Braunschweigisches Jahrbuch 49.1968 - Digitale Bibliothek ...
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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />
http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519<br />
versprochen. Du wirst aber solchen Fals gegen der Geheimbten und anderen Rähte<br />
Widerspruch deine Autorität ebenmäßig handhaben, das Collegium nicht unter<br />
deren, sondern deiner eigene Direction ziehen, kein Geld spahren, denen frembden<br />
Commercianten und anderen, so dem Publico zum Besten etwas nützliches erfinden,<br />
Belohnungen und Freiheiten ertheilen: Ihnen Häuser bauen, oder Bau-Materialien<br />
schenken, auch sonst, zu Errichtung der Manufacturen und Fabriquen considerable<br />
Vorschüsse thun; [54] folglich die erste Anlage nicht ansehen müssen, wo du anders<br />
eine gesegnete Erndte davon hoffen und genießen wilt. Dann eben hierin steckt der<br />
Knote, [gestridten: ein Geheimnis davon zu machen; Ausser diesen braucht es vorerst,<br />
damit mann nicht] warum mein Bruder abwendig gemacht wurde, die Refugies,<br />
deren ich fast an die 2000 Familien aus Frankreich durch den Banquier BarteIs<br />
gezogen, aufzunehmen 69): Und weistu selb~t, was damahlen auf allen CantzeIn für<br />
ein Geschrei gegen die Calvinischen gemachet wurde. Sonsten ist mir auch ein artiges<br />
Project, zu Anlegung einer Leihe-Banq in Braunschweig übergeben, welches der<br />
Baron Imhoff hat, und denen Bedienten zum Besten eingerichtet worden. [55] Dasselbige<br />
gehet kürtzlich dahin, daß ein jeder, der ein Civil- oder Militair charge bat,<br />
den rotnl Theyll von seiner Gage, ro 'lahr nach einander, gegen ein Brevet de retenue<br />
stchen lassen, darauf aber, so lange er lebet, oder in solcher Bedienung stehen bleibet,<br />
keine In tressen ziehen, nach seinem Tode oder avancement aber, von dem Successore<br />
in officio gegen ein gleichmässiges Brevet de retenue, ihm oder seinen Erben,<br />
das Capital aus der Banque hingegen, dasjenige was inmittelst pro rata darauf<br />
gewonnen worden, wieder gezahlet werden soll. Wann jemahlen ein Project mir<br />
wollgefallen: So ist es gewiß dieses; dann zu geschweigen, das man da- [56] durch<br />
ein immerwährendes Capital, womit die Commercia und Manufacturen in trefflichen<br />
Flor zu bringen und ein Ansehnliches zu gewinnen stehet, erlanget, denen Bedienten<br />
aber ein guter Noth-Pfennig gesamlet werden kann: So führet dasselbe noch so viel<br />
andere Nutzbarkeiten für das gantze Land mit sich, daß ich nicht unterlassen kann,<br />
dasselbe auf alle Weise zu introduciren, dir bestens zu empfehlen.<br />
Wie nicht weniger dasjenige, wovon in letzter Messe, im Geheimbten Raht,<br />
wegen Annehmung einiger geschickten Leute, so die 'Jugend in der Mathematic<br />
auch Mahler- und Zeichen-Kunst, gratis anzuweisen gesprochen wurde. Es sind<br />
solches heutiges Tages, denen Officiers, auch allen Künstlern und theils Handwerkern,<br />
wo sie sonst was tüchtiges praestiren sollen, fast unentbehrliche Wissen<br />
I57] schaften 70). Und die Praebendarii beim Stift St. Blasii 71) können, wann man<br />
") Die Zahl ist stark übertrieben. Vgl. Be u 1 e k e, Wilhelm: Die Hugenottengemeinde<br />
Braunschweig I-lU. In: Braunsmweigisches <strong>Jahrbuch</strong> 41, 1961, 99-124; 43, 1961, 102-130;<br />
44. 1963, 85-118•<br />
'10) Ober die Situation des Künstlers sagt Wendhausen, Pia Desideria, S.13/24: "Der<br />
Bürger 'Wird arm; 'Weil die Theurung die Nahrung sperret .•• Der Künstler aber gar zugrunde<br />
gehen mup, 'Weil ein jeder sich emsdJränket, und 'Wenige sind, die ihm die Zeit<br />
bezahlen, so er bei Verfertigung seiner Arbeit zugebracht; weswegen dann auch so wenig<br />
fremde Familien sich anhero, und hingegen so viel Einheimische, 'Worunter fast mehrentbeils<br />
unsere besten ouvriers sind, andeT'Warts hinziehen, zum unersetzlichen Schaden des Publici."<br />
11) Das Chorherrenstift blieb auch in protestantismer Zeit erhalten, die Präbenden<br />
wurden an verdiente Staatsdiener vergeben.<br />
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