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Leseprobe Lieblingstouren

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<strong>Leseprobe</strong> | Copyright J.P. Bachem Verlag<br />

Peter Squentz<br />

Meine<br />

Lieblings-<br />

touren<br />

TIPPEL<br />

TOUREN<br />

20 vom Autor ausgewählte,<br />

aktuelle Tippeltouren<br />

links und rechts des Rheins


<strong>Leseprobe</strong> | Copyright J.P. Bachem Verlag<br />

Titelbild: Mehren im Westerwald<br />

Die Rückseite zeigt von oben: Blick vom Gänsehals (Eifel); An der Oberahr;<br />

Bei Schladern (Sieg); Nohner Wasserfall (Ahreifel); Genovevahöhle<br />

(Osteifel)<br />

Die vordere Klappe: Blick auf Born<br />

Die hintere Innenklappe: Am Weg in Eibach<br />

Bildnachweis<br />

Alle Abbildungen: Michael Bengel<br />

Buchausgabe nach einer Fortsetzungsfolge aus dem<br />

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek<br />

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der<br />

Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind<br />

im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.<br />

1. Auflage 2012<br />

© J. P. Bachem Verlag, Köln 2012<br />

Redaktion und Lektorat: Frauke Severit, Berlin<br />

Einbandgestaltung und Layout: Barbara Meisner, Düsseldorf<br />

Karten: Barbara Köhler, Bergheim<br />

Reproduktionen: Reprowerkstatt Wargalla GmbH, Köln<br />

Druck: Grafisches Centrum Cuno, Calbe<br />

Printed in Germany<br />

ISBN 978-3-7616-2421-0<br />

ISBN 978-3-7616-2598-9 EPUB<br />

ISBN 978-3-7616-2599-6 PDF<br />

www.tippeltouren.de<br />

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Bestellen Sie ihn kostenfrei unter<br />

www.bachem.de/verlag<br />

Im Apple iBookstore und überall,<br />

wo es elektronische Bücher gibt.<br />

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Inhalt<br />

Zu diesem Buch ................................................................... 8<br />

Rechts des Rheins .……………………………………………… 12<br />

<strong>Leseprobe</strong> | Copyright J.P. Bachem Verlag<br />

Tour 1<br />

Der King erschien im Pleistozän<br />

Ins Neanderthal (9 km) ............................................................................... 14<br />

Tour 2<br />

Bienenstich und Gottvertrauen<br />

Rund um Beyenburg (9 km) ........…………................................................... 24<br />

Tour 3<br />

Pilgerpfad und Heerweg<br />

Auf dem Jakobsweg nach Lennep (11 km) ….............................................. 33<br />

Tour 4<br />

Zwei Ruinen und ein Schloss<br />

Nach Gimborn ins Schwarzenbergische (10 km) ….................................. 40<br />

Tour 5<br />

Hick Rhodos, Hick Salta!<br />

Von Lieberhausen an den Aggersee (9 km) …….........................……......... 48<br />

Felsquellwasser aus dem Aggersee ............................................................. 57<br />

Tour 6<br />

Wasser von Fall zu Fall<br />

An die Sieg und nach Altwindeck (9 km) ……………................................... 58<br />

Tour 7<br />

Was vom Ölberg übrig blieb<br />

Zu den drei höchsten Gipfeln des Siebengebirges (10 km) …….............. 66<br />

Tour 8<br />

Tiefe Ruhe in der Silberwiese<br />

In die „Lahrer Herrlichkeit“ (12 km) ........................................................... 76


Tour 9<br />

Mitten durchs Herz<br />

Nach Mehren und über den Hück (12 km) ......................................... 86<br />

Tour 10<br />

Auf federnden Planken über die Wied<br />

Zur Weißenfelser Ley (13 km).................................................................. 94<br />

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Tour 11<br />

Grün am Ende des Tunnels<br />

Bei Kloster Ehrenstein an die Wied (11 km) ........................................ 104<br />

Die „Schweizen“ der Welt ....................................................................... 111<br />

Links des Rheins …………………………………………..… 112<br />

Tour 12<br />

Wie in Eichendorffs Lied<br />

Bei Andernach an den Rhein (10 km) …............................................... 114<br />

Tour 13<br />

Gänsehals und Genoveva<br />

Nach Bell in der Vulkaneifel (10 km) .................................................... 122<br />

Genoveva ................................................................................................. 133<br />

Tour 14<br />

Hell blinkt das Himmelsauge<br />

Vom Laacher See auf den Krufter Ofen (14 km) ...…………................. 134<br />

Tour 15<br />

„Nach Reetz ins stille Eifeldorf“<br />

Zum Freilinger See (13 km) …................................…............................. 142<br />

Tour 16<br />

„Spinat mit Ei“<br />

Nach Kerpen in die Eifel (11 km) ………..........……................................ 150<br />

6


Tour 17<br />

Rast mit Kaiser Karl<br />

Von Mützenich durchs Brackvenn (11 km) …...........…..……....................... 158<br />

Tour 18<br />

Pferde am Elfenmeer<br />

An den Meinweg bei Roermond (10 km) …...........……….…....................... 167<br />

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Tour 19<br />

Sühnebau für den verlorenen Sohn<br />

Zum Tüschenbroicher Schloss (8 km) ....................................................... 174<br />

Tour 20<br />

Kleinod an der Schwalm<br />

Von Brüggen zum Hariksee (9 km) …………................................................ 182<br />

Ein Känguru in Brüggen ................................................................................ 190<br />

Bergischer Weg<br />

7


<strong>Leseprobe</strong> | Copyright J.P. Bachem Verlag


Zu diesem Buch<br />

<strong>Leseprobe</strong> | Copyright J.P. Bachem Verlag<br />

Wandern liegt „im Trend“. Wie Ehescheidungen und wie Geburten<br />

mittels Kaiserschnitt. Der gedankenlose Hinweis auf den sogenannten<br />

„Trend“, nämlich die Neigungsrichtung einer statistisch erfassten<br />

Entwicklung, feiert die bloße Benennung eines Befunds als dessen<br />

innere Begründung. Dennoch: Der Befund zumindest stimmt.<br />

Wandern ist eine bevorzugte Freizeitaktivität geworden. Und von den<br />

zahlreichen Begründungen dafür mag der Satz des Philosophen Otto<br />

Friedrich Bollnow genügen, der im 20. Jahrhundert lebte: Der Wanderer<br />

ist immer zur Träumerei geneigt. Das meint nicht Wirklichkeitsverlust.<br />

Es meint vielmehr, sich den vom Wandern angeregten Gedanken<br />

hinzugeben, in ihnen gar auf Zeit, „vorübergehend“ also, zu<br />

versinken. Danach muss man sich dann aufs Neue orientieren. Das<br />

bedeutet nicht unbedingt die grundsätzliche Selbstbesinnung des<br />

„Ich bin dann mal weg“. Es kann auch bloß die Feinabstimmung sein.<br />

Die „Tippeltouren“, 1977 erstmals auf den Weg gebracht, gehörten<br />

zu den „Vorreitern“, den „Wegbereitern“ dieses „Trends“, aus dem inzwischen<br />

eine starke Branche in der Freizeitindustrie geworden ist,<br />

umstellt von unterschiedlichsten Gewinnbestrebungen. Die Tippeltouren<br />

haben diesen Trend mit den Begleitanstrengungen von Ausrüstern<br />

bis hin zu „Wanderinstituten“ nicht ausgelöst. Aber immerhin:<br />

Sie waren stets schon dabei. Regelmäßig, zuverlässig, häufig<br />

überraschend in den dicht besiedelten Regionen links und rechts des<br />

Rheins. Gut 300 Tippeltouren sind in dieser Zeit entstanden.<br />

So blieb es denn nicht aus, dass mit schöner Regelmäßigkeit in diesen<br />

mehr als 30 Jahren nach den schönsten Strecken gefragt worden<br />

ist. Wenn die Antwort nicht durch eine Redensart vermieden werden<br />

konnte, habe ich dann meistens auf die jeweils jüngste Tour verwiesen:<br />

ein Ausdruck von Verlegenheit, freilich auch der Tatsache, dass<br />

sogar der Autor, der Entdecker und Gestalter einer Tippeltour, von<br />

dem jeweiligen Reiz der Strecke überrascht war. Denn jede grundsätzliche<br />

Antwort auf die Frage nach der schönsten Strecke, wenn<br />

man sie denn überhaupt versuchte, bliebe unbefriedigend. Jede Tippeltour<br />

ist ein Erlebnis ganz eigener Art. Und dabei individuell. Nicht<br />

jede Landschaft gefällt jedem gleich, ja, nicht einmal unbedingt demselben<br />

an verschiedenen Tagen. Was dem einen zu anstrengend ist,<br />

reicht dem anderen mit Mühe aus. So waren die Tippeltouren immer<br />

auch um Abwechslung bemüht. Dennoch haben wir dem vielfach geäußerten<br />

Wunsch nun doch einmal entsprochen und eine Auswahl<br />

Links:<br />

Wetterfest<br />

9


<strong>Leseprobe</strong> | Copyright J.P. Bachem Verlag<br />

10<br />

an Touren aus jahrzehntelangen Wanderjahren zusammengestellt,<br />

von denen jede für sich zumindest ein Höhepunkt ist. Sei es wegen<br />

ihres Ziels, sei es wegen des Charakters ihrer Landschaft. Wer auf der<br />

Weißenfelser Ley hoch über dem bewaldeten Tal der Wied steht, der<br />

erlebt eine andere Landschaft als der Wanderer in der vulkanischen<br />

Osteifel oder der Spaziergänger im Tal der Schwalm bei Schwanenberg.<br />

Das Rheintal selbst kommt zweimal vor, zweimal von oben betrachtet,<br />

nah vom Krahnenberg bei Andernach, als Panorama von<br />

den höchsten Gipfeln des Siebengebirges.<br />

Oft genug erinnert man sich auch der Stätten wegen der Geschichten,<br />

die mit ihnen durch die Tippeltour verbunden sind, oder der<br />

Spuren der Geschichte, die vor Ort noch immer zu entdecken sind.<br />

Da ist die befremdliche Sage vom schlauen Hick, der sein ganzes<br />

Dorf zuletzt im Rhein versenkt. Eine Sage aus einem protestantischen<br />

Dörflein, die ganz nebenbei den Mönchen im „hillije Kölle“<br />

absichtsvoll üble Gewohnheiten nachsagt, während die Legende der<br />

heiligen Genoveva bei Mayen in der Eifel vom irdischen Lohn für grenzenloses<br />

Gottvertrauen spricht. Mit den Tippeltouren kann man ihnen<br />

unterwegs begegnen.<br />

Selbstverständlich sind die Touren aus den frühen Büchern allesamt<br />

neu erkundet und erwandert worden, vielfach nach den aktuellen Gegebenheiten<br />

verändert, verbessert. Wo man bei Brüggen vor 30 Jahren<br />

noch neben dem Schienenstrang herlief, da fächelt heute der<br />

Wind das Gebüsch, und man glaubt die Schienen erst, wenn man<br />

zumindest ein Signal sieht, das noch immer „Freie Fahrt“ bedeutet.<br />

Die Wiederbegegnung mit Beyenburg über einer Wupperschleife<br />

zeigt denselben alten Ort und verdeutlicht mit der neuen Stele des<br />

Jakobspilgerwegs, dass inzwischen auch wieder gepilgert wird, nicht<br />

nur vermehrt gewandert. Wichtig war mir bei diesem Auswahl-Unternehmen<br />

auch, Strecken und Ziele aus allen denkbaren Gegenden<br />

der Tippeltouren-Serie auszusuchen, um zumindest Vorschläge zu<br />

machen für die eigene Wahl. Wenn nicht die Auswahl der besten,<br />

dann vielleicht der liebsten. Zugleich galt das Prinzip, jede Doppelung<br />

mit dem beliebten Band der leichten Touren „Rund um Köln“<br />

zu vermeiden.<br />

Bei allen Tippeltouren kommt es gemeinsam auf das eine wie das<br />

andere an: die schöne Gegend und den wie immer auch gearteten<br />

Bezug. Nach dem Ende des Industriezeitalters (zumindest in unseren<br />

Breiten) liegt es nahe, dass man beim Wandern nicht nur Res-


Zu diesem Buch<br />

<strong>Leseprobe</strong> | Copyright J.P. Bachem Verlag<br />

ten von verklärten Vorzeiten begegnet wie Burgen oder Schlössern,<br />

Gimborn, Brüggen, Tüschenbroich, sondern oftmals eigentlich „unschönen“<br />

Spuren ehemaligen Gewerbefleißes: Steinbruchlöchern,<br />

Schienenwegen, Pingenzügen, Kotten. Sie trüben das Vergnügen an<br />

der Landschaft nicht, sie steigern es. Sie verbinden uns durch solche<br />

Spuren, die heute oftmals aufbereitet, freigestellt und kommentiert<br />

erscheinen, mit der Vergangenheit unserer Heimat, geben Kunde von<br />

ihr, buchstäblich: Heimatkunde.<br />

Auch das geschieht beim „Trendsport“ Wandern: Man lernt dazu,<br />

verschafft sich unverhoffte Anschauung zu den Begriffen, über die<br />

man, wenn man Glück hat, schon verfügt. Kurz gesagt – und nach<br />

den Worten eines Freundes, des Kölner Autors Bernd Sülzer: Tippeltouren<br />

– das bedeutet „Vergrößerung des Horizonts durch Verkleinerung<br />

des Radius“.<br />

In diesem Sinne: viel Vergnügen!<br />

Ihr<br />

Peter Squentz<br />

Köln, im März 2012<br />

Der Weg heißt<br />

„Weg“, weil er<br />

wegführt.<br />

11


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Rechts<br />

des Rheins


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Tour1<br />

Der King erschien im<br />

Pleistozän<br />

Ins Neanderthal<br />

Kurzbeschreibung<br />

Charakter<br />

Anfahrt<br />

Navi-Eingabe<br />

Dauer<br />

Länge<br />

Varianten<br />

Wanderkarte<br />

Gasthäuser<br />

Hinweise<br />

Auskunft<br />

www.<br />

14<br />

Schon das Museum lohnt die Anfahrt; schöner Spaziergang hinauf am<br />

Hang des Flusstals und hinab. Eher Parklandschaft als Wandergegend.<br />

Auskunft über öffentliche Verkehrsmittel gibt die Regiobahn<br />

Tel. 0180/350 40 30, www.regio-bahn.de<br />

oder der VRR, Tel. 0180/350 40 34 www.vrr.de.<br />

Mit dem Auto über AK Hilden, A 46 bis AS Hilden, dort der Beschilderung<br />

folgen; Parkplätze am Eingang ins Tal gebührenpflichtig.<br />

40699 Erkrath, Talstraße 300<br />

2,5 Stunden<br />

9 km<br />

Vielfältig möglich mittels der „Freizeitkarte Neandertal“<br />

Landesvermessungsamt NRW (Hg.): Solingen zwischen Rhein und<br />

Wupper 1:25.000 (= Wanderkarte NRW Nr. 48)<br />

Im Museumsshop ist eine „Freizeitkarte Neandertal“ erhältlich im<br />

Maßstab 1:10.000.<br />

Zahlreiche, am besten (nicht nur wegen der Nachbarschaft zum Museum):<br />

Becher, Talstraße 310, 40822 Mettmann-Neandertal,<br />

Tel. 02104/755 54, www.hotelbecher.de<br />

Neanderstuben, Neandertal 1, 40699 Erkrath, Tel. 02104/752 06<br />

Neanderhöhle, Neandertal 3, 40822 Mettmann, Tel. 02104/78 20<br />

Schwarzwaldhaus, Talstraße 265, 40822 Mettmann,<br />

Tel. 02104/161 42, tanzcafe-schwarzwaldhaus.de<br />

Direktvermarkter:<br />

Gut Bachelsberg, Diepensiepen 11, Tel. 02104/158 97<br />

Familie Jäger, Im Holz, Tel. 02104/163 36<br />

Das Neanderthal Museum ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr<br />

geöffnet, montags (außer Ostern und Pfingsten) sowie am 24., 25. und<br />

31.12. geschlossen. Eintritt (incl. Fundort) 6,50 Euro, Kinder 4,- Euro, bei<br />

Anreise mit ÖPNV 1,- Euro Nachlass.<br />

Neanderthal Museum, Talstraße 300, 40822 Mettmann,<br />

Tel. 02104/979 797, www.neanderthal.de<br />

Kreisstadt Mettmann, Tel. 02104/980 121, www.mettmann.de<br />

www.michaelrouault.de/4656.html (gute Seite zum Neanderthal)


Tour 1: Ins Neanderthal<br />

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Mit dem Fahrstuhl in die Römerzeit: Das war einmal. Hier und heute<br />

geht es an der Düssel, ins Neanderthal, zweieinhalb Millionen der Düssel<br />

Entlang<br />

Jahre weit zurück, wenn auch bloß zu Fuß: bis an den Ausgang des<br />

Tertiär, ins Pleistozän, von den ersten Hominiden aufrechten Gangs<br />

bis in die Jetztzeit und zum Mobiltelefon.<br />

Das weltbekannte Steinzeitbiotop zwischen Erkrath und Mettmann<br />

trägt seinen Namen nach dem barocken Kirchenlieddichter Joachim<br />

Neander, eigentlich „Neumann“, aus Bremen, seit 1674 Lehrer der<br />

Lateinschule zu Düsseldorf. „Lobe den Herren, den mächtigen König“<br />

ist sein bekanntestes Lied, und vorstellen, immerhin, lässt es<br />

sich leicht, dass es ihm hier zugefallen ist. Man weiß nur nicht, ob<br />

er tatsächlich jemals hier gewesen ist.<br />

„Hier“ heißt natürlich nicht mehr – hier. Das Tal sah zu Neanders Tagen<br />

und noch vor 150 Jahren völlig anders aus als jetzt: Bis weit ins<br />

19. Jahrhundert hieß es sinnreich das „Gesteins“, eine höhlenreiche<br />

Felsenklamm, die sich der Fluss tief in den Kalk gegraben hatte, 800<br />

Meter lang und 50 Meter hoch, von Buchen und Gesträuch verstellt, Vorherige<br />

Ziel von Malern wie Autoren, oft „von Menschen wimmelnd“, wie Doppelseite:<br />

es 1843 hieß. Zur Schlucht hin öffneten sich Höhlungen. Sie wurden Wiedtal<br />

15


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Wisent im<br />

Wildpark<br />

„Wolfsschlucht“ oder „Löwengrube“, „Engels“- oder „Teufelskammer“<br />

genannt, die größte unter ihnen hieß „Neanderhöhle“, sechs Grotten<br />

beiderseits der Düssel, mit Tropfstein dekoriert. Hier fanden vielfach<br />

Feste statt, bei Regen suchte man den Schutz der Höhlen und freute<br />

sich am Echo der Gewitter wie am Lichterspiel der Blitze, bei schönem<br />

Wetter stieg man hoch auf den „Neanderstuhl“, eine Sitzgelegenheit<br />

im Fels, dem Tal und dem „Gesteins“ so sehr enthoben,<br />

dass man das weite Kalkland überblicken konnte.<br />

Das Industriezeitalter machte Schluss mit der Romantik. Die Eisenhütten<br />

der Umgebung fraßen Kalk wie Brötchen, und in wenigen Jahrzehnten<br />

war Neanders Tal zerstört, stehen blieb allein der „Rabenstein“<br />

– zumindest doch sein Sockel. An ihm ist heute eine Inschrift<br />

angebracht: „Zur Erinnerung an die Entdeckung des Neandertal-<br />

Menschen durch Prof. Dr. C. Fuhlrott, Elberfeld, im Sommer 1856“.<br />

Noch heute wird hier gegenüber Kalk gebrochen. Doch wie zur Wiedergutmachung<br />

taufte man das Tal flussaufwärts an der Düssel nun<br />

„Neandertal“. Und weil das noch vor Conrad Duden war, schreiben<br />

sie das Tal und den Neandertaler so wie damals mit „TH“ wie sonst<br />

nur noch den Thron, weil das der Kaiser so gewollt hat.<br />

Das Neanderthal mitsamt der Fundstelle am Rabenstein ist heute<br />

unser Ziel, dazu der schöne Neubau des Museums, das man dem<br />

16


Tour 1: Ins Neanderthal<br />

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ältesten bekannten Europäer 1996 eingerichtet hat. Doch vorerst<br />

kehren wir dem Höhepunkt den Rücken und wandern in das Tal, wo<br />

es noch immer schön und scheinbar unversehrt ist, Naturschutzgebiet<br />

seit 1921.<br />

Wir überqueren vorsichtig die „Talstraße“ und gehen gegenüber ins<br />

Neanderthal, wo vor dem Ausflugsrestaurant „Neanderhöhle“ der<br />

nach wie vor bekannteste „Nandertaler“ steht. Echt ist er nicht, aber<br />

vermutlich häufiger fotografiert als alle echten zusammen. Er stand<br />

einmal im Biergarten des Restaurants, jetzt steht er auf der Straße,<br />

mehr als halbnackt und ramponiert, und wirkt mit seinem Knotenstock,<br />

als wolle er uns auf der Tippeltour begleiten. Ein wenig schämt<br />

man sich wohl seiner mittlerweile, und so versichert eine Tafel treuherzig,<br />

die Figur von 1927 erhebe keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit.<br />

Hat jemals jemand „Wissenschaftlichkeit“ in einem Biergarten<br />

erwartet?<br />

Es geht vorbei an den „Neanderstuben“, vorbei am Parkplatz, und<br />

mit den Zeichen „X“ und Raute ins Neanderthal, vorüber an der großen<br />

Luftaufnahme mit Weg „N“. 250 Meter nach der Straße gabelt<br />

sich der Weg vor Haus 15. (Rechts führt das Sträßchen „Thekhaus“,<br />

Highlander<br />

17


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Neanderthal<br />

Museum<br />

schöne<br />

Blicke<br />

18<br />

ebenfalls mit Raute, an die S-Bahn-Haltestelle „Hochdahl“). Wir bleiben<br />

links, im Tal auf dem „Thekhauser Quall“, und erreichen nach<br />

200 Metern die heute so genannte „Steinzeitwerkstatt“ des Museums.<br />

Das war vor Jahren das Neanderthal Museum, und gerne hätte<br />

man wohl hier auch das neue Museum gebaut. Doch im Naturschutzgebiet<br />

kriegt nicht mal ein Neandertaler heute eine Baugenehmigung!<br />

So kam man auf den Platz des ruinösen Hotels „Lenzen“ an<br />

der Straße. Am 13. Juli 1995 war Grundsteinlegung, am 10. Oktober<br />

1996 wurde das neue „Neanderthal Museum“ eröffnet.<br />

Hier neben dem alten verlassen wir den breiten Weg im Tal und folgen<br />

rechts dem Hinweis „Rundweg Wildgehege“ und „S-Bahn Millrath“.<br />

Es geht auf schmalem Pfad („A 1“) im Wald hinauf, bald hoch<br />

auf dem Prallhang der Düssel mit schönen Blicken auf das weite Tal.<br />

Einmal steigt der Weg ein Stück hinab und quert mit uns die Kerbe<br />

eines Siefens mit einem Brückchen, dann erreichen wir erneut die<br />

Höhe, die hier paradoxerweise Hochdahl, also Hoch-Tal heißt. Hochdahl<br />

hieß einmal ein naher Hof auf einer Höhe im Unterschied zu<br />

einem anderen im Tal. Hier hielt die Eisenbahn schon 1847, und von<br />

der Bahnstation bezog der Ort, der bald hier wuchs, den Namen.


Tour 1: Ins Neanderthal<br />

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Am Ortsrand, wo es bei den letzten Gärten am Dreiweg einen Abstecher<br />

nach rechts zur Straße gibt, wenden wir uns links und wandern<br />

weiter auf der Grenze des Naturschutzgebiets mit „A 1“, am Rand<br />

der Höhe, uns zur Rechten Felder, links den Wald mit Hinweisen der<br />

Grundschule Kempen von 1996. Dann taucht vor uns ein Zaun auf,<br />

wie wir ihn in Deutschland seit 1989 gar nicht mehr vermuten, mit<br />

Stacheldraht an quergestellten Ypsilons gespannt: Wir haben hier<br />

das „Eiszeitliche Wildgehege“ im Neanderthal erreicht, das seit 1935<br />

den Genius Loci ein wenig Kolorit verleiht. Zwar nicht mit Mammut,<br />

Riesenhirsch und Säbelzahntiger, doch mit grauen Tarpanen, Wisenten<br />

und Auerochsen. Wir sehen alle drei, die grauen Wildpferde tief<br />

unter uns am Bach, die Wisente recht nah am Zaun, die Auerochsen<br />

später. Zu diesem allem kräht der Hahn der fernen Hofstatt Rehbock.<br />

Stets den Zaun zur Linken, folgen wir dem Weg um das Gehege, am<br />

Stall vorüber, bald auf der anderen Seite und auf den Waldrand zu.<br />

Hier treffen wir sie dann beim Grasen an, ein Rudel brauner, schwarzer<br />

Heckrinder der Art „bos taurus“, nicht wirklich Auerochsen von<br />

der Art „bos primigenius“, der Urform unser aller Hausrinder, wie der<br />

gelehrte Name sagt. Das Ur, der Auerochse oder „Proto-Ochse“, ist<br />

seit 1627 ausgestorben, als man in Polen ihre letzte Kuh getötet hatte.<br />

Die Wiedergänger mit den ähnlich weiten Hörnern haben dann<br />

die Brüder Heck seit 1934 in Hellabrunn und im Berliner Zoo zurückgezüchtet.<br />

Jetzt geben sie im Wald das Eiszeitvieh, seit BSE mit<br />

gelbem Knopf im Ohr.<br />

Nach wie vor am Zaun entlang, geht es im Wald über Tritte hinab,<br />

über den kleinen Rehbock-Bach hinweg und gleich wieder hinauf.<br />

Oben queren wir die flache Kuppe in der freien Flur, dann stehen wir<br />

vor einem Weg, der vor der nächsten Senke quer verläuft („N“). Ihm<br />

folgen wir nach links, auch hier am Zaun entlang, im Schwenk nach<br />

rechts und über Tritte und Kehren hinunter ins Neanderthal, das Tal<br />

der kleinen Düssel. An Kopfweiden vorüber, kreuzen wir die Aue und<br />

stoßen auf den Querweg vor der Böschung: Links ginge es schon<br />

zum Museum. Wir aber gehen rechts, geleitet von Andreaskreuz<br />

(„X“) und Raute, zwischen Wald und Weidegrund dem Fluss entgegen<br />

auf bequemem Weg.<br />

Der Weg steigt mählich an und gabelt sich auf seinem Scheitelpunkt:<br />

Hier böte der „A 3“ nach links ein schnelles Vorankommen, wir bleiben<br />

rechts und gelangen wieder näher an den Fluss. Es geht an ei-<br />

19


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Auf der Zeitachse<br />

zurück<br />

Hofstatt<br />

Holz<br />

20<br />

nem Kalkaufschluss vorüber, vorbei an einem Wasserfaden, der sich<br />

mächtig in den Grund gekerbt hat. An den Felsenlöchern kann man<br />

gut erkennen, wie flach die Krume ist, in der die hohen Buchen wurzeln.<br />

Bald steigt die Strecke wieder an und gabelt sich erneut: Hier<br />

verlassen wir den Fluss und auch den Weg mit Raute und Andreaskreuz<br />

und folgen links, und weiter steigend, nun den Rundwegen<br />

„A2“, „A 5“.<br />

Wieder auf dem Scheitelpunkt, verlassen wir den Weg und folgen<br />

links den Zeichen über eine Steintreppe hinauf, an die Hofstatt Holz<br />

heran, dann vor der Weide links, an Wohnhaus und Scheune vorüber<br />

und im Knick nach rechts, auf schmalem, gut markierten Pfad durch<br />

Hecken und Gesträuch („A 2“, „A 5“). Links steht hier Damwild auf<br />

der Weide, zur Rechten zottig rote Highland-Rinder, neben deren<br />

Wucht die Auerochsen wie zahme Milka-Kühe in Halbbitter wirken.<br />

Der Pfad über die flache Höhe bringt uns in den Wind der freien Flur.<br />

400 Meter weiter kreuzen wir am Hochspannungsmast den kleinen<br />

Fahrweg „Diepensiepen“ und folgen weiterhin dem Pfad „A 2“, vorbei<br />

an Stallungen und Wohnbauten aus grauem Kalk, ein wenig ab-


Tour 1: Ins Neanderthal<br />

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wärts über Tritte und links dann in der Böschung abwärts. Unter uns,<br />

am Fuß der Böschung, fließt hier der Mettmanner Bach, dessen Name<br />

wohl der „mittlere“ bedeutet, nämlich zwischen Düssel und Schwarzbach<br />

gelegen, wenn man von Mettmann aus schaut. Wir folgen<br />

seinem Lauf und gehen in der Böschung halbhoch links, an einem<br />

Hochwasser-Rückhaltebecken vorüber und fortan weiter mit „A 2“<br />

und mit Andreaskreuz („X“) des „Neandertalwegs“. Vorbei an einer<br />

Beauty-Farm und einem zweiten Damm im Tal, sehen wir zur Rechten<br />

bald ein Haus mit weitem roten Dach, das aussieht wie im<br />

Schwarzwald und tatsächlich auch so heißt: Noch ein Fossil im Neanderthal<br />

mit Live-Musik und dreimal Tanztee in der Woche.<br />

Dann erblicken wir den Kahnweiher, die bunte Minigolfanlage und<br />

den Spielplatz. Wir überqueren hier die Düssel, in die sich rechts der<br />

Mettmanner Bach ergibt, kommen an einer Ahnenreihe rostiger Neandertaler<br />

vorüber, die zu dem Kunstweg „MenschenSpuren“ gehören,<br />

erneut am „Homo Biergartensis“ von 1927 in seiner ganzen Unwissenschaftlichkeit.<br />

Der Wissenschaftlichkeit ist ganz und gar, und vierfach preisgekrönt<br />

dazu, das imponierende Oval des Museums geweiht, das gegenüber<br />

gläserngrünlich schimmert wie eine alte Limonadenflasche. Zwar hat<br />

der echte, einzige Neandertaler seine Knochen seit 1877 im Rheinischen<br />

Landesmuseum zu Bonn zur letzten Ruhe ausgestreckt, dafür<br />

aber haben sie ihm hier ein bauliches Denkmal gesetzt, das mehr<br />

erzählt als die Geschichte dieser Knochen: die Geschichte der menschlichen<br />

Evolution. Vom Vorzeit-Paar, das in damals noch unproblematischer<br />

Rollenverteilung Ziegen jagte und Beeren sammelte, bis hin<br />

zum „Global resident“ ist hier die Geschichte der Menschheit als<br />

Spiralparcours gebildet – mittendrin – als Homo sapiens sapiens –<br />

der „Museumsbesucher“.<br />

Alles an dem hochmodernen Bau ist zeichenhaft. Seine Form ist die<br />

Spirale als Sinnbild unserer Entwicklung, und noch die Cafeteria verzichtet<br />

nicht auf tiefere Bedeutung: Sie öffnet sich mit einem Blick<br />

in Richtung auf die Fundstelle, unser nächstes Ziel.<br />

Links neben dem Museum, wenn wir von der Straße auf den Eingang<br />

blicken, nehmen wir die Fährte auf zu jenem Ort, mit dem hier<br />

1856 alles angefangen hat. Das erste Steinkreuz neben dem Museum<br />

markiert den Eingang ins „Gesteins“, von dem fast 150 Jahre lang<br />

schon nichts zu sehen ist. Wir unterqueren mit dem Weg die Straßenbrücke,<br />

passieren den kleinen Busparkplatz und erreichen gleich<br />

Menschen-<br />

Spuren<br />

21


Rabenstein<br />

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22<br />

darauf den Rabenstein. Hier beginnt die so genannte „Zeitachse“,<br />

im Boden ausgelegt, 200 Meter lang, die mitten durch den leidlich<br />

wiederhergestellten Fundort führt bis in die Gegenwart. Da endlich<br />

können wir sagen, frei nach Christa Wolfs „Kassandra“: „Hier war es,<br />

hier lag er.“ – Der eigentliche Fundort lag genau genommen etwa<br />

20 Meter höher, deshalb stehen stilisierte steinerne Liegen hier, auf<br />

denen man in Rückenlage sich die Feldhofer Grotte vorstellen kann,<br />

ehe sie abgetragen wurde: Hier war es, wo im August des Jahres 1856<br />

Arbeiter beim Kalksteinbrechen 16 Knöchelchen und Knochen fanden,<br />

die Überreste eines „Höhlenbären“, wie sie dachten. In Elberfeld<br />

gab es den Realschullehrer und Hobbyforscher Fuhlrott, dem<br />

zeigten sie die Knochen. Fuhlrott tippte gleich auf menschliche Gebeine<br />

und äußerte die Vermutung, dass man hier auf Überreste einer<br />

älteren, primitiveren Menschenform gestoßen sei.<br />

Lange Jahre war es gar nicht ausgemacht, ob sich der kleine Realschullehrer<br />

mit dieser gewichtigen These nicht überhoben hatte. Er<br />

wurde von den größten Koryphäen angegriffen, die Knochen auf<br />

vielerlei Weise erklärt. Heute wissen wir, dass Fuhlrott mit der<br />

Annahme seines „Neandertalers“ recht hatte, aber damals sprach<br />

wohl alles, und vor allem: sprachen alle gegen ihn. Der große<br />

Virchow beispielsweise schaute sich die Knochen durch die<br />

Pathologenbrille an und fand, sie seien die eines Menschen, der als<br />

Kind an Rachitis gelitten habe. Solche Kinder kannte er. Auch<br />

Richard Wagner tippte mit und tippte gleich auf einen Holländer,<br />

womöglich einen fliegenden? Für andere galt zwingend, dass es sich<br />

bei dem Fund um einen Kosaken handeln musste, der sich 1813 in<br />

den Befreiungskriegen in der Höhle verkrochen hatte. Schließlich<br />

weiß und wusste jedermann, dass der Kosak an sich als Reiter, also<br />

säbelbeinig, auf die Welt zu kommen pflegt. Alles in allem war es so<br />

ähnlich wie beim Mann vom Similaun, gemeinhin Ötzi genannt.<br />

Aber Fuhlrott behielt Recht, andere Knochenfunde stützten seine<br />

Theorie, der Homo neanderthalensis King war – wenn nicht geboren<br />

– so doch getauft. „King“ hieß er nach dem irischen Forscher William<br />

King, der den Fund 1864 als neue Spezies klassifizierte. Inzwischen<br />

ist der Neandertaler den Paläontologen bestens bekannt, von<br />

keinem Hominiden gibt es mehr fossile Knochen. Und wenn er auch,<br />

wie man seit gentechnischen Untersuchungen im Jahre 1997 weiß,<br />

mit uns so gut wie nicht verwandt ist, bleibt er doch als Fall bestaunenswert.


Tour 1: Ins Neanderthal<br />

<strong>Leseprobe</strong> | Copyright J.P. Bachem Verlag<br />

L 357<br />

Fundort<br />

Da mochte es wie die Belohnung für den Neubau des Museums wirken,<br />

als zwei Forscher schon im Jahr darauf bei zielstrebigen Grabungen<br />

noch einmal 50 Knochen oder Knöchelchen entdeckten. Der<br />

größte war ein Oberarm, ein Oberarm zu viel, gewissermaßen, denn<br />

der Neandertaler im Museum hatte längst schon zwei. Was hätten<br />

wohl die Koryphäen des Jahres 1856 spekuliert? Ein Wesen mit drei<br />

Armen? Jetzt nahm man es als Hinweis auf ein zweites Individuum<br />

am Ort. Der größte Fund indes war kleiner, ein unscheinbarer Jochbogen,<br />

der wie bestellt als „missing link“ in das Skelett von 1856<br />

passte: Gut 140 Jahre nach dem Homoniden-Fund hatte man mit<br />

letzter Sicherheit auch seine Fundstelle gefunden!<br />

Sie machte ihrem Namen Ehre und gab fünf Jahre später noch einmal<br />

zwei Zähne frei, um die 40.000 Jahre alt. Das war eine gute<br />

Nachricht. Die schlechte: Beide gingen dem Museum wieder aus<br />

durch schnöden Diebstahl Ende März 2004. Man sprach von „Weltkulturerbe“<br />

und einem Marktwert nahe Null. Das rührte den Dieben<br />

vermutlich das Herz: Tage später lagen beide Zähne wieder, in einem<br />

braunen Briefumschlag verpackt, im Briefkasten von „Talstraße 300“,<br />

dem Museum.<br />

Zur Gathen<br />

Kalkstein<br />

Neanderthal<br />

Museum<br />

L 403<br />

Neanderhöhe<br />

Start/Ziel<br />

Thekhaus<br />

Bf.<br />

Latthahn<br />

Neanderthal<br />

Wildgehege<br />

Düssel<br />

Butzberg<br />

Holz<br />

Bf.<br />

400<br />

1 km<br />

Hochdahl<br />

L 357<br />

300<br />

200<br />

100<br />

m<br />

0<br />

Holz<br />

0<br />

km<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />

23


Der Autor:<br />

Michael Bengel / Peter Squentz<br />

<strong>Leseprobe</strong> | Copyright J.P. Bachem Verlag<br />

1946 geboren, arbeitet seit seinem Studium als Publizist in Köln.<br />

Unter seinen Buchveröffentlichungen nehmen die „Tippeltouren“<br />

(unter seinem Pseudonym Peter Squentz) nach Zahl und Leser -<br />

zuspruch eine Sonderstellung ein. Für sie vor allem wurde er 1997<br />

mit dem „KölnLiteraturpreis“ geehrt. 1996 erhielt er für sei ne<br />

Reise geschichten in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und<br />

anderswo den höchsten schottischen Medienpreis, den „Scottish<br />

Thistle Award“. 2006 war er nominiert für den „Rhei ni schen<br />

Literaturpreis“.<br />

ISBN 978-3-7616-2559-0<br />

5., aktualisierte Auflage<br />

ISBN 978-3-7616-1497-6<br />

4., aktualisierte Auflage<br />

ISBN 978-3-7616-2048-9<br />

2., aktualisierte Auflage<br />

Peter Squentz<br />

Köln<br />

Rund um<br />

TIPPEL<br />

TOUREN<br />

ISBN 978-3-7616-2374-9<br />

25 leichte Wanderungen<br />

rechts und links des Rheins<br />

ISBN 978-3-7616-2420-3

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