Ausgabe 05-2013 - Wirtschaftszeitung
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NACHRICHTEN<br />
WIRTSCHAFTSZEITUNG MAI <strong>2013</strong> | SEITE 3<br />
FitmachenfürdieTour<br />
zudenMärktenderWelt<br />
ZulieferparkLagoA3inRegensburgkönnteStandortsichern<br />
REGENSBURG. „Weg vom Band“ – immer<br />
stärker folgen die Produktionsbetriebe<br />
diesem Trend, mit unübersehbaren<br />
Folgen für jeden einzelnen<br />
Industriestandort und mit durchaus<br />
guten Chancen für Immobilienentwickler.<br />
Im Osten Regensburgs<br />
scheint man diese Veränderungen<br />
rechtzeitig erkannt zu haben. Jedenfallssollderneue,langfristigangelegteZulieferparkLagoA3aufdemAreal<br />
der ehemaligen Zuckerfabrik diesem<br />
Trend gerecht werden, der im<br />
übrigen nach Auffassung der beiden<br />
Geschäftsführer der Lago A3 Vermögensverwaltung<br />
GmbH, Ferdinand<br />
Schmack und Alfons Viehbacher,<br />
keineswegs auf die Automobilbranche<br />
beschränkt sei. Gerade deshalb,<br />
also auch wegen der Nähe zu Continental,OsramOptoundBMWsowie<br />
zum Güterverkehrszentrum, Hafen<br />
und Containerterminal, erscheint es<br />
Ferdinand Schmack kein allzu großes<br />
Risiko, die erste Investition einer<br />
fast200MeterlangenHallesogarohne<br />
die Absicherung durch Mietverträgezuwagen.<br />
Zwei Spezialisten in einem Boot<br />
ZurRealisierungdiesesZulieferparks<br />
mit im Endausbau rund 400 Arbeitsplätzen<br />
haben sich zwei Spezialisten<br />
zusammengefunden. Die Schmack-<br />
Gruppe entwickelt seit mehr als 20<br />
Jahren in dergesamten Region hochwertige<br />
Immobilien und ist gerade<br />
dabei,imOstenRegensburgsdieIdee<br />
eines neuen Stadtteils umzusetzen,<br />
was schon rund um den Alten<br />
Schlachthof beginnt, wie das Immobilien<br />
Zentrum in einem WZ-ThemenspezialaufSeite7skizziert.<br />
Hinter dem zweiten Gesellschafter,<br />
der VIA-Gruppe München, verbirgt<br />
sich mit Alfons Viehbacher ein<br />
ausgewiesenerFachmannfürIndustrieimmobilien,<br />
mit noch dazu engen<br />
familiären Banden zur 1967 in Straubing<br />
gegründeten Doblinger-Unternehmensgruppe.<br />
Alfons Viehbacher<br />
selbsthatteerstEnde2012ineigener<br />
Regie ein Tiefkühlhaus mit rund 60<br />
Beschäftigten realisiert. In der ersten<br />
Halle des Projekts Lago A3, an dem<br />
beide Partner zu gleichen Teilen beteiligtsind,werden70Mitarbeitertätigsein.Letztlichabersolldasgesamte<br />
Areal als multifunktionale Fläche<br />
weiterentwickelt werden, wobei FerdinandSchmackdieKooperationmit<br />
derStadtalspositivhervorhebt.<br />
Wertschöpfung durch Zulieferer<br />
DerZulieferparkLagoA3entstehtim<br />
DreieckzwischenOsttangente,Autobahn<br />
A3 und dem Stadtteil Irl. Wo<br />
die Südzucker AG einst Prozesswasser<br />
aus der Zuckerfabrik klärte, entsteht<br />
eine Gewerbefläche von 16<br />
Hektar. Für die erste Halle (geplant<br />
von Omlor-Mehringer, gebaut von<br />
BremerBau)wurdendavonvierHektarbenötigt.UmdieAbsetzteicheder<br />
Zuckerfabrik in belastbaren Baugrund<br />
umzuwandeln, vergingen<br />
mehr als sechs Monate. Nun werde<br />
man den Bebauungsplan ebenso in<br />
Angriffnehmen.FerdinandSchmack<br />
legt auch auf eine Umweltverträglichkeitsprüfung<br />
Wert: „Wir verstehen<br />
Infrastruktur so, dass kein<br />
Schleichverkehr durch Wohngebiete<br />
entsteht.“ Schmack sieht den Zulieferpark<br />
auch als Standortsicherung:<br />
„Ein zusätzliches Argument, Produktionskapazitäten<br />
in Regensburg zu<br />
halten,stattsiezuverlagern.“<br />
LogistikseimehralsderTransport<br />
von A nach B. Vielmehr müssten die<br />
hier gefertigten Produkte für ihren<br />
Weg auf entfernte Märkte fit gemacht<br />
werden. Gleichzeitig verweist<br />
Ferdinand Schmack darauf, dass im<br />
Autobau schon heute die Zulieferer<br />
denGroßteilderWertschöpfungausmachen.<br />
Ganze Komponenten wie<br />
Sitzsysteme werden fertig vormontiert<br />
an das Band geliefert. Die Hersteller<br />
konzentrieren sich immer<br />
stärker auf die Kernprozesse – und<br />
diesnichtnurbeiBMW&Co.(go)<br />
Gewaltige Dimensionen: DieLängederHallemisst194Meter.<br />
Foto:Lex<br />
Während Menschen in Südeuropa gegen die hohe Arbeitslosigkeit protestieren, fehlt es in Deutschland an Fachkräften.DasProjekt„WelcometoRegensburg“sollhelfen,ArbeitundArbeitswilligezusammenzubringen.Foto:dpa<br />
Einwandern,arbeiten,bleiben<br />
ZweiteAuflagevon„WelcometoRegensburg“wirbtumFachkräftefürPflegebereich<br />
VON THORSTEN RETTA<br />
REGENSBURG.DieArbeitslosenquotein<br />
derEuropäischenUnionhatRekordniveau<br />
erreicht. Im Februar waren über<br />
26 Millionen Menschen ohne Arbeit ,<br />
das entspricht einer Quote von zwölf<br />
Prozent. Die Not verteilt sich jedoch<br />
nicht gleichmäßig über den Kontinent.<br />
Während Deutschland und Österreich<br />
mit Quoten um die fünf Prozent<br />
sichere Häfen im Krisenmeer Europasind,istdieLageimSüden,voralleminSpanien,GriechenlandundPortugal<br />
dramatisch. Mehr als ein Viertel<br />
aller erwerbsfähigen Griechen und<br />
Spanier sind arbeitslos, in Portugal<br />
liegtdieQuotebei17,5Prozent.<br />
Deutschland hatein Imageproblem<br />
WährenddieMenschenimSüdenvergeblich<br />
nach Arbeit suchen, sucht die<br />
Arbeit im Norden vergeblich nach<br />
Menschen. Nicht die Arbeitslosigkeit<br />
isthierdasSchreckgespenst,FachkräftemangelunddemografischeEntwicklung<br />
bedrohen den Wohlstand –<br />
wenngleichinvölligandererDimension<br />
als in Südeuropa. Laut IHK fehlen<br />
der bayerischen Wirtschaft in den<br />
kommendendreiJahrendurchschnittlichrund180000FachkräfteproJahr.<br />
AngesichtsdieserSituationliegtdie<br />
LösungderProblemeaufderHand:Arbeitssuchende<br />
und Arbeit müssen zusammengebracht<br />
werden. Klingt einfach,<br />
ist es aber nicht. „Das Image von<br />
Deutschland als Einwanderungsland<br />
ist nicht gerade das Beste“, konstatiert<br />
Jürgen Wursthorn, Pressesprecher der<br />
AgenturfürArbeitRegensburg.<br />
Daszuändern,eineechteWillkommenskulturzuschaffenundsogleichzeitig<br />
die Probleme der kleinen und<br />
mittleren Betriebe bei der Gewinnung<br />
vonFachkräftenzulösen,versuchtdie<br />
Agentur gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung<br />
der Stadt und des<br />
Landkreises Regensburg mithilfe des<br />
Projekts„WelcometoRegensburg“.<br />
Ganz gezielt wird zusammen mit<br />
der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung<br />
(ZAV), einer Service-Einrichtung<br />
der Agentur für Arbeit, in den<br />
Krisenländern nach Fachkräften für<br />
Engpassberufe in der Region gesucht.<br />
Und das nicht zum ersten Mal. Schon<br />
vor einem Jahr brachte das Projekt 20<br />
spanischeIngenieureindieOberpfalz.<br />
„Allevonihnensindgebliebenundbeginnen<br />
jetzt sogar, ihre Partner nachzuholen“,<br />
zeigt sich Wursthorn hochzufrieden<br />
mit dem bisherigen Projektverlauf.<br />
„Wir bemühen uns, dass sich<br />
dieNeuankömmlingewohlfühlen,ansonsten<br />
verlassen sie die Region wieder.Ganzegal,wie<br />
hoch der Verdienst<br />
ist.“ Deshalb tun die Firmen Einiges<br />
für das Wohlbefinden ihrer neuen<br />
südeuropäischenAngestellten.Eswerden<br />
Mentoren zur Seite gestellt, die<br />
denFachkräftenhelfen,sichimAlltag<br />
zu orientieren. Sie zeigen, welche Einkaufsmöglichkeiten<br />
vorhanden sind,<br />
wotolleBiergärtenzufindensindund<br />
welcheSportangeboteesinderRegion<br />
gibt. „Die Menschen müssen in den<br />
Vordergrund gestellt werden“, erklärt<br />
Wursthorn.<br />
NachhaltigkeitistauchdasZielder<br />
zweiten Auflage von „Welcome to Regensburg“.<br />
Wenngleich sich die aktuelle<br />
Aufgabenstellung deutlich vom<br />
Vorgänger unterscheidet. Unterstützt<br />
werden diesmal nicht Maschinenbauer<br />
und IT-Firmen – es geht um KMUs<br />
ausdemPflegebereich.<br />
Auch hier ist die Lage ausgesprochenangespannt.„Aufeinegemeldete<br />
StelleimBereichGesundheitundSoziales<br />
kommen 1,7 Arbeitslose. Bei einem<br />
Wert von unter drei spricht man<br />
von einem Fachkräfte-Engpass, unter<br />
1,5 ist es ein ,echter‘ Mangel“, so der<br />
Arbeitsmarktexperte. „Den wird es<br />
spätestens dann geben, wenn die<br />
Nachfrage im Frühjahr anzieht.“ Zum<br />
Vergleich:ImBereichVerkehrundLogistik<br />
kommen auf eine gemeldete<br />
Stelle6,2Arbeitssuchende.<br />
Sprachkenntnisseobligatorisch<br />
DergrößteUnterschiedzurerstenAuflage<br />
besteht in der Bedeutung der<br />
Sprache. Während im IngenieurbereichEnglischUsusist,müssendieBewerber<br />
im Pflegebereich, wo das Objekt<br />
der Mensch, nicht die Maschine<br />
ist,unbedingtDeutschsprechenbeziehungsweise<br />
es lernen. „Wir können<br />
die Erfahrungen aus dem ersten Projekt<br />
nicht eins zu eins kopieren.“ Damals<br />
wurden die Teilnehmer für die<br />
Sprachkurse von der Arbeit freigestellt.<br />
Diesmal muss die Sprache beherrscht<br />
werden, bevor eine Arbeit<br />
überhauptmöglichist.„Wirgehendavon<br />
aus, dass unter Umständen vorhandene<br />
Deutschkenntnisse nicht<br />
ausreichendsind.Deshalbwerdenwir<br />
die Bewerber in Form von Sprachkursen<br />
vor dem Arbeitsantritt intensiv<br />
fördern.“Dassiehtvor,dassdenBetrieben<br />
in einigen Wochen ein „engerer<br />
Kandidatenkreis“ präsentiert werden<br />
kann. Via Skype gilt es dann abzuklären,<br />
ob die gegenseitigen Vorstellungen<br />
zueinanderpassen. „Es kann sein,<br />
dasseinspanischerFachabschlusshier<br />
nicht anerkannt wird. Der Bewerber<br />
muss dann damit rechnen, dass er in<br />
Deutschland, obwohl die Erwartungen<br />
beim Thema Gehalt groß sind,<br />
nichtmehrverdientalsinSpanien.“<br />
Haben sich Betrieb und Pflegekraft<br />
gefunden, wird vor der Ankunft der<br />
Fachkrafterledigt,wasohnederenAnwesenheitmöglich<br />
ist–Behördengänge,<br />
Organisation und Bezahlung des<br />
Fluges sowie die Suche einer passenden<br />
Unterkunft. Schließlich soll sich<br />
der Neu-Oberpfälzer in seiner Wahlheimat<br />
so wohl wie nur möglich fühlen.<br />
Innovationspreisfür<br />
KlimaundUmwelt<br />
BMUundBDIprämierenherausragendeInnovationen<br />
BERLIN. Bis zum 27. Mai können sich<br />
deutsche Unternehmen und Forschungseinrichtungen<br />
mit herausragendenInnovationenimBereichKlima-<br />
und Umweltschutz um den<br />
Deutschen Innovationspreis für Klima<br />
und Umwelt (IKU) <strong>2013</strong> bewerben.<br />
Die Sieger qualifizieren sich für<br />
die European Business Awards for<br />
the Environment (EBAE) der Europäischen<br />
Kommission und erhalten<br />
mit ihren Projekten Zugang zu einer<br />
wichtigen internationalen Plattform.<br />
Der IKU wird vom Bundesumweltministerium<br />
sowie vom Bundesverband<br />
der Deutschen Industrie (BDI)<br />
bereits zum vierten Mal vergeben.<br />
Die Bewerbungsunterlagen stehen<br />
auf www.iku-innovationspreis.de bereit.<br />
Einsendeschluss ist der 27. Mai.<br />
Bewerbungen können an das Fraunhofer-Institut<br />
für System- und Innovationsforschung<br />
ISI geschickt werden<br />
– entweder per Post (Breslauer<br />
Straße 48, 76139 Karlsruhe) oder per<br />
E-Mailaniku@isi.fraunhofer.de.Onlinebewerbungen<br />
sind auf www.ikuinnovationspreis.de<br />
möglich. Weitere<br />
Infos zum IKU <strong>2013</strong> und zu den<br />
einzelnen Wettbewerbskategorien<br />
gibt es auf www.iku-innovationspreis.de.<br />
Darüber hinaus stehen unter<br />
der Telefonnummer (030)<br />
700186503 Ansprechpartner zu allenFragenrundumdenIKUzurVerfügung.(wz)