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Elektronik Informationen - WL Gore & Associates, Inc.

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LED-TECHNIK<br />

Gehäusebelüftung<br />

WIE INTELLIGENTE DICHTUNGEN DIE LEUCHTEN-LEBENSDAUER VERLÄNGERN<br />

Auch Gehäuse<br />

brauchen ihren Ausgleich<br />

Im Außeneinsatz müssen<br />

LED-Leuchten verschiedenen<br />

Umwelteinflüssen<br />

trotzen. Hilfreich ist dabei<br />

eine intelligente Abdichtung:<br />

Sie verhindert<br />

einer seits, dass Schmutz<br />

und Wasser eindringen;<br />

anderer seits stellt sie<br />

einen Druckausgleich in<br />

beide Richtungen her.<br />

Moderne Belüftungssysteme<br />

können beides<br />

und verlängern so das<br />

Leben der LED-Leuchten.<br />

52 EL-info <strong>Elektronik</strong> <strong>Informationen</strong> 10 | 2013


Gehäusebelüftung<br />

LED-TECHNIK<br />

1<br />

BEISPIELRECHNUNG<br />

2<br />

PRAXISTEST<br />

Bild 1. Druckänderung in einem Gehäuse mit<br />

5 l freiem Volumen bei einem Temperaturabfall<br />

von 65 auf 15 °C innerhalb von 11 min<br />

<br />

WISSENSWERT<br />

GARY CHAN<br />

HENNING VON LEPEL<br />

Herkömmliche Leuchtstoffröhren<br />

und Energiesparlampen müssen<br />

immer häufiger LED-bestückten<br />

Leuchten weichen. Denn diese überdauern<br />

bis zu 100.000 Betriebsstunden, sind<br />

äußerst zuverlässig und umweltfreundlich.<br />

Eine Voraussetzung dafür ist jedoch,<br />

dass die Gehäuse ausreichend stabil gebaut<br />

sind und schädigende Einflüsse von<br />

der <strong>Elektronik</strong> fernhalten. Daher werden<br />

sie gegen Schmutz und Wasser abgedichtet.<br />

Doch im Freien führen Temperaturschwankungen<br />

zu ständig wechselnden<br />

Luftdruckunterschieden zwischen dem<br />

Leuchtengehäuse und seiner Umgebung,<br />

sodass die Dichtungen immer wieder<br />

Belüftung im Langzeittest. Die längere Lebensdauer belüfteter Außenleuchten<br />

belegt ein Test, der in einem Zeitraum von fünf Jahren im Freiland südlich von<br />

München vorgenommen wurde (siehe Online-Service am Artikelende). Dieser<br />

verglich fünf Proben (Bild 5): zwei ohne Belüftung, eine mit Belüftung an der Seite,<br />

eine mit Belüftung oben sowie eine mit zwei Belüftungen oben und an der Seite.<br />

Es zeigte sich, dass bei den unbelüfteten Proben der Luftdruckunterschied innen<br />

und außen jeweils von -150 mbar bis 131 beziehungsweise 147 mbar reichte.<br />

Zudem wurde deutliches Kondenswasser festgestellt. Ist die Belüftung oben<br />

angebracht, reduzieren sich die Maximalwerte auf ±40 mbar, mit Belüftung an der<br />

Seite auf ±30 mbar und bei zwei Belüftungen sogar auf ±4 mbar. Außerdem konnte<br />

keine Kondensation festgestellt werden, ebenso wenig ein Eintritt von Wasser<br />

oder Staub. Weitere Tests zeigten, dass die Belüftungen auch nach fünf Jahren<br />

im Außeneinsatz<br />

noch voll<br />

funktionsfähig<br />

waren.<br />

Bild 2. Druckverlauf bei einem belüfteten und einem unbelüfteten<br />

Gehäuse (1 psi ≈ 68,9 mbar)<br />

heraus- oder hineingedrückt werden.<br />

Eine Belastung, die häufig die Dichtungen<br />

schädigt. Mit der Zeit dringen dann<br />

Schmutz oder Wasser in das Gehäuse ein,<br />

was zu Korrosion, Kurzschlüssen und Fehlern<br />

in der <strong>Elektronik</strong> führt. Zudem kann<br />

Kondenswasser an der Innenseite des<br />

Leuchtenglases die Lichtqualität beeinträchtigen.<br />

Viele Ursachen, eine Wirkung<br />

Ein häufiger Grund für Luftdruckunterschiede<br />

sind Änderungen der Außentemperatur.<br />

Diese entstehen unter Umständen<br />

sehr schnell, etwa durch ein heftiges<br />

Gewitter nach einem heißen Sommertag.<br />

Aber auch kontinuierliche Änderungen im<br />

Tagesverlauf oder sogar während eines<br />

Jahres beaufschlagen die Dichtungen mit<br />

erheblichen Spannungen. Zudem heizt<br />

sich bei direkter Sonneneinstrahlung die<br />

Luft innerhalb der LED-Leuchte oft stark<br />

auf, und der höhere Luftdruck drückt die<br />

Dichtungen nach außen. Fällt nachts die<br />

Temperatur wieder, komprimiert die Innenluft<br />

und erzeugt ein schwaches Vakuum.<br />

Dementsprechend wird die Dichtung<br />

nach innen gezogen. Ein schneller Temperatursturz<br />

erzeugt in der Leuchte einen<br />

Druckabfall um bis zu 150 mbar (Bild 1).<br />

Eine weitere Ursache sind wechselnde<br />

Innentemperaturen der Leuchten.<br />

LEDs werden zwar nicht so warm wie<br />

Glühbirnen, doch das An- und Abschalten<br />

erzeugt beträchtliche Temperaturschwan-<br />

<br />

KONTAKT<br />

Langzeitstudie<br />

zu Luftdruckunterschieden<br />

in <strong>Elektronik</strong>gehäusen<br />

W. L. <strong>Gore</strong> & <strong>Associates</strong> GmbH,<br />

85640 Putzbrunn,<br />

Tel. 089 4612-2211,<br />

Fax 089 4612-2302,<br />

www.gore.com/protectivevents<br />

EL-info <strong>Elektronik</strong> <strong>Informationen</strong> 10 | 2013 53


LED-TECHNIK<br />

Gehäusebelüftung<br />

3<br />

VERGLEICH RELATIVER LUFTFEUCHTIGKEITEN<br />

Bild 3. Das unbelüftete Gehäuse zeigt eine relative Luftfeuchte von 100 Prozent,<br />

was auf Kondensation hinweist<br />

<br />

DIE AUTOREN<br />

GARY CHAN und HENNING VON LEPEL<br />

sind Applikationsingenieure bei<br />

W. L. <strong>Gore</strong> & <strong>Associates</strong>.<br />

kungen. Diese sind direkt nach dem<br />

Schaltvorgang am stärksten, sodass häufiges<br />

An- und Abschalten nicht nur für die<br />

<strong>Elektronik</strong>, sondern auch für die Dichtungen<br />

die größte Beanspruchung darstellt.<br />

Völlig unterschätzt werden Höhendifferenzen.<br />

Zwar spielt es keine Rolle,<br />

ob eine LED-Leuchte am Dach eines Gebäudes<br />

oder im Garten installiert ist. Doch<br />

zunächst muss sie an ihren Einsatzort<br />

transportiert werden. Aufgrund der weltweit<br />

verteilten Produktionsstätten erfolgt<br />

der Versand heute vom Hersteller zum<br />

Distributor oft per Flugzeug – häufig sogar<br />

über mehrere Zwischendistanzen. So<br />

sind LED-Leuchten einem Luftdruckunterschied<br />

zwischen etwas über 1000 mbar<br />

am Boden und 800 bis 850 mbar Kabinendruck<br />

in der Luft ausgesetzt.<br />

Eine häufige Quelle für Luftdruckunterschiede<br />

ist auch der thermische<br />

Schock: Dieser tritt ein, wenn beispielsweise<br />

eine heiße LED-Außenleuchte mit<br />

kaltem Wasser aus einem Gartenschlauch<br />

bespritzt oder<br />

eine kalte<br />

4<br />

Leuchte mit heißem Wasser abgewaschen<br />

wird. Ein Auslöser kann ebenso<br />

Schnee sein, der auf eine Leuchte fällt.<br />

Druckausgleich und Schutz<br />

vor Wasser und Schmutz<br />

5<br />

LANGZEITSTUDIE<br />

Die Herausforderung, den Luftdruck innerhalb<br />

der Leuchte konstant zu halten, liegt<br />

in der Gewährleistung eines freien Luftflusses<br />

einerseits und der Abschottung<br />

vor Wasser und Schmutz andereseits.<br />

Labyrinthdichtungen kommen hier nicht<br />

in Frage, da sie komplett durchlässig sind.<br />

Eine hermetische Abschottung durch<br />

robustere Dichtungen, zusätzliche Gehäuseschrauben,<br />

dickere Gehäuse oder<br />

Vergusswerkstoffe erfordert jedoch völlig<br />

undurchlässige Materialen – also den Verzicht<br />

auf Kunststoff – und ist inakzeptabel<br />

teuer. Dazu kommen erhöhtes Gewicht<br />

und der Nachteil, dass Gehäuse bei Unterdruck<br />

kaum zu öffnen sind.<br />

Als Alternativen sind die Installation<br />

von Filzelementen, gesinterte Belüftungselemente<br />

oder mechanische Ventile in<br />

der Diskussion. Die beiden erstgenannten<br />

Möglichkeiten gleichen zwar den<br />

Luftdruck aus; hier besteht aber die Gefahr<br />

einer Verstopfung mit Wasser und<br />

Schmutz. Das mechanische Ventil funktioniert<br />

dagegen nur in eine Richtung,<br />

nämlich von innen nach außen, und kann<br />

daher kein Vakuum verhindern.<br />

Eine Lösung hat <strong>Gore</strong> entwickelt: ein<br />

Belüftungselement aus expandiertem<br />

Poly tetrafluoroethylen (ePTFE). Dabei<br />

gleicht eine in beide Richtungen durchlässige<br />

Membran kontinuierlich den Luftdruck<br />

im Leuchtengehäuse aus, während<br />

sie Wasser und Schmutz abhält. Die<br />

mikro poröse Membran kann ölabweisend<br />

beschichtet werden. Die Mikro struktur<br />

von ePTFE aus Fibrillen, Knoten und<br />

Poren ist offen genug, um Gasmoleküle<br />

und Dampf durchzulassen. Aber die Öffnungen<br />

sind wiederum so winzig, dass<br />

Flüssigkeiten oder andere Kleinstpartikel<br />

zurückgehalten werden.<br />

Ein unter Umständen wichtiger Effekt<br />

ist dabei die Ablüftung von Schwefelwasser<br />

stoff. Dieser wird vor allem von<br />

kostengünstigen EPDM-Dichtungen ausgestoßen,<br />

die mittels Schwefelvernetzung<br />

hergestellt und bei denen im Vulkanisationsvorgang<br />

nicht alle Schwefel-<br />

Bild 4.<br />

Außenleuchte<br />

mit<br />

Kondensation<br />

Bild 5. Luftdruckunterschiede in <strong>Elektronik</strong>gehäusen:<br />

Über fünf Jahre wurden die<br />

Druck unterschiede in fünf unterschiedlich<br />

belüfteten Gehäusen aufgezeichnet<br />

54<br />

EL-info <strong>Elektronik</strong> <strong>Informationen</strong> 10 | 2013


Gehäusebelüftung<br />

LED-TECHNIK<br />

<br />

FAZIT<br />

Schutz plus Ausgleich. Druckunterschiede können Gehäusedichtungen schädigen.<br />

Bleibt diese Tatsache in der Konstruktion von LED-Leuchten unberücksichtigt, kann<br />

dies die Lebensdauer von LEDs, Treibern und anderen <strong>Elektronik</strong>teilen verkürzen.<br />

Wassereintritt durch beschädigte Dichtungen kann auch zu Kondensation auf<br />

Linsen und Reflektoren führen, welche die Lichtqualität und Ästhetik beeinträchtigt.<br />

Ein IPX5-Test beweist, dass die Einführung einer ePTFE- Belüftung in das Gehäuse<br />

den Luftdruck<br />

ausgleicht, indem<br />

sie einen kontinuierlichen<br />

Luftstrom<br />

in beide Richtungen<br />

erlaubt und dabei<br />

das Eindringen von<br />

Wasser verhindert.<br />

Auch Wasserdampf<br />

kann aus der Leuchte<br />

entweichen,<br />

bevor er kondensieren<br />

kann.<br />

Die ePTFE-Belüftung<br />

gleicht den Luftdruck<br />

im Gehäuse aus und<br />

verhindert das Eindringen<br />

von Wasser<br />

sowie die Entstehung<br />

von Kondens wasser<br />

atome gebunden wurden. Aber auch<br />

schwefelvernetztes NBR (Acrylnitril-<br />

Butadien-Kautschuk) oder andere Schwefel<br />

enthaltende Komponenten können<br />

Schwefelwasserstoff abgeben. Dieser<br />

führt zur Korrosion von Leuchtenteilen<br />

wie den versilberten Leadframes, womit<br />

die elektrischen Kontakte mit dem<br />

Wire-Bond oder Die-Bond zerstört<br />

werden.<br />

Umfassende Praxistests bestanden<br />

Der Druckausgleich mithilfe einer ePFTE-<br />

Belüftung verringert die Gefahr von<br />

Konden swasser auf Linsen sowie Reflektoren<br />

und erhöht die Lebensdauer der<br />

Dichtungen. Dies hat ein ausführ licher Vergleichstest<br />

mit zwei kommerziell erhältlichen<br />

LED-Lampen (eine mit herkömmlicher<br />

Dichtung und eine mit zusätzlicher<br />

ePFTE-Belüftung) gezeigt. Bei diesem<br />

Test wurde das Belüftungselement so<br />

ausgelegt, dass eine Druck differenz von<br />

±34 mbar nicht überschritten wird. Dies<br />

stellt sicher, dass die Dichtung nicht<br />

durch andauernde Über- beziehungs weise<br />

Unter drucke beschädigt wird.<br />

Obwohl das An- und Abschalten in<br />

beiden Leuchten Temperaturunterschiede<br />

erzeugt, ist der Druck auf die Dichtungen<br />

sehr unterschiedlich (Bild 2). Während<br />

die Druckdifferenz bei der abgedichteten<br />

Leuchte 6,2 mbar nach dem Anschalten<br />

und -6,9 mbar nach dem Abschalten beträgt,<br />

sind es bei der belüfteten Version<br />

nur ±0,69 mbar.<br />

Der Vergleich der relativen Luftfeuchtigkeit<br />

innerhalb der LED-Leuchten nach<br />

einem standardisierten IPX5-Wassereintrittstest<br />

zeigt die Bedeutung der<br />

Druckunterschiede (Bilder 3 und 4). So<br />

war die relative Luftfeuchte in der abgedichteten<br />

Leuchte deutlich höher als in<br />

der belüfteten. Bei ersterer betrug sie<br />

innerhalb von zehn Tagen nahezu immer<br />

rund 100 Prozent. Dies deutet darauf hin,<br />

dass im Test Kondenswasser entstanden<br />

und in der Leuchte verblieben ist. Obwohl<br />

auch in der belüfteten Leuchte die relative<br />

Luftfeuchte direkt nach dem Test stieg,<br />

sank sie danach schnell wieder, und es<br />

gab keinen Hinweis auf Kondenswasser.<br />

(ml)<br />

ONLINE-SERVICE<br />

Langzeitstudie: „Life Time Study of<br />

<strong>Gore</strong> Protective Vents Installed in<br />

Enclosures in Outdoor Environments“<br />

www.EL-info.de 865401<br />

EL-info <strong>Elektronik</strong> <strong>Informationen</strong> 10 | 2013

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