namen angebracht. Im Gegensatz<br />

zu einer Patenschaft für ein einzelnes<br />

Tier erlischt die Gehegepatenschaft<br />

nicht mit der Vermittlung oder dem<br />

Tod des Tieres, kann aber <strong>von</strong> Ihnen jederzeit<br />

widerrufen werden.<br />

_Die Kosten für einer Gehegepatenschaft<br />

liegen jährlich zwischen 100 Euro <strong>und</strong><br />

450 Euro:<br />

.100 Euro für ein Ratten-/ oder<br />

Meerschweinchengehege<br />

.150 Euro für das Hühnergehege<br />

.200 Euro für ein Kaninchengehege<br />

.350 Euro für einen Katzenraum<br />

.450 Euro für einen H<strong>und</strong>eraum<br />

Die Patenschaft beginnt mit dem Zahlungseingang<br />

auf unserem Konto. Auf<br />

Wunsch stellen wir Ihnen selbstverständlich<br />

eine steuerwirksame Spendenbescheinigung<br />

aus.<br />

_An unserem jährlich stattfindenden<br />

Patentag haben Sie nicht nur die Möglichkeit<br />

sich ausgiebig mit Ihrem Patentier<br />

zu beschäftigen, sondern können<br />

Sie auch einen Blick hinter die Kulissen<br />

werfen <strong>und</strong> sich über die Arbeit im Tierheim<br />

informieren.<br />

_Bei Fragen stehen Ihnen die Tierfre<strong>und</strong>e<br />

Münster gerne zur Verfügung. #<br />

Das Tierheim an der Kötterstraße erinnerte<br />

manchen Besucher in der Vergangenheit<br />

schon mal an einen hermetisch<br />

abgeriegelten Hochsicherheitstrakt.<br />

Schließlich umgibt ein hoher Zaun mit<br />

Stacheldraht das Gelände, auf dem früher<br />

eine Schule der niederländischen<br />

Streitkräfte untergebracht war.<br />

_Nun erstrahlt das Gebäude in neuem<br />

Glanz. Zwei Münsteraner Künstler machten<br />

dies möglich <strong>und</strong> verschönerten einen<br />

Teil der Fassade mit einem Graffiti.<br />

Die Illustratoren Parastu Karimi <strong>und</strong> Ansgar<br />

Lorenz meldeten sich auf die Anfrage<br />

der Tierfre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> erklärten sich darüber<br />

hinaus zusätzlich bereit, zugunsten<br />

des Tierheims auf ihr Honorar zu verzichten.<br />

Das Ergebnis kann sich sehen<br />

lassen. Nicht nur die Mitarbeiter, sondern<br />

zahlreiche Besucher <strong>und</strong> Vorbeifahrende<br />

zeigen sich begeistert über den<br />

neuen „Eyecatcher“ der Tierfre<strong>und</strong>e Münster.<br />

Wer sich das Kunstwerk aus der Nähe<br />

anschauen will, ist herzlich eingeladen,<br />

das Tierheim zu besuchen. #<br />

Kontakt:<br />

Tierfre<strong>und</strong>e Münster e. V., Kötterstr. 198,<br />

48157 MünsterTelefon: 0251/ 32 50 58,<br />

Öffnungszeiten: Samstags <strong>von</strong> 11.00 Uhr<br />

bis 17.00 Uhr <strong>und</strong> Sonntags <strong>von</strong> 15.00<br />

Uhr bis 18.00 Uhr<br />

www.tierfre<strong>und</strong>e-ms.de<br />

19


Bericht | Text: Horst Gärtner | Foto: Sigi Nasner<br />

Im Herzen der Stadt<br />

Treffpunkt für Notleidende<br />

20<br />

Der „Treffpunkt an der Clemenskirchefür<br />

Menschen in sozialen Notlagen“,<br />

der <strong>von</strong> der Misericordia, der Betriebsträgergesellschaft<br />

der Clemensschwestern<br />

getragen wird, dürfte vielen<br />

~- Lesern mittlerweile bekannt<br />

sein. Aufgebaut hat den Treffpunkt die<br />

Clemensschwester Eveline vor über<br />

dreißig Jahren. Patricia Gallagher hat<br />

die Leitung am 15. Dezember 2005 <strong>von</strong><br />

Timo Bertsmann übernommen. Vor<br />

ihm hatte Renate Konsorki, die vorher<br />

zehn Jahre in der evangelischen Bahnhofsmission<br />

Münster tätig war, fünf<br />

Jahre lang die Verantwortung. Bevor<br />

Frau Gallagher die Leitung übernahm,<br />

hat sie ehrenamtlich im Treffpunkt<br />

gearbeitet <strong>und</strong> während ihres Studiums<br />

der Diplom-Sozialpädagogik war<br />

sie in der „Pension Plus“, die sich<br />

ebenfalls für die Belange sozial<br />

Schwacher einsetzt, tätig. Die Treffpunktleiterin<br />

stand unserem Vereinsvorsitzenden<br />

Horst Gärtner Rede <strong>und</strong><br />

Antwort.<br />

~: Gab es für Dich bei diesen angesehenen<br />

Vorgängerinnen ein „Windschattenproblem“?<br />

Patricia: Im Gr<strong>und</strong>e genommen schon,<br />

weil sie großartige Arbeit geleistet haben<br />

<strong>und</strong> weil diese Arbeit sehr personenbezogen<br />

war. Die Menschen, die zu<br />

uns kommen, haben sehr fast alle persönliche<br />

Bindungen verloren, sie reagieren<br />

deshalb sehr stark auf personenbezogene<br />

Angebote.<br />

~: Was hast Du anders gemacht,<br />

hattest Du ein anderes „Betreuungskonzept“,<br />

bist Du eigene Wege gegangen?<br />

Patricia: Es war <strong>und</strong> ist für mich eine<br />

besondere Herausforderung, die Arbeit<br />

im Treffpunkt umzustrukturieren, sie<br />

<strong>von</strong> meiner Person weg <strong>und</strong> hin zur Einrichtung<br />

zu führen <strong>und</strong> sie damit gewissermaßen<br />

krisenfester zu machen. Das<br />

kann man nicht <strong>von</strong> heute auf morgen<br />

<strong>und</strong> schon gar nicht mit einem großen<br />

Wurf, sondern nur mit ganz kleinen<br />

Schritten. Ich habe zunächst versucht,<br />

mit denen im Team, die verantwortlich<br />

mitarbeiten, bestimmte Grenzen für alle<br />

gültig zu machen. Das ist auch eines der<br />

F<strong>und</strong>amente einer professionellen Einrichtung.<br />

Wenn jemand kein Geld hat,<br />

dann soll er für die Gemeinschaft im<br />

Rahmen seiner Möglichkeiten etwas<br />

tun; kleine Gänge zunächst:Müll wegbringen,<br />

Treppen reinigen, Essen holen.<br />

Für mich ist auch der Solidaritätsgedanke<br />

ein tragender Pfeiler unserer Arbeit.<br />

Wenn z.B. EU-Migranten kommen, die<br />

keine Arbeitserlaubnis bekommen <strong>und</strong><br />

sich ein wenig Geld zusammen betteln,<br />

dann erwarte ich, dass sie sich -wie die<br />

anderen- so gut sie können, beteiligen<br />

<strong>und</strong> ich sehe das auch ganz praktisch:<br />

Wer Geld für Alkohol hat, muss auch<br />

zuvor darüber nachdenken, dass er für<br />

sein Frühstück 50 Cent oder sein Mittagessen<br />

einen Euro braucht. Im Gr<strong>und</strong>e ist<br />

es ein ganz einsehbarer zwischenmenschlicher<br />

Prozess: Ich bekomme<br />

etwas <strong>und</strong> gebe etwas zurück. Ich sehe<br />

die Menschen in der Einrichtung so: Sie<br />

sind meine Gäste, aber sie sollen sich<br />

im Rahmen ihrer Möglichkeiten auch an<br />

den Kosten für das Essen beteiligen.<br />

~: Wie arbeitet Ihr im Bereich der<br />

sozialen Betreuung?<br />

Patricia: Es gilt bei uns das Prinzip der<br />

Vertraulichkeit, das gilt für die Gespräche<br />

in unserer Einrichtung, aber auch<br />

für die Vermittlung <strong>von</strong> Kontakten nach<br />

außen, denn wir wissen sehr wohl, dass<br />

wir nicht alles alleine schaffen können.<br />

Die Menschen, die zu uns kommen,<br />

werden immer jünger, haben oft psychische<br />

Probleme oder sind Rentner, die<br />

mit der Altersrente nicht auskommen,<br />

oft Menschen ohne Perspektive. Es<br />

kommen auch immer mehr Menschen,<br />

die noch gar nicht ganz unten sind,<br />

aber große Existenzängste haben. In<br />

einem Lebensalter zwischen 18 <strong>und</strong> 70<br />

Jahren, <strong>und</strong> darüber. Wir wissen, dass<br />

die Leute, die zu uns kommen sehr<br />

dünnhäutig sind; je länger man unten<br />

ist, desto dünner wird die Haut, desto<br />

schwerer ist es, einen neuen Anfang zu<br />

suchen <strong>und</strong> zu finden.<br />

Wir arbeiten zusammen mit der aufsuchenden<br />

Hilfe des Hauses der Wohnungslosenhilfe,<br />

mit der Streetwork der<br />

Stadt Münster, mit dem Evangelischen<br />

Beratungsdienst der Diakonie, mit<br />

INDRO e.V. <strong>und</strong> in bestimmten Fällen<br />

auch mit anderen Betreuungsorganisationen.<br />

Insofern verstehen wir uns<br />

schon auch als Drehscheibe, wenn wir<br />

Menschen mit ihren Problemstellungen<br />

an bewährte andere Einrichtungen weiter<br />

vermitteln.<br />

Wir sind ein niedrigschwelliges Angebot.<br />

Keiner muss mit mir ein Gespräch führen,<br />

mir seinen Namen nennen. Ich<br />

biete mich an, aber ich dränge mich<br />

nicht auf. Wir sind ein Ort, an dem man<br />

sich wärmen kann, an dem immer Gespräche<br />

möglich sind, an dem man<br />

Essen <strong>und</strong> Trinken bekommt.


Bericht | Text: Sabrina Kipp<br />

Ludger: Rock ’n’ Roller mit Hifitick<br />

~: Die Arbeit im Treffpunkt kannst<br />

du alleine sicher gar nicht leisten. Immerhin<br />

sind täglich 50 - 60 Stammgäste<br />

im Treffpunkt. Wer arbeitet mit Dir zusammen?<br />

Patricia: Schon bevor ich die Leitung<br />

übernommen habe, hat die Clemensschwester<br />

Birgit hier mitgearbeitet <strong>und</strong><br />

sie tut es mit großem Erfolg auch heute<br />

noch. Seit einiger Zeit haben wir mit<br />

Claudia Triebkorn eine weitere hauptamtliche<br />

Kraft <strong>und</strong> es helfen uns 11 Ehrenamtliche<br />

im hauswirtschaftlichen<br />

Bereich. Das Schöne an der Arbeit der<br />

Ehrenamtlichen ist, dass sie einen<br />

Großteil der Atmosphäre ausmachen<br />

<strong>und</strong> dass sie sich ganz anders einbringen<br />

als die Hauptamtlichen. So entsteht<br />

eine ganze Reihe <strong>von</strong> persönlichen Bezugspunkten<br />

in der täglichen Arbeit.<br />

~: Wie wirst Du <strong>von</strong> außerhalb der<br />

Einrichtung unterstützt?<br />

Patricia: Die Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger<br />

aus Münster <strong>und</strong> Umgebung helfen uns<br />

immer wieder mit Geld <strong>und</strong> Sachspenden,<br />

suchen auch immer wieder persönliche<br />

Kontakte mit der Einrichtung.<br />

~Gibt es auch eine Zusammenarbeit<br />

mit der Polizei?<br />

Patricia: Der Treffpunkt ist ein „polizeilicher<br />

Schutzraum“; wenn die Polizei<br />

kommt, ist eine vorherige Rücksprache<br />

mit der Leiterin erforderlich <strong>und</strong> im<br />

akuten Fall gehe ich vor die Tür des<br />

Treffpunktes <strong>und</strong> spreche mit den Beamten.<br />

Die Polizei kommt natürlich sofort,<br />

wenn sie gerufen wird.<br />

~: Hast Du für das Jahr 2009<br />

einen besonderen Wunsch?<br />

Patricia: Wir hätten gerne Hilfe <strong>von</strong><br />

weiteren Ehrenamtlichen, die mindestens<br />

21 Jahre alt sind <strong>und</strong> die für die<br />

vielschichtige, menschliche <strong>und</strong> soziale<br />

Problematik, mit der wir es täglich in<br />

der Einrichtung zu tun haben, aufgeschlossen<br />

sind. Außerdem brauchen wir<br />

dringend einen Umbau des Sanitärbereichs<br />

für die Menschen, die zu uns<br />

kommen.<br />

Treffpunkt an der Clemenskirche ist<br />

Mo.-Sa. <strong>von</strong> 9 - 14 Uhr geöffnet.<br />

Ludger verkauft die draußen! schon<br />

seit fast fünf Jahren. Das Südviertel ist<br />

sein Revier. Hier lebt er seit vielen<br />

Jahren in einer betreuten Männer-WG<br />

<strong>und</strong> frönt seinem liebsten Hobby:<br />

Musik hören! Sabrina Kipp hat sich mit<br />

dem 47 Jährigen unterhalten.<br />

_Geboren als jüngster Junge <strong>von</strong> insgesamt<br />

11 Geschwistern, ist Ludger in<br />

Rheine aufgewachsen. Hierher zurück<br />

fährt er noch heute oft am Wochenende,<br />

nicht nur um seine Schwester zu besuchen,<br />

zu der er einen engen Kontakt<br />

pflegt. „Sie hilft mir viel <strong>und</strong> kleidet<br />

mich bei Bedarf auch mal neu ein,“ erzählt<br />

Ludger <strong>und</strong> zeigt stolz seine nagelneuen<br />

Schuhe. Manchmal geht er in seinem<br />

Heimatort auch zum Fußball.<br />

Schwärmen andere vom FC Bayern,<br />

Schalke oder Hoffenheim, gibt es für ihn<br />

nach wie vor nur einen Verein, den FC<br />

Rheine. Aber diese Besuche sind selten<br />

geworden. „Ich kann zwischen so vielen<br />

Menschen nicht so gut..., das hat was<br />

mit meiner Krankheit zu tun,“ klagt der<br />

gelernte Maurer, der nur für etwas über<br />

ein Jahr als Geselle arbeiten konnte.<br />

Schon 1980 zeigten sich das erste Mal<br />

die Symptome. Ludger ist lustlos <strong>und</strong><br />

Antriebsschwach, hat Halluzinationen<br />

<strong>und</strong> hört Stimmen. Damit beginnt für<br />

ihn ein langer Leidensweg. Immer wieder<br />

ist er Patient in der Westfälischen<br />

Klinik für Psychiatrie. Wohnt mal in<br />

Übergangswohnheimen, mal in anderen<br />

Unterkünften. Erst 1991 wird er in ein<br />

Betreuungsprogramm aufgenommen.<br />

Rechtsanwältin<br />

Annette Poethke<br />

Fachanwältin für Familienrecht<br />

Tätigkeitsschwerpunkte:<br />

„Die haben mir wirklich geholfen, sonst<br />

wäre ich sicher auf der Straße gelandet!“<br />

so Ludger heute.<br />

_Früher ist der Westfale, der auch noch<br />

fließend Plattdeutsch spricht, gerne<br />

unter die Leute gegangen. In der Rock<strong>und</strong><br />

Punkmusik der achtziger Jahre fühlt<br />

er sich zuhause. Einmal hat er sogar ein<br />

Open Air Konzert in Schüttdorf besucht.<br />

„Da habe ich The Cure <strong>und</strong> Ideal live gesehen,<br />

das hat Spaß gemacht!“ erzählt<br />

er mit leuchtenden Augen. Aber auch<br />

diese Zeit liegt lange zurück. Zu seinen<br />

alten Fre<strong>und</strong>en hat er keinen Kontakt<br />

mehr, seit ein guter Fre<strong>und</strong> vor vielen<br />

Jahren an Krebs verstorben ist. Einmal<br />

noch haben sie alle zusammen eine Tour<br />

gemacht. Mit dem Auto über München<br />

<strong>und</strong> Venedig nach Griechenland. Leider<br />

konnte Ludger die Reise nicht bis zum<br />

Schluss durchstehen. Wieder einmal<br />

machte ihm seine Erkrankung einen<br />

Strich durch die Rechnung. Die Medikamente<br />

<strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>enen<br />

Nebenwirkungen machten eine Weiterreise<br />

unmöglich.<br />

_Heute holt er sich seine Musik, sein<br />

Lebenselexier nach Hause, in seine kleinen<br />

vier Wände. Hier legt er seine Lieblingsplatten<br />

auf <strong>und</strong> verschanzt sich<br />

hinter seinem Kopfhörer. Dann ist er<br />

glücklich. Dafür geht Ludger gerne die<br />

draußen! verkaufen. „Für mich ist es das<br />

Schlimmste, nichts zu tun zu haben,“<br />

sagt Ludger <strong>und</strong> fügt traurig hinzu: „Ein<br />

richtiger Job kommt für mich wohl nie<br />

mehr in Frage.“<br />

Eherecht . Miet- <strong>und</strong> Pachtrecht . Verkehrsrecht<br />

Interessenschwerpunkte:<br />

Arbeitsrecht . Erbrecht<br />

Anzeige<br />

Hüfferstraße 8 . 48149 Münster<br />

Tel.: 0251-511023 <strong>und</strong> 511024 . Fax: 0251-57606<br />

21


Bericht | Text: Horst Gärtner<br />

Schlechte Nachricht aus Düsseldorf<br />

Wir hatten gehofft, dass das Ministerium<br />

für Generationen, Familien, Frauen <strong>und</strong><br />

Integration des Landes NRW die beabsichtigte<br />

Streichung <strong>von</strong> 1,2 Millionen<br />

Fördermitteln für kommunale Wohnungsprojekte<br />

aufgeben <strong>und</strong> den Wohnungslosen<br />

- immerhin sind das über 13.000<br />

in Nordrhein-Westfalen <strong>und</strong> in Münster<br />

schätzt man die Zahl auf etwa 500 - ein<br />

Weihnachtsgeschenk machen würde. Dieser<br />

Wunsch ist uns nicht erfüllt worden.<br />

Das Ministerium teilt Ratsherrn Michael<br />

Halberstadt am 17. November 2008 mit,<br />

dass seit 1996 über 130 innovative Projektansätze<br />

<strong>und</strong> Konzepte in NRW unterstützt<br />

wurden; sieben da<strong>von</strong> auch in<br />

Münster, die meisten liegen allerdings<br />

acht Jahre zurück. Das Ministerium weist<br />

darauf hin, dass es mit dem Programm<br />

den Startschuss gegeben habe <strong>und</strong> dass<br />

jetzt auf örtlicher Ebene <strong>und</strong> in eigener<br />

Verantwortung negative Entwicklungen<br />

frühzeitig erkannt werden können <strong>und</strong><br />

man auch entsprechend reagieren könne.<br />

Das heißt im Klartext: die<br />

Landesregierung wird die Entwicklung<br />

aufmerksam beobachten, aber im übrigen<br />

sollen die Städte <strong>und</strong> Gemeinden<br />

<strong>und</strong> die freien Träger sehen, wie sie<br />

ohne die Förderung des Landes künftig<br />

klar kommen. Eine herbe Enttäuschung<br />

zur Jahreswende!<br />

Wie war noch einmal das Motto unseres<br />

„~-Dankeschön“? „Wir löffeln die<br />

Suppe gemeinsam aus“, das gilt für dieses<br />

Förderprogramm offensichtlich nicht;<br />

das Land hat sich verabschiedet! #<br />

Unser Protest vor dem Landtag<br />

Sehr geehrter Herr Ausschussvorsitzender,<br />

sehr geehrte Damen <strong>und</strong> Herren, in der Haushaltsvorlage des Landtages für<br />

2009 ist die ersatzlose Streichung des Haushaltstitels 15, Titelgruppe 95 „Hilfen<br />

für Wohnungslose“ vorgesehen (2008: 1,2 Mio. Euro).<br />

_Argument der Vorlage: die unterstellte Abnahme der Obdachlosenzahlen um<br />

70% in den vergangenen Jahren <strong>und</strong> damit, so ist zu folgern, die aus der Sicht<br />

der Verwaltung soziale Irrelevanz der verbliebenen Problemgruppe.<br />

_Gegen diese Streichung protestieren wir. Unsere Begründung:<br />

(1) Die Streichung des Haushaltstitel ist sachlich verfehlt <strong>und</strong> unterminiert die<br />

bisherige erfolgreiche gemeinsame Arbeit <strong>von</strong> bürgerschaftlichem Engagement<br />

<strong>und</strong> dem Land NRW in der Bekämpfung <strong>von</strong> Armut <strong>und</strong> Elend.<br />

_Die Streichung gefährdet die Existenz gerade jener Gruppen <strong>und</strong> Einrichtungen,<br />

die zu dieser genannten Senkung durch ihr Wirken entscheidend beigetragen<br />

haben <strong>und</strong> in ihrer Arbeit auf diese Zuschüsse angewiesen sind. Insbesondere<br />

trifft dies den <strong>von</strong> uns vertretenen „Gemeinsam gegen Kälte e.V.“, der in über 20<br />

NRW-Städten <strong>und</strong> über 97 Städten im B<strong>und</strong>esgebiet vertreten ist <strong>und</strong> dessen<br />

Schirmherr Herr Ministerpräsident Rüttgers selbst ist. Die Existenz dieses vielfältig<br />

gegen Obdachlosigkeit engagierten Vereins ist bedroht.<br />

(2) Mit der Streichung wird vor allem der wichtigste Faktor für die Verringerung<br />

der Obdachlosigkeit schwer getroffen: Prävention, Begleitung der Problemfamilien<br />

(immerhin in Deutschland je nach Sichtweise bis zu 42.000 Menschen),<br />

Hilfe zur Überwindung der Ursachen, die zur Obdachlosigkeit geführt haben.<br />

(3) Obdachlosigkeit ist ein Ausdruck zugespitzter Armut <strong>und</strong> Verarmung. Diese<br />

hat nicht abgenommen, ja ist eher wieder im Steigen begriffen, wie die Erfahrungen<br />

der hiesigen Armenküchen <strong>und</strong> einschlägigen Einrichtungen zeigen. Hier<br />

aber setzt unsere Arbeit an, der nun der Boden entzogen werden soll.<br />

(4) Insbesondere am Vorabend einer sich abzeichnenden weltweiten Rezession,<br />

die auch Deutschland erfasst, gilt es, den Einsatz gegen deren Folgen in der Gesellschaft<br />

zu stärken, nicht zu senken. Eine der Folgen wird voraussichtlich wieder<br />

vermehrte Obdachlosigkeit sein, wenn Menschen ihre Wohnungen nicht<br />

mehr bezahlen können.<br />

(5) Es ist mit unserem christlichen Menschenbild nicht vereinbar, den Armen<br />

die schon allzu begrenzten Mittel für die Überwindung <strong>von</strong> Obdachlosigkeit<br />

<strong>und</strong> Elend zu streichen, während gleichzeitig Milliardenbeträge zur Sicherung<br />

<strong>von</strong> Banken bereit gestellt werden.<br />

_Aus diesen <strong>und</strong> anderen, in der Anlage erläuterten Gründen fordern wir die<br />

Landesregierung auf, <strong>von</strong> der Streichung des genannten Haushaltstitels abzusehen.<br />

Düsseldorf, den 26. November 2008-11-21<br />

Thomas Beckmann<br />

Br. Peter Amendt<br />

Asphalt e.V.<br />

Kälte e.V.<br />

gegen Armut <strong>und</strong> Not e.V.<br />

Hubert Ostendorf OFM<br />

Gemeinsam gegen<br />

vision:teilen - eine franziskanische Initiative<br />

(fiftyfifty)<br />

22


Rechtstipps | Text:Rechtsanwältin Annette Poethke<br />

Neues aus dem Familienrecht<br />

Abänderungsklage wegen fingierter Erwerbseinkünfte<br />

Adam <strong>und</strong> Eva sind geschiedene Eheleute. Adam ist Eva <strong>und</strong><br />

den beiden minderjährigen Kindern Kain <strong>und</strong> Abel zu Unterhalt<br />

verpflichtet. Hierüber haben sie einen Vergleich vor Gericht<br />

geschlossen.<br />

_Kurz darauf kündigt Adam sein Arbeitsverhältnis. Nachdem<br />

er einige Zeit arbeitslos war <strong>und</strong> eine selbstständige Tätigkeit<br />

floppte, erhob er die erste Abänderungsklage mit dem Ziel,<br />

nur geringeren Kinderunterhalt <strong>und</strong> keinen Ehegattenunterhalt<br />

mehr zahlen zu müssen.<br />

_Die erste Abänderungsklage gegen den Unterhaltsvergleich<br />

bezüglich des Kindesunterhalts scheiterte <strong>und</strong> wurde mit der<br />

Begründung abgewiesen, „der Kläger habe seinen Arbeitsplatz<br />

mutwillig <strong>und</strong> in Kenntnis seiner Unterhaltspflicht <strong>und</strong> angesichts<br />

der bekannten schwierigen Situation auf dem Arbeitsmarkt<br />

aufgegeben, um sich der Unterhaltspflicht zu entziehen“;<br />

er müsse sich deshalb so behandeln lassen, „als ob er<br />

noch das frühere Einkommen erziele.“<br />

_Er musste also weiterhin die Unterhaltsbeträge an Eva <strong>und</strong><br />

die beiden Söhne <strong>laut</strong> ursprünglich geschlossenem Vergleich<br />

zahlen, obwohl er die entsprechenden Einkünfte gar nicht<br />

hatte. Es wurden vom Gericht fiktive Einnahmen wie vor seiner<br />

Kündigung angenommen.<br />

_Drei Jahre nach Kündigung seines Arbeitsverhältnisses war<br />

Adam erneut erwerbstätig; allerdings verdiente er wesentlich<br />

weniger als bei dem selbst gekündigten Arbeitsverhältnis. Er<br />

erhob erneut Abänderungsklage, wonach er nur noch eingeschränkt<br />

Unterhalt zahlen könne, nämlich nichts mehr an Eva<br />

<strong>und</strong> nur noch wesentlich geringere Beträge für die beiden<br />

Söhne Kain <strong>und</strong> Abel.<br />

_Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die Abänderungsklage<br />

sich nicht gegen den ursprünglichen vor Gericht<br />

geschlossenen Vergleich <strong>von</strong> Adam <strong>und</strong> Eva richtet, sondern<br />

Abänderung des klageabweisenden Urteils der ersten Abänderungsklage<br />

werden muss.<br />

_In der Rechtsprechung werden Fälle wie dieser, wenn Gr<strong>und</strong>lage<br />

des Unterhaltanspruchs fiktive Einkommensverhältnisse<br />

sind, also angenommenes Einkommen, das tatsächlich nicht<br />

erzielt wird, unterschiedlich behandelt, je nachdem, ob jemand<br />

schuldlos seinen Arbeitsplatz verliert <strong>und</strong> sich dann<br />

nicht ausreichend um eine neue Arbeit kümmert oder mutwillig<br />

einen sicheren Arbeitsplatz aufgibt.<br />

_Ganz wichtig ist, dass Adam sozusagen seinen einmal begangenen<br />

Fehler der eigenen Kündigung des Arbeitsplatzes<br />

wieder gutmacht, indem er sich anschließend nach Kräften<br />

um eine neue Beschäftigung bemüht, <strong>und</strong> eine weitere Voraussetzung<br />

für die Abänderungsklage vorliegt, nämlich geänderte<br />

Verhältnisse im Verhältnis zum Zeitpunkt des Abschlusses<br />

der letzten mündlichen Verhandlung der 1. Abänderungsklage.<br />

_Erfolgreich kann Adam also nur mit seiner erneuten Abänderungsklage<br />

sein, wenn er vortragen <strong>und</strong> beweisen kann, dass<br />

er das freiwillig aufgegebene Arbeitsverhältnis ohnehin verloren<br />

hätte (z.B. durch Krankheit oder Kündigung) oder er nur<br />

ein geringes Einkommen hätte erzielen können (z.B. durch<br />

Kurzarbeit).<br />

B<strong>und</strong>esgerichtshof NJW 2008, S.1525<br />

_Drohungen wie: „Wenn ich Unterhalt zahlen soll, gebe ich<br />

meine Arbeit auf <strong>und</strong> ziehe mit einer Plastiktüte an den Lambertibrunnen,<br />

sollte Adam besser unterlassen, da die Verletzung<br />

der Unterhaltspflicht gem. § 170 StGB strafbar ist<br />

(Freiheitsstrafe bis zu 3 Jahren oder Geldstrafe).<br />

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23


Berichte | Texte <strong>und</strong> Fotos: Sabrina Kipp | Sigi Nasner<br />

Kurz <strong>und</strong> knapp<br />

Spender<br />

Gleich zweimal besuchten uns die beiden<br />

Studenten <strong>von</strong> der Fachschaft Pädagogik.<br />

Nachdem Sie im November <strong>von</strong><br />

unserer wirtschaftlich schlechten Situation<br />

erfahren haben, organisierten Sie<br />

spontan eine Party zu unseren Gunsten<br />

<strong>und</strong> „erfeierten“ mit vereinten Kräften<br />

350,- Euro. Herzlichen Dank an alle<br />

Partygäste! #<br />

Versteigerung<br />

Gewinner<br />

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GSC<br />

Gastronomy Services &<br />

Caretaker<br />

Münster | Recklinghausen<br />

Der Dienstleister<br />

Erarbeitung <strong>von</strong><br />

Gastronomie-Konzepten<br />

Personalbeobachtung<br />

<strong>und</strong> -betreuung<br />

Mobiler Toiletten-Service<br />

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Handy: 0172-2839051<br />

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E-mail: at-by-gsc@gmx.net<br />

Einem echten Lindenbergfan ist kein<br />

Weg zu weit, kein Aufwand zu viel. Das<br />

beweist uns Petra Guhe aus Recklinghausen,<br />

die nicht nur für 333 Euro die<br />

signierte Udo Lindenberg- CD ersteigert<br />

hat. Trotz winterlicher Straßenverhältnisse<br />

ließ sie es sich nicht nehmen,<br />

das gute Stück selber abzuholen, <strong>und</strong><br />

brachte auch noch Kaffee <strong>und</strong> Gebäck<br />

für einen netten Nachmittag mit!<br />

_Als völliger Neuling war Petra nicht<br />

nach Münster gekommen, denn sie hat<br />

den Auftritt <strong>von</strong> Udo Lindenberg bei<br />

der Eröffnung des neuen Jovel am Alberloher<br />

Weg miterlebt. So etwas darf<br />

man schließlich nicht verpassen. „Das<br />

war echt cool“, sagt sie. „Leugnen<br />

kann ich nicht, das ich auf die CD besonders<br />

scharf war. Ich war nämlich<br />

schon bei der ’uns Udo’- Tour in Essen<br />

<strong>und</strong> in Mannheimdabei. Da ging richtig<br />

die Post ab. Die aktuelle CD habe ich<br />

selbstredend, seit sie auf dem Markt ist.<br />

Aber diese handsignierte, das ist ein<br />

schönes Andenken <strong>und</strong> zusätzlich kann<br />

man ja auch noch anderen Leuten<br />

damit helfen.“ #<br />

Glück im Unglück für die Gewinnerin des<br />

ferngesteuerten Hubschraubers aus der<br />

Preußenlosaktion. Erst kurz zuvor hatte<br />

man ihr das Fahrrad gek<strong>laut</strong>. Da freute<br />

sie sich um so mehr über das Losglück,<br />

das ein kleines Trostpflaster ist. #<br />

Der Gewinner des ersten Preises bei der<br />

„Button kaufen-~ helfen“ Aktion<br />

einen Tag mit dem Stadionsprecher<br />

Kerni, hat der Gewinner mit großer<br />

Freude bei uns in der ~-Redaktion<br />

in Empfang genommen. Wir gratulieren<br />

ihm herzlich zu diesem Preis. #<br />

Die nächste ~ erscheint am 30. 01. 09<br />

Redaktions- <strong>und</strong> Anzeigenschluß ist der 15. 01. 09<br />

24<br />

Seite gesponsort vom Zoodirektor Jörg Adler


Berichte | Text: Michael Schmitz Text: Christian Herth Text: Sigi Nasner<br />

Danke an alle Leser<br />

Leben im Bauwagen<br />

Pflege für Christas Grab<br />

Nettes Paar sucht dringend neuen<br />

Stellplatz<br />

Hallo ~ Leser,<br />

ich möchte mich bei Ihnen ganz herzlich<br />

für die Aktion „Button kaufen-<br />

~ helfen“ bedanken. Damit haben<br />

Sie der ~ ein wenig geholfen.<br />

Mit fre<strong>und</strong>lichem Gruß<br />

Der ~ Verkäufer Michael Schmitz #<br />

Seitenpatenschaft<br />

Übernehmen Sie eine Seitenpatenschaft<br />

im Straßenmagazin!<br />

Mit einer Spende <strong>von</strong> monatlich<br />

50.- Euro unterstützen Sie uns bei<br />

den Druckkosten einer Innenseite<br />

der „~“.<br />

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Radlos ?<br />

Neue <strong>und</strong><br />

gebrauchte Fahrräder<br />

Montag bis Freitag<br />

10 –13 Uhr<br />

14 –18 Uhr<br />

Wir sind zwei junge alternative Menschen<br />

im Alter <strong>von</strong> 19 <strong>und</strong> 20 Jahren, die im<br />

Bauwagen leben. Leider ist es in<br />

Deutschland sehr kompliziert auf legale<br />

Art <strong>und</strong> Weise einen öffentlichen Stellplatz<br />

zu finden. Daher suchen wir einen<br />

privaten Platz, auf welchem wir unseren<br />

Wagen abstellen können.<br />

_Das Bauwagenleben bedeutet für uns<br />

mehr Freiheit <strong>und</strong> mehr Unabhängigkeit.<br />

Diese alternative Lebensform ist sehr umweltbewusst,<br />

da sie zusätzlich energiesparend<br />

ist. Wir nutzen nur 12V Solarstrom<br />

statt Atomenergie <strong>und</strong> bauen unser<br />

Gemüse, wenn es geht, selber an,<br />

um etwas unabhängiger <strong>von</strong> der Wirtschaft<br />

zu sein. Diese Art des Lebens ist<br />

zwar mit mehr Arbeit verb<strong>und</strong>en, die<br />

wir aber gerne in Kauf nehmen.<br />

_Da wir am liebsten in der Natur sind,<br />

suchen wir einen Stellplatz in ländlicher<br />

Gegend im Raum Münster. Wenn<br />

Sie einen Platz für uns haben melden<br />

Sie sich bitte unter Tel.:0251-4909118. #<br />

Im Juli verstarb unsere liebe Mitarbeiterin<br />

<strong>und</strong> Verkäufersprecherin Christa<br />

Bauriedl. Die ~- Verkäufer ließen<br />

es sich nicht nehmen, Geld für eine<br />

würdevolle Grabstätte zu sammeln. #<br />

Nachruf<br />

Neville Medford<br />

* 30. Dezember 1966<br />

+ 24. November 2008<br />

Völlig unerwartet verstarb ein lieber<br />

Fre<strong>und</strong>. Wir nehmen Abschied in Liebe<br />

<strong>und</strong> Dankbarkeit <strong>und</strong> möchten ihm in<br />

Gedanken ein letztes Geleit geben. Das<br />

~- Team. #<br />

Frauenfahrradladen<br />

Dortm<strong>und</strong>erstr. 11, Tel 66 57 61<br />

25


Vegetarisches Essen | Rezepte: Neema Wangmo Dalmühle<br />

Leichte Kost aus Nepal<br />

Nepal ist ein Schlemmerland. In Kathmandu <strong>und</strong> Pokhara reiht sich ein Restaurant<br />

an das andere <strong>und</strong> viele sind wirklich gut. Die meisten Nepalesen leben <strong>von</strong><br />

zwei Dhal Bhats am Tag, das erste um 11 Uhr morgens <strong>und</strong> das zweite am späten<br />

Abend. An Feiertagen, <strong>und</strong> da<strong>von</strong> gibt es über h<strong>und</strong>ert, werden aber auch viele<br />

andere Speisen gegessen, vorwiegend vegetarische. Neema, die vor zwei Jahren<br />

<strong>von</strong> Pokhara nach Münster kam, hat für Sie ein leichtes Menü zusammengestellt.<br />

Probieren Sie mal! Guten Appetit.<br />

Vorspeise<br />

Dhal-Suppe (rote Linsen-Suppe)<br />

Hauptgang<br />

Blumenkohlcurry<br />

Nachspeise<br />

Reispudding mit Rosinen<br />

26<br />

Zutaten:<br />

1 kg Tomaten in Stücke geschnitten<br />

175 g rote Linsen<br />

25 g Butter<br />

600 ml Gemüsebrühe<br />

300 ml Kokosmilch<br />

2 Knoblauchzehen<br />

1 Zwiebel<br />

2 TL Zitronensaft<br />

1 TL Garam Masala<br />

1 TL gemahlener Kreuzkümmel<br />

1/2 TL Kurkuma<br />

1/4 TL Chilipulver<br />

Salz, Pfeffer<br />

frisch gehackter Koriander<br />

Zitronenstückchen<br />

Zubereitung:<br />

Lassen Sie die Butter in einem großen<br />

Topf schmelzen. Hacken Sie die Zwiebel<br />

fein <strong>und</strong> zerdrücken den Knoblauch <strong>und</strong><br />

dünsten beides für 2 Minuten in der<br />

Butter an. Geben Sie die Gewürze dazu<br />

<strong>und</strong> kochen alles eine halbe Minute.<br />

Geben Sie dann die Tomaten, die roten<br />

Linsen, den Zitronensaft, die Gemüsebrühe<br />

<strong>und</strong> die Kokosmilch dazu <strong>und</strong><br />

bringen das Ganze zum Kochen.<br />

Reduzieren Sie die Hitze <strong>und</strong> lassen die<br />

Dhal-Suppe eine halbe St<strong>und</strong>e köcheln,<br />

bis die Linsen weich sind.<br />

Schmecken Sie nun mit Salz <strong>und</strong> Pfeffer<br />

ab <strong>und</strong> füllen die Dhal-Suppe in eine<br />

Suppenterrine.<br />

Reichen Sie dazu Chapati, ein einfaches<br />

Fladenbrot.<br />

Mischen Sie einen Teig aus Weizenmehl<br />

<strong>und</strong> Wasser mit etwas Backpulver <strong>und</strong><br />

lassen Sie ihn etwa eine St<strong>und</strong>e gehen.<br />

Dann machen Sie ihn in der Pfanne heiß<br />

<strong>und</strong> wenden ihn des öfteren.<br />

#<br />

Zutaten:<br />

1 kleiner Blumenkohl<br />

1 Zwiebel<br />

1 Apfel<br />

2 Tomaten<br />

1/2 Tasse Erbsen<br />

1 TL Curry<br />

1 TL Sojasauce<br />

Petersilie<br />

Zubereitung:<br />

Schneiden Sie die Zwiebel in kleine<br />

Würfel <strong>und</strong> braten Sie sie in einer Pfanne<br />

ohne Fett an.<br />

Schneiden Sie den Apfel in kleine Stücke<br />

<strong>und</strong> geben ihn zusammen mit dem Curry<br />

zur Zwiebel. Gießen Sie mit 1/2 Tasse<br />

Wasser auf.<br />

Teilen Sie nun den Blumenkohl in kleine<br />

Röschen diese sollten möglichst gleichgroß<br />

sein <strong>und</strong> geben ihn ebenfalls in<br />

die Pfanne. Lassen Sie alles ca. 6 min<br />

dünsten.<br />

In dieser Zeit können Sie die Tomaten<br />

enthäuten <strong>und</strong> klein schneiden. Geben<br />

Sie sie dann zusammen mit den Erbsen<br />

zum Blumenkohl. Garen Sie alles noch<br />

einige Minuten <strong>und</strong> schmecken dann<br />

mit der Sojasauce ab.<br />

Zum Schluss streuen Sie noch etwas<br />

Petersilie über das Blumenkohlcurry.<br />

Dazu schmecken gekochte Kartoffeln<br />

sehr lecker. Sie können zusammen mit<br />

dem Blumenkohl gegart werden.<br />

Nepalesen würden das Ganze mit Chili<br />

verschärfen.<br />

#<br />

Zutaten:<br />

1 l Wasser<br />

400 ml Schlagsahne<br />

150 g Basmatireis<br />

140 g Zucker<br />

60 g Pistazien<br />

50 g Butter<br />

9 Kardamomkapseln<br />

5 Safranfäden<br />

2 EL Rosinen<br />

Zubereitung:<br />

Waschen Sie den Reis <strong>und</strong> kochen ihn in<br />

300 ml kaltem Wasser auf. Dann bei<br />

kleiner Hitze 10 Minuten kochen lassen.<br />

Dazu kann man auch einen automatischen<br />

Reiskocher nehmen.<br />

Brechen Sie die Kardamomkapseln auf,<br />

lösen die Samen <strong>und</strong> geben Sie sie zum<br />

Reis. Fügen Sie auch Sahne, Zucker, Butter<br />

<strong>und</strong> 700 ml Wasser dazu.<br />

Weichen Sie den Safran in 1 EL Wasser<br />

ein <strong>und</strong> rühren ihn dann unter den Reis.<br />

Lassen Sie alles nochmals aufkochen<br />

<strong>und</strong> garen den Reispudding bei mittlerer<br />

Hitze ohne Deckel ungefähr eine halbe<br />

St<strong>und</strong>e. Bitte öfter mal umrühren!<br />

In der Zwischenzeit hacken Sie die Pistazien<br />

fein. 1 EL da<strong>von</strong> zur Seite stellen.<br />

Geben Sie die Pistazien zusammen mit<br />

den Rosinen zum Pudding. Verteilen Sie<br />

ihn dann auf Dessertschalen <strong>und</strong> stellen<br />

ihn kalt.<br />

Vor dem Servieren bestreuen Sie den<br />

Reispudding mit den restlichen Pistazien.<br />

Guten Appetit!<br />

#


Buchtipps | Texte: Sigi Nasner | Michael Heß<br />

Lesen!<br />

Nanata Mawatani:“ Bleib<br />

am Leben“<br />

Verlag die Schatzkiste,<br />

Buch& media GmbH München<br />

2007, 167 Seiten, 14,90 Euro,<br />

ISBN 978-3-86520-253-6<br />

Big Apple, wie die Metropole New York<br />

mit seinen acht Millionen Einwohnern<br />

auch genannt wird, ist eine Stadt der<br />

Superlative. Riesige Wolkenkratzer, in<br />

deren Penthäusern die Filmsternchen<br />

<strong>und</strong> Rockstars residieren; die berühmte<br />

New Yorker Börse in der Wallstreet; glitzernde<br />

Hotelfassaden hinter denen die<br />

„Oberen Zehntausend“ dieser Welt sich<br />

die Klinke in die Hand geben. Das ist die<br />

eine Seite New Yorks.<br />

_Da gibt es aber noch die andere Seite :<br />

schmutzige Straßen <strong>und</strong> graue Häuserschluchten,<br />

die <strong>von</strong> stinkenden Abgasen<br />

<strong>und</strong> pausenlosem Lärm der Autokolonnen<br />

angefüllt sind. In denen das Verbrechen<br />

den täglichen Tagesablauf bestimmt.<br />

Lüge, Betrug, Prostitution, Drogenhandel,<br />

Mord <strong>und</strong> Todschlag sind<br />

hier die Normalität. Profitgier, Gewalt<br />

<strong>und</strong> Sex, das sind die Schlagworte der<br />

Menschen, die hier versuchen zu überleben.<br />

Unter ihnen zigtausende Straßenkinder.<br />

Ausgerissen <strong>von</strong> Hause, weil<br />

sie dort geschlagen, missbraucht <strong>und</strong><br />

vergewaltigt wurden. Oft <strong>von</strong> den eigenen<br />

Eltern. Oder man hatte sie einfach<br />

ausgesetzt.<br />

_Die meisten <strong>von</strong> ihnen haben nicht die<br />

geringste Chance auf ein menschenwürdiges<br />

Dasein. Um nicht zu verhungern<br />

verdingen sie sich schließlich in den<br />

Großstädten auf dem Straßenstrich; sind<br />

auf Gedeih <strong>und</strong> Verderb den perversen<br />

Sexpraktiken ihrer Freier ausgeliefert. Oft<br />

werden sie auch hier wieder geschlagen,<br />

misshandelt oder gar ermordet. Viele<br />

sterben noch im Kindesalter an Aids.<br />

_Von diesen verlorenen Seelen handelt<br />

dieses Buch. Es erzählt die Geschichte<br />

des Streetworkers Yo Th<strong>und</strong>erbird, der<br />

für das Covernant House in Manhattan<br />

arbeitet. Eine Einrichtung, die Straßenkindern<br />

eine sichere Bleibe <strong>und</strong> weiterführende<br />

menschenwürdige Lebensperspektiven<br />

bietet. Yo versucht Tag <strong>und</strong><br />

Nacht zusammen mit seinen Kollegen<br />

diese jungen Menschen <strong>von</strong> der Straße<br />

zu holen. Er versucht ihnen die Sinnlosigkeit<br />

ihres bisherigen Lebens klar zu<br />

machen <strong>und</strong> ihnen neue Hoffnung zu<br />

geben.<br />

_Ein sehr bewegender, ehrlicher <strong>und</strong><br />

zeitgemäßer Jungendroman.<br />

Ab 12 Jahren.<br />

#<br />

Markus Breitscheidel: „Arm<br />

durch Arbeit“<br />

Econ Verlag Berlin 2008,<br />

224 Seiten,18,00 EURO,<br />

ISBN 978-3-430-30027-8<br />

Der Autor Marcus Breitscheidel macht<br />

sich einen Namen durch seine Reportagen<br />

im Stile Günter Wallraffs, die aktuelle<br />

Berichte sind <strong>von</strong> (ganz) unten.<br />

Weit abseits des Glamours, medialer Spiele<br />

<strong>und</strong> des politischen Getöses hat sich<br />

der Autor bisher in der Welt der Pflegeheime<br />

<strong>und</strong>ercover umgesehen, schlüpfte<br />

er für sein aktuelles Buch in die Rollen<br />

eines Hartz IV-Beziehers, eines Leiharbeiters<br />

<strong>und</strong> eines Erntehelfers im Beitrittsgebiet.<br />

Es sind Bestandsaufnahmen einer<br />

erschreckenden Realität um uns herum.<br />

_Wer einmal wissen möchte, wie man in<br />

der freiheitlich verfassten B<strong>und</strong>esrepublik<br />

völlig legal zum Erschuften eines<br />

St<strong>und</strong>enlohns <strong>von</strong> 2 Euro bei einer 60-<br />

St<strong>und</strong>en-Woche gezwungen wird, der<br />

lese einfach dieses Buch. Zugleich verdeutlicht<br />

der Autor das „Jeder gegen Jeden“.<br />

Überzeugend ist seine Schilderung<br />

des norddeutschen Obstbauern, der seinen<br />

Erntehelfern gerne mehr Lohn zugestünde.<br />

Aber es ist nicht möglich, weil<br />

dem Bauern seinerseits der Großhändler<br />

mit chinesischen Importen im Nacken<br />

sitzt. Er tut sein Möglichstes, den Helfern<br />

das Verdienen leicht zu machen, denn<br />

er ist ebenso Täter wie Opfer der Globalisierung.<br />

Andere in den Büros der Leiharbeiter<br />

<strong>und</strong> ARGE-Agenturen sind nur<br />

Täter. Breitscheidel zeigt die Zusammenhänge<br />

auf, der Leser begreift, warum die<br />

Worthülsen des politischen Getriebes<br />

ganz unten immer weniger Bedeutung<br />

haben. Längst hat sich dort eine weitere<br />

Parallelwelt etabliert. Als Fazit seiner<br />

Erlebnisse plädiert der Autor deshalb für<br />

einen gesetzlichen Mindestlohn. Doch<br />

die hohe Politik will nicht - so schließen<br />

sich die Kreise zum Schaden der<br />

Demokratie.<br />

_Breitscheidels Stil ist angenehm zu lesen,<br />

das Fachvokabular wird auf das Nötigste<br />

beschränkt. Ein informativer Ratgeber<br />

zur Hilfe bei Hartz IV r<strong>und</strong>et das<br />

Buch hilfreich ab.<br />

#<br />

27


Text: Michael Ruhl | Foto: Heinz Dalmühle<br />

Schlussakord | Text: Horst Gärtner<br />

„Danke!“ sagen Michael <strong>und</strong> Anne<br />

„Glückwunsch mit Vera Int-Veen“, wer kennt diese Sendung<br />

nicht, bei der Menschen, die durch einen Schicksalsschlag in<br />

Not gekommen sind, ohne großes Gerede geholfen wird. Auch<br />

wenn ich als Mann dem starken Geschlecht angehöre, gebe<br />

ich gerne zu, dass mir bei jeder Folge, die ich mit zusammen<br />

mit meinem Schatz ansehe, am Ende die Tränen kullern. Jetzt<br />

können wir uns sogar richtig vorstellen, wie diese Menschen,<br />

denen so geholfen wird, sich fühlen müssen. Es wird immer<br />

behauptet, wir würden heutzutage in einer kalten Gesellschaft<br />

leben. Ich aber behaupte, das Gegenteil ist der Fall,<br />

<strong>und</strong> ich kann es aus eigener Erfahrung sogar beweisen.<br />

_ Als wir in der Oktoberausgabe einen kleinen Aufruf wegen<br />

Babysachen für unseren Nachwuchs geschrieben haben, hätten<br />

wir nie gedacht, dass unsere Leser so darauf reagieren<br />

würden. Babysachen in Taschen, Tüten <strong>und</strong> Kartons stapeln<br />

sich in unserer Wohnung <strong>und</strong> immer noch fragen mich Leser<br />

beim Verkaufen, was denn noch so fehlen würde. Einen Spender,<br />

dessen Name ich hier zu meinem Bedauern leider nicht<br />

nennen darf, muss ich an dieser Stelle etwas hervorheben.<br />

Ihm habe ich unseren Aufruf gezeigt <strong>und</strong> innerhalb kürzester<br />

Zeit, ganz spontan, war er mit uns in einem Möbelgeschäft<br />

<strong>und</strong> wir durften uns die Einrichtung für ein komplettes Babyzimmer<br />

auf seine Kosten aussuchen. Das ganze ohne RTL 2,<br />

ohne Kameras <strong>und</strong> Fernsehwerbung.<br />

_Können Sie sich vorstellen, was wir da gedacht haben? Wir<br />

waren beschämt, wussten nichts zu sagen <strong>und</strong> der einzige<br />

Kommentar des Spenders war: „ Kommt nur auf keinen dummen<br />

Gedanken. Ich habe schon vier Patenkinder. Die reichen<br />

mir wirklich. Und bitte keine Propaganda mit meinem Namen,<br />

ich möchte anonym bleiben, sonst ist es für mich kein<br />

Geschenk mehr.“ Ist das gemein, dabei würde ich seinen Namen<br />

so gern hinausschreien. Na ja, dafür schließe ich ihn<br />

aber ganz fest in meine Gebete ein, die zwar selten sind, aber<br />

es gibt sie. #<br />

Schlussakkord<br />

Ich stand vor unserer Redaktion am Berliner Platz <strong>und</strong> wurde<br />

auf einen Wohnungslosen aufmerksam, der mitten auf dem<br />

Platz lag <strong>und</strong> scheinbar friedlich fest schlief. Als ich mich nach<br />

Hilfe umsah, kamen eine Polizistin <strong>und</strong> ein Polizist, die scheinbar<br />

wegen dieses Mannes gerufen worden waren. Ich hatte<br />

erwartet, dass sie den Mann derbe schütteln würden, um seine<br />

Reaktionsfähigkeit zu testen. Das taten sie aber nicht; sie<br />

knieten sich vielmehr zu ihm, betrachteten ihn <strong>und</strong> benutzten<br />

dann ihr Handy, um einen Krankenwagen herbeizurufen.<br />

Nicht weit <strong>von</strong> dem am Boden Liegenden entfernt saß ein<br />

Farbiger auf der Bank. Als er bemerkte, dass die Polizisten<br />

sich mit dem Mann beschäftigten, ging auch er zu ihm. Wenn<br />

auch nicht ganz sicher auf den Beinen beugte er sich zu ihm<br />

hinunter, kniete sich vor ihn, nahm ihn in den Arm, redete<br />

ihm gut zu <strong>und</strong> man merkte, wie sich die Lebensgeister des<br />

am Boden schlafenden Mannes mobilisierten. Der Farbige half<br />

ihm auf, beide gingen mit etwas unsicheren Schritten zur<br />

Bank, setzten sich hin. Der Farbige kümmerte sich weiter <strong>und</strong><br />

nach einer kleinen Weile redeten sie auch miteinander. Die<br />

Polizeibeamten hatten die Szene sorgfältig beobachtet, griffen<br />

zu ihrem Handy, bestellten den Krankenwagen ab. So etwas<br />

nenne ich Polizeidienst mit Fingerspitzengefühl!<br />

Und ich habe auch noch eine Nikolausepisode aus einem<br />

Münsteraner Altenzentrum nachzutragen.<br />

_Der Nikolaus erzählt aus seinem Leben, lobt den Service des<br />

Hauses <strong>und</strong> erzählt eine Weihnachtsgeschichte. Als er sich<br />

verabschieden will, kommt eine Bewohnerin mit ihrem Enkelkind<br />

auf ihn zu; es mochte etwas mehr als 3 Jahre alt sein <strong>und</strong><br />

sie sagte: „Lieber Nikolaus, unser Thomas* will ohne<br />

Schnuller nicht einschlafen <strong>und</strong> er nimmt ihn auch tagsüber<br />

immer wieder in den M<strong>und</strong>. Kannst du ihm nicht mal klar<br />

machen, dass er dafür schon viel zu alt ist?“ Der Nikolaus<br />

überlegt eine Weile <strong>und</strong> sagt dann zum Thomas: „Ich werde<br />

jetzt bald wieder in den Himmel zurückfliegen, dort warten<br />

schon viele Engel auf mich <strong>und</strong> es kommen auch immer wieder<br />

ganz kleine Kinder im Himmel an <strong>und</strong> weißt Du, was uns<br />

dann am nötigsten fehlt: Schnuller, die haben wir nämlich im<br />

Himmel nicht. Kannst Du mir Deinen Schnuller nicht geben,<br />

damit ich den im Himmel weitergeben kann. Du glaubst gar<br />

nicht, wie sich die Engel <strong>und</strong> die kleinen Kinder darüber freuen<br />

würden.“ Der kleine Mann guckt den Nikolaus groß an,<br />

langsam geht seine Hand, die bisher zur Faust geballt war, auf<br />

den Nikolaus zu, öffnet sich <strong>und</strong> in der Hand liegen zwei<br />

Schnuller. Der Nikolaus nimmt sie behutsam in seine Hände,<br />

streicht dem Thomas über den Kopf <strong>und</strong> bedankt sich.<br />

_Einige Wochen später ist der Nikolaus diesmal ohne Nikolaus-<br />

Gewand wieder im Altenzentrum, trifft zufällig die Großmutter<br />

vom „Nikolaustag“ <strong>und</strong> sie fällt ihn fast um den Hals, strahlt<br />

übers ganze Gesicht <strong>und</strong> sagt: „Nikolaus, es hat geholfen!“<br />

Kleine W<strong>und</strong>er in unserer großen Welt! #<br />

* Name <strong>von</strong> der Redaktion geändert<br />

28


Bericht | Text <strong>und</strong> Fotos: Sigi Nasner<br />

Auf Du <strong>und</strong> Du mit dem<br />

Trampeltier<br />

~ im Zoo<br />

Zoodirektor Jörg Adler hat sein Versprechen<br />

eingelöst <strong>und</strong> die gesamte<br />

~-Mannschaft zum zweitem Mal<br />

in Münsters Allwetterzoo eingeladen.<br />

_Adler begrüßte uns mit einer kurzen<br />

Ansprache über Frösche. Die Amphibien<br />

leiden durch die Klimaerwärmung an<br />

einem starken Pilzbefahl, der nun soweit<br />

führt, dass die kleinen Tiere vom<br />

Austerben bedroht sind. R<strong>und</strong> um den<br />

Aasee gibt es schon keine Frösche<br />

mehr. Fazit:“Keine Frösche, keine Störche,<br />

keine Babys!“, sagte der Zoodirektor.<br />

_Nach der Belehrung führte er das<br />

~!-Team durch sein tierisches<br />

Refugium. Vorbei an Pinguinen, Elefanten,<br />

Tigern, Kamelen, Eseln, Affen,<br />

Zebras <strong>und</strong> Nashörnern. Für unseren<br />

Mitarbeiter Nicolae wurden sogar die<br />

Elefantensicherheitstüren geöffnet, damit<br />

er sich zusammen mit den großen<br />

Tieren fotografieren lassen konnte. Er<br />

konnte auf direkte Tuchfühlung mit den<br />

Dickhäutern gehen. Auch der Besuch im<br />

Orang Utan-Haus war ein eindrucksvolles<br />

Erlebnis. Der Familiennachwuchs<br />

strullte frei schwebend zwischen Baum<br />

<strong>und</strong> Hängematte den Besuchern ungeniert<br />

entgegen. Vater Orang Utan meditierte<br />

auf seiner Matte<br />

<strong>und</strong> die Oma bewachte<br />

aufmerksam ihre Familie.<br />

Es gab auch ein Wiedersehen<br />

mit der lustigen<br />

Pinguingruppe. Wieder<br />

einmal stand die Pinguindame<br />

Sandy, die sich<br />

mittlerweile <strong>von</strong> ihrem<br />

früheren Liebhaber, dem<br />

Pfleger Peter Vollbracht<br />

getrennt hat, weil man<br />

ihr einen kleinen Pinguin<br />

untergemogelt hatte, im<br />

Mittelpunkt. Weil alle anderen<br />

Pinguine beißen,<br />

durften wir nur die an<br />

Menschen gewöhnte<br />

Pinguindame streicheln.<br />

_Als wir bei den Kamelen ankamen,<br />

schäumte der Kamelhengst vor Freude,<br />

als er uns sah. Oder war es aus Ärger,<br />

weil er Angst um seine Damen hatte?<br />

Kurz vor Ende der Führung durften die<br />

~-Leute sogar den Betriebshof,<br />

der dem normalen Publikumsverkehr<br />

nicht zugänglich ist, besichtigen.<br />

_Nach dem Zoor<strong>und</strong>gang bat Herr Adler<br />

zu einem Weihnachtmenü in das Zoorestaurant.<br />

Es gab Salate, Schnitzel mit<br />

Pommes <strong>und</strong> zum Nachtisch Eis. Als<br />

Höhepunkt des Besuchs gab es dann<br />

zum Schluss noch die Gelegenheit, vier<br />

gerade mal fünf Wochen alte Geparden-Babys<br />

zu sehen. Die Geparden-<br />

Mutter hatte ihre Kinder zum ersten<br />

mal aus dem Versteck geholt <strong>und</strong> ganz<br />

nahe an den Gehegezaun getragen.<br />

Nach dem leckeren Festessen gab es<br />

auch noch Geschenke.<br />

_Ganz herzlichen Dank an die Firma<br />

Brennstoffhandel Gausling aus Ahaus,<br />

die auch diesmal Geld für die Weihnachtsgeschenke<br />

spendierte. #<br />

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