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Ausgabe 05-2013 - Wirtschaftszeitung

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WIRTSCHAFTSZEITUNG UNTERNEHMEN<br />

MAI <strong>2013</strong> | SEITE 15<br />

SowirdFührung<br />

nachhaltig<br />

DräxlmaierundLindnerwarenTeilnehmerdes<br />

Projekts„Verantwortungübernehmen“<br />

VON CHRISTINE HOCHREITER<br />

MÜNCHEN. „Das Prinzip der Nachhaltigkeit<br />

unseres Handelns verstehe ich<br />

so: Uns sind unsere Ämter auf Zeit<br />

gleichsam als Lehen verliehen. Wir<br />

haben die Pflicht, das Lehen zu pflegen<br />

und zu mehren: ganz so, als würdenwirbisweitnachdenZeitenunsererZuständigkeitdafüreinstehendürfen<br />

– oder auch müssen.“ Dieses Zitat<br />

des ehemaligen BMW-Vorstandschefs<br />

Eberhard von Kuenheim darf als ein<br />

Leitmotiv der Stiftung des Autokonzernsgelten,dieseinenNamenträgt.<br />

Ein Projekt dieser Stiftung ist die<br />

Initiative „Verantwortung übernehmen“.<br />

Damit soll der schwierige<br />

Schritt von der Erkenntnis hin zur<br />

Umsetzung unterstützt werden. Seit<br />

2011 teilen Führungskräfte von der<br />

mittelständischen Privatbank über eine<br />

Brauerei bis hin zur Behörde und<br />

einem Weltmarktführer bei der Herstellung<br />

und Bearbeitung von Banknoten<br />

ihre Erfahrungen verantwortungsvoller<br />

Unternehmensführung<br />

undbegleitensichinderUmsetzung.<br />

Die Umsetzung als Drahtseilakt<br />

Nach einer UN Global Compact Studie<br />

wollen 96 Prozent der befragten<br />

Vorstandsvorsitzenden Nachhaltigkeit<br />

vollständig in Strategie und Handeln<br />

ihres Unternehmens integrieren.<br />

Doch die Umsetzung bedeutet häufig<br />

einen Drahtseilakt. Es gilt, unter globalem<br />

Wettbewerbsdruck wirtschaftliche<br />

Anforderungen mit gesellschaftlichen<br />

Zielen und Umweltschutz in<br />

Einklangzubringen.<br />

Die zehn bis 15 Teilnehmer an einem<br />

Jahrgang des Projekts „Verantwortung<br />

übernehmen“ entwickeln jeweilseineigenesProjektundsetzenes<br />

in ihrem Unternehmen um. Die Führungskräfte<br />

kommen zu zwei Fortbildungen<br />

zusammen und überprüfen<br />

im gegenseitigen Austausch Wirkung,<br />

Strukturen und Prozesse ihres<br />

Unternehmens auf Zukunftsfähigkeit.<br />

Im Rahmen des sogenannten<br />

Strategie-Campus definiert der VorgesetzteeinstrategischesHandlungsfeld<br />

und die Rahmenbedingungen für das<br />

Projekt. Letzteres entwickelt der Projektleiter<br />

auf dem viereinhalbtägigen<br />

Kompetenz-Campusweiter,überprüft<br />

den Plan auf der kollegialen Rüttelstrecke<br />

und setzt ihn anschließend<br />

mit Methoden des Change Management<br />

um. Neben der Stiftung werden<br />

die Veranstaltungen von zwei Moderatoren<br />

begleitet: Dr. Klaus Doppler,<br />

Experte für Unternehmensentwicklung<br />

und Veränderungsmanagement,<br />

sowieThomasMarschall,Gründerder<br />

Nachhaltigkeitsberatung Marschall<br />

Wernecke&Andere.<br />

Aktuell stellt die Eberhard von<br />

Kuenheim Stiftung den dritten Jahrgang<br />

zusammen.Der Fokus solldabei<br />

verstärkt auf dem Umgang mit Zielkonflikten<br />

liegen – einer wesentlichen<br />

Herausforderung für viele Führungskräfte.ÜberBranchenundFachbereiche<br />

hinweg stoßen die Teilnehmer<br />

erfahrungsgemäß auf ähnliche<br />

Themenstellungen: Wie können wir<br />

Veränderungsdruck für Innovation<br />

und Nachhaltigkeit nutzen – und damitunserKerngeschäftzukunftsfähig<br />

machen? Besetzt das Unternehmen<br />

das Thema Nachhaltigkeit als Differenzierungsmerkmal<br />

oder zur reinen<br />

Pflichterfüllung? Wie gelingt es, die<br />

Betroffenen an der Veränderung hin<br />

zum nachhaltigen Wirtschaften zu<br />

beteiligen?<br />

BeideranschließendenProjektumsetzung<br />

treffen sich die Teilnehmer<br />

regelmäßig. Ihre Erfahrungen fließen<br />

auch in die nachfolgenden Jahrgänge<br />

ein, sagt Carl-August Graf v. Kospoth,<br />

AUSGEZEICHNETE IDEE<br />

DieDeutscheUNESCO-Kommission<br />

hatdieInitiativeVerantwortungunternehmenalsProjektderUN-Dekade„BildungfürnachhaltigeEntwicklung“ausgezeichnet.DerVorsitzendedesNationalkomiteesundderJuryderUN-DekadeinDeutschland,Prof.Gerhardde<br />

Haan,inseinerLaudatio:„FürdieZukunftsfähigkeitunsererWirtschaftund<br />

Gesellschaftversprichtnachhaltiges<br />

WirtschaftendengrößtenErfolg.Die<br />

UnternehmenderInitiativesinddabei<br />

VorreiterundsetzenStandardsinihren<br />

Branchen.“DerdritteJahrgangstartet<br />

imJuni.DieInteressentenkönnensich<br />

bewerbenoderwerdenderStiftungvon<br />

Netzwerkpartnernempfohlen.“<br />

Foto:Ausserhofer/EvK-Stiftung<br />

VorstandderStiftung:„Soentstehtein<br />

lernendesNetzwerknamhafterUnternehmen<br />

für verantwortungsvolles<br />

Wirtschaften.“ Die Teilnahme an der<br />

Initiative bedeutet für ein Unternehmen<br />

nicht nur eine Investition an<br />

Geld (rund 4800 Euro pro Jahrgang),<br />

sondernauchanZeit,diedirektinein<br />

ca. sechsmonatiges Projekt im eigenenKerngeschäftfließt.<br />

Aus Ostbayern haben sich bisher<br />

zwei Unternehmen beteiligt: die<br />

Dräxlmaier Group mit Sitz in Vilsbiburg<br />

(Kreis Landshut) – ein weltweit<br />

tätigerSystemlieferantfürdieAutoindustrie<br />

– und die Lindner Group in<br />

Arnstorf (Kreis Rottal-Inn). Marketingleiter<br />

Florian Anzeneder von<br />

Dräxlmaier zieht Bilanz: „Der offene<br />

Austausch auf dem Strategie-Campus<br />

ist eine Horizonterweiterung. Die authentische<br />

Darstellung, was in anderenBranchengeschiehtundinwelche<br />

Richtungen andere Unternehmen<br />

denken, lieferte uns vielfältige Ansätze<br />

und Ideen für unsere weitere Arbeit.“DräxlmaierhateineNachhaltigkeitsstrategie<br />

entwickelt, die ökonomische,<br />

ökologische und soziale Ziele<br />

gleich gewichtet und will sie für die<br />

über45000Mitarbeiterumsetzen.Die<br />

BeratunginderInitiativehatsichAnzeneder<br />

zufolge als „absoluter Gewinn“fürdieUmsetzungdiesesunternehmensweitenProjekteserwiesen.<br />

Internationale Harmonisierung<br />

Ziel des Lindner-Projekts war eine internationaleHarmonisierung,so<br />

Josef<br />

Steretzeder, Leiter Integrierter Managementservice.Essolltegewährleistetwerden,dassdieQualitätvonKonzepten,<br />

Produkten und Service bei einem<br />

Unternehmen mit 6000 Mitarbeitern<br />

und einem steigenden AuslandsanteilanallenStandortengleich<br />

hoch ist. Eigenen Angaben zufolge ist<br />

Lindner Europas führender Spezialist<br />

für die Gebäudehülle, den Komplettausbau,<br />

Isoliertechnik und alle baurelevanten<br />

Dienstleistungen. Die BeteiligungandemProjektderStiftungsei<br />

sehr hilfreich gewesen, sagt Steretzeder<br />

– vor allem der offene Austausch<br />

zwischen den Teilnehmern und die<br />

Begleitung durch die Moderatoren<br />

mit großer Change-Management-Erfahrung.<br />

Ex-Geneart-Manager<br />

vermitteltNachfolger<br />

MitFirmundohatChristianEhlseineigenesProjektentwickelt<br />

REGENSBURG/WÜRZBURG. Eine Eventagentur<br />

aus Schleswig-Holstein, ein<br />

Hausmeisterservice aus München<br />

undeinFliesenlegerstudiovomOberrhein<br />

– alle drei Betriebe sollen verkauftwerden.DieEigentümernutzen<br />

dazu die Internetseite firmundo.de.<br />

Auf der Online-Firmenbörse bieten<br />

Unternehmer ihre Betriebe zum Verkauf<br />

an, suchen Nachfolger oder Finanzierung.<br />

Firmundo-Gründer Christian Ehl<br />

ist bekannt in der Regensburger Unternehmenslandschaft.<br />

Neun Jahre<br />

war er Manager der Geneart AG und<br />

halfdabeidasUni-Start-Upineinbörsendotiertes<br />

Unternehmen zu verwandeln,<br />

das 2010 vom Biotech-RiesenLifeTechnologiesaufgekauftwurde.EhlverließGenearteinJahrzuvor.<br />

„IchhattedenPunkterreicht,andem<br />

ich kurz durchschnaufen musste“,<br />

sagt der 43-jährige Diplomkaufmann.<br />

DieZeitbeiGeneartseisehrschöngewesen.<br />

Doch habe es bei einem internationalen<br />

Unternehmen mit 200<br />

Mitarbeitern auch immer Probleme<br />

gegeben,dieihnschlechthabenschlafenlassen.<br />

Immer auf der Suche nach Kapital<br />

Schon während seiner Zeit bei GenearthabeerdieIdeefürseinneuesProjekt<br />

gehabt, verrät Ehl. „Wir waren<br />

immer auf der Suche nach Kapitalgebern.“<br />

Es sei mühsam gewesen, Kontakte<br />

zu finden. „Im Prinzip läuft das<br />

wie vor 20 oder 30 Jahren“, erklärt<br />

Ehl. Man suche einen Vermittler, der<br />

den Kontakt zu potenziellen Geldgebern<br />

herstellt. „Das läuft auch an der<br />

Börse nicht anders“, meint Ehl. Hier<br />

seien es die Investmentbanken, die<br />

große Firmen beraten. Kleine und<br />

mittlere Unternehmen (KMU) könntensichdasnichtleisten.<br />

Was es nicht gab, stellten Ehl und<br />

seine Kollegen schnell fest, war eine<br />

Plattform im Internet, mit der man<br />

sich einfach an Geldgeber wenden<br />

konnte.SowardieursprünglicheIdee<br />

fürFirmundo,einebensolchesForum<br />

fürjungeTechnologiefirmenzugründen.<br />

Aber: „Es gibt vielleicht 400 solche<br />

Firmen in Deutschland“, gibt Ehl<br />

zu, „das trägt keine Plattform“. Doch<br />

dann entdeckten er und sein Partner,<br />

der ehemalige Geneart-Marketing-<br />

Chef und E-Commerce-Experte Thomas<br />

Schödl, ein anderes Geschäftsfeld,<br />

das laut Ehl noch „spannender<br />

und volkswirtschaftlich nützlicher“<br />

ist: Kleine Betriebe, die Probleme haben,wennsienacheinemNachfolger<br />

suchen. Pro Jahr gibt es nach Ehls<br />

Schätzungen etwa 20000 solcher Unternehmen<br />

– eine eindeutig größere<br />

Kundenbasis. Auch der Präsident des<br />

Deutschen Industrie- und Handelskammertags<br />

Eric Schweitzer hat das<br />

Problem erkannt. „Die Unternehmensnachfolge<br />

wird zu einer immer<br />

größeren Herausforderung für den<br />

Mittelstand“, sagte Schweitzer in einem<br />

Interview. Jedes Jahr müssten<br />

Schätzungen zufolge etwa 5500 UnternehmeninDeutschlandschließen,<br />

weilsiekeinenNachfolgerfinden.<br />

Ähnlich einer Immobilienseite<br />

Firmundo bietet Unternehmern die<br />

Möglichkeit, eine Anzeige zu schalten,<br />

in der sie ihren Betrieb beschreiben<br />

und den möglichen Kaufpreis<br />

nennen. „Ähnlich wie bei Immobilienseiten“,<br />

erklärt Ehl. Eine Anzeige<br />

kostet zwischen 39 Euro für drei Monate<br />

und 179 Euro für die unbegrenzte<br />

Flatrate. Einige Unternehmen sind<br />

für ein paar Tausend Euro zu erwerben,eineKölnerSanierungsfirmamit<br />

übereinerMillionEuroJahresumsatz<br />

kostet da schon etwas mehr. Ehl ist<br />

wichtig, darauf hinzuweisen, dass er<br />

nichts an einem möglichen Vertragsabschluss<br />

verdient. Es gibt keine<br />

Courtage. Trotzdem ist der ehemalige<br />

Vorstand eines Börsenunternehmens<br />

ganzzufriedenmitseinemvergleichsweisekleinenneuenProjekt.<br />

Zwar gebe es keine Übernahme-<br />

Statistik.DochbekommeerFeedback<br />

von Kunden,die erfolgreich ihren Betrieb<br />

verkauften – so wie ein Vollkornbäcker<br />

aus Mainz, der über Firmundo<br />

einen jungen Bäckermeister<br />

fand, der sich selbstständig machen<br />

wollte.DieSeitetragesichzudemaus<br />

eigenerKraft,manseioperativinden<br />

schwarzen Zahlen. Bis die Investitionen<br />

zurückgezahlt seien, könnte es<br />

abernochetwasdauern.Zunächstsoll<br />

eine Finanzierungsrunde folgen, um<br />

mit neuem Kapital den Marketing-<br />

Vertriebneuaufzustellen.<br />

Obwohl er inzwischen in Würzburg<br />

lebt und arbeitet, denkt Ehl gerne<br />

an Regensburg zurück. Von seiner<br />

Tätigkeit als Juror beim Business-<br />

Plan-Wettbewerbwisseer,dassesimmer<br />

wieder Neugründungen aus Regensburggebe.(ma)<br />

Christian Ehl, Gründer und Geschäftsführer der Internetplattform Firmundo<br />

undehemaligerManagerbeiGeneart<br />

Foto:Firmundo

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