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Forschungsgruppe Gesundheitsrisiken und Präventionspolitik ... - WZB

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üben. Die durch Test <strong>und</strong> Ergebnismitteilung erzielbaren (zeitstabilen?)<br />

Verhaltensänderungen liegen nicht höher als diejenigen, die durch eine<br />

professionell gestaltete <strong>und</strong> betroffenennah durchgeführte Strategie der<br />

Verhaltensbeeinflussung (Aufklärung <strong>und</strong> Beratung) zu erzielen sind. Selbst<br />

wo es einen statistischen Zusammenhang zwischen Testteilnahme <strong>und</strong> gutem<br />

Präventionsverhalten gibt, sagt dies noch nicht viel über die Kausalität:<br />

Die internationale Literatur ist sich darüber einig, daß der entscheidende<br />

Schritt zur Prävention dann getan ist, wenn ein Mensch sich entschließt,<br />

etwas gegen Aids zu tun, zum Beispiel sich persönlich beraten zu lassen.<br />

In der Effektivität der Präventionsbemühungen unterscheiden sich Länder,<br />

die massiv auf (freiwillige) Testung setzen, wie Schweden, nicht von Ländern,<br />

in denen namentlich promisk lebenden Menschen vom Test abgeraten<br />

wird ('Testentmutigungspolitik' in den Niederlanden). Länder mit anerkannt<br />

erfolgreicher Präventionsstrategie wie die Schweiz fordern nicht explizit<br />

zum Test auf. Der in San Francisco (unter völlig anderen Rahmenbedingungen)<br />

erreichte faktische Stillstand in der Ausbreitung von Aids ist ebenfalls<br />

nicht Produkt einer Testkampagne, sondern einer professionell ausgefeilten<br />

Verhaltensbeeinflussung in der gay Community.<br />

Jede Testkampagne bringt in bezug auf das Präventionsziel auch unerwünschte<br />

Wirkungen hervor: Signifikant viele negativ Getestete verhalten sich<br />

trotz aller Aufklärung nach dem Test riskanter als vorher. Das gleiche<br />

gilt auch für eine offenbar verschwindend geringe Gruppe der positiv Getesteten.<br />

Sie sind unter dem hier diskutierten Aspekt weniger als 'Kriminelle'<br />

<strong>und</strong> 'Desperados' zu betrachten, sondern als das iatrogene Ergebnis<br />

eines nicht f<strong>und</strong>ierten 'Therapiekonzepts'.<br />

Aus der Summe der Studien läßt sich eine ganz andere Schlußfolgerung ziehen:<br />

Entscheidend für den Präventionserfolg ist nicht der Test, sondern<br />

die Qualität der Präventionskampagne <strong>und</strong> besonders der persönlichen Beratungen.<br />

Qualität <strong>und</strong> Quantität der individuellen Präventionsberatungen<br />

(nicht: Testberatungen!) wären zu maximieren. Sie bestehen aus<br />

- einer individuellen Risikoanamnese (gab oder gibt es überhaupt ein relevantes<br />

Risisko?),<br />

- einer individuellen Risikoaufklärung (Wo kann man sich nicht infizieren?<br />

Wo liegen reale Risiken?),

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