Leseprobe COLONIA - Shop des Kölner Stadt-Anzeiger
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Einleitung<br />
Die Franken – Vorläufer der Deutschen?<br />
An einem denkwürdigen Tag <strong>des</strong> Jahres 800 „nach der Fleischwerdung <strong>des</strong><br />
Herrn“ (anno incarnatione Domini, so die lange Zeit vorherrschende mittelalterliche<br />
Jahresangabe) wurde das westliche, das abendländische Kaisertum<br />
begründet, das fast genau 1000 Jahre – bis zum 6. August 1806, als Kaiser<br />
Franz II. die Krone <strong>des</strong> „Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation“ auf<br />
Druck Napoleons ablegte – bestehen sollte.<br />
Am 25. Dezember besagten Jahres 800 ließ sich Karl, der König der<br />
Franken, in Rom zum „Kaiser der Römer“ (imperator Romanorum) krönen.<br />
Bis zu dieser Krönung hatte es nur einen Kaiser gegeben, dieser amtierte in<br />
Konstantinopel; das Reich, das er beherrschte, bestand hauptsächlich aus<br />
Griechenland und Kleinasien und hieß noch immer das Römische Reich<br />
(die Bezeichnung „Byzantinisches Reich“, dem früheren Namen von Konstantinopel<br />
– Byzanz, wie die <strong>Stadt</strong> seit ihrer Gründung hieß – nachgebildet,<br />
ist eine wissenschaftliche Hilfskonstruktion); es galt als legitime<br />
Fortsetzung <strong>des</strong> alten imperium Romanum, auch wenn das Griechische mittlerweile<br />
Amtssprache war und der Kaiser einen griechischen Titel, basileus<br />
Romaion (Kaiser der Römer), führte. Die Herrscher in Byzanz galten seit<br />
dem Untergang <strong>des</strong> Weströmischen Reichs im Jahre 476 auch bei den Königen<br />
der Germanen als Inhaber der höchsten weltlichen Gewalt innerhalb<br />
der Christenheit.<br />
Karl wusste, dass er mit seiner Erhebung zum Kaiser den Hof in Konstantinopel<br />
herausforderte. „Den Hass der römischen Kaiser, die ihm die<br />
Annahme <strong>des</strong> Kaisertitels sehr verübelten, trug er mit großer Gelassenheit,<br />
und mit der Hochsinnigkeit, in der er ohne jede Frage weit über ihnen stand,<br />
wusste er ihren Trotz zu besiegen, indem er häufig durch Gesandtschaften<br />
mit ihnen verkehrte und sie in seinen Briefen als Brüder anredete“, schreibt<br />
Karls Biograph Einhard.<br />
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