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Ausgabe 05-2013 - Wirtschaftszeitung

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SEITE 20 | MAI <strong>2013</strong><br />

THEMA DES MONATS: VERLAGSWESEN<br />

WIRTSCHAFTSZEITUNG | SEITE 21<br />

ENTSTAUBT:DASBUCHERFINDETSICHNEU<br />

„...müssenwirmitBedauernablehnen“<br />

MitdemPrinzipdesSelbstverlagssinddieSchrankenfürNeuerscheinungenfastkomplettgefallen<br />

BayernisteineHochburgderVerlage<br />

DieWirtschaftskennzahlenderBuchverlagsbranchesindstabil/DigitaleHerausforderungenfürPrint<br />

VON MECHTILD ANGERER<br />

MÜNCHEN. Lesen bildet – doch Bücher<br />

sind nicht nur Kulturgut und Wissensvermittler,<br />

sondern vor allem ein wichtiger<br />

und lebendiger Wirtschaftszweig.<br />

9,6 Milliarden Euro betrug laut Börsenverein<br />

des deutschen Buchhandels der<br />

UmsatzderBuchverlageinEndverbraucherpreisen<br />

im Berichtsjahr 2011. Große<br />

Wachstumsraten hat dieses traditionsgebundene<br />

Wirtschaftsgebiet zwar<br />

nicht aufzuweisen, doch immerhin zeigendieErgebnisseseit2007<br />

einezuverlässige<br />

Beständigkeit ohne große Höhen<br />

und Tiefen. Und mit einem Plus<br />

von 2,7 Prozent im Februar <strong>2013</strong> zogen<br />

die Preise im Buchhandel im Vergleich<br />

zu anderen Konsumgütern, deren Preise<br />

nur um 1,5 Prozent stiegen, sogar<br />

stärkeran.<br />

Welche Kraft die Buchbranche weltweit<br />

heute noch hat, ist zweimal jährlich<br />

bei der Buchmesse in Leipzig und<br />

vor allem in Frankfurt zu sehen: Mit<br />

168000Besuchern–rund7000mehrals<br />

imletztenJahr–und2069Verlagenaus<br />

43 Ländern konnte kürzlich die Leipziger<br />

Buchmesse wieder eine positive Bilanz<br />

ziehen. Bei der weltweit größten<br />

Buchfachmesse in Frankfurt waren es<br />

im Oktober 2012 gut 281000 Besucher<br />

und7000internationaleAussteller.<br />

Deutschland ist in Sachen Buchverlage<br />

eine Hochburg: 2787 steuerpflichtigeVerlagezähltedasStatistischeBundesamt<br />

im Jahr 2008. In Bayern sind es<br />

364,davonallein138inMünchen,dem<br />

bundesweiten „Vize“ nach Berlin mit<br />

180 Verlagen. „Bayern ist im Vergleich<br />

zu Gesamtdeutschland ein sehr starker<br />

Buchstandort“, sagt Stefanie Endres,<br />

Pressesprecherin des Landesverbandes<br />

Bayern des Börsenverbands: „20 ProzentderneuenAusbildungsverträgeim<br />

Buchhandel deutschlandweit wurden<br />

2012 in Bayern abgeschlossen. Außerdem<br />

ist Bayern breit aufgestellt beiden<br />

Genres.“DiebayerischenVerlagemachten<br />

2011 gut 18 Prozent des gesamtdeutschen<br />

Umsatzes und lagen auch<br />

bei der Titelproduktion mit 12470 Titeln<br />

und damit 15,2 Prozent der Neuerscheinungen<br />

klar vor Nordrhein-Westfalenmit13,3Prozent.NebenMünchen<br />

sindachtweiterebayerischeOrteunter<br />

den 69 deutschen Orten mit der höchsten<br />

Titelproduktion: Nach München<br />

(Rang 2 mit 8244 Titeln) folgt Würzburg<br />

(Rang 15, 748 Titel) und Regensburg(Rang32,276Titel).<br />

WIRTSCHAFTSFAKTOR VERLAG IN DER REGION<br />

InderRegionRegensburgtrugdasVerlagswesenim19.Jahrhundertbesonders<br />

zurWirtschaftskraftbei:FriedrichPustet<br />

errichteteinAllingab1834einePapiermühle,diebalddurcheine„Hadernaufbereitungsanlage“inUnterallingundein<br />

ElektrizitätswerkinOberallingerweitert<br />

wurde.DasAllingerPapierwerkwardurch<br />

denEinsatzderbayernweiterstenaus<br />

EnglandeingeführtenPapierherstellungsmaschinederMarke„Bryan&Donkin“im<br />

19.JahrhundertdermodernstePapierherstellungsstandortinBayern.<br />

Ausdifferenzierte Branche<br />

Das Verlagswesen ist vor allem durch<br />

seineVielseitigkeitgeprägt:AlsVerlagstypen<br />

führt der Börsenverein des Deutschen<br />

Buchhandels Bild- und Kunstbuchverlage,<br />

Fachbuch- und Wissenschaftsverlage<br />

(über 600 in Deutschland),<br />

Fachzeitschriftenverlage, Hörbuchverlage,<br />

Kalenderverlage, KinderundJugendbuchverlage,Publikumsverlage<br />

(vor allem Belletristik- und Fachbuchverlage),<br />

Ratgeber-Verlage, Touristikverlage<br />

und Schulbuchverlage auf:<br />

IndiesemspeziellenMarktsegmentversorgen<br />

nur 80 Verlage deutschlandweit<br />

zwölf Millionen Schüler und 700000<br />

LehrermitLernmitteln.<br />

DassdasBuch vorallemalsintellektuelles<br />

Produkt eines Autors wahrgenommen<br />

wird, verstellt den Blick auf<br />

die harten Zahlen: In der KostenstrukturderBuchherstellungspielendieHo-<br />

norare für Autoren, Herausgeber und<br />

Übersetzer mit einem Anteil am Verlagserlösvondurchschnittlich10,5Prozent<br />

eine untergeordnete Rolle. Die<br />

weitausgrößtenKostenblöckeimWirtschaftsunternehmen<br />

Verlag sind die<br />

<strong>Ausgabe</strong>nfürHerstellungundPersonal:<br />

VomGesamterlösflossen200927,3Prozent<br />

in die Herstellung, die Personalkostenmachten23Prozentaus.Derflexiblen<br />

Kostenseite steht mit der Buchpreisbindung<br />

eine relativ starre Preisbildung<br />

gegenüber. Zusätzlich gilt es<br />

bei der Preiskalkulation neben tatsächlichen<br />

Kosten sogenannte Preisschwellen<br />

zu beachten – am bekanntesten ist<br />

wohl die Zehn-Euro-Schallgrenze für<br />

Taschenbücher.<br />

DasMarktumfelddesProduktsBuch<br />

ist durch Umbrüche gekennzeichnet –<br />

die umfassende Digitalisierung aller<br />

Gesellschaftsbereiche trifft das Buch<br />

gleich mehrfach: Es muss im Konkurrenzkampf<br />

gegen immer mehr digitale<br />

Unterhaltungsmedien bestehen, neue<br />

Online-Vertriebswege bringen das bewährte<br />

Gefüge des Sortimentsfachbuchhandels<br />

ins Wanken, und nicht<br />

zuletzt spielen die Digitalisierung von<br />

Inhalten, die digitale E-Book-Konkurrenz<br />

und das Thema Urheberrecht eine<br />

immer größere Rolle. Zumindest, was<br />

die Vertriebswege angeht, hat „Analog“<br />

AuchfürBahnundEnergieerzeugung<br />

setztesichPustetein:UmdieErreichbarkeitderPapierfabrikenzuverbessern,<br />

undauch,umdenBraunkohletransport<br />

zurElektrizitätserzeugungausTschechienzuerleichtern,machtesichClemens<br />

Pustet,SohndesVerlagsgründersund<br />

„Director“derAllingerAnlage,auchfür<br />

eineBahnanbindungzwischenSinzing<br />

nachAllingstark.1875wurdedas(heute<br />

stillgelegte)TeilstückinBetriebgenommen.AufdenHöhenüberAllingerschloss<br />

PustetzusätzlicheineBraunkohlegrube.<br />

noch die Nase vorn: Der Sortimentsbuchhandel<br />

erwirtschaftete 2011 4,78<br />

Milliarden Euro, und damit 49,7 ProzentvomGesamtumsatz–Tendenzfallend.<br />

Das Direktgeschäft der Verlage<br />

liegt mit 19,1 Prozent auf Platz zwei,<br />

mit 17,8 Prozent gefolgt vom Versandbuchhandel.<br />

Das E-Book als KonkurrenzzumgedrucktenBuchweistrasante<br />

Wachstumszahlen auf, doch auf<br />

niedrigemNiveau:LautGesellschaftfür<br />

Konsumforschung GfK lag der Anteil<br />

vonE-BooksamdeutschenBuchumsatz<br />

2011 bei knapp einem Prozent – damit<br />

sind elektronische Bücher immer noch<br />

einNischenmarkt.<br />

Digital und Non-Book als Chance<br />

Laut Stefanie Endres stellt sich das Verlagswesen<br />

den Marktverschiebungen<br />

mit verschiedenen Maßnahmen: „Der<br />

BuchhandelsiehtdieDigitalisierungals<br />

Chance für neue Vertriebswege. Es gibt<br />

ja nicht nur die großen anonymen Anbieter,<br />

auch immer mehr Sortimentsbuchhandlungen<br />

bauen Online-Shops<br />

auf.“ Präsenz im Netz, und verstärkt<br />

auch immer mehr in den Social Media,<br />

wirdalsGebotderStundeerkannt:„Damittreffenwirdasjunge,technikaffine<br />

Publikum, soziale Medien werden verstärktzurImagebildungeingesetzt.“<br />

DamitdasMediumBuchauchimdigitalen<br />

Zeitalter überlebt, wirbt die<br />

Branche intensiv fürs Lesen. Zum Beispiel<br />

beim jährlichen Welttag des Buches<br />

am 23. April oder mit der Buchmarketing-Kampagne<br />

„Vorsicht Buch!“.<br />

NichtzuletztverbreiterndieVerlageihr<br />

Angebot,umimKampfumdieKunden<br />

zu punkten: „Der Non-Book-Bereich<br />

wird immer größer und wichtiger – im<br />

Buchhandel finden sich Kalender, Kerzen,<br />

Reisepasshüllen, die auch von<br />

Buchverlagen hergestellt werden.“ Hier<br />

kann der Sortimentsbuchhandel laut<br />

EndreseinenStandortvorteilgegenüber<br />

digitalen Vertriebswegen ausspielen:<br />

„Wer online kauft, sucht etwas Bestimmtes<br />

– im Buchhandel dagegen<br />

wirdgestöbert.“<br />

HAMBURG.DieBibel:zulang.FranzKafkas<br />

„Prozess“: zu vage. Homers Odyssee:urheberrechtlichproblematisch.In<br />

seinem 1963 verfassten Essay „… müssenwirmitBedauernablehnen“erfand<br />

der spätere Erfolgsautor Umberto Eco<br />

abschlägige Lektoratsgutachten für<br />

Werke der Weltliteratur. Die später in<br />

dem Essayband „Platon im Striptease-<br />

Lokal“veröffentlichteGeschichteisteine<br />

Abrechnung mit dem „allmächtigen“LektorunddessenUrteil,dasdarüber<br />

entscheidet, ob ein Verlag das Geld<br />

füreineVeröffentlichung„vorlegt“.<br />

Offenbar rechnete Eco nicht damit,<br />

dass diese Macht bald geschwächt werdensollte:mitderIdeedesEigenverlags<br />

beziehungsweise „Self publishing“. In<br />

Deutschland entwickelte der Buchgroßhändler<br />

Libri 1997 die Idee, 1998<br />

folgte unter dem Label „Books on Demand“<br />

BoD (Bücher auf Nachfrage) die<br />

erste Taschenbuchveröffentlichung.<br />

Mit dem Geschäftsmodell, nicht auf<br />

feste Auflagen zu setzen, die vorfinanziert<br />

und produziert werden müssen,<br />

sondern auf Anforderung zu drucken,<br />

MASTERSHAUSEN. Sachbücher sind ein<br />

nicht zu unterschätzendes Marktsegment<br />

des Buchhandels: Gemäß den<br />

Zahlen des Börsenvereins des DeutschenBuchhandelsfielen2011rund9,7<br />

Prozent des SortimentsbuchhandelsumsatzesaufdieseWarengruppe.<br />

Ein Anteil, der auch die zahlreichen<br />

Berater, Coaches und Experten einschließt,<br />

die Bücher über Selbstbewusstsein,<br />

Führungsmanagement,<br />

MarketingoderSocialMediaverfassen,<br />

um ihren Marktwert positiv zu beeinflussen.<br />

Das Buch als Erweiterung<br />

der Marketing-Strategie<br />

Ein Buch ist jedoch nicht sofort eine<br />

sprudelndeVerdienstquelle,außerman<br />

landet einen Bestseller. Die Honorarstaffelungensind,andersalsin<br />

derBelletristik,<br />

nicht durch Vorschläge von<br />

Normverträgen wie dem des Deutschen<br />

Börsenvereins einsetzbar. VielmehrvereinbarendieVerlageindividuelleHonorare,dieauchvomRufdesExperten,<br />

dessen Themengebiet und der<br />

Marktlage abhängig sind. Das statistische<br />

Bundesamt zählte insgesamt<br />

96273Buch-NeuerscheinungenimJahr<br />

2011. Eine Flut von Wissen und Unterhaltung,<br />

die vom Leser sehr genau in<br />

Augenschein genommen wird. DennochkanneinBuch,alsMarketing-Ressource<br />

strategisch klug genutzt, die<br />

Karriere und den Ruf eines Experten<br />

ausgesprochen positiv beeinflussen.<br />

Das bestätigt auch der Businessexperte<br />

Hermann Scherer, der bereits zahlreiche<br />

Bücher veröffentlicht hat. „Ein<br />

Buch ist eine Erweiterung der Marketing-Strategie.“<br />

Es geht um ein gutes Produkt mit<br />

fachlich fundiertem Inhalt, der seine<br />

Leserschaft anspricht, den Autor empfiehlt<br />

und den Expertenstatus untermauert.<br />

Der Marketingansatz des Experten<br />

ist klar: „Zuerst muss man den<br />

Expertenstatus postulieren,dann muss<br />

man es wirklich werden und den Statusmit<br />

dem Buch manifestieren.Denn<br />

wer heute in dieser Branche kein Buch<br />

veröffentlicht hat, versinkt in der Bedeutungslosigkeit.“<br />

Wer ein Buch<br />

schreibt, muss sich klar darüber sein,<br />

dass der Anspruch des Lesers hoch ist.<br />

gelang es der in Norderstedt bei Hamburg<br />

beheimateten BoD, große KostenblöckeinderBuchherstellungund-vermarktungzuvermeiden.Beimstattdes<br />

im Buchdruck üblichen Offsetdrucks<br />

gewählten Digitaldruckverfahren sind<br />

zwar die Stückkosten höher, dafür entfallen<br />

Lagerkosten, Remittenden und<br />

die Kosten für Überproduktion. Self<br />

publishingwirdseithervonunbekannten<br />

Autoren genutzt, die die Veröffentlichung<br />

ihrer Werke nun selbst finanzierenkönnen.Einweitererklassischer<br />

EinsatzbereichsindWerkeder„grauen<br />

Literatur“ wie Pflichtveröffentlichungen<br />

(Studien, Diplom- oder Doktorarbeiten)<br />

oder auch Seminarunterlagen<br />

undTagungsberichte.<br />

1,3 Millionen Titel liegen laut Presseauskunft<br />

von BoD derzeit druckbereitaufdemServer.DerTitelbestandist<br />

von1700TitelnEnde2006aufmehrals<br />

100000 Titel Ende 2008 und rund<br />

500000 in 2012 gewachsen. 2012 hat<br />

BoDrunddreiMillionenBücherproduziert.<br />

Dabei liegt der Schwerpunkt mit<br />

49 Prozent klar auf dem Bereich Belletristik,<br />

die andere Hälfte deckt von Ratgeberliteratur<br />

über Kinder- und Jugendbücher<br />

bis zu Sachbüchern und<br />

wissenschaftlichenVeröffentlichungen<br />

ein breites Spektrum ab. Ein großer<br />

Marktvorteil von BoD ist seine Schnelligkeit:<br />

Die vom Handel bestellten BücherwerdeninnerhalbvonzwölfStundenproduziertundversandt.<br />

Viele Autoren nutzen BoD als<br />

Sprungbrett für eine Karriere in einem<br />

klassischen Verlag. Auch viele Verlage<br />

schätzen mittlerweile die Flexibilität<br />

des Drucks auf Anfrage: Riskante Erstauflagen,<br />

langsamdrehende DauerselleroderNach-undWiederauflagenlassenauchrenommierteVerlagewiebeispielsweise<br />

der Suhrkampverlag bei<br />

Books on Demand drucken. Die hier<br />

möglichen Kleinstauflagen minimierendasRisiko,überschüssigeProduktionverramschenzumüssen.<br />

Zwischenzeitlich trieb das Prinzip<br />

der Minimalauflage wunderliche Blüten:<br />

2007 kam in den USA die Espresso<br />

Book Machine auf den Markt, die die<br />

Just-in-Time-Produktion im Buchladen<br />

Hermann Scherer empfiehlt aus diesem<br />

Grund, bewusst unperfekt ins<br />

Schreiben zu starten. „Der Mensch ist<br />

sehr gut im Verbessern, deshalb ist es<br />

sinnvoll, an sein Schreiben zunächst<br />

geringere Qualitätsstandards anzulegenunddasGeschriebenedannzuperfektionieren.“<br />

Die richtige Vermarktung ist<br />

ausschlaggebend für den Erfolg<br />

Danach geht es an den Verlag. Ein<br />

wichtiger Punkt, denn nicht jeder VerlagistfürjedenStoffgeeignet.Jeklarer<br />

ein Buch formuliert und strukturiert<br />

ist, desto klarer wird auch die VerlagswahlfürdenAutor.<br />

Eine weitere Frage, die Hermann<br />

Schereraufwirft,istdienachdenFähigkeiten<br />

in Sachen Eigenvermarktung.<br />

Wird ein Buch veröffentlicht, wird es<br />

zum Teil der eigenen PR und muss in<br />

die bereits bestehenden Strategien eingebunden<br />

werden. „Wie potent in Sachen<br />

Vermarktung ist der Autor?“,<br />

fragt Scherer und pocht auf eine ehrlicheAntwort.DennderPunktEigenvermarktungträgtvielzueinempositiven<br />

vor Ort ermöglichte. Es waren Qualitätsprobleme<br />

bei Druck und Bindung,<br />

die verhinderten, dass sich diese Technikflächendeckenddurchsetzenkonnte:Vondenweltweit60Maschinenstehen<br />

in Europa nur drei – in London,<br />

AmsterdamundLaHague.<br />

Inzwischen hat sich für Autoren eine<br />

neue, unschlagbar billige Veröffentlichungsoption<br />

aufgetan: Mit der VerbreitungdesE-BooksistdieVeröffentlichung<br />

eigener Bücher rein als Datei<br />

möglich. 2011 eröffnete Amazon den<br />

deutschen Ableger des Kindle-Stores<br />

und damit gleichzeitig die Möglichkeit<br />

des Kindle Direct Publishing KDP –<br />

weitere Anbieter wie epubli.de oder<br />

Bookrix folgten. Auch BoD bietet seinen<br />

Kunden mittlerweile zum Druck<br />

die Veröffentlichung als E-Book an. Zu<br />

BeginnderBuchmesseinLeipzigveröffentlichte<br />

Amazon die neuesten KDP-<br />

Erfolgszahlen:38Autorenhabendamit<br />

mehr als 25000 Euro eingenommen,<br />

acht sogar über 100000 Euro. 15 KDP-<br />

Autoren haben je mehr als 50000 Exemplareverkauft.(xma)<br />

SachbücheralskalkuliertesKarrieresprungbrett<br />

ExpertenkönneneigenePublikationenalsintegralenBestandteilihresMarketingkonzeptsnutzen<br />

Ergebnis bei. Besteht Nachholbedarf,<br />

empfiehlt sich ein Gespräch mit entsprechendenSpezialisten.<br />

Ist das Buch erschienen, ist es ein<br />

Mittel für die Präsenz des Autors. Es<br />

liegt bei Veranstaltungen auf, wird rezensiert,<br />

sorgt für Verbreitung des Experten<br />

und kann den Zugang zu den<br />

Medien erleichtern. Selbst wenn es<br />

nicht gelesen wird. „Rund 80 Prozent<br />

allerBücherwerdennichtgelesen,aber<br />

immer wieder wahrgenommen. Selbst<br />

Nichtgelesenes hilft, indem es einfach<br />

da ist. Wer mehrfach wahrgenommen<br />

wird, gräbt sich in das Gedächtnis der<br />

anderen,dieFragederRedundanzistalso<br />

berechtigt“, erklärt Hermann Scherer.<br />

Ein Buch kann die Karriere fördern.<br />

Es ist eine weitere Visitenkarte, die<br />

durchauspositivenEinflussaufKarrieren<br />

hat. Davon ist Hermann Scherer<br />

überzeugt. Wenn das Konzept in Sachen<br />

Marketing stimmt. „Ein Stück,<br />

dasmanvonsichselbstweitergibt“,erklärtderBusinessexpertedenpositiven<br />

Effekt, den auch er immer wieder bemerkt.(ebb)<br />

Grafik:IreneDaxer

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