Tote Hosen laut und still Geschichten von Verkäufern - Draußen
Tote Hosen laut und still Geschichten von Verkäufern - Draußen
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01 | 09<br />
2,00<br />
Straßenmagazin für Münster <strong>und</strong> Umland 1 Euro für den Verkäufer www.muenster.org/draussen<br />
<strong>Tote</strong> <strong>Hosen</strong> <strong>laut</strong> <strong>und</strong> <strong>still</strong><br />
<strong>Geschichten</strong> <strong>von</strong> <strong>Verkäufern</strong>
Editorial<br />
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Liebe Leserinnen<br />
<strong>und</strong> Leser,<br />
liebe Fre<strong>und</strong>e<br />
<strong>von</strong> ~<br />
Liegt der Schwerpunkt unserer Berichterstattung generell „in<br />
den sozialen Brennpunkten“, dann gehen wir mit der Verkäuferausgabe<br />
in Einzelberichten noch näher heran an das Schicksal<br />
einzelner allein stehender Wohnungsloser. Wir wollen damit<br />
immer wieder ins Bewusstsein rufen, dass das Los dieser<br />
Menschen nicht das Schicksal einer besonderen Bevölkerungsgruppe<br />
ist, wie viele immer noch meinen, der ungelernten<br />
Arbeiter, sondern dass es Akademiker, Künstler, Geschäftsleute,<br />
Menschen aus allen Bevölkerungsschichten treffen kann.<br />
Wir wollen damit immer wieder auch einen Beitrag zum Verständnis<br />
der Lebenssituation allein stehender Wohnungsloser<br />
leisten <strong>und</strong> wir wollen uns mit Ihnen darüber freuen, dass es<br />
immer noch tatkräftige Hilfe für Einzelne in besonders schwierigen<br />
Lebenssituationen gibt; wenn man im Weihnachtsmonat<br />
an eines unserer Verkäuferpärchen ein Kinderzimmer verschenkt,<br />
dann ist das ein Beweis dafür, dass christliche<br />
Nächstenliebe in der Diskussion über Managergehälter <strong>und</strong><br />
Konjunkturprogramme nicht unter die Räder gekommen ist.<br />
Danke Ihnen allen, die Sie die ~ mit Spenden, aufmunternden<br />
Telefonaten <strong>und</strong> E-Mails seit unserem Hilferuf im<br />
Oktober prächtig mit Rückenwind versehen haben; wir haben<br />
uns dafür am 22., 23. <strong>und</strong> 24. Dezember in der Ludgeristraße<br />
mit einer kräftigen Gratis-Hühnerbrühe bei Ihnen aufrichtig<br />
bedankt unter dem Motto: „Wir löffeln die Suppe gemeinsam<br />
aus!“ Und noch etwas: Sie haben uns nicht nur großzügig<br />
Geld gespendet <strong>und</strong> gut zugeredet, auch der Verkauf unserer<br />
Zeitung ist um einiges angestiegen. Auch da waren Ihre<br />
Rückmeldungen umwerfend. Wenn das so bleibt, haben wir<br />
das rettende Ufer erreicht!<br />
Danke,<br />
Ihr<br />
Horst Gärtner<br />
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Hier liegen Sie richtig!<br />
3
26 Jahre <strong>und</strong> kein bisschen leise<br />
Nach Abstinenzzeit füllen die <strong>Hosen</strong> wieder alle Hallen<br />
Die wilden Anfangsjahre<br />
Ein Bad in der Menge<br />
Andi gibt ´ne Zugabe<br />
Mittelstürmer Campino<br />
Machmal<strong>laut</strong>er<br />
In aller Stille<br />
Schönen Gruß, auf Wiederseh´n<br />
4
Impressum<br />
Inhalt<br />
Herausgeber<br />
„~“ e.V.<br />
Berliner Platz 8<br />
48143 Münster<br />
Redaktion<br />
Sigi Nasner (V.i.S.d.P.)<br />
Tel.: 0251 / 4909118<br />
Streetwork<br />
Sabrina Kipp<br />
draussen-kipp@hotmail.com<br />
Internetseite<br />
das-kreativ.net<br />
www.muenster.org/draussen<br />
E-Mail-Adresse<br />
draussen-redaktion@live.de<br />
An dieser Ausgabe haben mitgearbeitet<br />
Manuela Borgschulte, Detlef Brocks, Heinz<br />
Dalmühle, Neema Dalmühle, Ruth Fischer,<br />
Isabell Fuchs, Horst Gärtner, Michael Heß,<br />
Sabrina Kipp, Eduard Lüning, Sigi Nasner,<br />
Annette Poethke, Alfred Richter, Carsten<br />
Scheiper, Michael Schmitz, Klaus Tempel, Jenny<br />
Zimmermann<br />
Fotos<br />
Meike Brautmeier, Heinz Dalmühle, Inge<br />
Friedag JKP, Sabrina Kipp, Sigi Nasner<br />
Titelfoto<br />
Dieter Eikelpoth<br />
Gestaltungskonzept<br />
Lisa Schwarz/Christian Büning<br />
Layout, Titelgestaltung<br />
Isabell Fuchs<br />
Heinz Dalmühle<br />
das-kreativ.net<br />
Auflage 10.000<br />
Druck<br />
Borgsmüller Druck<br />
unterstützt durch<br />
Siverdes-Stiftung<br />
Christian Büning<br />
(entwarf den Solidaritätsbutton)<br />
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Von „tote Hose“ keine Spur<br />
Campinos Punker wieder unterwegs<br />
Kalenderblätter<br />
Neue Perspektiven für Jugendliche<br />
Meine schönsten Erlebnisse<br />
Alfred plaudert aus dem Nähkästchen<br />
In Münster gestrandet<br />
Von kalter Platte zur warmen Wohnung<br />
Team „Saubere Stadt“<br />
Ein „Saubermann“ packt aus<br />
Neue Verkäuferin mit Kunstverstand<br />
<strong>Tote</strong> Hummeln <strong>und</strong> Barfuß im Morgentau<br />
Waschtag<br />
Verliebt in seine Waschmaschine<br />
Ein Leben für die Toleranz<br />
Kollek oder Hindenburg<br />
Tierfre<strong>und</strong>e suchen Paten<br />
Unterstützung für Handorfer Tierheim erwünscht<br />
Im Herzen der Stadt<br />
Treffpunktleiterin Patricia Gallagher im Gespräch<br />
Ludger: Roch’n’Roller mit Hifitick<br />
Musik bewegt sein Leben<br />
Schlechte Nachricht aus Düsseldorf<br />
Bedürftige wieder abgezockt<br />
Neues aus dem Familienrecht<br />
Adam bleibt unterhaltspflichtig<br />
Kurz <strong>und</strong> Knapp<br />
Spender <strong>und</strong> Gewinner<br />
Fontshop, Berlin (spendierte<br />
die Satzschrift FF Fago)<br />
Bankverbindung<br />
Sparkasse Münster<br />
Konto-Nr. 33 878<br />
BLZ 400 501 50<br />
Wir danken allen Spendern!<br />
5
Interview | Text: Sabrina Kipp <strong>und</strong> Sigi Nasner| Fotos: JKP, Sigi Nasner<br />
Von „tote Hose“ keine Spur<br />
Interview mit Gitarrist Breiti<br />
6<br />
Glaubt man den Worten <strong>von</strong> Campino,<br />
dem Frontmann der <strong>Tote</strong>n <strong>Hosen</strong>, so<br />
ist es reiner Zufall, dass die Band ihren<br />
Durchbruch geschafft hat. Eigentlich<br />
hatten sie das Lied „Hier kommt<br />
Alex“, das sie schließlich berühmt<br />
machte, schon auf den Müll geworfen,<br />
weil sie es zu langsam <strong>und</strong> zu rockig<br />
fanden, erzählt der Sänger während<br />
des Auftritts in der Dortm<strong>und</strong>er Westfalenhalle.<br />
Nur ihrem Manager Trini<br />
Trimpop, der den kommerziellen Wert<br />
des Stücks erkannte, verdankt es die<br />
Band, dass sie heute für viele die beste<br />
deutsche Punkband ist. In den letzten<br />
Jahren war es ein wenig ruhiger<br />
um die Punkrocker geworden, da sie<br />
anderen Projekten nachgingen <strong>und</strong> im<br />
zurückliegenden Jahr eine Pause einlegten.<br />
Mit ihrem neuen Album „In<br />
aller Stille“, das alles andere als <strong>still</strong><br />
ist, sind die <strong>Hosen</strong>, wie sie liebevoll<br />
<strong>von</strong> ihren Fans genannt werden, zur<br />
Zeit aber wieder unterwegs. Mit ihrer<br />
vor kurzem gestarteten „Machma<strong>laut</strong>er-Tour“<br />
füllen sie wie früher die<br />
Konzertsäle <strong>und</strong> beweisen eindrucksvoll<br />
ihr Können. Die draußen! hatte<br />
die Gelegenheit den Gitarristen Breiti<br />
vor dem Zusatzkonzert in Dortm<strong>und</strong> zu<br />
einem Interview zu treffen.<br />
_~: Kennst du die Straßenzeitung<br />
„fifty-fifty“ aus Düsseldorf?<br />
Breiti: Logisch kenn ich die. Ich verfolge<br />
das regelmäßig, auch was Asphalt e.V.<br />
macht. Ich finde das sehr gut <strong>und</strong> unterstützenswert.<br />
Dementsprechend mache<br />
ich das dann auch.<br />
~ Das heißt, du kaufst regelmäßig<br />
die Zeitungen?<br />
Breiti: Ich kaufe die Zeitung <strong>und</strong> versuche<br />
denen jährlich mit einem gewissen<br />
Betrag behilflich zu sein. Ich bin zwar<br />
nicht Mitglied bei denen oder so, aber<br />
ich weiß das. Von Pro Asyl zum Beispiel.<br />
Spenden sind schön, aber wenn die sich<br />
jedes Jahr auf eine feste Summe verlassen<br />
können, dann ist das natürlich extrem<br />
hilfreich, weil sie dann besser kalkulieren<br />
können. Außerdem kann man<br />
ja auch mal was machen, was direkt vor<br />
der Haustür stattfindet.<br />
~ Ihr seid viel in der Welt rumgekommen.<br />
Wo hast du die größte Armut<br />
gesehen?<br />
Breiti: Ich möchte jetzt keine Rangliste<br />
machen, aber ich habe früher sehr viel<br />
Zeit in Brasilien verbracht <strong>und</strong> da springen<br />
dir die Unterschiede zwischen Arm<br />
<strong>und</strong> Reich täglich ins Auge. Verb<strong>und</strong>en<br />
mit dem größeren Kulturschock war es<br />
in Indien für mich vielleicht noch bedrückender.<br />
Weil es da noch mehr Leute<br />
gibt als in Brasilien, die gar nichts haben<br />
<strong>und</strong> wirklich unter schlimmsten Bedingungen<br />
leben. Wobei, das habe ich<br />
auch oft gesehen in vielen Ländern, zum<br />
Beispiel auch in den afrikanischen<br />
Townships, was die Leute da für eine<br />
Kreativität an den Tag legen. Die, die gar<br />
nichts haben, bemühen sich, aus ihrer<br />
Minihütte noch was Nettes zu machen.<br />
Die lassen sich nicht unterkriegen, auch<br />
nicht <strong>von</strong> schlimmsten Lebensbedingungen.<br />
Das hat mich sehr beeindruckt.<br />
~ Das Gegenteil? Wo war die<br />
größte Dekadenz?<br />
Breiti: Persönlich mitbekommen habe<br />
ich das in Paraguay. Da habe ich mal<br />
Leute aus der sogenannten Oberschicht<br />
getroffen. Die hatten wirklich so eine<br />
zynische <strong>und</strong> menschenverachtende<br />
Einstellung gegenüber allen anderen die<br />
nicht soviel Kohle hatten. Das war sehr<br />
erschreckend! So extrem hätte ich mir<br />
das nicht vorstellen können.<br />
~ Was sagst du zur Weltwirtschaftskrise?<br />
Breiti: Ich finde das war alles abzusehen.<br />
Wie das gelaufen ist, war unglaublich<br />
pervers. Dass sich der Staat oder die<br />
Staaten aus der Kontrollfunktion zurückgezogen<br />
haben, dass war ein großer<br />
Fehler. Auch wenn die Politiker, die man<br />
jetzt auch als Aufsichtsräte <strong>und</strong> Kontrollorgane<br />
eingesetzt hat, meiner Meinung<br />
nach - zumindest teilweise,- die<br />
absolute Fehlbesetzung sind. Aber es<br />
muss irgendeine demokratische Kontrolle<br />
geben für das Wirtschaftsleben.<br />
Ganz klar, sonst wird immer wieder das<br />
passieren, was jetzt passiert. Die Leute<br />
sagen: Zum Glück ist der Sozialismus tot.<br />
Klar hat der Sozialismus nicht funktioniert,<br />
aber der Kapitalismus funktioniert<br />
auch nur für höchstens ein Fünftel der<br />
Weltbevölkerung <strong>und</strong> zerstört unsere Lebensgr<strong>und</strong>lagen.<br />
Da muss es doch irgend<br />
etwas dazwischen geben.<br />
~ Wird das Rettungspaket ausreichen?<br />
Breiti: Das sind ja erst mal nur Summen<br />
für die Zeitung. Diese 500 Milliarden war<br />
jetzt erst einmal, um eine Zahl zu sagen<br />
<strong>und</strong> Panik zu verhindern. In Wirklichkeit<br />
gibt es diese 500 Milliarden ja auch<br />
überhaupt gar nicht. Es ist schon grotesk<br />
zu sehen, wie viel Geld auf einmal da<br />
ist, um die Bayrische Landesbank zu retten.<br />
Wenn du dann aber mal redest<br />
über eine bessere Ausstattung für Kindergärten<br />
<strong>und</strong> Schulen oder Sprachunterricht<br />
für ausländische Jugendliche...<br />
Das Augenmerk liegt da auch in der Willensfrage<br />
<strong>und</strong> wenn der öffentliche Wille<br />
vielleicht nicht da ist in der Mehrheit<br />
der Bevölkerung, die dann dem entsprechend<br />
ihr Kreuzchen bei den Wahlen<br />
macht, dann ist <strong>und</strong> bleibt es eben<br />
ein mühsamer Prozess.<br />
~: Du bist also mit der jetzigen<br />
Regierung unter Angela Merkel eher unzufrieden?<br />
Breiti: Ich finde Angela Merkel extrem<br />
verlogen! Wenn man sich jetzt wieder<br />
die Kampagne gegen SPD <strong>und</strong> Linkspartei<br />
ansieht wegen der DDR Vergangenheit.<br />
Während die CDU das Vermögen<br />
<strong>und</strong> die Mitglieder der „Ost“-CDU, ohne<br />
mit der Wimper zu zucken übernommen<br />
hat. Warum die dafür nicht <strong>von</strong> den anderen<br />
Parteien <strong>und</strong> der Presse gnadenlos<br />
auseinander genommen werden,<br />
verstehe ich nicht. Dann redet Angela<br />
Merkel immer schön auf internationalen<br />
Konferenzen rum über Klimaschutz <strong>und</strong>
Die Roten Rosen<br />
so, aber wenn sie wieder zuhause ist,<br />
wird nichts da<strong>von</strong> umgesetzt. Ich weiß<br />
nicht, was die da soll. Außerdem hat sie<br />
sich mit für die Liberalisierung der<br />
Märkte eingesetzt. Ich könnte diese Liste<br />
endlos weiterführen. Als es auf einem<br />
CDU-Parteitag mal um Atomkraft ging,<br />
fiel Ihr als Physikerin, Ex-Umweltministerin,<br />
B<strong>und</strong>eskanzlerin <strong>und</strong> CDU Vorsitzende<br />
nichts weiter zu dem Thema ein<br />
als zu sagen: „Wer gegen Atomkraft ist,<br />
muss sagen, wie es sonst geht.“ Das erwarte<br />
ich doch <strong>von</strong> der, dass die einen<br />
Plan hat, wie es sonst geht! Und wenn<br />
es nach Angela Merkel gegangen wäre,<br />
hätte sich Deutschland am Irakkrieg beteiligt.<br />
Ich finde Angela Merkel unfähig<br />
<strong>und</strong> eine totale Fehlbesetzung!<br />
~: O.k., reden wir lieber über eine<br />
perfekte Besetzung. Wie würdest du<br />
deine Bandkollegen beschreiben?<br />
Breiti: Normalerweise mach ich so was<br />
nicht, aber ich kann es ja mal versuchen.<br />
Also Vom, unser Schlagzeuger, ist<br />
am Abend oft ein begnadeter Entertainer,<br />
der einen ganzen Bus oder Raum<br />
voller Leute auf die verschiedenste Art<br />
<strong>und</strong> Weise st<strong>und</strong>enlang unterhalten<br />
kann.. Andi ist ein extrem wertvoller<br />
Teamspieler, der ganz viele Aufgaben<br />
übernimmt <strong>und</strong> auch die gerne übernimmt,<br />
die sonst keiner machen will.<br />
Campino ist, wie ein Sänger so sein<br />
muss. Mittelstürmertyp! Da kannste<br />
nicht immer die Uhr nach stellen, aber<br />
wenn du <strong>von</strong> ihm irgendwas erwartest,<br />
dann kommt er wieder mit einem genialen<br />
Pass oder Torschuss um die Ecke <strong>und</strong><br />
haut irgendeinen Text rein, wo du denkst: Wo<br />
hat er das jetzt wieder her? Kuddel ist<br />
wahrscheinlich der musikalisch<br />
Begabteste <strong>von</strong> uns. Bei ihm ist der<br />
Vorteil: Außer Musik <strong>und</strong> Billard interessiert<br />
ihn an Beschäftigung nicht allzu<br />
viel. Das heißt, er sitzt immer mit einer<br />
Gitarre da. So einen in der Band zu<br />
haben, ist natürlich auch total wertvoll.<br />
~: Eure neue Platte „In aller<br />
Stille“ ist in Senden entstanden. Wie<br />
haben dir die Dorfbauernschaften bei<br />
Münster gefallen?<br />
Breiti: Da der Bauernhof, in dem das<br />
Studio untergebracht ist, etwas außerhalb<br />
in Ottmarsbocholt liegt, bin ich<br />
tatsächlich nur ein einziges Mal morgens<br />
um neun durch diesen Ort gegangen.<br />
Es hat mich jetzt nicht so animiert,<br />
dass ich da jetzt meine Ferien verbringen<br />
möchte.<br />
~: Welches neue Lied findest du<br />
am besten?<br />
Breiti: Mir gefallen mehrere Lieder auf<br />
der Platte <strong>und</strong> ich bin mir ziemlich sicher,<br />
dass mir einige Lieder auch noch in<br />
mehreren Jahren gefallen werden. Da<br />
gibt es verschiedene: Strom, Teil <strong>von</strong><br />
mir, Disko...<br />
~: Ist es nach einer längeren Pause<br />
wieder etwas besonderes auf Tour zu<br />
sein?<br />
Breiti: Es kommt dir immer wieder besonders<br />
vor. Da ist schon was besonderes<br />
entstanden über die Jahre. Da sind<br />
so viele Leute, die sich mit den Texten<br />
<strong>und</strong> der Musik auseinandersetzen. Die<br />
alles dann auch wirklich überzeugt mitsingen,<br />
oder rumspringen <strong>und</strong> mitmachen.<br />
Das ist eine sehr starke Wechselbeziehung.<br />
Was wir da abliefern, was<br />
bei den Leuten ankommt <strong>und</strong> was dann<br />
wieder zurückkommt. Es kommt dir immer<br />
wieder total intensiv vor <strong>und</strong> du<br />
denkst jedes Mal: Das ist die beste Tour,<br />
die wir jemals gespielt haben.<br />
~: Was habt ihr in der „<strong>Hosen</strong><br />
freien“ Zeit gemacht?<br />
Breiti: Wir haben im vorletzten Jahr<br />
eine Pause gemacht, damit jeder mal<br />
andere Leute kennen lernt, mit anderen<br />
Leuten was macht.<br />
~: Wart ihr euch „über“?<br />
Breiti: Nein, aber wenn du das so lange<br />
machst wie wir, inzwischen 26 Jahre,<br />
7
Interview | Fortsetzung<br />
Versteigerung | CD „In aller Stille“<br />
Tauschobjekt | Schlagzeug<br />
<strong>und</strong> immer nur mit den selben Leuten<br />
zu tun hast, dann kommst du in ganz<br />
viele automatische Abläufe rein. Da<br />
muss man hin <strong>und</strong> wieder mal zusehen,<br />
wie man die wieder aufbrechen kann.<br />
Es war prima, dass Campino die „Drei<br />
Groschen Oper“ machen konnte. Dadurch<br />
hat er noch mal eine andere Art<br />
<strong>und</strong> Weise gelernt, sich mit Texten auseinander<br />
zu setzen. Es war super, dass<br />
Kuddel mit „Blind“ in diesem Studio in<br />
Senden war. Dadurch haben wir den<br />
Produzenten kennen gelernt, mit dem<br />
wir dann das Album gemacht haben. Für<br />
mich war gut, dass ich viel Musik gemacht<br />
habe mit einem Fre<strong>und</strong> aus London.<br />
Da habe ich auch wieder viel dazu<br />
gelernt.<br />
~: Gibt es noch etwas, was du<br />
unbedingt noch mit der Band verwirklichen<br />
möchtest? Ein besonderer Traum?<br />
Ein Spielort oder eine Persönlichkeit, die<br />
du gerne kennen lernen würdest?<br />
Breiti: Nee, so eher nicht. Aber du willst<br />
immer, dass wir als Band in Form sind,<br />
dass jetzt zum Beispiel in den großen<br />
Hallen die Lightshow super aussieht. Das<br />
ist so ein persönlicher Ehrgeiz, du willst<br />
nicht irgendwas anbieten. Du musst zu<br />
den Liedern auf dem neuen Album stehen<br />
können, das Bild auf dem Cover<br />
muss gut sein <strong>und</strong> <strong>und</strong> <strong>und</strong>. Deshalb<br />
kümmern wir uns auch selber um alles,<br />
weil wir es ungern jemand anderem<br />
überlassen. Das ist jedes Mal wieder ein<br />
Wunsch <strong>und</strong> ein Traum, dass das alles<br />
gut wird. #<br />
Neue handsignierte<br />
<strong>Hosen</strong>-CD zu versteigern<br />
Punk ist wieder in aller M<strong>und</strong>e, seit<br />
Campino <strong>und</strong> seine Männer wieder aus<br />
der „Versenkung“ aufgetaucht sind <strong>und</strong><br />
mit ihrer Machma<strong>laut</strong>er-Tour in ganz<br />
Deutschland die <strong>von</strong> Menschenmassen<br />
überquellenden Konzerthallen rocken.<br />
Zusätzlich zu ihrer neuen CD, die es<br />
wirklich sich hat, haben sie als Höhepunkt<br />
ihres Comebacks eine LP-Sonderedition<br />
auf den Markt gebracht, auf<br />
dem sich alle Musiker mit ihren Autogrammen<br />
verewigt haben.<br />
_Die auf 2000 Exemplaren limitierte<br />
neue LP des deutschen Punk-Orchesters<br />
sind weg gegangen wie warme Semmeln.<br />
Die Nachfrage war einfach überwältigend<br />
<strong>und</strong> so waren die vorhandenen<br />
Bestände in kurzer Zeit vergriffen.<br />
Von der heiß begehrten Platte hätten<br />
die <strong>Tote</strong>n <strong>Hosen</strong> weitaus mehr an den<br />
Mann <strong>und</strong> die Frau bringen können.<br />
Sicher wäre der eine oder andere Fan<br />
dankbar für diese „<strong>still</strong>e“ Vinyl-Scheibe<br />
gewesen, auch ohne Signaturen der<br />
Bandmitglieder.<br />
_Aber wir wollen hier nicht rumheulen<br />
<strong>und</strong> schlechte Laune verbreiten. Das<br />
überlassen wir gerne unseren krisengeschüttelten<br />
Politikern. Nein! Wir bieten<br />
euch einen w<strong>und</strong>ervollen „<strong>laut</strong>en“<br />
Leckerbissen der besondern Art: die <strong>von</strong><br />
allen Bandmitgliedern extra für die<br />
~ handsignierte neue CD „In aller<br />
Stille“.<br />
Also bitte, bietet auf dieses außergewöhnliche<br />
Stück Deutschpunk, bis sich<br />
die Balken biegen. Auf das die Mama<br />
sagt: Heh, Machmaleiser!<br />
email: draussen-redaktion@live.de<br />
oder Tel.: 0251-4909118<br />
Tauschobjekt <strong>von</strong> den<br />
<strong>Tote</strong>n <strong>Hosen</strong> handsigniert!<br />
Ihr habt vergeblich versucht eine der<br />
2000 limitierten <strong>und</strong> handsignierten<br />
<strong>Hosen</strong> LPs „In aller Stille“ zu ergattern?<br />
Wir haben die Steigerung! Allerdings ist<br />
es bei uns mit Geld allein nicht getan,<br />
denn käuflich ist unser gutes Stück<br />
nicht! ...Phantasie <strong>und</strong> Einfallsreichtum<br />
sind gefragt! Seit März letzten Jahres<br />
versucht unser Straßenmagazin sich<br />
einen dringend benötigten Dienstwagen<br />
zu ertauschen: Eine ~ älteren<br />
Jahrgangs macht den Anfang. Aus der<br />
Zeitung wird eine Spieluhr. Diese findet<br />
einen Liebhaber, der sie gegen zwei<br />
kleine Kunstgegenstände tauscht. Die<br />
Kunst wird zum Rennrad, welches sich<br />
nur ganz kurz in unserem Besitz befindet.<br />
Bereits wenige Tage später sind wir<br />
stolze Besitzer eines Sonor-Schlagzeuges<br />
mit High-Head, Bass-Drum & Fußmaschine,<br />
zwei Hänge-Tom-Toms mit<br />
Ständer, ein Stand-Tom-Tom, eine<br />
Snare (Black Horse) sowie einem Beckenständer<br />
mit einem älteren, fast schon<br />
antiken Sonorbecken.<br />
_Dieses an sich schon tolle Schlagzeug<br />
haben wir nun zusätzlich für euch veredeln<br />
lassen. Kurzerhand haben wir das<br />
Becken zum Konzert der <strong>Tote</strong>n <strong>Hosen</strong><br />
mitgenommen <strong>und</strong> die Jungs darauf<br />
unterschreiben lassen! Ein Muss für<br />
jeden musikbegeisterten Fan. Stöbert<br />
doch mal in Garage, Keller oder<br />
Dachboden, bietet uns etwas Außergewöhnliches,<br />
eine Antiquität, eine Urlaubsreise<br />
oder etwas anderes Tolles,<br />
damit wir unserem Fahrzeug einen<br />
Schritt näher kommen!<br />
email: draussen-redaktion@live.de<br />
oder Tel.: 0251-4909118<br />
8
Bericht | Text | Foto: Sigi Nasner<br />
Kalenderblätter<br />
Schüler machen Sozialpolitik<br />
Im November ist - <strong>von</strong> der örtlichen<br />
Presse fast unbemerkt - ein Pilotprojekt<br />
gestartet, dessen Ziel es ist, Jugendliche<br />
aus ihrer politischen Teilnahmslosigkeit,<br />
die größtenteils durch<br />
äußere Zwänge verursacht wird, herauszuhelfen.<br />
Den jungen Menschen<br />
soll durch aktive Mitarbeit an öffentlichen<br />
politischen Prozessen die Möglichkeit<br />
eröffnet werden, sich zu souverän<br />
denkenden <strong>und</strong> handelnden<br />
Menschen zu entwickeln <strong>und</strong> somit zur<br />
Verbesserung der Situation im sozialpolitischen<br />
Bereich maßgeblich beizutragen.<br />
Dazu hat Ulrich Thon, seines<br />
Zeichens Jugenderzieher, Regisseur<br />
<strong>und</strong> Schauspieler, in Zusammenarbeit<br />
mit Mitglieder-Einrichtungen des Landesjugendrings<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
e.V. ein Konzept für dieses außergewöhnliche<br />
Projekt entwickelt. Sigi<br />
Nasner berichtet über die Gr<strong>und</strong>idee<br />
<strong>und</strong> die Ausführung der ersten Aktion.<br />
_Die meisten Bilder, die uns die Massenmedien<br />
präsentieren, sind ganz bewusst<br />
bearbeitet worden, bevor man<br />
sie der Öffentlichkeit zugänglich macht.<br />
Sie suggerieren der Bevölkerung ein<br />
verfälschtes, durch bösartige <strong>und</strong> negative<br />
Blickpunkte sehr übersteigertes<br />
Bild, das mit der Wirklichkeit nicht<br />
mehr viel zu tun hat. Durch diese<br />
manipulierte Darstellung der Realität<br />
sichern sich die vom Volk gewählten<br />
Politiker, die die Massenmedien kontrollieren,<br />
den nötigen Rückhalt in der<br />
Bevölkerung, um dann massiv gegen<br />
die Ursachen dieser krass dargestellten<br />
Bösartigkeit vorzugehen. Sie überfallen<br />
andere Länder, die angeblich eine<br />
Gefahr für die Sicherheit darstellen,<br />
nehmen dabei den Tod <strong>von</strong> vielen<br />
Unbeteiligten, dort lebenden Menschen<br />
in Kauf. Ganz nebenbei sichern sie sich<br />
die Bodenschätze der überfallenen<br />
Staaten.<br />
_Beispielhaft für diese Handlungsweise<br />
ist der Irakkonflikt. Nach dem Anschlag<br />
auf das World-Trade-Center waren<br />
viele Menschen <strong>von</strong> den immer wiederkehrenden<br />
Bildern der einstürzenden<br />
Türme traumatisiert. Politiker nahmen<br />
dieses Ereignis zum Anlass, um innerhalb<br />
der Bevölkerung eine gewaltige<br />
Massenangst vor dem Terrorismus schüren.<br />
Man behauptete, dass der Irak<br />
eine Brutstätte des Terrorismus sei <strong>und</strong><br />
außerdem dort Massenvernichtungswaffen<br />
produziert würden. Im Nachhinein<br />
stellte sich jedoch heraus, dass<br />
es im Irak keine Fabriken zur Herstellung<br />
<strong>von</strong> Massenvernichtungswaffen<br />
gibt. Und auch die Terrororganisation El<br />
Kaida machte dort erst <strong>von</strong> sich reden,<br />
nachdem das Land <strong>von</strong> den Amerikanern<br />
überfallen <strong>und</strong> besetzt worden<br />
war. Die Berichterstattung wurde <strong>von</strong><br />
amerikanischer Seite ganz bewusst verfälscht,<br />
um einen Überfall zu legitimieren.<br />
Die Menschen forderten Rache,<br />
Gerechtigkeit <strong>und</strong> Sicherheit. Erst danach<br />
war es für das kämpfende Heer<br />
der sich zur Weltpolizei aufspielenden<br />
Supermacht möglich, mit dem damit<br />
erzielten Rückhalt der Bevölkerung ihre<br />
nach außen heldenhaften, im Gr<strong>und</strong>e<br />
aber sehr verworfenen <strong>und</strong> niederen<br />
Interessen durchzusetzen. Ihnen ging<br />
es letztendlich aber ausschließlich um<br />
die führende Machtposition im Nahen<br />
Osten <strong>und</strong> die Bodenschätze.<br />
_Die Zuschauer werden durch den<br />
zwanghaften Konsum manipulierter,<br />
gewalttätiger Bilderfluten, der sich<br />
heutzutage kaum noch jemand entziehen<br />
kann, zu Komplizen gemacht.<br />
_Ob wir diese schlimmen Bilder, die<br />
uns die Medien vorspiegeln <strong>und</strong> nun<br />
gutheißen oder sie ablehnen, spielt<br />
dabei überhaupt keine Rolle.<br />
_Letztendlich sind <strong>und</strong> bleiben wir alle<br />
Voyeure <strong>und</strong> sind Teile einer gut geplanten<br />
<strong>und</strong> perfekt durchorganisierten<br />
Performance, die nur dazu dient, unsere<br />
Gedanken in die <strong>von</strong> den politisch<br />
Mächtigen vorher geplanten Richtungen<br />
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9
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zu lenken. Stoppen lässt sich diese uns<br />
überflutende Bildgewalt genauso wenig,<br />
wie sich auch die ständig zunehmende<br />
Komplexität ihrer Frequenz<br />
nicht verändern lässt. Uns bleibt dabei<br />
nur zu lernen, damit umzugehen.<br />
_Bilder werden seit jeher <strong>von</strong> den Mächtigen<br />
zu Repräsentationszwecken genutzt,<br />
um ihr Handeln zu legitimieren<br />
<strong>und</strong> dem Volk die Möglichkeit zu geben<br />
zu entscheiden, wem sie die Macht geben<br />
möchten. Aber mit der zunehmenden<br />
Technisierung durch Fernsehen <strong>und</strong><br />
Internet ist es heutzutage für die Machthaber<br />
viel einfacher die Bevölkerung<br />
mit falschen Nachrichten zu versorgen<br />
<strong>und</strong> sie somit an der Nase herum zu<br />
führen.<br />
_Sind diese verfälschten, ständig das<br />
Böse darstellenden Bilder <strong>und</strong> die negative<br />
Berichterstattung für Erwachsene<br />
schon sehr schlimm, so sind sie für Kinder<br />
<strong>und</strong> Jugendliche, die sehr viel stärker<br />
da<strong>von</strong> beeinflusst <strong>und</strong> geprägt werden,<br />
oft verhängnisvoll. Viele <strong>von</strong> ihnen<br />
resignieren, verfallen in Apathie.<br />
Positive Perspektiven für die eigene Zukunft<br />
sind für solche Jugendlichen<br />
dann kaum noch vorstellbar. Eine verhängnisvolle<br />
Entwicklung, deren Auswirkungen<br />
sich im zunehmenden Kinder-<br />
<strong>und</strong> Jugendalkoholismus, der immer<br />
mehr um sich greifenden Jugendarbeitslosigkeit<br />
<strong>und</strong> Obdachlosigkeit<br />
<strong>und</strong> der ansteigenden Gewaltbereitschaft<br />
bei Jugendlichen <strong>und</strong> Kindern<br />
deutlich macht.<br />
_Für junge, in der Pubertät steckende<br />
Menschen, die leicht entflammbar sind,<br />
wenn es darum geht, in der Welt etwas<br />
zu verändern, ist die Frage, wem sie<br />
ihre Macht geben sollen, existenziell.<br />
Statt sie dahingehend zu schulen, wie<br />
sie einen Hartz IV-Antrag auszufüllen<br />
haben, so wie das mancherorts bereits<br />
in Schulen praktiziert wird, sollte man<br />
sie motivieren, am politischen Prozess<br />
teilzuhaben. Dem resignierenden Satz<br />
„Man kann ja doch nichts ändern an<br />
den politisch Geschehnissen“ sollte<br />
man mit motivierenden Gegenargumenten<br />
begegnen: Jeder, der sich<br />
gegen soziale Ungerechtigkeiten in<br />
einem herrschenden System wehren<br />
will, kann <strong>und</strong> darf das tun <strong>und</strong> ist mit<br />
legitimen Mitteln jederzeit <strong>und</strong> überall<br />
auch dazu berechtigt.<br />
_Der Theaterpädagoge Ulrich Thon hat<br />
deshalb in Zusammenarbeit mit Mitglieder-Einrichtungen<br />
des Landesjugendrings<br />
das beispielhafte Projekt<br />
„Kalenderblätter“ in Leben gerufen. Die<br />
Initiative basiert auf dem Wusch eine<br />
Auseinandersetzung anzubieten, die<br />
ein Jahr lang jeden Monat ein anderes<br />
Thema aufgreift. Mit zugänglichen <strong>und</strong><br />
erfahrbaren Bildern soll der negativen,<br />
<strong>von</strong> „böser“ Darstellung lebender Berichterstattung<br />
entgegengewirkt werden.<br />
Dabei soll eine Form gef<strong>und</strong>en<br />
werden, die für Erwachsene realistisch<br />
ist, auf zuschauende Kinder jedoch<br />
nicht traumatisierend wirkt.<br />
_Die Themenauswahl für die Kalenderblatt-Aktionen<br />
entstammt zahlreichen<br />
Gesprächen mit Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen<br />
an Schulen in Münster. Das Pilotprojekt<br />
in Münster soll darüber hinaus<br />
dazu anregen, dass es auch <strong>von</strong> Leuten<br />
in anderen Städten nachgeahmt wird.<br />
Dabei steht das gemeinsame soziale<br />
Handeln, Mitverantwortung für die Erschaffung<br />
einer lebenswerten Gesellschaft<br />
im Vordergr<strong>und</strong>. Nach der Devise:<br />
„Demokratie macht Spaß“. Demokratie,<br />
die nur auf dem Papier steht, ist nichts<br />
wert. Sie sollte, für alle sichtbar, wirksam<br />
gelebt werden.<br />
_Der Initiator Ulrich Thon hat im<br />
November auf der Suche nach interessierten<br />
Jugendlichen, die an der Aktion<br />
teilnehmen möchten, Schüler <strong>von</strong> der<br />
Waldorfschule <strong>und</strong> der Friedensschule<br />
zu einem Treffen eingeladen. Einh<strong>und</strong>ertfünfzig<br />
junge Menschen waren zu<br />
diesem Treffen erschienen, die sich mit<br />
regem Interesse <strong>und</strong> kritischen Fragen<br />
an der folgenden Diskussion beteiligten.<br />
Der immer stärker werdende,<br />
schon auf Kleinkinder ausgeübte Leistungsdruck<br />
auf der einen Seite <strong>und</strong> das<br />
schnelle Fallenlassen <strong>von</strong> solchen Kindern<br />
<strong>und</strong> Jugendlichen, die angeblich<br />
nicht den Anforderungen, die an sie<br />
gestellt werden gerecht, werden können,<br />
führt zu immer mehr um sich greifender<br />
Perspektivlosigkeit <strong>und</strong><br />
Resignation bei unseren Jugendlichen.<br />
Auch die politische Anteilnahme der<br />
jungen Menschen nimmt dadurch<br />
immer mehr ab. Einmal ausgegrenzt<br />
wird für viele <strong>von</strong> ihnen eine Rückkehr<br />
in die Normalität, wenn zudem schulische<br />
Leistungen zu wünschen übrig lassen<br />
<strong>und</strong> Berufserfahrungen nicht vorhanden<br />
sind, zu einer unüberwindbare<br />
Hürde. Deshalb sollte die erste Aktion<br />
das Ausgegrenzt - sein <strong>und</strong> die<br />
Obdachlosigkeit bei Jugendlichen zum<br />
Thema haben.<br />
_Unerwarteterweise fanden sich dann<br />
aber am Aktionstag, dem 15. November,<br />
entgegen der regen Beteiligung bei den<br />
Vorgesprächen, nur etwa ein Dutzend<br />
Schüler an der Lamberti-Kirche zum<br />
letzten Meeting ein. Ulrich Thon führt<br />
das unter anderem darauf zurück, dass<br />
für die Teilnahme an der Aktion eine<br />
intensive Auseinandersetzung mit dem<br />
Thema Jugendarbeitslosigkeit <strong>und</strong> Obdachlosigkeit<br />
erforderlich war, der sich<br />
die meisten jungen Menschen jedoch<br />
nicht stellen wollten. Außerdem sollten<br />
zu den erwartenden Gesprächen mit<br />
den Passanten keine Meinungen <strong>und</strong><br />
Antworten vorgegeben werden, damit<br />
die Gespräche authentisch bleiben. Das
schreckte wohl auch den einen oder<br />
die andere ab.<br />
_Das Ganze fand einem Samstagnachmittag<br />
zur besten Geschäftszeit statt.<br />
Und schließlich war es soweit. Die Teilnehmer<br />
<strong>und</strong> Teilnehmerinnen formierten<br />
sich zu Zweier <strong>und</strong> Dreiergruppen<br />
<strong>und</strong> platzierten sich auf mitgebrachten<br />
Decken oder Pappunterlagen vor den<br />
Geschäften auf der Ludgeristraße. Vor<br />
sich hin stellten sie ein gut sichtbares<br />
Pappschild mit der Aufschrift: „Bitte<br />
geben Sie uns nichts, wir leisten nichts<br />
für diese Gesellschaft!“.<br />
_Das war eine recht provozierende Art,<br />
Aufmerksamkeit auf sich <strong>und</strong> das Thema<br />
Obdachlosigkeit zu lenken, wie sich<br />
an den daraufhin folgenden Reaktionen<br />
ablesen lässt. Eine Teilnehmerin<br />
berichtet: „Es ist schon krass, wenn<br />
man so auf dem kalten Boden sitzt <strong>und</strong><br />
1000 Beine an einem vorbeirauschen.<br />
Eine Perspektive, die man nicht gewohnt<br />
ist. Das Gefühl war schrecklich.<br />
Und obwohl ich ganz hinter der Aktion<br />
stand <strong>und</strong> auf das Problem Jugendobdachlosigkeit<br />
aufmerksam machen<br />
wollte, hoffte ich, dass die Sache bald<br />
vorbei ist. Am Anfang haben wir noch<br />
viel getratscht <strong>und</strong> gelacht. Aber dann<br />
sind wir immer <strong>still</strong>er geworden. Die<br />
Reaktionen der Leute waren sehr unterschiedlich.<br />
Viele haben uns missverstanden<br />
<strong>und</strong> hielten uns für Gegner<br />
der Obdachlosen. Die mussten wir<br />
dann erst vom Gegenteil überzeigen.<br />
Einige warfen uns vor, dass wir statt da<br />
rum zu sitzen, doch etwas Nützlicheres<br />
für die Obdachlosen tun könnten. Viele<br />
schienen das Ganze aber überhaupt<br />
nicht zu verstehen. Sie grinsten verwirrt<br />
<strong>und</strong> teilweise belustigt, nachdem<br />
sie das Schild gelesen hatten <strong>und</strong> gingen<br />
dann kommentarlos weiter.“<br />
_Ein anderer Teilnehmer meint: „Ich<br />
hatte ein wirklich komisches Gefühl,<br />
da auf der Straße zu sitzen <strong>und</strong> so ein<br />
provokatives Schild vor uns stehen zu<br />
haben. Vor allem weil ich dass Gefühl<br />
hatte, viele Leute- überwiegend Jugendliche-<br />
haben den Spruch, der darauf<br />
steht, nicht verstanden. Die meisten<br />
sind einfach an uns vorbei gelaufen,<br />
haben gelacht oder komisch geguckt.<br />
Andere, die dachten wir demonstrierten<br />
gegen Obdachlose, kamen<br />
wütend auf uns zu. Das war recht<br />
unangenehm, denen mussten wir den<br />
Sinn der Aktion erst erklären. Ich denke<br />
aber, dass es die Leute schon zum<br />
Nachdenken gebracht hat. Und das war<br />
ja unsere Absicht.“<br />
_“Wir waren erschrocken, wie viele<br />
Menschen uns <strong>von</strong> oben herab angesehen<br />
haben. Manche haben sogar einen<br />
dummen Spruch losgelassen, was mich<br />
sehr verärgert hat. Ich kann mir vorstellen,<br />
wie schwer es für Leute ist, die<br />
auf das Geld anderer angewiesen sind,<br />
mit solchen Sprüchen klar zu kommen.<br />
Viele haben aber auch einfach gesagt,<br />
dass sie es gut finden, wie wir uns gegen<br />
die Jugendarbeitslosigkeit <strong>und</strong> -<br />
obdachlosigkeit einsetzen. Ich habe<br />
viele neue Eindrücke gesammelt <strong>und</strong><br />
konnte mich gut in die Lage <strong>von</strong> Leuten<br />
reinfühlen, die auf das Betteln angewiesen<br />
sind. Ich bin sicher, ich werde,<br />
ich werde in Zukunft Obdachlose mit<br />
anderen Augen sehen“, erzählt eine<br />
weitere Teilnehmerin.<br />
_Auch die Meinungen der Passanten<br />
waren recht unterschiedlich. Ein Mann<br />
sagte: „Ich finde das stark, dass da<br />
welche so etwas machen. Ich würde<br />
mir wüschen, dass unsere Kinder das<br />
auch machen.“<br />
_“Ich sehe das ein wenig anders“,<br />
meinte ein junger Mann aus dem Umland.<br />
‚“ich denke jeder, der ein Ausbildungsplatz<br />
oder Arbeitsstelle sucht,<br />
der findet auch etwas. Vom dem Land,<br />
wo ich herkomme, dort ist keiner ohne<br />
Arbeit.“<br />
_Ein Anderer sagte: „Es lädt ein zum<br />
Hingucken <strong>und</strong> Nachdenken, das finde<br />
ich eigentlich ganz gut.“<br />
_“Das Problem ist einfach, dass die Jugendlichen<br />
sich eher <strong>von</strong> der Familie<br />
entzweien, da überhaupt viel zu wenig<br />
miteinander geredet wird“, erzählt<br />
eine junge Frau.<br />
_“Ein Passant erklärt: „Ich bedauere<br />
schon, wenn jemand unverschuldet in<br />
eine solche Situation gerät. Da ist es<br />
wichtig, dass wir einen gut funktionierendes<br />
Sozialsystem haben, das solche<br />
Menschen auffängt. Wer Hilfe braucht,<br />
der muss Hilfe bekommen. Ein Problem<br />
habe ich als arbeitender Mensch der<br />
viel Steuern zahlt mit Leuten, die selbst<br />
verschuldet <strong>und</strong> aus Faulheit der Gesellschaft<br />
auf der Tasche liegen.“<br />
_“Es ist schon recht provokant<br />
gemacht, aber ich glaube nicht, dass<br />
diese jungen Leute nichts leisten. Ich<br />
habe eigene Kinder, die im gleichen<br />
Alter sind <strong>und</strong> die leisten in der Schule<br />
schon ganz schön was. Ich denke, die<br />
Leistung der Jugend wird oft verkannt“,<br />
meint ein Mann.<br />
_“Auch die Geschäftsinhaber reagierten<br />
sehr unterschiedlich“, erzählt Ulrich<br />
Thon, Leiter der Aktion. „Als sich im<br />
Eingang der Arkaden kleine, durchaus<br />
staunende Zuschauergruppen bildeten,<br />
wurden die Jugendlichen sehr fre<strong>und</strong>lich<br />
gebeten, sich um die Ecke auf die<br />
Straße zu setzen. Als eine andere Gruppe<br />
weitaus rüder vor einem anderen<br />
Geschäft gezwungen wurde den Platz<br />
zu räumen, bot unerwartet die <strong>von</strong> der<br />
Idee begeisterte Filialleiterin <strong>von</strong> Mc<br />
Donald Asyl vor ihrem Lokal an. Auch<br />
ein Modeladen bat nach eineinhalb<br />
St<strong>und</strong>en darum, doch mal die Straßenseite<br />
zu wechseln. Einzig die Geschäftsführung<br />
<strong>von</strong> Peek & Cloppenburg<br />
schien vollkommen überfordert mit der<br />
Situation. Sie wollten die Jugendlichen<br />
keinesfalls vor ihren Schaufenstern. Als<br />
sie erfuhren, dass die Aktion <strong>von</strong> den<br />
Behörden genehmigt ist, bestanden sie<br />
auf einen Meter Abstand zu ihren Fenstern.<br />
Nicht mal die rechtliche Aufklärung<br />
durch die hinzugezogene Polizei<br />
konnte die Kaufleute da<strong>von</strong> überzeugen,<br />
dass ihre Forderung völlig unberechtigt<br />
ist“, so Thon weiter.<br />
_“Wenn das erklärte Ziel war, Menschen<br />
unterschiedlichster Couleur <strong>und</strong><br />
Weltanschauung durch diese irritierende<br />
Aktion über das Thema der rasant<br />
ansteigenden Jugendarbeitslosigkeit<br />
<strong>und</strong> zum Teil daraus resultierenden<br />
Obdachlosigkeit ins Gespräch miteinander<br />
zu bringen, dann ist das in diesem<br />
Fall gelungen“, sagt Ulrich Thon<br />
abschließend. #<br />
11
Bericht | Text | Foto: Ruth Fischer | Alfred Richter<br />
Meine schönsten<br />
Erlebnisse<br />
Alfred Richter auf der Salzstraße<br />
12<br />
Seit 14 Jahren ist Alfred Richter jetzt<br />
Verkäufer bei der draußen!. Er hat in<br />
dieser Zeit eine Menge beim Zeitungsverkauf<br />
auf der Salzstraße erlebt. Bei<br />
seiner täglichen Arbeit bekommt er<br />
natürlich nicht nur positive, sondern<br />
manchmal auch negative Bemerkungen<br />
zu hören. Die positiven überwiegen<br />
zum Glück. Das absolut Schlimmste<br />
aber ist es, wenn ihn die Leute aggressiv<br />
beschimpfen. Das zieht ihn<br />
dann ziemlich runter. In folgenden<br />
Bericht erzählt Alfred über Ereignisse<br />
aus seinem Verkäuferleben, die zu<br />
denken geben, aber auch zum<br />
Schmunzeln anregen.<br />
_Höhepunkte der Aussagen sind: faule<br />
Sau, Sozialschmarotzer, Penner, arbeitsscheues<br />
Gesindel. Mehr möchte ich dazu<br />
nicht ausführen. Viel lieber möchte ich<br />
Sie an den lustigen Erlebnissen der letzten<br />
Jahre teilhaben lassen.<br />
_Da war einmal ein alter Herr mit Krükke.<br />
Er kommt auf mich zu <strong>und</strong> möchte<br />
eine Zeitung kaufen. Ich sage ihm den<br />
Preis <strong>und</strong> er bezahlt anstandslos 3,- Euro<br />
<strong>und</strong> fügt hinzu: „Rest ist für Sie!“ Ich<br />
spreche ihn konkret darauf an, warum<br />
er so schwach auf den Beinen ist. Er<br />
meint locker zu mir, er hätte in letzter<br />
Zeit Schwächeanfälle bekommen. Daraufhin<br />
hätte er seinen Hausarzt aufgesucht,<br />
der ihm riet: „Trinken Sie weniger<br />
Kaffee <strong>und</strong> halten Sie sich sexuell etwas<br />
zurück!“ Darauf meinte ich zu dem<br />
Herrn: „Das ist ja ein hartes Brot für<br />
Sie.“ Ich frage ihn spontan nach seinem<br />
Alter. Er erwiderte, er würde nächstes<br />
Jahr 88 werden. Lächelnd meint er dann<br />
ganz trocken: „Mit dem Kaffee, das<br />
kriege ich wohl hin, nur mit dem anderen,<br />
wie soll ich das meiner Frau erklären?“<br />
Ich bedanke mich <strong>und</strong> rate ihm<br />
das Teehaus nebenan aufzusuchen. Er<br />
bedankt sich schmunzelnd <strong>und</strong> geht<br />
weiter seines Weges.<br />
_Eines Samstags, wie jeden Monat,<br />
kommt eine Stammk<strong>und</strong>in mit ihrem<br />
Lebensgefährten vom Markt zu mir <strong>und</strong><br />
kauft die Zeitung. Ich begrüße sie herzlich<br />
wie immer mit Handkuss, woraufhin<br />
ihr Begleiter mich schräg <strong>von</strong> der Seite<br />
anguckt. Es war mehr ein lustiger<br />
Ausdruck <strong>von</strong> ihm, worauf ich sofort<br />
einlenke <strong>und</strong> bemerke, dass dieses nicht<br />
persönlich gemeint wäre. Nachdem ich<br />
das gesagt habe, guckt er mich genauso<br />
an wie vorher. Daraufhin meint die Dame,<br />
dass ich mich nicht weiter bemühen<br />
soll, mich mit ihm zu unterhalten, der<br />
Mann komme nämlich aus England. Das<br />
war natürlich das Zeichen für mich<br />
einen lustigen Kommentar hinzuzufügen:<br />
„Ich will hoffen, dass er kein<br />
Schotte ist“, sage ich. Das verneint sie<br />
<strong>und</strong> antwortet, er käme aus der Nähe<br />
<strong>von</strong> Hull. Darauf bemerke ich: „Da bin<br />
ich ja beruhigt.“ Sie erwidert: „Warum<br />
ist das denn so wichtig?“ Ich bemerke<br />
lächelnd: „Das sehe ich ja jetzt an dem<br />
Trinkgeld!“ Wie ein Orkan sprudelt es<br />
aus ihr heraus <strong>und</strong> sie fängt <strong>laut</strong>hals<br />
mitten im Berufsverkehr an zu lachen!<br />
Das ging ungefähr eine Minute so. Danach<br />
greift sie in ihre Tasche <strong>und</strong> gibt<br />
mir 2,50 Euro. Nachdem sie sich wieder<br />
gefangen hat, meint sie dann: „Das<br />
stimmt so. Jetzt sehen Sie ja, dass mein<br />
Fre<strong>und</strong> kein Schotte ist!“ Wir verabschieden<br />
uns <strong>und</strong> das Pärchen marschiert<br />
Richtung Karstadt.<br />
_Gerade mit meinem älteren „Personal“<br />
erlebe ich die härtesten Schoten. Eine<br />
ältere Dame, die außerhalb <strong>von</strong> Münster<br />
wohnt, kam vor kurzem zu mir <strong>und</strong><br />
freute sich mich wieder zu sehen. Ich<br />
hatte sie sofort wieder erkannt <strong>und</strong><br />
schlang sie in meine Arme. Worauf sie<br />
anfing zu juchzen <strong>und</strong> strahlend bemerkte:<br />
„Schön, dass es Sie noch gibt!“<br />
Ich erwiderte nur: „Dito! Diese Ausgabe<br />
ist diesmal wieder ganz hervorragend,<br />
ich bin nämlich auch drin.“ Daraufhin<br />
schaut mich die Dame verdutzt an <strong>und</strong><br />
fragt ganz entsetzt: „Wie, die Zeitung<br />
heißt nicht mehr draußen, sondern jetzt<br />
drinnen?“ „Nein, nein“, meine ich,“die<br />
Zeitung hat ihren Namen behalten, nur<br />
ich bin darin vertreten. Ich bin nämlich<br />
die Katze aus Kinderhaus!“ Daraufhin<br />
schaut sie mich mit großen Augen an<br />
<strong>und</strong> sagt ganz trocken: „Dann muss ich<br />
ja diesmal ein bisschen mehr drauflegen,<br />
damit Sie sich auch Katzenfutter<br />
holen können.“ Stillschweigend packt<br />
sie in ihr Portemonnaie, gibt mir einen<br />
5,- Euro-Schein <strong>und</strong> sagt: „Lass stecken,<br />
mein Junge, damit du auch satt wirst.“<br />
Ich bedanke mich bei ihr recht herzlich<br />
<strong>und</strong> werfe ein: „Dann kann ich mir ja<br />
gleich einen Sack Trockenfutter leisten.“<br />
Da die Dame anscheinend leichte Hörprobleme<br />
hat, sagt sie: „Haben Sie für<br />
den Transport genügend Stofftaschen<br />
dabei?“ Ich beruhige sie <strong>und</strong> sie<br />
schleicht dankend <strong>und</strong> lächelnd da<strong>von</strong><br />
mit den Worten: „Halt Dich wacker <strong>und</strong><br />
bleib ges<strong>und</strong> mein Junge. Bis zum nächsten<br />
Mal.“<br />
_So viele kleine <strong>und</strong> große <strong>Geschichten</strong>,<br />
so viele nette Gesten. Danke an die<br />
„Marzipan-Dame“. Wenn ich mal reich<br />
bin, kaufe ich Ihnen eine Villa in Lübeck!<br />
Danke an alle älteren Damen, die<br />
mich zu besonderen Anlässen großzügig<br />
bedenken! Besonderen Dank nach<br />
Telgte!<br />
_Danke an die Dame, die sich aufopfernd<br />
um Ihr Enkelkind kümmert! Dank<br />
auch an den Oberstudienrat, der gerne<br />
Obst, besonders Pampelmusen, isst <strong>und</strong><br />
eine angehende Geigenvirtuosin liebevoll<br />
umsorgt. Auch deine Frau ist bemerkenswert.<br />
Ihr seid schon ein tolles<br />
Team! Abschließend bedanke ich mich<br />
bei meinen bisherigen K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> bei<br />
denen, die es werden wollen! Da es keine<br />
Altersbegrenzung <strong>von</strong> unten nach<br />
oben gibt, ist es auch möglich ab Brutkastenalter<br />
die Zeitung käuflich <strong>und</strong>
Bericht | Text: Jenny Zimmermann | Foto: Sigi Nasner<br />
In Münster gestrandet<br />
Der kalten Straße entronnen<br />
täglich bei mir zu erwerben. Sollte jemand,<br />
egal wer, aufgr<strong>und</strong> der Geldknappheit<br />
nicht mehr in der Lage sein,<br />
sich die Zeitung zu leisten, so bin ich<br />
gerne bereit, demjenigen das aktuelle<br />
Exemplar zum Einkaufspreis zu überlassen.<br />
Aktuelle Kontoauszüge <strong>und</strong> abgelaufene<br />
Kreditkarten brauchen nicht auf<br />
der Salzstraße eingereicht werden! Von<br />
der Bezahlung in Form <strong>von</strong> Naturalien<br />
bitte ich Abstand zu nehmen. Begründung:<br />
Meine Lagerkapazität ist bis aufs<br />
Äußerste ausgeschöpft! Aufgr<strong>und</strong> des<br />
Ladenschlussgesetzes <strong>und</strong> da die Steuerfahnder<br />
mir im Nacken sitzen, bin ich<br />
gezwungen meine Bürozeiten nach unten<br />
herabzusetzen. Sollte mich mal jemand<br />
in der Zeit <strong>von</strong> montags bis samstags<br />
auf der Salzstraße vermissen, bin<br />
ich gerade dabei Überst<strong>und</strong>en abzubauen!<br />
Darin sind auch Mahlzeiten <strong>und</strong><br />
notwendige Toilettengänge inbegriffen.<br />
Da ich kein Meister bin, kann ich leider<br />
auch keine Lehrlinge ausbilden oder 1,-<br />
Euro-Jobber <strong>und</strong> Praktikantinnen sowie<br />
Aufpasser beschäftigen. Schönen Dank<br />
an alle, die mich kennen lernen wollen<br />
<strong>und</strong> verbleibe somit bis ich ordnungsgemäß<br />
in der ~-Gruft liege. Über<br />
dem Chefredakteur <strong>und</strong> unter der Dame,<br />
die hier alles möglich macht.<br />
Euer Alfredo<br />
#<br />
In der letzten Zeit ist der Verkäuferstamm der draußen! stetig angewachsen.<br />
Unter den neuen Verkäuferinnen <strong>und</strong> <strong>Verkäufern</strong> befinden sich auch Jenny <strong>und</strong><br />
Jerry, die auch auf dem Titel der Weihnachtsausgabe als Maria <strong>und</strong> König zu sehen<br />
sind. Sie haben bis vor kurzen noch Platte gemacht <strong>und</strong> daher draußen geschlafen.<br />
Jenny erzählt aus ihrem Leben auf der Straße <strong>und</strong> in der neuen Bleibe<br />
zusammen mit ihrem Fre<strong>und</strong> Jerry <strong>und</strong> ihrem tierischen Bewacher Spike.<br />
_Mein Fre<strong>und</strong> Jerry <strong>und</strong> ich sind ein Paar <strong>und</strong> erst vor etwa fünf Monaten in Münster<br />
gestrandet. Vorher haben wir mehrere Jahre in Köln auf der Straße gelebt. Wir<br />
sind nach Münster gekommen, weil wir noch mal <strong>von</strong> vorne anfangen wollten. In<br />
Köln waren wir zwar beide im Methadon-Programm, haben es aber nicht geschafft,<br />
die Finger vom Heroin zu lassen. Wenn die Szene direkt gegenüber der Methadon-<br />
Ambulanz liegt, man die Leute jahrelang kennt <strong>und</strong> <strong>von</strong> denen immer wieder eingeladen<br />
wird, kann man vielleicht zehnmal Nein sagen, aber beim elften Mal klappt<br />
es nicht mehr. Vor allem, wenn man dazu noch psychischen Druck hat. Außerdem<br />
ist Köln gegenüber Obdachlosen echt intolerant geworden. Wenn man abends in<br />
der Fußgängerzone seinen Schlafsack ausrollt, muss man damit rechnen, dass direkt<br />
das Ordnungsamt angerannt kommt. Kurzum: Uns hat da alles nur noch genervt.<br />
Hier in Münster sind wir direkt mit offenen Armen empfangen worden. Wir haben<br />
nette Leute kennen gelernt, die am Kanal Platte machten. Die haben uns einen<br />
Platz gezeigt, an dem wir unser Zelt aufbauen konnten <strong>und</strong> auch nicht ständig eine<br />
Platzwache braucht. Leider war der Platz weit weg <strong>von</strong> unserer Methadon-<br />
Ambulanz, so dass wir jeden Tag bei Wind <strong>und</strong> Wetter fast zwei St<strong>und</strong>en für den<br />
Weg hin <strong>und</strong> zurück gebraucht haben. Und natürlich muss man auch <strong>von</strong> irgendetwas<br />
leben. Und da wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht die ~ verkauft haben,<br />
waren wir auf´s Schnorren angewiesen. Anfangs lief das ziemlich schlecht. Duschen<br />
<strong>und</strong> Wäsche waschen konnten wir immer im HdW (Haus der Wohnungslosenhilfe).<br />
Dort kann man auch für wenig Geld frühstücken, kriegt für einen Euro eine warme<br />
Mahlzeit <strong>und</strong> kann seine Post dorthin schicken lassen. Allerdings gibt es unter den<br />
Bewohnern <strong>und</strong> Besuchern oft Stress, da die meisten Alkoholiker sind. Viele haben<br />
sich nicht unter Kontrolle <strong>und</strong> kriegen sich wegen Nichtigkeiten in die Haare. Deswegen<br />
musste schon oft der Krankenwagen kommen. Aus diesem Gr<strong>und</strong> gehen<br />
mein Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong> ich nicht gerne dahin. Wir gehören zu der Sorte Menschen, die<br />
unnötigen Streit vermeiden <strong>und</strong> gut gelaunt sein wollen. Mein Fre<strong>und</strong> hat zwar verschiedene<br />
Kampfsportarten gelernt <strong>und</strong> könnte sich durchaus durchsetzen, aber die<br />
eigentliche Kunst ist es, es erst gar nicht so weit kommen zu lassen. Wir gehen dann<br />
lieber in der Bahnhofsmission essen oder in den vielen Imbissbuden, die, wenn<br />
man höflich fragt, auch gerne mal einen Döner oder eine Pommes umsonst geben.<br />
Als ich die ersten paar Male um eine Kleinigkeit zu essen gebeten habe, war mir das<br />
natürlich ziemlich unangenehm <strong>und</strong> ich habe immer gewartet, bis die K<strong>und</strong>en weg<br />
waren. Aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran. Die meisten geben auch eher,<br />
wenn man sich selbstsicher <strong>und</strong> gut gelaunt gibt, als wenn man wie ein Mäuschen<br />
herumdrucksend vor ihnen steht. Das ist uns auch beim Verkaufen der ~ aufgefallen.<br />
Wenn wir gut gelaunt sind, verkaufen wir doppelt so viele Zeitungen, wie<br />
wenn es uns schlecht geht. Allerdings klappt es nicht immer, mit einem Lächeln auf<br />
die Menschen zu zugehen. Vor allem, wenn man mal wieder Kopfkino hat, weil<br />
man nicht weiß, wie es weitergehen soll oder wo man die nächste Nacht verbringen<br />
soll. Deshalb sind wir froh, dass wir vor kurzem ein kleines Zimmer bekommen<br />
haben. Das ist zwar nur 20 m 2 groß, aber wenigstens müssen wir nicht mehr in der<br />
Kälte schlafen. Als wir eine Zeit lang unter einer Art Pavillon auf dem LWL-Gelände<br />
geschlafen haben, konnten wir manchmal die klammen Finger nicht mehr<br />
bewegen. Wenn man nämlich die Platte aufbaut, kann man keine Handschuhe<br />
anlassen, weil sie dabei nur stören. Und nachts war es so kalt, dass man sich nicht<br />
einmal getraut hat, sich umzudrehen, damit die Kälte nicht wieder in den<br />
Schlafsack gekrochen kommt. Wenn wir im Zelt geschlafen haben, war es nicht ganz<br />
so schlimm, da es sich nach einer Zeit aufwärmt, vor allem, wenn man einen so<br />
großen H<strong>und</strong> wie unseren Spike hat, der viel Körperwärme abgibt. Spike ist ein<br />
Schäferh<strong>und</strong>-Kangal-Mischling. Er ist jetzt vier Jahre alt <strong>und</strong> unser bester Begleiter.<br />
Ihm ist es egal, ob wir Geld haben oder nicht, was wir machen oder wo wir gerade<br />
sind. #<br />
13
Bericht | Text: Klaus Tempel | Foto: Sigi Nasner<br />
Team „Saubere Stadt“<br />
Unterwegs auf Münsters Straßen<br />
14<br />
Die meisten Bürger in Münster kennen<br />
sie: Die Frauen <strong>und</strong> Männer in ihren<br />
gelben leuchtenden Anzügen, die mit<br />
ihren Greifzangen Münsters Straßenränder<br />
<strong>von</strong> weggeworfenen Zeugnissen unseres<br />
Wohlstands befreien. Klaus Tempel<br />
berichtet über den Tagesablauf <strong>und</strong><br />
die Arbeitsweise der Saubermänner<br />
<strong>und</strong> -frauen.<br />
Aus philosophischer Sicht bin ich natürlich<br />
bereit, eine Tonne ins Kalkül zu ziehen.<br />
Auch mein Vater sagte schon:<br />
Wenn du nichts für die Schule tust, dann<br />
kannst du Straßenfeger werden. Jetzt<br />
bin ich 50 Jahre alt, habe eine Greifzange<br />
in der rechten, eine Mülltonne in<br />
der linken Hand <strong>und</strong> eine Uniform in<br />
gelb. Ich bin beim „Team saubere<br />
Stadt“, für 1,5O Euro extra die anwesende<br />
St<strong>und</strong>e, halbtags, auch mal samstags.<br />
Innerhalb <strong>von</strong> 2 St<strong>und</strong>en hatte ich<br />
den Job, obwohl ich drei Büros konsultieren<br />
musste. Wenigstens die Hose<br />
passt. Ein Kollege sagte:“Brauchst dich<br />
nicht zu schämen, ich musste mich auch<br />
erst daran gewöhnen.“Es gibt über 20<br />
Routen oder Bezirke. Vom Nordplatz bis<br />
zum Anfang des Kappenberger Damms<br />
<strong>und</strong> <strong>von</strong> den Kliniken bis zum Kanal.<br />
Weiter entfernte Touren werden mit<br />
dem Auto angefahren. Die Touren stehen<br />
rosa gekennzeichnet am schwarzen<br />
Brett. 100 Meter vom Ludgerikreisel aus<br />
wird losgegangen, wenn es soweit ist.<br />
Drei gehen auf der rechten <strong>und</strong> drei gehen<br />
auf der linken Seite. Was der Erste<br />
übersieht, lässt der Zweite liegen, denn<br />
der Dritte soll auch was abkriegen. Nur<br />
so löst sich die Traube auf, die schnell<br />
entsteht beim Massenlauf. Hierbei finden<br />
wir die Sachen, die Menschen keinen<br />
Spaß mehr machen, wie zum Beispiel:<br />
Kaugummipapier, Radkappen,<br />
Taschentücher, Snackverpackungen,<br />
Flasche voll <strong>und</strong> Flasche leer, Bonbonpapier,<br />
Reklamebroschüren, Autoaufkaufkarten,<br />
Schnuller, Batterien, Dosen,<br />
Becher, Löffel, Gabeln, Sparbücher,<br />
Parkscheine, Bons, Ohrenstäbchen,<br />
Zigarettenschachteln, Kaffee-Umrührstäbchen,<br />
Bargeld, Deckel, Kronkorken,<br />
Verschlüsse, Paketbänder, Pornokassetten,<br />
Holzstäbchen, Bananenschalen,<br />
Fahrradteile, Büstenhalter,<br />
Handschuhe, Schirme, Zeitungen, Pommes<br />
rot- weiß, Tüten, Tampons, Lollistiele,<br />
Einkaufszettel, Radiergummis,<br />
Kondome, Strohhalme <strong>und</strong> Lottoscheine<br />
<strong>und</strong> vieles mehr. Manchmal steckt Müll<br />
auch in Hecken, ist schwer zu entdekken,<br />
manchmal am Straßenrand, da ist<br />
er jedem bekannt. Für Sperrmüll sind<br />
wir nicht zuständig. Besonders ältere<br />
Mitbürgerinnen <strong>und</strong> Mitbürger stehen<br />
unserer Arbeit verständnisvoll <strong>und</strong><br />
wohlwollend gegenüber. Kinder helfen<br />
gerne. Sie zeigen mir, wo noch etwas<br />
liegt. Den Anweisungen des Vorarbeiters<br />
ist Folge zu leisten: Nicht jeden Fissel<br />
aufheben! Sind wir nicht für zuständig!<br />
Links herum! Ruhig! Gleiche Höhe!<br />
Pause! Da wir Präsenz zeigen sollen,<br />
rauchen wir auch gerne an Kreuzungen<br />
<strong>und</strong> auf Kinderspielplätzen. Beim Pausemachen<br />
habe ich mir angewöhnt den<br />
Pausenplatz zu säubern, auch wenn wir<br />
nicht dafür zuständig sind. Die Tonne ist<br />
eine herkömmliche Mülltonne mit<br />
einem Loch im Deckel. Sie ist eigentlich<br />
für die Kurzstrecke vom Haus zur Straße<br />
gedacht, nicht für kilometerweites ziehen.<br />
Der Griff ist müllwagengerecht <strong>und</strong><br />
weil der Deckel klappert, liegt über dem<br />
Domplatz ein Hauch <strong>von</strong> Samba wenn<br />
wir aufkreuzen. Auch muss man aufpassen,<br />
dass man sich nicht selbst in die<br />
Hacken fährt. Eine Alternative ist die<br />
Ochsenkarre. Die ist leiser, aber breiter<br />
<strong>und</strong> wesentlich schwerer. Einmal in der<br />
Woche darf man die ziehen. Sie dient<br />
dazu, Besen <strong>und</strong> Schüppe mitzuführen<br />
um Glasscherben aufzufegen. Hier würden<br />
es auch Handfeger <strong>und</strong> Dreckschüppe<br />
tun. Stattdessen nimmt man<br />
zehn Kilogramm mehr mit auf die Reise.<br />
Wenn man dann die Karre <strong>von</strong> Überwasser<br />
zum Dom hochgezogen hat,<br />
kann man dem Herrn danken, dass man<br />
im Flachland lebt. Da kommt man gerne<br />
auch mal ins schwitzen. Einmal ist einer<br />
umgekippt. Der wurde vom Krankenwagen<br />
abgeholt. Dann muss der Vorarbeiter<br />
auch mal eine Tonne ziehen.<br />
Wegen des Wetters können die Touren<br />
auch mal kürzer werden. Allein für Pausen<br />
<strong>und</strong> Wartezeiten werden etwa eineinhalb<br />
St<strong>und</strong>en der Arbeitszeit verwendet.<br />
Von dieser Zeit fehlt mir etwas,<br />
damit ich ruhig, sorgfältig <strong>und</strong> umsichtig<br />
arbeiten kann. Wenn der Vorarbeiter<br />
sagt:“Jetzt nicht sammeln.“ Dann gehen<br />
wir einfach daran vorbei. Einmal<br />
haben wir zum Ende der Tour fünf Tonnen<br />
zusammengekippt in eine. Die war<br />
dann ohne Zusammendrücken dreiviertel<br />
voll. Bei Jüngeren ist die Fluktuation<br />
höher als bei Älteren. Oft kommen wir<br />
früher wieder zurück. Und wenn wir<br />
dann die Tonne geleert <strong>und</strong> weggestellt,<br />
die Hände gewaschen <strong>und</strong> uns umgezogen<br />
haben, warten wir oftmals noch<br />
eine halbe St<strong>und</strong>e auf Feierabend. Da<br />
steht man dann <strong>und</strong> kann nicht anders.<br />
Und am schwarzen Brett kann man fettgedruckt<br />
folgende Faustregel lesen:<br />
Ruhiges, sorgfältiges <strong>und</strong> umsichtiges<br />
Arbeiten geht vor Tempo! Obwohl der<br />
Job notwendig ist, kostet er Überwindung.<br />
Durch die ständige Anwesenheit<br />
des Vorarbeiters fühlt man sich unselbständig.<br />
Und wenn man dann noch <strong>von</strong><br />
Bürgern für diese Arbeitsweise verantwortlich<br />
gemacht wird, möchte man am<br />
liebsten sofort da<strong>von</strong> laufen <strong>und</strong> sich<br />
schleunigst einen anderen Job suchen.<br />
Oder ich mache mich einfach mit meiner<br />
Tonne selbstständig - auf Spendenbasis.<br />
Ich bin gelernter Industriekaufmann,<br />
im Besitz der allgemeinen Fachhochschulreife<br />
<strong>und</strong> habe einen Führerschein.<br />
Der Autor besitzt Erfahrungen in: der<br />
Landwirtschaft, bei der B<strong>und</strong>eswehr,<br />
im Holzbereich <strong>und</strong> der Philosophie,<br />
beim Film, der Pädagogik<br />
<strong>und</strong> der Kunst <strong>und</strong> hat eine Million<br />
Kilometer als Lastwagenfahrer auf<br />
dem Buckel. Er sucht dringend einen<br />
verträglichen Job. Kontakt bitte über<br />
die ~-Redaktion.
Neue Verkäuferin<br />
mit Kunstverstand<br />
Anzeigen<br />
Unterwegs auf Münsters Straßen<br />
Eine unserer neuen Verkäuferinnen heißt Birgit <strong>und</strong> verkauft<br />
die draußen! beim Aldi an der Friedrich-Ebert-Straße.<br />
Außerdem ist Birgit sehr kunstinteressiert <strong>und</strong> macht zur<br />
Zeit eine Umschulung zur Tischlerin. Verkäufer Detlef Brocks<br />
sprach mit dem Multitalent.<br />
~: Du interessierst dich für Kunst. Um welche Art <strong>von</strong><br />
Kunst handelt es sich dabei?<br />
Birgit: Der Kunst fühle ich mich seit vielen Jahren verb<strong>und</strong>en.<br />
Schon in der Schule habe ich gern gemalt <strong>und</strong> habe später<br />
dann noch das Holzschnitzen für mich entdeckt. Ich beschäftige<br />
mich oft mit der Natur. Daraus entstehen Stillleben, die<br />
ich mit alltäglichen Gegenständen kombiniere. So wirken<br />
meine Bilder etwas surreal.<br />
~: Du sprichst vom Holzschnitzen. Was schnitzt du denn so?<br />
Birgit: Mit Vorliebe Hände, da man sie in vielen verschiedenen<br />
Haltungen darstellen kann.<br />
~: Hast du deine Kunst schon einmal der Öffentlichkeit<br />
vorgestellt?<br />
Birgit: Seit zehn Jahren nehme ich an Ausstellungen am<br />
Haverkamp teil. Wenn du meinen Namen, mit Nachnamen<br />
heiße ich Borree, googelst, findest du eine Assemblage <strong>von</strong><br />
mir, die 2005 am Abendgymnasium der Stadt Münster ausgestellt<br />
wurde. Ich verkaufe auch Broschüren <strong>und</strong> selbst<br />
gemachte Bücher mit meinen Bildern.<br />
~: Deine letzte Ausgabe habe ich ja selbst im Schrank.<br />
Erzähle unseren Lesern doch bitte mehr darüber.<br />
Birgit: Ich hatte in der Vergangenheit immer wieder kreative<br />
Phasen, in denen ich ganze Bildergeschichten gemalt habe.<br />
Von Phase zu Phase wechselte auch der Malstil. So ist zum<br />
Beispiel im letzen Jahr die Geschichte <strong>von</strong> Fyffes entstanden.<br />
Fyffes ist eine Hummel, die ich tot auf der Straße gef<strong>und</strong>en<br />
habe. Die Bilder <strong>von</strong> Fyffes habe ich bei Sonnenschein auf<br />
dem Bürgersteig gemalt. So saß ich st<strong>und</strong>enlang mit meinem<br />
Zeichenblock da <strong>und</strong> genoss die ersten Sonnenstrahlen des<br />
Jahres mit der Hummel in der Hand. Ich studierte diese Tierchen<br />
<strong>und</strong> baute das in meine Bilder ein. Dann hatte ich eine<br />
Phase, in der ich Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Bekannte in sehr farbigen Bildern<br />
portraitiert habe. An einem Wochenende im Frühling<br />
2006 auf der Wagenburg ist das Bild „Barfuss im Morgentau“<br />
entstanden. Weihnachten 2006 haben wir im Triptychon, im<br />
Verein für Kunst <strong>und</strong> Kultur geplant, eine Künstlerzeitschrift<br />
zu drucken. Für das Deckblatt habe ich sechs Bilder entworfen,<br />
doch leider ist es bis jetzt nur bei der Planung geblieben.<br />
Das Projekt „Künstlerzeitschrift“ ist eher ein Traum. Aber das<br />
ist alles nur ein Teil da<strong>von</strong>. Mein Buch umfasst etwa 250 Bilder.<br />
~: Sehr interessant. Wie kann man an dieses Buch heranzukommen?<br />
Birgit: Ich muss zu dem Buch sagen, dass die Abbildungen<br />
schwarz/weiß <strong>und</strong> auf umweltfre<strong>und</strong>lichem Papier gedruckt<br />
sind. Bei Interesse, können sich die Leser an die Redaktion<br />
der „~“ wenden.<br />
~: Gut zu wissen. Dann wünsche ich dir, dass du deine<br />
Kunst noch vielen näher bringen kannst. Danke für das nette<br />
Gespräch.<br />
Tausend Fragen – eine Adresse<br />
Infos <strong>und</strong> Service im publikom – Stadtnetz für Münster<br />
www.muenster.de<br />
Portal für Münster <strong>und</strong> das Münsterland<br />
www.muenster.de/stadt<br />
Service <strong>und</strong> Infos der Stadtverwaltung<br />
Presse <strong>und</strong> Informationsamt<br />
www.muenster.de/stadtteile<br />
Stadtteil-Portale – <strong>von</strong> Amelsbüren bis Sprakel<br />
www.termine.muenster.org<br />
Münsters Veranstaltungskalender<br />
www.muenster.de/stadt/awm<br />
Abfall <strong>und</strong> Recycling, Entsorgungskalender<br />
www.muenster.de/stadt/skulpturen<br />
Prima Klima: Umwelttipps, Service, Beratung<br />
www.muenster.de/stadt/formulare<br />
Vordrucke online – das spart Zeit <strong>und</strong> Wege<br />
www.muenster.de/stadt/sozialamt<br />
Alles zum Recht auf Hilfe in vielen Lebenslagen<br />
15
Kurzgeschichte | Text: Eduard Lüning | Foto: Meike Brautmeier<br />
16<br />
Waschtag<br />
Unser Lyriker Eduard Lüning hat mal wieder zugeschlagen.<br />
Nachfolgend erzählt er uns eine Geschichte über die außergewöhnliche<br />
Liebe zu einer Industriewaschmaschine.<br />
_Toto fixierte sie. Liebte sie <strong>und</strong> war völlig verzückt. Entrückt.<br />
Ja, völlig verrückt. Seine Augen verschwammen <strong>und</strong> sie hypnotisierte<br />
ihn. Toto verfiel in Trance. Mit gläsernen Augen.<br />
_Er liebte diese Trommel <strong>und</strong> all ihre Bewegung. Genoss jede<br />
Umdrehung. Liebte ihren Gleichmut <strong>und</strong> ihr gurgelndes Plätschern.<br />
Und am Ende ihre wilde Wut, ihr ungestümes Temperament.<br />
Sie blieb ihm dennoch fremd <strong>und</strong> verborgen. Versiegelt<br />
<strong>und</strong> verschlüsselt. Er stieg da nicht mehr durch. Sie überforderte<br />
ihn <strong>und</strong> er verstand sie nicht.<br />
_Toto war Legastheniker <strong>und</strong> warf alles durcheinander: Klamotten,<br />
Schalter, Schrauben <strong>und</strong> Knöpfe. Nicht nur Buchstaben,<br />
nein, alles andere auch. Toto trat die Ordnung mit Füßen<br />
<strong>und</strong> strickte sich sein Durcheinander. Heillos <strong>und</strong> hoffnungslos.<br />
_Da stand er dann da vor seiner Trommel <strong>und</strong> stand wie `n<br />
Ochs´ vor `m Berg. Eisiges Schweigen. Die beiden hatten sich<br />
nichts zu sagen. Konnten einfach nicht miteinander. Und ohne<br />
erst recht nicht. Sie war nun mal ein wenig kompliziert.<br />
Eben eine 'Frau'! Ein Stück weit unberechenbar. Und man<br />
wusste nie, was am Ende bei all dem herauskam. Sie war halt<br />
eine Unbekannte, eine W<strong>und</strong>ertüte. Und Toto griff hinein <strong>und</strong><br />
fischte einen rosaroten Alptraum raus. Rosarote Wäscheträume!<br />
In XS!! Wäsche vom anderen Ufer. Angelaufen <strong>und</strong> eingelaufen!<br />
_Das sollte ihm nun nicht mehr passieren. Toto hatte vorgesorgt<br />
<strong>und</strong> lief nur noch in unwaschbaren Klamotten rum:<br />
Stiefel <strong>und</strong> Schuh´, Jacke wie Hose - Leder kompakt! Es gab<br />
nur noch Wäsche-Quartale. Wäschezeit zur Jahreszeit!<br />
Viermal. Viermal im Jahr!!<br />
_Toto stand vor einem Stapel T-Shirts. Erstickte in einem Berg<br />
verpinkelter Plinten <strong>und</strong> ertrank in einem Meer <strong>von</strong> stinkenden<br />
Strümpfen. Steife Strümpfe! Sie waren eine Gemeinheit,<br />
ein Attentat. Und ein Anschlag auf den Geruchssinn. Und erst<br />
seine Schweißmauken! Eine Kloake!! Zum Himmel stinkende<br />
Quanten. Lauter verschimmelte Füße. Schlimmer noch als<br />
jeder Verwesungsgestank! Dagegen konnte kein Tod der Welt<br />
anstinken!! Toto wechselte seine Strümpfe. Im Wochenrhythmus<br />
tat er das! Dazwischen zog er sie nicht aus. Eine Güllegrube!<br />
Die reine Seuche <strong>und</strong> ein Revival für die Pest! Und eine<br />
Bank für seinen Fußpilz.<br />
_Damit machte man sich nicht gerade Fre<strong>und</strong>e. Man machte<br />
sich Platz. Und um ihn herum wurde es leise <strong>und</strong> leer. Viel<br />
Leerlauf. Auch jetzt. Und Toto ging, ging über zu Plan B.<br />
_Erzählte wildfremden Menschen einen vom Krieg. Irgend<br />
so´n Stuss <strong>von</strong> wegen Lesebrille vergessen <strong>und</strong> verlegt... Wie<br />
auch immer. Das Mädel amüsierte sich köstlich, lächelte vielsagend<br />
<strong>und</strong> brachte sie zum Laufen. Sie setzte seine Liebe in<br />
Gang. Ein banales Unterfangen. Idiotensicher. Eigentlich...<br />
Toto lümmelte sich in seinen Klappstuhl. Und fing an zu gaffen.<br />
Begaffte <strong>und</strong> beglotzte sie. Und starrte gebannt in ihr Inneres:<br />
TV aus der Trommel. Wäsche-TV! Keine Ahnung, was die<br />
Knalltüte darin sah oder daran fand. Steine klopfen, Tüten<br />
kleben... Alles machte mehr Sinn. Selbst das Bahnstrecken-<br />
Nachtprogramm überzeugte! Gemessen an Totos totem Sender<br />
machte dieses monotone Rattern selbst noch Hitchcock Konkurrenz.<br />
_Toto ließ sich nicht beirren <strong>und</strong> starrte unentwegt. Fixierte<br />
sie mit stierem Blick. Und seine Birne kreiselte, kreiselte im<br />
Takt mit der Trommel. Dieses säuselnde Matschen, ein Wiegen<br />
<strong>und</strong> Wogen. Es seifte ihn ein. Und Toto offenbarte sich der<br />
Blick für alles Wesentliche: für seine Wäsche! Sie wog ihn in<br />
eine Art Dämmer. Seine Birne fiel vornüber <strong>und</strong> mit ausgefahrener<br />
Kauleiste hing er seinen Wäscheträumen nach...<br />
_Toto erwachte <strong>und</strong> die Trommel verstummte. Die beiden gingen<br />
<strong>und</strong> verließen den Salon: Toto <strong>und</strong> sein Seesack. Beide<br />
stiegen sie um <strong>und</strong> stiegen sie ein. In sein Taxi! Toto spannte<br />
ein paar Leinen. In <strong>laut</strong>er Querreihen. Von Tür zu Tür. Und<br />
hängte sie auf. Da baumelten sie nun: Schlüpfer <strong>und</strong><br />
Strümpfe! Und was nicht passte, passte woanders <strong>und</strong> kam in<br />
die Fenster. Mit der Kurbel fixiert.<br />
_Toto war eine depperte Natur. Leicht unterbelichtet <strong>und</strong> ausgestattet<br />
mit Geistesblitzen der besonderen Art. Ausgestattet<br />
mit einem Persilschein! Toto hatte Narrenfreiheit. Er war nun<br />
mal nicht ganz dicht. Und überwinterte mehr oder minder<br />
regelmäßig in der Ballerburg.<br />
_Mit seiner Pottfrisur erinnerte er an eine Mischung aus Dick<br />
<strong>und</strong> Doof <strong>und</strong> Mr. Bean. Eine Schießbudenfigur! Total meschugge.<br />
Völlig behämmert <strong>und</strong> einfach nur gaga. Und Toto<br />
rotzte auf´s Pedal <strong>und</strong> gab Gummi. Schlingerte <strong>und</strong> schleuderte.<br />
Das komplette Trockenprogramm! Knüppelte <strong>und</strong> beschleunigte.<br />
Und ging in die Eisen. Rotlicht zwang ihn in die<br />
Knie. Und bescherte ihm Ärger. Bescherte ihm K<strong>und</strong>schaft,<br />
Laufk<strong>und</strong>schaft. Jetzt, wo er sie einmal nicht gebrauchen<br />
konnte. Sie unterbrach sein Trockenprogramm.<br />
_Toto wünschte sie alle zum Teufel. Vergebens. Der Satan<br />
nahm schon Platz. Und lallte, lallte auf ihn ein. Der Deibel war<br />
betrunken <strong>und</strong> in einem Zustand zwischen Koma <strong>und</strong> Delir.<br />
Seine Alte übernahm das Kommando. Und die Olle war die<br />
Hölle. Eine Hölle auf vier Rädern!<br />
_Sie war Feuer <strong>und</strong> Flamme. Und das blöde Weib ging denn<br />
auch prompt in Flammen auf. Züngelte <strong>und</strong> zischte <strong>und</strong> ging<br />
gleich auf den Kutscher los. Schenkte ihm ein <strong>und</strong> scheuchte<br />
ihn rum. Und züngelte weiter. Kreiselte mit ihrer Fratze in seiner<br />
<strong>und</strong> nagelte los: „ Huugooo, guck dir mal den Affen an.<br />
Wie heißen die Wilden noch mal? Gooorillaas! Dass uns dieser<br />
nich´ noch vor die Bäume fährt. Da sind die Völker schließlich<br />
zuhause. Huuugoo! Hugo?“ Hugo war hinüber. Hugo war gar.<br />
Verdrehte die Döppen <strong>und</strong> kullerte weg. Und die Alte gab<br />
nicht nach. Krakeelte weiter <strong>und</strong> rief nach dem Teufel. Hugo<br />
muckte sich nicht. Hugo war hin.<br />
_Toto war nun an der Reihe <strong>und</strong> das Teufelsweib fing an zu<br />
kramen. Kramte eine zermatschte Banane hervor <strong>und</strong> fütterte<br />
ihren Affen: „King Kong, friiiss!“ Toto biss <strong>und</strong> biss die Zähne<br />
zusammen. Die Alte kugelte ihm in die Arme <strong>und</strong> verteilte ihre<br />
Banane. Beschmierte ihn <strong>und</strong> bekleckerte Hose, Hemd <strong>und</strong><br />
Gesicht. Sie will es nun wissen: „Sag schon, Wilder, sag endlich,<br />
wo kommst du her? Fahr mich in die Steinzeit!! Ich will<br />
wissen, wie du wohnst!“
Toto stieß an seine Grenzen <strong>und</strong> fiel vom Glauben ab. Bekam<br />
die Krise <strong>und</strong> die Alte bog sich. Bog sich vor Lachen <strong>und</strong> kringelte<br />
sich. Und zerdepperte ihn mit ihrem blechernen Lachen.<br />
Schepperte <strong>und</strong> zerdepperte ihr Glas. Ein verrücktes Mittelalter,<br />
diese Alte. Und alles klebte. Dank Appelschnaps! Die Plörre<br />
hielt den ganzen Laden zusammen.<br />
_Toto schäumte <strong>und</strong> scharrte mit den Hufen. Die Olle kullerte<br />
mit den Augen <strong>und</strong> starrte dumm aus der Wäsche. Gaffte ihn<br />
an <strong>und</strong> glotzte verwirrt: Gorilla oder Kamel? Sie grübelte <strong>und</strong><br />
einigte sich dann auf einen Kompromiss. Legte sich auf einen<br />
Esel fest <strong>und</strong> dem Esel wurde es zu bunt: „Heiland zack nochmal!“<br />
Toto löschte das Taxameter. So hatte das doch alles keinen<br />
Sinn. Nein nein, er rackerte doch nicht für taube Nüsse.<br />
Und es stand schließlich eine Menge Silber auf dem Spiel! Toto<br />
hakte nach: „Wo woll´n se denn nu´ hin, zur Hölle nochmal!“<br />
Die Alte gab Contra: „Das müssen Sie doch wissen“, schnatterte<br />
sie zurück. „Wer fährt denn hier? Sie oder ich?“<br />
_Toto war schwierige K<strong>und</strong>schaft gewöhnt. Mit dieser schmierte<br />
er heftig ab. So kam er nicht weiter. Er versuchte es mit<br />
einem billigen Trick: „Wohin woll´n se denn so ungefähr?“ Die<br />
Alte lallte los <strong>und</strong> wies ihm den Weg: „Dahin“, orakelte sie<br />
<strong>und</strong> wedelte mit dem Finger im Kreis. Sie zeigte überall <strong>und</strong> in<br />
alle Richtungen hin.<br />
_Toto zog die Notbremse: „Nein nein, so geht das nicht. So<br />
geht das nicht weiter. Ham se denn überhaupt noch Geld?“<br />
Das ließ sich die Drossel nicht zweimal fragen. Toto traf ins<br />
Schwarze. Die Alte kramte <strong>und</strong> kramte in ihren Taschen. Und<br />
hagelte mit den Talern! Schmiss mit der Kohle nur um sich.<br />
Und Toto wurde zum Motivator. Stichelte <strong>und</strong> stachelte <strong>und</strong><br />
warf den Hut in den Ring. Machte mächtig Stimmung <strong>und</strong><br />
konnte sich gleich doppelt freuen, denn der Teufel schmiss<br />
mit. Die Alte hatte ihn im Nacken <strong>und</strong> sie schmissen um die<br />
Wette. Schmissen, was die Patte so hergab. Der Deibel war<br />
spendabel <strong>und</strong> die Alte zog nach. Beide spielten sie Toto in<br />
die Hände. Und in den Hut! Taler <strong>und</strong> Scheine. Bis auf die<br />
letzte Note. Sterntaler-Nacht! Toto trieb sie in den Ruin. Irgendwann<br />
beruhigten sich dann die Gemüter. Mangels Masse!<br />
Die Bunken hatten ihr Pulver verschossen <strong>und</strong> waren blank.<br />
Blitzeblank! Diese Lackaffen.<br />
_Das Blatt hatte sich gewendet, ja gründlich geändert. Toto<br />
war nun am Drücker! Und ließ nicht mehr locker, ließ das Ruder<br />
nicht mehr los. Er zog nun andere Seiten auf. Seine Seiten!<br />
Verschärfte die Gangart <strong>und</strong> die Alte kullerte ihm über die<br />
Knie. Toto wurde zum Deibel! Und der Satan fuhr verteufelt<br />
gut. Schleuderte mit den beiden durch die Hölle <strong>und</strong> mitten<br />
durch das Feuer!<br />
_Gas <strong>und</strong> Bremse wechselten. In ständigem Stakkato! Toto<br />
schmiss den Knüppel nach vorn <strong>und</strong> prügelte auf den Schlitten<br />
ein. Nur <strong>laut</strong>er Crescendi! Ein Bilderbuch-Stunt!! Die Alte<br />
lernte das Fliegen. Bekam einen Gratis-Taxi-Innenflug! Bürstete<br />
die Ablage, putzte die Front <strong>und</strong> federte in die Polster<br />
zurück. Ihr pappte ein Schlüpfer im Gesicht. Und die Leiche<br />
dahinter stöhnte eine Etage tiefer. Unter Socken begraben.<br />
Den Höllenh<strong>und</strong>en wurde alles abverlangt. Ein ungleicher<br />
Kampf. Und das Pack baumelte mit dem Rücken zur Wand.<br />
Toto präparierte sie. Organisierte die Reste <strong>und</strong> präparierte ihr<br />
Gnadenbrot.<br />
_9. R<strong>und</strong>e! Neunmal im Kreis <strong>und</strong> neunmal um den Block!!<br />
Um den Pudding jagte er sie. R<strong>und</strong>e für R<strong>und</strong>e <strong>und</strong> mit jedem<br />
Mal `ne Nummer wilder. Toto ging dann über <strong>und</strong> ging auf´s<br />
Ganze. Er war in Galalaune. In Killerlaune!!<br />
Autor Eduard Lüning<br />
_Toto will ein angemessenes Ende. Ein anständiges Ende! Und<br />
drängt auf Abbruch. Nur nicht Sieger nach Punkten! Nahm<br />
nun jede Bordsteinkante mit <strong>und</strong> ließ kein Schlagloch aus.<br />
Toto demolierte die beiden. Im Zickzackkurs! Und will ein Ende,<br />
ein Ende durch Abbruch.<br />
_Die Alte hisste die Fahne. Kramte ein Taschentuch hervor <strong>und</strong><br />
wedelte. Wedelte <strong>und</strong> versackte. Und sackte zur Seite. Glänzendes<br />
Finish! Ein Bilderbuch-Knockout!!<br />
_Toto schmetterte in die Eisen. Ging in die Ramme <strong>und</strong> der<br />
Schlitten stand stramm. Pfiff <strong>und</strong> fauchte durch die Nacht. Die<br />
Alte rotierte. Und Toto half ihr auf die Sprünge. Auf die rustikale<br />
Art! Und das Weib flog aus der Schleuder. Ein Bilderbuch-<br />
Nachtflug!! Galante Bauchlandung! Der Schickermann segelte<br />
hinterher. Mit miserablen Haltungsnoten.<br />
_Beide fingen sie an zu würgen. Die Alte machte den Anfang<br />
<strong>und</strong> goss einen kräftigen Schwall über den Lack. Verteilte den<br />
Brei die Türseite entlang <strong>und</strong> legte noch `ne Dosis Kotter<br />
drauf. Hugo war dann endlich auch so weit. Und göbelte!<br />
Göbelte in einer Tour. Konsequent <strong>und</strong> intelligent. Mit Sinn<br />
<strong>und</strong> System. Sauber über den Holm. Picobello! Hut ab! Hugo<br />
reiherte wie ein Profi. Da machte ihm so schnell keiner was<br />
vor.<br />
_Die Sauerei hielt sich in Grenzen. Der Kotter zog seine Bahnen<br />
<strong>und</strong> zog sich in Schlieren. Hangelte sich in Prielen hinunter<br />
<strong>und</strong> kleckerte in die Gosse. Schade! Schade um den<br />
Schnaps. Und um all das schöne Bier. Es suppte als Rinnsal.<br />
Und schalte. Verschalte im Rinnstein.<br />
_Toto ließ die beiden Schluckspechte allein. Ließ sie weiterreihern<br />
<strong>und</strong> gab Gas. Soll´n sich doch andere um den Teufel<br />
scher´n. Und Toto genoss ihn. Er hatte ihn wieder. Den Himmel<br />
auf Erden. Und schwamm in höllisch viel Geld. Er würde<br />
heut´ ausgiebig lang putzen. Den Reibach rausputzen.<br />
_Die Blätter verfärbten sich <strong>und</strong> es wurde wieder mal Zeit. Die<br />
alte Liebe! Sie wartete schon. Auf eine geladene Trommel. Und<br />
ließ 60 Grade sein. Ein neues Quartal brach an. Wäscheträume<br />
reiften. Und mischten sich in den Herbst. #<br />
17
Bericht | Text: Michael Heß<br />
18<br />
Ein Leben für die Toleranz<br />
Warum nicht Teddy Kollek Platz?<br />
Hieße der Neuplatz noch so - Münster<br />
hätte ein Problem weniger. Aber seit<br />
1927 trägt das Areal den Namen <strong>von</strong><br />
Hitlers Steigbügelhalter <strong>und</strong> richtig<br />
glücklich ist heute kaum jemand mit<br />
diesem Namen. Endlos ist aber auch<br />
die Debatte über eine Änderung, denn<br />
beabsichtigte Alternativen müssen<br />
überzeugen. Einen weiteren Vorschlag<br />
macht nun draußen!-Autor Michael<br />
Heß.<br />
_Äußerlich haben sie nicht viel gemein,<br />
die westfälische Bischofsstadt in grüner<br />
Parklandschaft <strong>und</strong> die judäische Metropole<br />
in ockerfarbener Wüstenei. Zu<br />
verschieden sind die Geschichte, die<br />
Klimate, die Einwohner. Dennoch verbindet<br />
beide Städte ein Gedanke <strong>und</strong><br />
eine Person. Münster <strong>und</strong> Jerusalem<br />
stehen symptomatisch für die Notwendigkeit<br />
miteinander gelebter Toleranz in<br />
unruhigen Zeiten. Personifiziert durch<br />
einen der <strong>still</strong>en Großen des vergangenen<br />
Jahrh<strong>und</strong>erts: Teddy Kollek.<br />
Anzeige<br />
Kein Gewerbegebiet<br />
in Amelsbüren!<br />
w w w.uwg-ms.de<br />
Unabhängige Wählergemeinschaft für Münster<br />
_Kollek war viele Jahre Bürgermeister<br />
einer besonderen Stadt: Jerusalem<br />
(arab. al-Quds, lat. Hierosolyma). Mit<br />
etwa 3.800 Jahren ist sie eine der ältesten<br />
Städte der Welt. Den Juden <strong>und</strong><br />
Christen gilt sie als heiligste Stadt, den<br />
Moslems nach Mekka <strong>und</strong> Medina als<br />
drittheiligste. Mit dem Tempelberg, der<br />
Erlöserkirche <strong>und</strong> dem Felsendom ist sie<br />
ein wirklicher Ort der in religiösem<br />
Wahn blutig geschriebenen Weltgeschichte.<br />
Judäische Stämme schlagen<br />
sich zuerst mit den Samaritern <strong>und</strong> später<br />
mit Persern <strong>und</strong> Römern. Mehrere<br />
Kreuzzüge haben die Stadt zum Ziel; der<br />
Preis sind ungezählte <strong>Tote</strong>. Noch später<br />
tummeln sich Sarazenen, Mameluken,<br />
Türken, Araber, selbst Kaiser Wilhelm II.<br />
<strong>und</strong> endlich wieder Juden im Landstrich,<br />
den sie alle als ihr „heiliges<br />
Land“ betrachten mit der Heiligen Stadt<br />
im Zentrum. Im Sechs-Tage-Krieg <strong>von</strong><br />
1967 <strong>und</strong> im Yom-Kippur-Krieg 1973 geht<br />
es unter anderem um die Kontrolle über<br />
Jerusalem. Doch dazwischen, die weitaus<br />
längere Zeit, das Zusammenleben<br />
der Völker, die wechselseitige Befruchtung<br />
ihrer Kulturen <strong>und</strong> Religionen. Die<br />
Probleme verschweigt Kollek nicht. Er<br />
spricht <strong>von</strong> der unendlichen Geduld, die<br />
nötig ist <strong>und</strong> die oftmals fehlt: „Jeder<br />
will seine eigene Schule, jeder will seine<br />
eigene Religion, jeder will seine eigenen<br />
Sitten haben. Was wir tun, ist jedem die<br />
Freiheit zu geben, so zu leben, wie er<br />
will.“ In Anspielung auf den deutschen<br />
Kardinal <strong>von</strong> Galen nennt man ihn den<br />
Löwen <strong>von</strong> Jerusalem, aber er ist eigentlich<br />
ein moderner „Nathan der Weise.“<br />
Dass die Wahrheit viele Facetten hat -<br />
seine Biografie mochte solche Einsichten<br />
befördert haben.<br />
_Teddy Kollek wird am 27. Mai 1911 im<br />
ungarischen Nagyvászony in der Nähe<br />
des Plattensees in eine zionistische Familie<br />
hinein geboren. Nach Jahren im<br />
nahen Wien damals eine zionistische<br />
Hochburg wandert die Familie 1935 nach<br />
Palästina aus. Der junge Kollek engagiert<br />
sich in der Kibbuzim-Bewegung<br />
<strong>und</strong> für die Rettung europäischer Juden.<br />
Nach dem Krieg arbeitet er in verschiedenen<br />
Funktionen im Umfeld des legendären<br />
israelischen Staatsgründers<br />
<strong>und</strong> Ministerpräsidenten David Ben<br />
Gurion. 1965 wird er für die sozialdemokratische<br />
Arbeiterpartei zum ersten Male<br />
zum Bürgermeister <strong>von</strong> Jerusalem gewählt.<br />
Das Amt behält Kollek 28 Jahre<br />
lang, seine Amtsführung gilt als sehr<br />
erfolgreich.<br />
_Entsprechend lang ist die Liste der<br />
weltweiten Ehrungen. Der 18-fache<br />
Ehrendoktor Kollek wird auch Ehrenbürger<br />
<strong>von</strong> Wien. Er erhält unter anderem<br />
die Rothschild-Medaille <strong>und</strong> den<br />
Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.<br />
Die US-amerikanische Freiheitsmedaille<br />
<strong>und</strong> der UN Human Rights<br />
Award werden im zuerkannt. Die 50-<br />
Schekel-Scheine der israelischen Notenbank<br />
ziert sein Portrait, die Teddy Kollek-Medaille<br />
ehrt heute besondere Verdienste<br />
um Jerusalem. In die lange Liste<br />
der Ehrungen reiht sich die „Stadt des<br />
Friedens <strong>und</strong> der Toleranz“ würdig ein.<br />
In einer bewegenden Feierst<strong>und</strong>e verleiht<br />
die Stadt Münster Teddy Kollek im<br />
September 1996 ihren renommierten<br />
Toleranzpreis.<br />
_Am 2. Januar 2007 verstirbt Teddy<br />
Kollek im Alter <strong>von</strong> 95 Jahren in Jerusalem.<br />
Außenminister Frank-Walter<br />
Steinmeier nennt ihn „einen leidenschaftlichen<br />
Streiter für Gerechtigkeit,<br />
dessen Mut, moralische Überzeugungskraft<br />
<strong>und</strong> beharrliches Eintreten für den<br />
friedlichen Dialog <strong>und</strong> das Zusammenleben<br />
<strong>von</strong> Juden, Muslimen <strong>und</strong> Christen<br />
in Jerusalem unvergessen bleiben“.<br />
Im fernen Münsterland wartet der größte<br />
Platz der Friedensstadt, die ihm ihren<br />
Toleranzpreis verlieh, auf einen würdigen<br />
Namen. #
Berichte | Texte: Manuela Borgschulte | Fotos:Inge Friedag<br />
Tierfre<strong>und</strong>e suchen Paten<br />
Helfen Sie unseren Schützlingen, werden Sie Pate<br />
oder verschenken Sie eine Patenschaft!<br />
Tierheim im<br />
neuen Gewand<br />
„Schwer vermittelbar“ - dieses Schicksal<br />
trifft leider viele Tiere. Die Gründe dafür<br />
können vielfältig sein: Oft spielt ihr Alter,<br />
ihr Ges<strong>und</strong>heitszustand oder ihr Verhalten<br />
eine Rolle. Wir, die Tierfre<strong>und</strong>e Münster,<br />
wollen auch diesen Tieren ein würdevolles<br />
<strong>und</strong> artgerechtes Leben ermöglichen.<br />
Unser ehrenamtlicher Einsatz<br />
<strong>und</strong> ein großes Herz für Tiere reichen<br />
dafür leider nicht aus, denn auch die<br />
Kosten müssen gedeckt werden. Durch<br />
die Übernahme einer Patenschaft können<br />
Sie uns in unserer Arbeit unterstützen.<br />
Damit finanzieren Sie nicht nur den<br />
Aufenthalt eines Tieres in unserem<br />
Tierheim mit, Sie tragen auch dazu bei,<br />
dass diese kleinen <strong>und</strong> großen besten<br />
Fre<strong>und</strong>e des Menschen nicht „vergessen“<br />
werden. Als kleine Anerkennung für Ihr<br />
Engagement erhalten Sie als Pate eine<br />
Urk<strong>und</strong>e. Vielleicht möchten Sie Ihr<br />
Patentier auch persönlich kennen lernen,<br />
es z.B. Gassi führen oder in anderer<br />
Weise begleiten?<br />
_Eine Tier-Patenschaft kostet je nach Tierart<br />
zwischen 30 <strong>und</strong> 90 Euro jährlich. Sie<br />
ist zeitlich unbefristet, kann aber jederzeit<br />
widerrufen werden. Um eine fortlaufende<br />
Versorgung der Tiere zu gewährleisten,<br />
kann ein Tier auch mehrere Paten<br />
haben. Sollte es vermittelt werden<br />
oder versterben, erlischt die Patenschaft<br />
<strong>und</strong> der Pate bekommt vom Tierschutzverein<br />
der Tierfre<strong>und</strong>e Münster ein neues<br />
Patentier vorgeschlagen. Der Pate kann<br />
dann selbst entscheiden, ob er dem Vorschlag<br />
folgt <strong>und</strong> einen weiteren Schützling<br />
des Vereins unterstützen möchte.<br />
Eine Patenschaft schließt die Vermittlung<br />
des Tieres nicht aus, auch erwirbt<br />
der Pate keine Rechte an dem Tier. Bitte<br />
haben Sie außerdem Verständnis dafür,<br />
dass wir bereits gezahlte Beträge nicht<br />
erstatten können.<br />
_Folgende Patenschaften können wir<br />
Ihnen anbieten:<br />
.30 Euro für ein Huhn<br />
.50 Euro für eine Katze<br />
.70 Euro für einen kleinen bis mittel<br />
großen H<strong>und</strong><br />
.90 Euro für einen großen H<strong>und</strong><br />
Selbstverständlich können Sie die Summen<br />
beliebig aufstocken.<br />
_Weiterhin besteht die Möglichkeit, eine<br />
Patenschaft für ein komplettes Gehege<br />
bzw. einen Raum zu übernehmen. Neben<br />
der Urk<strong>und</strong>e wird dann an „Ihrem“<br />
Gehege bzw. an „Ihrem“ Raum ein Schild<br />
mit Ihrem Namen angebracht. Im Gegensatz<br />
zu einer Patenschaft für ein einzelnes<br />
Tier erlischt die Gehegepatenschaft<br />
nicht mit der Vermittlung oder dem<br />
Tod des Tieres, kann aber <strong>von</strong> Ihnen jederzeit<br />
widerrufen werden.<br />
_Die Kosten für einer Gehegepatenschaft<br />
liegen jährlich zwischen 100 Euro <strong>und</strong><br />
450 Euro:<br />
.100 Euro für ein Ratten-/ oder<br />
Meerschweinchengehege<br />
.150 Euro für das Hühnergehege<br />
.200 Euro für ein Kaninchengehege<br />
.350 Euro für einen Katzenraum<br />
.450 Euro für einen H<strong>und</strong>eraum<br />
Die Patenschaft beginnt mit dem Zahlungseingang<br />
auf unserem Konto. Auf<br />
Wunsch stellen wir Ihnen selbstverständlich<br />
eine steuerwirksame Spendenbescheinigung<br />
aus.<br />
_An unserem jährlich stattfindenden<br />
Patentag haben Sie nicht nur die Möglichkeit<br />
sich ausgiebig mit Ihrem Patentier<br />
zu beschäftigen, sondern können<br />
Sie auch einen Blick hinter die Kulissen<br />
werfen <strong>und</strong> sich über die Arbeit im Tierheim<br />
informieren.<br />
_Bei Fragen stehen Ihnen die Tierfre<strong>und</strong>e<br />
Münster gerne zur Verfügung. #<br />
Das Tierheim an der Kötterstraße erinnerte<br />
manchen Besucher in der Vergangenheit<br />
schon mal an einen hermetisch<br />
abgeriegelten Hochsicherheitstrakt.<br />
Schließlich umgibt ein hoher Zaun mit<br />
Stacheldraht das Gelände, auf dem früher<br />
eine Schule der niederländischen<br />
Streitkräfte untergebracht war.<br />
_Nun erstrahlt das Gebäude in neuem<br />
Glanz. Zwei Münsteraner Künstler machten<br />
dies möglich <strong>und</strong> verschönerten einen<br />
Teil der Fassade mit einem Graffiti.<br />
Die Illustratoren Parastu Karimi <strong>und</strong> Ansgar<br />
Lorenz meldeten sich auf die Anfrage<br />
der Tierfre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> erklärten sich darüber<br />
hinaus zusätzlich bereit, zugunsten<br />
des Tierheims auf ihr Honorar zu verzichten.<br />
Das Ergebnis kann sich sehen<br />
lassen. Nicht nur die Mitarbeiter, sondern<br />
zahlreiche Besucher <strong>und</strong> Vorbeifahrende<br />
zeigen sich begeistert über den<br />
neuen „Eyecatcher“ der Tierfre<strong>und</strong>e Münster.<br />
Wer sich das Kunstwerk aus der Nähe<br />
anschauen will, ist herzlich eingeladen,<br />
das Tierheim zu besuchen. #<br />
Kontakt:<br />
Tierfre<strong>und</strong>e Münster e. V., Kötterstr. 198,<br />
48157 MünsterTelefon: 0251/ 32 50 58,<br />
Öffnungszeiten: Samstags <strong>von</strong> 11.00 Uhr<br />
bis 17.00 Uhr <strong>und</strong> Sonntags <strong>von</strong> 15.00<br />
Uhr bis 18.00 Uhr<br />
www.tierfre<strong>und</strong>e-ms.de<br />
19
Bericht | Text: Horst Gärtner | Foto: Sigi Nasner<br />
Im Herzen der Stadt<br />
Treffpunkt für Notleidende<br />
20<br />
Der „Treffpunkt an der Clemenskirchefür<br />
Menschen in sozialen Notlagen“,<br />
der <strong>von</strong> der Misericordia, der Betriebsträgergesellschaft<br />
der Clemensschwestern<br />
getragen wird, dürfte vielen<br />
~- Lesern mittlerweile bekannt<br />
sein. Aufgebaut hat den Treffpunkt die<br />
Clemensschwester Eveline vor über<br />
dreißig Jahren. Patricia Gallagher hat<br />
die Leitung am 15. Dezember 2005 <strong>von</strong><br />
Timo Bertsmann übernommen. Vor<br />
ihm hatte Renate Konsorki, die vorher<br />
zehn Jahre in der evangelischen Bahnhofsmission<br />
Münster tätig war, fünf<br />
Jahre lang die Verantwortung. Bevor<br />
Frau Gallagher die Leitung übernahm,<br />
hat sie ehrenamtlich im Treffpunkt<br />
gearbeitet <strong>und</strong> während ihres Studiums<br />
der Diplom-Sozialpädagogik war<br />
sie in der „Pension Plus“, die sich<br />
ebenfalls für die Belange sozial<br />
Schwacher einsetzt, tätig. Die Treffpunktleiterin<br />
stand unserem Vereinsvorsitzenden<br />
Horst Gärtner Rede <strong>und</strong><br />
Antwort.<br />
~: Gab es für Dich bei diesen angesehenen<br />
Vorgängerinnen ein „Windschattenproblem“?<br />
Patricia: Im Gr<strong>und</strong>e genommen schon,<br />
weil sie großartige Arbeit geleistet haben<br />
<strong>und</strong> weil diese Arbeit sehr personenbezogen<br />
war. Die Menschen, die zu<br />
uns kommen, haben sehr fast alle persönliche<br />
Bindungen verloren, sie reagieren<br />
deshalb sehr stark auf personenbezogene<br />
Angebote.<br />
~: Was hast Du anders gemacht,<br />
hattest Du ein anderes „Betreuungskonzept“,<br />
bist Du eigene Wege gegangen?<br />
Patricia: Es war <strong>und</strong> ist für mich eine<br />
besondere Herausforderung, die Arbeit<br />
im Treffpunkt umzustrukturieren, sie<br />
<strong>von</strong> meiner Person weg <strong>und</strong> hin zur Einrichtung<br />
zu führen <strong>und</strong> sie damit gewissermaßen<br />
krisenfester zu machen. Das<br />
kann man nicht <strong>von</strong> heute auf morgen<br />
<strong>und</strong> schon gar nicht mit einem großen<br />
Wurf, sondern nur mit ganz kleinen<br />
Schritten. Ich habe zunächst versucht,<br />
mit denen im Team, die verantwortlich<br />
mitarbeiten, bestimmte Grenzen für alle<br />
gültig zu machen. Das ist auch eines der<br />
F<strong>und</strong>amente einer professionellen Einrichtung.<br />
Wenn jemand kein Geld hat,<br />
dann soll er für die Gemeinschaft im<br />
Rahmen seiner Möglichkeiten etwas<br />
tun; kleine Gänge zunächst:Müll wegbringen,<br />
Treppen reinigen, Essen holen.<br />
Für mich ist auch der Solidaritätsgedanke<br />
ein tragender Pfeiler unserer Arbeit.<br />
Wenn z.B. EU-Migranten kommen, die<br />
keine Arbeitserlaubnis bekommen <strong>und</strong><br />
sich ein wenig Geld zusammen betteln,<br />
dann erwarte ich, dass sie sich -wie die<br />
anderen- so gut sie können, beteiligen<br />
<strong>und</strong> ich sehe das auch ganz praktisch:<br />
Wer Geld für Alkohol hat, muss auch<br />
zuvor darüber nachdenken, dass er für<br />
sein Frühstück 50 Cent oder sein Mittagessen<br />
einen Euro braucht. Im Gr<strong>und</strong>e ist<br />
es ein ganz einsehbarer zwischenmenschlicher<br />
Prozess: Ich bekomme<br />
etwas <strong>und</strong> gebe etwas zurück. Ich sehe<br />
die Menschen in der Einrichtung so: Sie<br />
sind meine Gäste, aber sie sollen sich<br />
im Rahmen ihrer Möglichkeiten auch an<br />
den Kosten für das Essen beteiligen.<br />
~: Wie arbeitet Ihr im Bereich der<br />
sozialen Betreuung?<br />
Patricia: Es gilt bei uns das Prinzip der<br />
Vertraulichkeit, das gilt für die Gespräche<br />
in unserer Einrichtung, aber auch<br />
für die Vermittlung <strong>von</strong> Kontakten nach<br />
außen, denn wir wissen sehr wohl, dass<br />
wir nicht alles alleine schaffen können.<br />
Die Menschen, die zu uns kommen,<br />
werden immer jünger, haben oft psychische<br />
Probleme oder sind Rentner, die<br />
mit der Altersrente nicht auskommen,<br />
oft Menschen ohne Perspektive. Es<br />
kommen auch immer mehr Menschen,<br />
die noch gar nicht ganz unten sind,<br />
aber große Existenzängste haben. In<br />
einem Lebensalter zwischen 18 <strong>und</strong> 70<br />
Jahren, <strong>und</strong> darüber. Wir wissen, dass<br />
die Leute, die zu uns kommen sehr<br />
dünnhäutig sind; je länger man unten<br />
ist, desto dünner wird die Haut, desto<br />
schwerer ist es, einen neuen Anfang zu<br />
suchen <strong>und</strong> zu finden.<br />
Wir arbeiten zusammen mit der aufsuchenden<br />
Hilfe des Hauses der Wohnungslosenhilfe,<br />
mit der Streetwork der<br />
Stadt Münster, mit dem Evangelischen<br />
Beratungsdienst der Diakonie, mit<br />
INDRO e.V. <strong>und</strong> in bestimmten Fällen<br />
auch mit anderen Betreuungsorganisationen.<br />
Insofern verstehen wir uns<br />
schon auch als Drehscheibe, wenn wir<br />
Menschen mit ihren Problemstellungen<br />
an bewährte andere Einrichtungen weiter<br />
vermitteln.<br />
Wir sind ein niedrigschwelliges Angebot.<br />
Keiner muss mit mir ein Gespräch führen,<br />
mir seinen Namen nennen. Ich<br />
biete mich an, aber ich dränge mich<br />
nicht auf. Wir sind ein Ort, an dem man<br />
sich wärmen kann, an dem immer Gespräche<br />
möglich sind, an dem man<br />
Essen <strong>und</strong> Trinken bekommt.
Bericht | Text: Sabrina Kipp<br />
Ludger: Rock ’n’ Roller mit Hifitick<br />
~: Die Arbeit im Treffpunkt kannst<br />
du alleine sicher gar nicht leisten. Immerhin<br />
sind täglich 50 - 60 Stammgäste<br />
im Treffpunkt. Wer arbeitet mit Dir zusammen?<br />
Patricia: Schon bevor ich die Leitung<br />
übernommen habe, hat die Clemensschwester<br />
Birgit hier mitgearbeitet <strong>und</strong><br />
sie tut es mit großem Erfolg auch heute<br />
noch. Seit einiger Zeit haben wir mit<br />
Claudia Triebkorn eine weitere hauptamtliche<br />
Kraft <strong>und</strong> es helfen uns 11 Ehrenamtliche<br />
im hauswirtschaftlichen<br />
Bereich. Das Schöne an der Arbeit der<br />
Ehrenamtlichen ist, dass sie einen<br />
Großteil der Atmosphäre ausmachen<br />
<strong>und</strong> dass sie sich ganz anders einbringen<br />
als die Hauptamtlichen. So entsteht<br />
eine ganze Reihe <strong>von</strong> persönlichen Bezugspunkten<br />
in der täglichen Arbeit.<br />
~: Wie wirst Du <strong>von</strong> außerhalb der<br />
Einrichtung unterstützt?<br />
Patricia: Die Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger<br />
aus Münster <strong>und</strong> Umgebung helfen uns<br />
immer wieder mit Geld <strong>und</strong> Sachspenden,<br />
suchen auch immer wieder persönliche<br />
Kontakte mit der Einrichtung.<br />
~Gibt es auch eine Zusammenarbeit<br />
mit der Polizei?<br />
Patricia: Der Treffpunkt ist ein „polizeilicher<br />
Schutzraum“; wenn die Polizei<br />
kommt, ist eine vorherige Rücksprache<br />
mit der Leiterin erforderlich <strong>und</strong> im<br />
akuten Fall gehe ich vor die Tür des<br />
Treffpunktes <strong>und</strong> spreche mit den Beamten.<br />
Die Polizei kommt natürlich sofort,<br />
wenn sie gerufen wird.<br />
~: Hast Du für das Jahr 2009<br />
einen besonderen Wunsch?<br />
Patricia: Wir hätten gerne Hilfe <strong>von</strong><br />
weiteren Ehrenamtlichen, die mindestens<br />
21 Jahre alt sind <strong>und</strong> die für die<br />
vielschichtige, menschliche <strong>und</strong> soziale<br />
Problematik, mit der wir es täglich in<br />
der Einrichtung zu tun haben, aufgeschlossen<br />
sind. Außerdem brauchen wir<br />
dringend einen Umbau des Sanitärbereichs<br />
für die Menschen, die zu uns<br />
kommen.<br />
Treffpunkt an der Clemenskirche ist<br />
Mo.-Sa. <strong>von</strong> 9 - 14 Uhr geöffnet.<br />
Ludger verkauft die draußen! schon<br />
seit fast fünf Jahren. Das Südviertel ist<br />
sein Revier. Hier lebt er seit vielen<br />
Jahren in einer betreuten Männer-WG<br />
<strong>und</strong> frönt seinem liebsten Hobby:<br />
Musik hören! Sabrina Kipp hat sich mit<br />
dem 47 Jährigen unterhalten.<br />
_Geboren als jüngster Junge <strong>von</strong> insgesamt<br />
11 Geschwistern, ist Ludger in<br />
Rheine aufgewachsen. Hierher zurück<br />
fährt er noch heute oft am Wochenende,<br />
nicht nur um seine Schwester zu besuchen,<br />
zu der er einen engen Kontakt<br />
pflegt. „Sie hilft mir viel <strong>und</strong> kleidet<br />
mich bei Bedarf auch mal neu ein,“ erzählt<br />
Ludger <strong>und</strong> zeigt stolz seine nagelneuen<br />
Schuhe. Manchmal geht er in seinem<br />
Heimatort auch zum Fußball.<br />
Schwärmen andere vom FC Bayern,<br />
Schalke oder Hoffenheim, gibt es für ihn<br />
nach wie vor nur einen Verein, den FC<br />
Rheine. Aber diese Besuche sind selten<br />
geworden. „Ich kann zwischen so vielen<br />
Menschen nicht so gut..., das hat was<br />
mit meiner Krankheit zu tun,“ klagt der<br />
gelernte Maurer, der nur für etwas über<br />
ein Jahr als Geselle arbeiten konnte.<br />
Schon 1980 zeigten sich das erste Mal<br />
die Symptome. Ludger ist lustlos <strong>und</strong><br />
Antriebsschwach, hat Halluzinationen<br />
<strong>und</strong> hört Stimmen. Damit beginnt für<br />
ihn ein langer Leidensweg. Immer wieder<br />
ist er Patient in der Westfälischen<br />
Klinik für Psychiatrie. Wohnt mal in<br />
Übergangswohnheimen, mal in anderen<br />
Unterkünften. Erst 1991 wird er in ein<br />
Betreuungsprogramm aufgenommen.<br />
Rechtsanwältin<br />
Annette Poethke<br />
Fachanwältin für Familienrecht<br />
Tätigkeitsschwerpunkte:<br />
„Die haben mir wirklich geholfen, sonst<br />
wäre ich sicher auf der Straße gelandet!“<br />
so Ludger heute.<br />
_Früher ist der Westfale, der auch noch<br />
fließend Plattdeutsch spricht, gerne<br />
unter die Leute gegangen. In der Rock<strong>und</strong><br />
Punkmusik der achtziger Jahre fühlt<br />
er sich zuhause. Einmal hat er sogar ein<br />
Open Air Konzert in Schüttdorf besucht.<br />
„Da habe ich The Cure <strong>und</strong> Ideal live gesehen,<br />
das hat Spaß gemacht!“ erzählt<br />
er mit leuchtenden Augen. Aber auch<br />
diese Zeit liegt lange zurück. Zu seinen<br />
alten Fre<strong>und</strong>en hat er keinen Kontakt<br />
mehr, seit ein guter Fre<strong>und</strong> vor vielen<br />
Jahren an Krebs verstorben ist. Einmal<br />
noch haben sie alle zusammen eine Tour<br />
gemacht. Mit dem Auto über München<br />
<strong>und</strong> Venedig nach Griechenland. Leider<br />
konnte Ludger die Reise nicht bis zum<br />
Schluss durchstehen. Wieder einmal<br />
machte ihm seine Erkrankung einen<br />
Strich durch die Rechnung. Die Medikamente<br />
<strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>enen<br />
Nebenwirkungen machten eine Weiterreise<br />
unmöglich.<br />
_Heute holt er sich seine Musik, sein<br />
Lebenselexier nach Hause, in seine kleinen<br />
vier Wände. Hier legt er seine Lieblingsplatten<br />
auf <strong>und</strong> verschanzt sich<br />
hinter seinem Kopfhörer. Dann ist er<br />
glücklich. Dafür geht Ludger gerne die<br />
draußen! verkaufen. „Für mich ist es das<br />
Schlimmste, nichts zu tun zu haben,“<br />
sagt Ludger <strong>und</strong> fügt traurig hinzu: „Ein<br />
richtiger Job kommt für mich wohl nie<br />
mehr in Frage.“<br />
Eherecht . Miet- <strong>und</strong> Pachtrecht . Verkehrsrecht<br />
Interessenschwerpunkte:<br />
Arbeitsrecht . Erbrecht<br />
Anzeige<br />
Hüfferstraße 8 . 48149 Münster<br />
Tel.: 0251-511023 <strong>und</strong> 511024 . Fax: 0251-57606<br />
21
Bericht | Text: Horst Gärtner<br />
Schlechte Nachricht aus Düsseldorf<br />
Wir hatten gehofft, dass das Ministerium<br />
für Generationen, Familien, Frauen <strong>und</strong><br />
Integration des Landes NRW die beabsichtigte<br />
Streichung <strong>von</strong> 1,2 Millionen<br />
Fördermitteln für kommunale Wohnungsprojekte<br />
aufgeben <strong>und</strong> den Wohnungslosen<br />
- immerhin sind das über 13.000<br />
in Nordrhein-Westfalen <strong>und</strong> in Münster<br />
schätzt man die Zahl auf etwa 500 - ein<br />
Weihnachtsgeschenk machen würde. Dieser<br />
Wunsch ist uns nicht erfüllt worden.<br />
Das Ministerium teilt Ratsherrn Michael<br />
Halberstadt am 17. November 2008 mit,<br />
dass seit 1996 über 130 innovative Projektansätze<br />
<strong>und</strong> Konzepte in NRW unterstützt<br />
wurden; sieben da<strong>von</strong> auch in<br />
Münster, die meisten liegen allerdings<br />
acht Jahre zurück. Das Ministerium weist<br />
darauf hin, dass es mit dem Programm<br />
den Startschuss gegeben habe <strong>und</strong> dass<br />
jetzt auf örtlicher Ebene <strong>und</strong> in eigener<br />
Verantwortung negative Entwicklungen<br />
frühzeitig erkannt werden können <strong>und</strong><br />
man auch entsprechend reagieren könne.<br />
Das heißt im Klartext: die<br />
Landesregierung wird die Entwicklung<br />
aufmerksam beobachten, aber im übrigen<br />
sollen die Städte <strong>und</strong> Gemeinden<br />
<strong>und</strong> die freien Träger sehen, wie sie<br />
ohne die Förderung des Landes künftig<br />
klar kommen. Eine herbe Enttäuschung<br />
zur Jahreswende!<br />
Wie war noch einmal das Motto unseres<br />
„~-Dankeschön“? „Wir löffeln die<br />
Suppe gemeinsam aus“, das gilt für dieses<br />
Förderprogramm offensichtlich nicht;<br />
das Land hat sich verabschiedet! #<br />
Unser Protest vor dem Landtag<br />
Sehr geehrter Herr Ausschussvorsitzender,<br />
sehr geehrte Damen <strong>und</strong> Herren, in der Haushaltsvorlage des Landtages für<br />
2009 ist die ersatzlose Streichung des Haushaltstitels 15, Titelgruppe 95 „Hilfen<br />
für Wohnungslose“ vorgesehen (2008: 1,2 Mio. Euro).<br />
_Argument der Vorlage: die unterstellte Abnahme der Obdachlosenzahlen um<br />
70% in den vergangenen Jahren <strong>und</strong> damit, so ist zu folgern, die aus der Sicht<br />
der Verwaltung soziale Irrelevanz der verbliebenen Problemgruppe.<br />
_Gegen diese Streichung protestieren wir. Unsere Begründung:<br />
(1) Die Streichung des Haushaltstitel ist sachlich verfehlt <strong>und</strong> unterminiert die<br />
bisherige erfolgreiche gemeinsame Arbeit <strong>von</strong> bürgerschaftlichem Engagement<br />
<strong>und</strong> dem Land NRW in der Bekämpfung <strong>von</strong> Armut <strong>und</strong> Elend.<br />
_Die Streichung gefährdet die Existenz gerade jener Gruppen <strong>und</strong> Einrichtungen,<br />
die zu dieser genannten Senkung durch ihr Wirken entscheidend beigetragen<br />
haben <strong>und</strong> in ihrer Arbeit auf diese Zuschüsse angewiesen sind. Insbesondere<br />
trifft dies den <strong>von</strong> uns vertretenen „Gemeinsam gegen Kälte e.V.“, der in über 20<br />
NRW-Städten <strong>und</strong> über 97 Städten im B<strong>und</strong>esgebiet vertreten ist <strong>und</strong> dessen<br />
Schirmherr Herr Ministerpräsident Rüttgers selbst ist. Die Existenz dieses vielfältig<br />
gegen Obdachlosigkeit engagierten Vereins ist bedroht.<br />
(2) Mit der Streichung wird vor allem der wichtigste Faktor für die Verringerung<br />
der Obdachlosigkeit schwer getroffen: Prävention, Begleitung der Problemfamilien<br />
(immerhin in Deutschland je nach Sichtweise bis zu 42.000 Menschen),<br />
Hilfe zur Überwindung der Ursachen, die zur Obdachlosigkeit geführt haben.<br />
(3) Obdachlosigkeit ist ein Ausdruck zugespitzter Armut <strong>und</strong> Verarmung. Diese<br />
hat nicht abgenommen, ja ist eher wieder im Steigen begriffen, wie die Erfahrungen<br />
der hiesigen Armenküchen <strong>und</strong> einschlägigen Einrichtungen zeigen. Hier<br />
aber setzt unsere Arbeit an, der nun der Boden entzogen werden soll.<br />
(4) Insbesondere am Vorabend einer sich abzeichnenden weltweiten Rezession,<br />
die auch Deutschland erfasst, gilt es, den Einsatz gegen deren Folgen in der Gesellschaft<br />
zu stärken, nicht zu senken. Eine der Folgen wird voraussichtlich wieder<br />
vermehrte Obdachlosigkeit sein, wenn Menschen ihre Wohnungen nicht<br />
mehr bezahlen können.<br />
(5) Es ist mit unserem christlichen Menschenbild nicht vereinbar, den Armen<br />
die schon allzu begrenzten Mittel für die Überwindung <strong>von</strong> Obdachlosigkeit<br />
<strong>und</strong> Elend zu streichen, während gleichzeitig Milliardenbeträge zur Sicherung<br />
<strong>von</strong> Banken bereit gestellt werden.<br />
_Aus diesen <strong>und</strong> anderen, in der Anlage erläuterten Gründen fordern wir die<br />
Landesregierung auf, <strong>von</strong> der Streichung des genannten Haushaltstitels abzusehen.<br />
Düsseldorf, den 26. November 2008-11-21<br />
Thomas Beckmann<br />
Br. Peter Amendt<br />
Asphalt e.V.<br />
Kälte e.V.<br />
gegen Armut <strong>und</strong> Not e.V.<br />
Hubert Ostendorf OFM<br />
Gemeinsam gegen<br />
vision:teilen - eine franziskanische Initiative<br />
(fiftyfifty)<br />
22
Rechtstipps | Text:Rechtsanwältin Annette Poethke<br />
Neues aus dem Familienrecht<br />
Abänderungsklage wegen fingierter Erwerbseinkünfte<br />
Adam <strong>und</strong> Eva sind geschiedene Eheleute. Adam ist Eva <strong>und</strong><br />
den beiden minderjährigen Kindern Kain <strong>und</strong> Abel zu Unterhalt<br />
verpflichtet. Hierüber haben sie einen Vergleich vor Gericht<br />
geschlossen.<br />
_Kurz darauf kündigt Adam sein Arbeitsverhältnis. Nachdem<br />
er einige Zeit arbeitslos war <strong>und</strong> eine selbstständige Tätigkeit<br />
floppte, erhob er die erste Abänderungsklage mit dem Ziel,<br />
nur geringeren Kinderunterhalt <strong>und</strong> keinen Ehegattenunterhalt<br />
mehr zahlen zu müssen.<br />
_Die erste Abänderungsklage gegen den Unterhaltsvergleich<br />
bezüglich des Kindesunterhalts scheiterte <strong>und</strong> wurde mit der<br />
Begründung abgewiesen, „der Kläger habe seinen Arbeitsplatz<br />
mutwillig <strong>und</strong> in Kenntnis seiner Unterhaltspflicht <strong>und</strong> angesichts<br />
der bekannten schwierigen Situation auf dem Arbeitsmarkt<br />
aufgegeben, um sich der Unterhaltspflicht zu entziehen“;<br />
er müsse sich deshalb so behandeln lassen, „als ob er<br />
noch das frühere Einkommen erziele.“<br />
_Er musste also weiterhin die Unterhaltsbeträge an Eva <strong>und</strong><br />
die beiden Söhne <strong>laut</strong> ursprünglich geschlossenem Vergleich<br />
zahlen, obwohl er die entsprechenden Einkünfte gar nicht<br />
hatte. Es wurden vom Gericht fiktive Einnahmen wie vor seiner<br />
Kündigung angenommen.<br />
_Drei Jahre nach Kündigung seines Arbeitsverhältnisses war<br />
Adam erneut erwerbstätig; allerdings verdiente er wesentlich<br />
weniger als bei dem selbst gekündigten Arbeitsverhältnis. Er<br />
erhob erneut Abänderungsklage, wonach er nur noch eingeschränkt<br />
Unterhalt zahlen könne, nämlich nichts mehr an Eva<br />
<strong>und</strong> nur noch wesentlich geringere Beträge für die beiden<br />
Söhne Kain <strong>und</strong> Abel.<br />
_Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die Abänderungsklage<br />
sich nicht gegen den ursprünglichen vor Gericht<br />
geschlossenen Vergleich <strong>von</strong> Adam <strong>und</strong> Eva richtet, sondern<br />
Abänderung des klageabweisenden Urteils der ersten Abänderungsklage<br />
werden muss.<br />
_In der Rechtsprechung werden Fälle wie dieser, wenn Gr<strong>und</strong>lage<br />
des Unterhaltanspruchs fiktive Einkommensverhältnisse<br />
sind, also angenommenes Einkommen, das tatsächlich nicht<br />
erzielt wird, unterschiedlich behandelt, je nachdem, ob jemand<br />
schuldlos seinen Arbeitsplatz verliert <strong>und</strong> sich dann<br />
nicht ausreichend um eine neue Arbeit kümmert oder mutwillig<br />
einen sicheren Arbeitsplatz aufgibt.<br />
_Ganz wichtig ist, dass Adam sozusagen seinen einmal begangenen<br />
Fehler der eigenen Kündigung des Arbeitsplatzes<br />
wieder gutmacht, indem er sich anschließend nach Kräften<br />
um eine neue Beschäftigung bemüht, <strong>und</strong> eine weitere Voraussetzung<br />
für die Abänderungsklage vorliegt, nämlich geänderte<br />
Verhältnisse im Verhältnis zum Zeitpunkt des Abschlusses<br />
der letzten mündlichen Verhandlung der 1. Abänderungsklage.<br />
_Erfolgreich kann Adam also nur mit seiner erneuten Abänderungsklage<br />
sein, wenn er vortragen <strong>und</strong> beweisen kann, dass<br />
er das freiwillig aufgegebene Arbeitsverhältnis ohnehin verloren<br />
hätte (z.B. durch Krankheit oder Kündigung) oder er nur<br />
ein geringes Einkommen hätte erzielen können (z.B. durch<br />
Kurzarbeit).<br />
B<strong>und</strong>esgerichtshof NJW 2008, S.1525<br />
_Drohungen wie: „Wenn ich Unterhalt zahlen soll, gebe ich<br />
meine Arbeit auf <strong>und</strong> ziehe mit einer Plastiktüte an den Lambertibrunnen,<br />
sollte Adam besser unterlassen, da die Verletzung<br />
der Unterhaltspflicht gem. § 170 StGB strafbar ist<br />
(Freiheitsstrafe bis zu 3 Jahren oder Geldstrafe).<br />
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23
Berichte | Texte <strong>und</strong> Fotos: Sabrina Kipp | Sigi Nasner<br />
Kurz <strong>und</strong> knapp<br />
Spender<br />
Gleich zweimal besuchten uns die beiden<br />
Studenten <strong>von</strong> der Fachschaft Pädagogik.<br />
Nachdem Sie im November <strong>von</strong><br />
unserer wirtschaftlich schlechten Situation<br />
erfahren haben, organisierten Sie<br />
spontan eine Party zu unseren Gunsten<br />
<strong>und</strong> „erfeierten“ mit vereinten Kräften<br />
350,- Euro. Herzlichen Dank an alle<br />
Partygäste! #<br />
Versteigerung<br />
Gewinner<br />
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Einem echten Lindenbergfan ist kein<br />
Weg zu weit, kein Aufwand zu viel. Das<br />
beweist uns Petra Guhe aus Recklinghausen,<br />
die nicht nur für 333 Euro die<br />
signierte Udo Lindenberg- CD ersteigert<br />
hat. Trotz winterlicher Straßenverhältnisse<br />
ließ sie es sich nicht nehmen,<br />
das gute Stück selber abzuholen, <strong>und</strong><br />
brachte auch noch Kaffee <strong>und</strong> Gebäck<br />
für einen netten Nachmittag mit!<br />
_Als völliger Neuling war Petra nicht<br />
nach Münster gekommen, denn sie hat<br />
den Auftritt <strong>von</strong> Udo Lindenberg bei<br />
der Eröffnung des neuen Jovel am Alberloher<br />
Weg miterlebt. So etwas darf<br />
man schließlich nicht verpassen. „Das<br />
war echt cool“, sagt sie. „Leugnen<br />
kann ich nicht, das ich auf die CD besonders<br />
scharf war. Ich war nämlich<br />
schon bei der ’uns Udo’- Tour in Essen<br />
<strong>und</strong> in Mannheimdabei. Da ging richtig<br />
die Post ab. Die aktuelle CD habe ich<br />
selbstredend, seit sie auf dem Markt ist.<br />
Aber diese handsignierte, das ist ein<br />
schönes Andenken <strong>und</strong> zusätzlich kann<br />
man ja auch noch anderen Leuten<br />
damit helfen.“ #<br />
Glück im Unglück für die Gewinnerin des<br />
ferngesteuerten Hubschraubers aus der<br />
Preußenlosaktion. Erst kurz zuvor hatte<br />
man ihr das Fahrrad gek<strong>laut</strong>. Da freute<br />
sie sich um so mehr über das Losglück,<br />
das ein kleines Trostpflaster ist. #<br />
Der Gewinner des ersten Preises bei der<br />
„Button kaufen-~ helfen“ Aktion<br />
einen Tag mit dem Stadionsprecher<br />
Kerni, hat der Gewinner mit großer<br />
Freude bei uns in der ~-Redaktion<br />
in Empfang genommen. Wir gratulieren<br />
ihm herzlich zu diesem Preis. #<br />
Die nächste ~ erscheint am 30. 01. 09<br />
Redaktions- <strong>und</strong> Anzeigenschluß ist der 15. 01. 09<br />
24<br />
Seite gesponsort vom Zoodirektor Jörg Adler
Berichte | Text: Michael Schmitz Text: Christian Herth Text: Sigi Nasner<br />
Danke an alle Leser<br />
Leben im Bauwagen<br />
Pflege für Christas Grab<br />
Nettes Paar sucht dringend neuen<br />
Stellplatz<br />
Hallo ~ Leser,<br />
ich möchte mich bei Ihnen ganz herzlich<br />
für die Aktion „Button kaufen-<br />
~ helfen“ bedanken. Damit haben<br />
Sie der ~ ein wenig geholfen.<br />
Mit fre<strong>und</strong>lichem Gruß<br />
Der ~ Verkäufer Michael Schmitz #<br />
Seitenpatenschaft<br />
Übernehmen Sie eine Seitenpatenschaft<br />
im Straßenmagazin!<br />
Mit einer Spende <strong>von</strong> monatlich<br />
50.- Euro unterstützen Sie uns bei<br />
den Druckkosten einer Innenseite<br />
der „~“.<br />
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Neue <strong>und</strong><br />
gebrauchte Fahrräder<br />
Montag bis Freitag<br />
10 –13 Uhr<br />
14 –18 Uhr<br />
Wir sind zwei junge alternative Menschen<br />
im Alter <strong>von</strong> 19 <strong>und</strong> 20 Jahren, die im<br />
Bauwagen leben. Leider ist es in<br />
Deutschland sehr kompliziert auf legale<br />
Art <strong>und</strong> Weise einen öffentlichen Stellplatz<br />
zu finden. Daher suchen wir einen<br />
privaten Platz, auf welchem wir unseren<br />
Wagen abstellen können.<br />
_Das Bauwagenleben bedeutet für uns<br />
mehr Freiheit <strong>und</strong> mehr Unabhängigkeit.<br />
Diese alternative Lebensform ist sehr umweltbewusst,<br />
da sie zusätzlich energiesparend<br />
ist. Wir nutzen nur 12V Solarstrom<br />
statt Atomenergie <strong>und</strong> bauen unser<br />
Gemüse, wenn es geht, selber an,<br />
um etwas unabhängiger <strong>von</strong> der Wirtschaft<br />
zu sein. Diese Art des Lebens ist<br />
zwar mit mehr Arbeit verb<strong>und</strong>en, die<br />
wir aber gerne in Kauf nehmen.<br />
_Da wir am liebsten in der Natur sind,<br />
suchen wir einen Stellplatz in ländlicher<br />
Gegend im Raum Münster. Wenn<br />
Sie einen Platz für uns haben melden<br />
Sie sich bitte unter Tel.:0251-4909118. #<br />
Im Juli verstarb unsere liebe Mitarbeiterin<br />
<strong>und</strong> Verkäufersprecherin Christa<br />
Bauriedl. Die ~- Verkäufer ließen<br />
es sich nicht nehmen, Geld für eine<br />
würdevolle Grabstätte zu sammeln. #<br />
Nachruf<br />
Neville Medford<br />
* 30. Dezember 1966<br />
+ 24. November 2008<br />
Völlig unerwartet verstarb ein lieber<br />
Fre<strong>und</strong>. Wir nehmen Abschied in Liebe<br />
<strong>und</strong> Dankbarkeit <strong>und</strong> möchten ihm in<br />
Gedanken ein letztes Geleit geben. Das<br />
~- Team. #<br />
Frauenfahrradladen<br />
Dortm<strong>und</strong>erstr. 11, Tel 66 57 61<br />
25
Vegetarisches Essen | Rezepte: Neema Wangmo Dalmühle<br />
Leichte Kost aus Nepal<br />
Nepal ist ein Schlemmerland. In Kathmandu <strong>und</strong> Pokhara reiht sich ein Restaurant<br />
an das andere <strong>und</strong> viele sind wirklich gut. Die meisten Nepalesen leben <strong>von</strong><br />
zwei Dhal Bhats am Tag, das erste um 11 Uhr morgens <strong>und</strong> das zweite am späten<br />
Abend. An Feiertagen, <strong>und</strong> da<strong>von</strong> gibt es über h<strong>und</strong>ert, werden aber auch viele<br />
andere Speisen gegessen, vorwiegend vegetarische. Neema, die vor zwei Jahren<br />
<strong>von</strong> Pokhara nach Münster kam, hat für Sie ein leichtes Menü zusammengestellt.<br />
Probieren Sie mal! Guten Appetit.<br />
Vorspeise<br />
Dhal-Suppe (rote Linsen-Suppe)<br />
Hauptgang<br />
Blumenkohlcurry<br />
Nachspeise<br />
Reispudding mit Rosinen<br />
26<br />
Zutaten:<br />
1 kg Tomaten in Stücke geschnitten<br />
175 g rote Linsen<br />
25 g Butter<br />
600 ml Gemüsebrühe<br />
300 ml Kokosmilch<br />
2 Knoblauchzehen<br />
1 Zwiebel<br />
2 TL Zitronensaft<br />
1 TL Garam Masala<br />
1 TL gemahlener Kreuzkümmel<br />
1/2 TL Kurkuma<br />
1/4 TL Chilipulver<br />
Salz, Pfeffer<br />
frisch gehackter Koriander<br />
Zitronenstückchen<br />
Zubereitung:<br />
Lassen Sie die Butter in einem großen<br />
Topf schmelzen. Hacken Sie die Zwiebel<br />
fein <strong>und</strong> zerdrücken den Knoblauch <strong>und</strong><br />
dünsten beides für 2 Minuten in der<br />
Butter an. Geben Sie die Gewürze dazu<br />
<strong>und</strong> kochen alles eine halbe Minute.<br />
Geben Sie dann die Tomaten, die roten<br />
Linsen, den Zitronensaft, die Gemüsebrühe<br />
<strong>und</strong> die Kokosmilch dazu <strong>und</strong><br />
bringen das Ganze zum Kochen.<br />
Reduzieren Sie die Hitze <strong>und</strong> lassen die<br />
Dhal-Suppe eine halbe St<strong>und</strong>e köcheln,<br />
bis die Linsen weich sind.<br />
Schmecken Sie nun mit Salz <strong>und</strong> Pfeffer<br />
ab <strong>und</strong> füllen die Dhal-Suppe in eine<br />
Suppenterrine.<br />
Reichen Sie dazu Chapati, ein einfaches<br />
Fladenbrot.<br />
Mischen Sie einen Teig aus Weizenmehl<br />
<strong>und</strong> Wasser mit etwas Backpulver <strong>und</strong><br />
lassen Sie ihn etwa eine St<strong>und</strong>e gehen.<br />
Dann machen Sie ihn in der Pfanne heiß<br />
<strong>und</strong> wenden ihn des öfteren.<br />
#<br />
Zutaten:<br />
1 kleiner Blumenkohl<br />
1 Zwiebel<br />
1 Apfel<br />
2 Tomaten<br />
1/2 Tasse Erbsen<br />
1 TL Curry<br />
1 TL Sojasauce<br />
Petersilie<br />
Zubereitung:<br />
Schneiden Sie die Zwiebel in kleine<br />
Würfel <strong>und</strong> braten Sie sie in einer Pfanne<br />
ohne Fett an.<br />
Schneiden Sie den Apfel in kleine Stücke<br />
<strong>und</strong> geben ihn zusammen mit dem Curry<br />
zur Zwiebel. Gießen Sie mit 1/2 Tasse<br />
Wasser auf.<br />
Teilen Sie nun den Blumenkohl in kleine<br />
Röschen diese sollten möglichst gleichgroß<br />
sein <strong>und</strong> geben ihn ebenfalls in<br />
die Pfanne. Lassen Sie alles ca. 6 min<br />
dünsten.<br />
In dieser Zeit können Sie die Tomaten<br />
enthäuten <strong>und</strong> klein schneiden. Geben<br />
Sie sie dann zusammen mit den Erbsen<br />
zum Blumenkohl. Garen Sie alles noch<br />
einige Minuten <strong>und</strong> schmecken dann<br />
mit der Sojasauce ab.<br />
Zum Schluss streuen Sie noch etwas<br />
Petersilie über das Blumenkohlcurry.<br />
Dazu schmecken gekochte Kartoffeln<br />
sehr lecker. Sie können zusammen mit<br />
dem Blumenkohl gegart werden.<br />
Nepalesen würden das Ganze mit Chili<br />
verschärfen.<br />
#<br />
Zutaten:<br />
1 l Wasser<br />
400 ml Schlagsahne<br />
150 g Basmatireis<br />
140 g Zucker<br />
60 g Pistazien<br />
50 g Butter<br />
9 Kardamomkapseln<br />
5 Safranfäden<br />
2 EL Rosinen<br />
Zubereitung:<br />
Waschen Sie den Reis <strong>und</strong> kochen ihn in<br />
300 ml kaltem Wasser auf. Dann bei<br />
kleiner Hitze 10 Minuten kochen lassen.<br />
Dazu kann man auch einen automatischen<br />
Reiskocher nehmen.<br />
Brechen Sie die Kardamomkapseln auf,<br />
lösen die Samen <strong>und</strong> geben Sie sie zum<br />
Reis. Fügen Sie auch Sahne, Zucker, Butter<br />
<strong>und</strong> 700 ml Wasser dazu.<br />
Weichen Sie den Safran in 1 EL Wasser<br />
ein <strong>und</strong> rühren ihn dann unter den Reis.<br />
Lassen Sie alles nochmals aufkochen<br />
<strong>und</strong> garen den Reispudding bei mittlerer<br />
Hitze ohne Deckel ungefähr eine halbe<br />
St<strong>und</strong>e. Bitte öfter mal umrühren!<br />
In der Zwischenzeit hacken Sie die Pistazien<br />
fein. 1 EL da<strong>von</strong> zur Seite stellen.<br />
Geben Sie die Pistazien zusammen mit<br />
den Rosinen zum Pudding. Verteilen Sie<br />
ihn dann auf Dessertschalen <strong>und</strong> stellen<br />
ihn kalt.<br />
Vor dem Servieren bestreuen Sie den<br />
Reispudding mit den restlichen Pistazien.<br />
Guten Appetit!<br />
#
Buchtipps | Texte: Sigi Nasner | Michael Heß<br />
Lesen!<br />
Nanata Mawatani:“ Bleib<br />
am Leben“<br />
Verlag die Schatzkiste,<br />
Buch& media GmbH München<br />
2007, 167 Seiten, 14,90 Euro,<br />
ISBN 978-3-86520-253-6<br />
Big Apple, wie die Metropole New York<br />
mit seinen acht Millionen Einwohnern<br />
auch genannt wird, ist eine Stadt der<br />
Superlative. Riesige Wolkenkratzer, in<br />
deren Penthäusern die Filmsternchen<br />
<strong>und</strong> Rockstars residieren; die berühmte<br />
New Yorker Börse in der Wallstreet; glitzernde<br />
Hotelfassaden hinter denen die<br />
„Oberen Zehntausend“ dieser Welt sich<br />
die Klinke in die Hand geben. Das ist die<br />
eine Seite New Yorks.<br />
_Da gibt es aber noch die andere Seite :<br />
schmutzige Straßen <strong>und</strong> graue Häuserschluchten,<br />
die <strong>von</strong> stinkenden Abgasen<br />
<strong>und</strong> pausenlosem Lärm der Autokolonnen<br />
angefüllt sind. In denen das Verbrechen<br />
den täglichen Tagesablauf bestimmt.<br />
Lüge, Betrug, Prostitution, Drogenhandel,<br />
Mord <strong>und</strong> Todschlag sind<br />
hier die Normalität. Profitgier, Gewalt<br />
<strong>und</strong> Sex, das sind die Schlagworte der<br />
Menschen, die hier versuchen zu überleben.<br />
Unter ihnen zigtausende Straßenkinder.<br />
Ausgerissen <strong>von</strong> Hause, weil<br />
sie dort geschlagen, missbraucht <strong>und</strong><br />
vergewaltigt wurden. Oft <strong>von</strong> den eigenen<br />
Eltern. Oder man hatte sie einfach<br />
ausgesetzt.<br />
_Die meisten <strong>von</strong> ihnen haben nicht die<br />
geringste Chance auf ein menschenwürdiges<br />
Dasein. Um nicht zu verhungern<br />
verdingen sie sich schließlich in den<br />
Großstädten auf dem Straßenstrich; sind<br />
auf Gedeih <strong>und</strong> Verderb den perversen<br />
Sexpraktiken ihrer Freier ausgeliefert. Oft<br />
werden sie auch hier wieder geschlagen,<br />
misshandelt oder gar ermordet. Viele<br />
sterben noch im Kindesalter an Aids.<br />
_Von diesen verlorenen Seelen handelt<br />
dieses Buch. Es erzählt die Geschichte<br />
des Streetworkers Yo Th<strong>und</strong>erbird, der<br />
für das Covernant House in Manhattan<br />
arbeitet. Eine Einrichtung, die Straßenkindern<br />
eine sichere Bleibe <strong>und</strong> weiterführende<br />
menschenwürdige Lebensperspektiven<br />
bietet. Yo versucht Tag <strong>und</strong><br />
Nacht zusammen mit seinen Kollegen<br />
diese jungen Menschen <strong>von</strong> der Straße<br />
zu holen. Er versucht ihnen die Sinnlosigkeit<br />
ihres bisherigen Lebens klar zu<br />
machen <strong>und</strong> ihnen neue Hoffnung zu<br />
geben.<br />
_Ein sehr bewegender, ehrlicher <strong>und</strong><br />
zeitgemäßer Jungendroman.<br />
Ab 12 Jahren.<br />
#<br />
Markus Breitscheidel: „Arm<br />
durch Arbeit“<br />
Econ Verlag Berlin 2008,<br />
224 Seiten,18,00 EURO,<br />
ISBN 978-3-430-30027-8<br />
Der Autor Marcus Breitscheidel macht<br />
sich einen Namen durch seine Reportagen<br />
im Stile Günter Wallraffs, die aktuelle<br />
Berichte sind <strong>von</strong> (ganz) unten.<br />
Weit abseits des Glamours, medialer Spiele<br />
<strong>und</strong> des politischen Getöses hat sich<br />
der Autor bisher in der Welt der Pflegeheime<br />
<strong>und</strong>ercover umgesehen, schlüpfte<br />
er für sein aktuelles Buch in die Rollen<br />
eines Hartz IV-Beziehers, eines Leiharbeiters<br />
<strong>und</strong> eines Erntehelfers im Beitrittsgebiet.<br />
Es sind Bestandsaufnahmen einer<br />
erschreckenden Realität um uns herum.<br />
_Wer einmal wissen möchte, wie man in<br />
der freiheitlich verfassten B<strong>und</strong>esrepublik<br />
völlig legal zum Erschuften eines<br />
St<strong>und</strong>enlohns <strong>von</strong> 2 Euro bei einer 60-<br />
St<strong>und</strong>en-Woche gezwungen wird, der<br />
lese einfach dieses Buch. Zugleich verdeutlicht<br />
der Autor das „Jeder gegen Jeden“.<br />
Überzeugend ist seine Schilderung<br />
des norddeutschen Obstbauern, der seinen<br />
Erntehelfern gerne mehr Lohn zugestünde.<br />
Aber es ist nicht möglich, weil<br />
dem Bauern seinerseits der Großhändler<br />
mit chinesischen Importen im Nacken<br />
sitzt. Er tut sein Möglichstes, den Helfern<br />
das Verdienen leicht zu machen, denn<br />
er ist ebenso Täter wie Opfer der Globalisierung.<br />
Andere in den Büros der Leiharbeiter<br />
<strong>und</strong> ARGE-Agenturen sind nur<br />
Täter. Breitscheidel zeigt die Zusammenhänge<br />
auf, der Leser begreift, warum die<br />
Worthülsen des politischen Getriebes<br />
ganz unten immer weniger Bedeutung<br />
haben. Längst hat sich dort eine weitere<br />
Parallelwelt etabliert. Als Fazit seiner<br />
Erlebnisse plädiert der Autor deshalb für<br />
einen gesetzlichen Mindestlohn. Doch<br />
die hohe Politik will nicht - so schließen<br />
sich die Kreise zum Schaden der<br />
Demokratie.<br />
_Breitscheidels Stil ist angenehm zu lesen,<br />
das Fachvokabular wird auf das Nötigste<br />
beschränkt. Ein informativer Ratgeber<br />
zur Hilfe bei Hartz IV r<strong>und</strong>et das<br />
Buch hilfreich ab.<br />
#<br />
27
Text: Michael Ruhl | Foto: Heinz Dalmühle<br />
Schlussakord | Text: Horst Gärtner<br />
„Danke!“ sagen Michael <strong>und</strong> Anne<br />
„Glückwunsch mit Vera Int-Veen“, wer kennt diese Sendung<br />
nicht, bei der Menschen, die durch einen Schicksalsschlag in<br />
Not gekommen sind, ohne großes Gerede geholfen wird. Auch<br />
wenn ich als Mann dem starken Geschlecht angehöre, gebe<br />
ich gerne zu, dass mir bei jeder Folge, die ich mit zusammen<br />
mit meinem Schatz ansehe, am Ende die Tränen kullern. Jetzt<br />
können wir uns sogar richtig vorstellen, wie diese Menschen,<br />
denen so geholfen wird, sich fühlen müssen. Es wird immer<br />
behauptet, wir würden heutzutage in einer kalten Gesellschaft<br />
leben. Ich aber behaupte, das Gegenteil ist der Fall,<br />
<strong>und</strong> ich kann es aus eigener Erfahrung sogar beweisen.<br />
_ Als wir in der Oktoberausgabe einen kleinen Aufruf wegen<br />
Babysachen für unseren Nachwuchs geschrieben haben, hätten<br />
wir nie gedacht, dass unsere Leser so darauf reagieren<br />
würden. Babysachen in Taschen, Tüten <strong>und</strong> Kartons stapeln<br />
sich in unserer Wohnung <strong>und</strong> immer noch fragen mich Leser<br />
beim Verkaufen, was denn noch so fehlen würde. Einen Spender,<br />
dessen Name ich hier zu meinem Bedauern leider nicht<br />
nennen darf, muss ich an dieser Stelle etwas hervorheben.<br />
Ihm habe ich unseren Aufruf gezeigt <strong>und</strong> innerhalb kürzester<br />
Zeit, ganz spontan, war er mit uns in einem Möbelgeschäft<br />
<strong>und</strong> wir durften uns die Einrichtung für ein komplettes Babyzimmer<br />
auf seine Kosten aussuchen. Das ganze ohne RTL 2,<br />
ohne Kameras <strong>und</strong> Fernsehwerbung.<br />
_Können Sie sich vorstellen, was wir da gedacht haben? Wir<br />
waren beschämt, wussten nichts zu sagen <strong>und</strong> der einzige<br />
Kommentar des Spenders war: „ Kommt nur auf keinen dummen<br />
Gedanken. Ich habe schon vier Patenkinder. Die reichen<br />
mir wirklich. Und bitte keine Propaganda mit meinem Namen,<br />
ich möchte anonym bleiben, sonst ist es für mich kein<br />
Geschenk mehr.“ Ist das gemein, dabei würde ich seinen Namen<br />
so gern hinausschreien. Na ja, dafür schließe ich ihn<br />
aber ganz fest in meine Gebete ein, die zwar selten sind, aber<br />
es gibt sie. #<br />
Schlussakkord<br />
Ich stand vor unserer Redaktion am Berliner Platz <strong>und</strong> wurde<br />
auf einen Wohnungslosen aufmerksam, der mitten auf dem<br />
Platz lag <strong>und</strong> scheinbar friedlich fest schlief. Als ich mich nach<br />
Hilfe umsah, kamen eine Polizistin <strong>und</strong> ein Polizist, die scheinbar<br />
wegen dieses Mannes gerufen worden waren. Ich hatte<br />
erwartet, dass sie den Mann derbe schütteln würden, um seine<br />
Reaktionsfähigkeit zu testen. Das taten sie aber nicht; sie<br />
knieten sich vielmehr zu ihm, betrachteten ihn <strong>und</strong> benutzten<br />
dann ihr Handy, um einen Krankenwagen herbeizurufen.<br />
Nicht weit <strong>von</strong> dem am Boden Liegenden entfernt saß ein<br />
Farbiger auf der Bank. Als er bemerkte, dass die Polizisten<br />
sich mit dem Mann beschäftigten, ging auch er zu ihm. Wenn<br />
auch nicht ganz sicher auf den Beinen beugte er sich zu ihm<br />
hinunter, kniete sich vor ihn, nahm ihn in den Arm, redete<br />
ihm gut zu <strong>und</strong> man merkte, wie sich die Lebensgeister des<br />
am Boden schlafenden Mannes mobilisierten. Der Farbige half<br />
ihm auf, beide gingen mit etwas unsicheren Schritten zur<br />
Bank, setzten sich hin. Der Farbige kümmerte sich weiter <strong>und</strong><br />
nach einer kleinen Weile redeten sie auch miteinander. Die<br />
Polizeibeamten hatten die Szene sorgfältig beobachtet, griffen<br />
zu ihrem Handy, bestellten den Krankenwagen ab. So etwas<br />
nenne ich Polizeidienst mit Fingerspitzengefühl!<br />
Und ich habe auch noch eine Nikolausepisode aus einem<br />
Münsteraner Altenzentrum nachzutragen.<br />
_Der Nikolaus erzählt aus seinem Leben, lobt den Service des<br />
Hauses <strong>und</strong> erzählt eine Weihnachtsgeschichte. Als er sich<br />
verabschieden will, kommt eine Bewohnerin mit ihrem Enkelkind<br />
auf ihn zu; es mochte etwas mehr als 3 Jahre alt sein <strong>und</strong><br />
sie sagte: „Lieber Nikolaus, unser Thomas* will ohne<br />
Schnuller nicht einschlafen <strong>und</strong> er nimmt ihn auch tagsüber<br />
immer wieder in den M<strong>und</strong>. Kannst du ihm nicht mal klar<br />
machen, dass er dafür schon viel zu alt ist?“ Der Nikolaus<br />
überlegt eine Weile <strong>und</strong> sagt dann zum Thomas: „Ich werde<br />
jetzt bald wieder in den Himmel zurückfliegen, dort warten<br />
schon viele Engel auf mich <strong>und</strong> es kommen auch immer wieder<br />
ganz kleine Kinder im Himmel an <strong>und</strong> weißt Du, was uns<br />
dann am nötigsten fehlt: Schnuller, die haben wir nämlich im<br />
Himmel nicht. Kannst Du mir Deinen Schnuller nicht geben,<br />
damit ich den im Himmel weitergeben kann. Du glaubst gar<br />
nicht, wie sich die Engel <strong>und</strong> die kleinen Kinder darüber freuen<br />
würden.“ Der kleine Mann guckt den Nikolaus groß an,<br />
langsam geht seine Hand, die bisher zur Faust geballt war, auf<br />
den Nikolaus zu, öffnet sich <strong>und</strong> in der Hand liegen zwei<br />
Schnuller. Der Nikolaus nimmt sie behutsam in seine Hände,<br />
streicht dem Thomas über den Kopf <strong>und</strong> bedankt sich.<br />
_Einige Wochen später ist der Nikolaus diesmal ohne Nikolaus-<br />
Gewand wieder im Altenzentrum, trifft zufällig die Großmutter<br />
vom „Nikolaustag“ <strong>und</strong> sie fällt ihn fast um den Hals, strahlt<br />
übers ganze Gesicht <strong>und</strong> sagt: „Nikolaus, es hat geholfen!“<br />
Kleine W<strong>und</strong>er in unserer großen Welt! #<br />
* Name <strong>von</strong> der Redaktion geändert<br />
28
Bericht | Text <strong>und</strong> Fotos: Sigi Nasner<br />
Auf Du <strong>und</strong> Du mit dem<br />
Trampeltier<br />
~ im Zoo<br />
Zoodirektor Jörg Adler hat sein Versprechen<br />
eingelöst <strong>und</strong> die gesamte<br />
~-Mannschaft zum zweitem Mal<br />
in Münsters Allwetterzoo eingeladen.<br />
_Adler begrüßte uns mit einer kurzen<br />
Ansprache über Frösche. Die Amphibien<br />
leiden durch die Klimaerwärmung an<br />
einem starken Pilzbefahl, der nun soweit<br />
führt, dass die kleinen Tiere vom<br />
Austerben bedroht sind. R<strong>und</strong> um den<br />
Aasee gibt es schon keine Frösche<br />
mehr. Fazit:“Keine Frösche, keine Störche,<br />
keine Babys!“, sagte der Zoodirektor.<br />
_Nach der Belehrung führte er das<br />
~!-Team durch sein tierisches<br />
Refugium. Vorbei an Pinguinen, Elefanten,<br />
Tigern, Kamelen, Eseln, Affen,<br />
Zebras <strong>und</strong> Nashörnern. Für unseren<br />
Mitarbeiter Nicolae wurden sogar die<br />
Elefantensicherheitstüren geöffnet, damit<br />
er sich zusammen mit den großen<br />
Tieren fotografieren lassen konnte. Er<br />
konnte auf direkte Tuchfühlung mit den<br />
Dickhäutern gehen. Auch der Besuch im<br />
Orang Utan-Haus war ein eindrucksvolles<br />
Erlebnis. Der Familiennachwuchs<br />
strullte frei schwebend zwischen Baum<br />
<strong>und</strong> Hängematte den Besuchern ungeniert<br />
entgegen. Vater Orang Utan meditierte<br />
auf seiner Matte<br />
<strong>und</strong> die Oma bewachte<br />
aufmerksam ihre Familie.<br />
Es gab auch ein Wiedersehen<br />
mit der lustigen<br />
Pinguingruppe. Wieder<br />
einmal stand die Pinguindame<br />
Sandy, die sich<br />
mittlerweile <strong>von</strong> ihrem<br />
früheren Liebhaber, dem<br />
Pfleger Peter Vollbracht<br />
getrennt hat, weil man<br />
ihr einen kleinen Pinguin<br />
untergemogelt hatte, im<br />
Mittelpunkt. Weil alle anderen<br />
Pinguine beißen,<br />
durften wir nur die an<br />
Menschen gewöhnte<br />
Pinguindame streicheln.<br />
_Als wir bei den Kamelen ankamen,<br />
schäumte der Kamelhengst vor Freude,<br />
als er uns sah. Oder war es aus Ärger,<br />
weil er Angst um seine Damen hatte?<br />
Kurz vor Ende der Führung durften die<br />
~-Leute sogar den Betriebshof,<br />
der dem normalen Publikumsverkehr<br />
nicht zugänglich ist, besichtigen.<br />
_Nach dem Zoor<strong>und</strong>gang bat Herr Adler<br />
zu einem Weihnachtmenü in das Zoorestaurant.<br />
Es gab Salate, Schnitzel mit<br />
Pommes <strong>und</strong> zum Nachtisch Eis. Als<br />
Höhepunkt des Besuchs gab es dann<br />
zum Schluss noch die Gelegenheit, vier<br />
gerade mal fünf Wochen alte Geparden-Babys<br />
zu sehen. Die Geparden-<br />
Mutter hatte ihre Kinder zum ersten<br />
mal aus dem Versteck geholt <strong>und</strong> ganz<br />
nahe an den Gehegezaun getragen.<br />
Nach dem leckeren Festessen gab es<br />
auch noch Geschenke.<br />
_Ganz herzlichen Dank an die Firma<br />
Brennstoffhandel Gausling aus Ahaus,<br />
die auch diesmal Geld für die Weihnachtsgeschenke<br />
spendierte. #<br />
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